Weekly Fiction - Diskussionsthread

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Ich muss zugeben, ich bin nicht sonderlich erfahren mit L5R-Geschichten; wahrscheinlich begehe ich viele Fehler, wenn ich versuche, eine Meinung dazu zu formulieren.
Offenbar richtet sich die Geschichte an Einsteiger im Setting. Die Handlung ist erst einmal recht simpel und leicht verständlich, was es einfacher macht, sich erst einmal auf die doch recht zahlreichen Protagonisten zu konzentrieren.
Dabei sind die Vertreter der verschiedenen Klans gleichsam Abziehbilder der jeweils klantypischen Eigenschaften, was mir persönlich zwar nicht so gefallen hat, aber vielleicht notwendig ist, um Neulinge mit den Themen und Rollen der verschiedenen Klans vertraut zu machen.
Man erlebt gleich den Vertreter des Klans in seiner typischen Rolle und kann sogar hier und da Inspiration für das eigene Rollenspiel ziehen. Innerhalb der Geschichte wirkt es zwar meiner Meinung nach etwas deplatziert, aber der Hinweis auf die Affinität zum Mysteriösen, die einen Drachen auszeichnet, ist so ein gutes Beispiel für eine gelungene Rollenspieläußerung, wo sich ein Spielercharakter auf die Eigenheiten eines anderen bezieht, um Konversation mit einem Außenstehenden zu betreiben.
Die Dialoge fand ich gut und flüssig geschrieben, die Sprache sehr einfach und gut zu lesen. Was mich ein wenig störte, waren einige Wortwiederholungen in den inquit-Teilen.
Problematischer fand ich, persönlich, dass einiges an den Wertvorstellungen mir zu westlich erschien. Allein die ermüdenden Diskussionen über Vertrauen, die vollkommen irre sind, wenn man bedenkt, wo und in welcher Gesellschaft sich die Protagonisten befinden, die sich die Muße nehmen, darüber zu debattieren.
Es ist natürlich Ansichtssache, aber ich finde dieses Vertrauenserede vis-à-vis eines Ronins oder eines Skorpions total absurd, und jeder Samurai, der das dergestalt thematisierte, würde sich in meinen Augen lächerlich machen. Womöglich sehe ich das falsch oder unangemessen und werde gerne berichtigt, wenn es Einwände dagegen gibt.
Und: warum gibt die Erzählung dem Mantis so stark recht? Er scheint mir der heimliche Held zu sein, obwohl ich es schwierig finde, sein Verhalten als prototypisch für gutes Rollenspiel in Rokugan beispielhaft vorzuführen.
Kurz: ein netter, harmloser Read, der aufgrund der starken Klischeeverhaftetheit, was die Klanrollen angeht, niemals überraschen kann und das wohl auch nicht will. Immerhin hat die kurze Mär ein viel zu großes Personal zu bewältigen. Da aber auch die Konflikte innerhalb der Geschichte bestenfalls "vertraut" wirken, ist zumindest meine Spannung nicht in Sonderheit erregt worden.
 
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Argot, versuche bloß nicht, eine solche Komplettanalyse bei jeder Fiction anzubringen. Das bringt dich bloß in Teufels Kräutergarten. Und dann stehste da, als Gartenzwerg aus Wachs und verstehst die Welt nicht mehr. :D

Aber ja, die "Gempukku Gang", wie sie von ihren Kritikern gerne genannt wird, wurde wohl mit dem Hintergedanken geschaffen, Neueinsteigern etwas zu bieten, woran man sich orientieren kann. Für mich als alten Hasen hat das am Anfang ebenfalls gut geklappt, weil ich mich dann auf neue Figuren konzentrieren konnte, anstatt alte und ausgelutschte Charaktere beobachten zu müssen, die ganz und gar nicht an die Coolness der noch älteren und ewig rockenden Persönlichkeiten heranreichten.

Ich klammere mich ja immer noch etwas an die GGs, aber da die Storyline für mich ganz generell eh vor Jahren bereits eher zu DSDS verkommen ist, bin ich selbst da mittlerweile überkritisch geworden.

Der letzte Big Bang, den die Über-Story dank freundlicher Unterstützung der Kartenspieler Votings legitimiert in die Wege geleitet hat und der nun durch ungeplante Kartenverpackung frühzeitig die Community schockt hat mir dahingehend auch wieder gezeigt, dass ich einfach bloß noch altes Eisen bin, dass sein Empire verloren geben muss.
 
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Der letzte Big Bang, den die Über-Story dank freundlicher Unterstützung der Kartenspieler Votings legitimiert in die Wege geleitet hat und der nun durch ungeplante Kartenverpackung frühzeitig die Community schockt hat mir dahingehend auch wieder gezeigt, dass ich einfach bloß noch altes Eisen bin, dass sein Empire verloren geben muss.
Da ich mich nie um den Metaplot gekümmert habe: was genau ist denn dieser Big Bang?
Ich habe mir damals, im Jahr 2001, die 2te Edition gekauft, das waren meine ersten L5R-Bücher. Beim Lesen fand ich schon die Clan Wars doof und schraubte die Welt auf 1st Edition-Niveau zurück, um darin spielen wollen zu können. Ich würde auch nie diesen doofen Geschichten hinterherhecheln, die da vertrieben werden, ich kenne sie noch von früher ausschnittsweise und finde das nicht rollenspieltauglich, was da verbreitet wird.

Eine Anmerkung noch zum Text: ich verstehe oft nicht, warum Charaktere so reagieren, wie sie reagieren.
Warum dulden es Samurai, dass ein Ronin eine Nachricht der Götter erhält - über sie - und sie selbst nicht?
Warum lässt der Kranich alles mit sich machen?
Warum lässt man Nachts Fremde in die eigenen 4 Wände?
Und wie bereits gesagt... das Reden über Vertrauen verstehe ich nicht. In einer feudalen Gesellschaft spielt Vertrauen keine Rolle, die ist eine Erfindung einer Gesellschaftsordnung, in der es keine Ehre mehr gibt, die als Konzpt funktioniert. Angemessene Fragen sind doch eher: ist er ehrenhaft? Hat sein Wort Gewicht? Und die Fragen beanworten sich von ganz alleine. - Zumindest ist das mein Verständnis von Rokugan immer gewesen, und ich finde es schade, dass - in meinen Augen - ein Einführungsabenteuer spezifisch rokuganisches Denken nicht zu vermitteln gewillt ist. Überhaupt kann ich an Informationen fürs eigene Spielen nur Klanklischees ziehen, sonderlich reich werden mir Gebräuche und Denkungsarten innerhalb der Welt nicht nahegebracht.
 
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Die Story ist gar kein Einführungsabenteuer, argot. Die Figuren sind mal Einführungsfiguren gewesen, aber Einführungsabenteuer gibt's irgendwie schon lange nicht mehr. Und versuch' bloß nicht, mit feudal-japanischer Logik an die Geschichten ranzugehen. L5R ist mittlerweile bloß noch ein Animè Setting, kein ernst zunehmendes Samurai Setting mehr.

Da ich mich nie um den Metaplot gekümmert habe: was genau ist denn dieser Big Bang?

Es gab' eine Wahl, bei welcher die Community entscheiden konnte, welcher Clan Champion von der momentan in Rokugan grassierenden Zombieplage dahingerafft und als Untoter wieder auferstehen wird. Das die Wahl auf den Scorpion Champion gefallen ist, könnte man alleine schon als Ironie so stehen lassen. Dass aber die Scorpion Kartenspieler Community selbst kräftig dafür abgestimmt hat, weil sie unter anderem einfach 'ne neue Karte haben wollten, da die Experienced 5 Version ihnen nicht kuhl genug war...dass prügelt jedem loyalen Scorpion Fanboi die Zähne quasi so tief in den Rachen, dass man seine eigene Scheisse selbst nochmal zerkauen kann. Dümmlich insbesondere auch deswegen, weil der Tod des Scorpion Champions durch das Story Team aller Wahrscheinlichkeit nach aufgrund der langen Zeit, die er schon am Start war, ohnehin beschlossene Sache war und die Scorpion Kartenfritzen die Geschichte einfach bloß abgesegnet, dafür aber den unloyalsten Weg und die schlimmstmögliche und ironischste Variante gewählt haben.
 
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Großer Gott... Rokugan goes Eberron... na dann gute Nacht.




(Mir war schon klar, dass es kein Einstiegsabenteuer ist. Aber auch in normaler Fiktion kann und sollte man doch auf Glaubwürdigkeit in Bezug auf die Erzählwelt setzen.)
 
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Ach, das geht schon ziemlich lange so mit dem Untergang Rokugans in der offiziellen Storyline. Mich haben sie damals mit der Gempukku Gang noch ein letztes mal Hoffnung aufkeimen lassen und es dann dadurch zerstört, dass sie während der Race for the Throne die sogenannten "Versuchungen" eingeführt haben, deren Annahme dem jeweiligen Clan zwar etwas bieten würde, was sich alle "schon immer gewünscht haben", dafür aber Punkte stehlen würde, die den Clan auf lange Sicht hin weiter vom Sieg und dem Thron selbst wegtransportiert.

Soweit war die Idee gar nicht schlecht. Und das die Krabben sich entschieden haben, die alte Hiruma Schule zu finden, war eine von den Dingen, die auch irgendwie ganz neckisch und nachvollziehbar waren. Dass dem Scorpion Clan aber der magische Satellit vom Kolat und den Mantis der komplette Fuchs Clan in die Hände gespielt wurde und den Drachen angeboten wurde, nicht ihren Champion zu verlieren (Haben wir uns das nicht schon immer gewünscht? Verführt zu werden, etwas nicht zu verlieren, während andere etwas bekommen?), da hat mich AEG quasi per Bauchschuss in die Realität zurückgeholt.
 
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Ich hab zu Zeiten der 1st Edition tatsächlich mal mit nem L5R Roman angefangen und bin bis Kapitel 3 gekommen.
Wenn ich jetzt so drüberseh' schäm ich mich etwas dafür, auch wenn's ambitioniert war :)

Ich würd mich aber freuen hier was zu lesen.
 
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Als Fantasy-Freund muss man sich doch eigentlich ständig für seine Lektüre schämen... ich für meinen Teil habe sogar den ersten Teil dieser Otori-Klan-Geschichte gelesen.

Bezüglich des zweiten Teils unserer Gempukku-Group-Story: ich finds schludrig geschrieben. Die Rückblende am Anfang - das ist schlampiges Handwerk. Erinnert mich an Rad der Zeit: wenn's keine Fortschritte in der Handlung gibt, zeig mal die Bösewichter. Vielleicht interessiert das ja wen.
Die Charaktere gewinnen keine Tiefe mehr. Das dürftige Bisschen an Geschichte läuft am aalglatten Schnürchen ab, verheddert sich in ihren Beschreibungen des unglaublich Bösen und tangiert meine Leserseele irgendwie überhaupt nicht.
Allein diese Ghoulfürst-Begegnung erinnert in der ausgefeilten Schilderung des Schurken an einen Endkampf bei Buffy. Eat my tetsubo. Banzaaaaaii!
Sind stilistische Witzigkeiten wie "they seem to draw their power from some other power" eigentlch Absicht? Immerhin scheint der Autor für jedes "frown" einen Extradollar zu bekommen.
Insgesamt enttäuschende und wenig "vertiefende" Lektüre in Rückschau auf den ersten Teil. Was mich vor allem schockierte, war die Unfähigkeit oder der Unwillen, eine längere Plotline sich in dem ihr gemäßen "pace" entwickeln zu lassen. Manche Dinge, liebe Supernatural-Autoren, kann man nicht in 45 Minuten abhandeln.
 
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Als Fantasy-Freund muss man sich doch eigentlich ständig für seine Lektüre schämen... ich für meinen Teil habe sogar den ersten Teil dieser Otori-Klan-Geschichte gelesen.

Well that's fantasy literature for ya. Ich mein, selbst der geheiligte Tolkien hat - für nen Anglistikprof - eher mau geschrieben. Ist halt so. Inhalt vor Präsentation.

Als Inspiration taugt's zum Glück auch wenn's scheiße geschrieben ist. Aber genau deswegen les ich ganz gerne Settingbücher aber so gut wie nie Fantasyromane.
 
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Da stimme ich gerne zu, vom Lesevolumen her haben bei mir Settingbücher die Romane mittlerweile auch abgelöst. Zumal viele erfolgreiche Fantasy-Geschichten (Harry Potter zum Beispiel) in Sachen "Weltaufbau", "Magiesystem" etc. eher unbefriedigend aufgestellt sind - zumindest in meinen Augen.
Das mit Tolkien ist ein interessanter Punkt, vielleicht willst Du ihn noch ein bisschen ausführen. Ich bin kein Anglist; ich kenne erfahrene Englischsprecher, die seinen Stil und vor allem seine Hervorhebungen aus dem alten Sprachschatz verehren, und andere, die nicht minder erfahren sind, die sich einfach nur über ihn mokieren.
Was Inhalt>Präsentation angeht, würde ich das nicht immer ankreiden. Das Schwert in der Stille zum Beispiel war, fand ich, eigentlich in einem guten Jugendromanstil verfasst und auch wirklich schön übersetzt, aber der Inhalt war nach meinem Geschmack zu sehr christlich verbrämt, zu sehr auf eine Messias-Figur hin geschnitzt, als dass es mir hätte Spaß machen können.
 
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Potter ist halt auch zusammengeklaute Scheiße. Ich wills hier nicht zu weit ausbreiten mit Tolkien, evtl. ist das was für nen anderen Thread, aber jetzt tipp ich schon an dem Post hier, also kurz:

Tolkien wollte mit HDR einen Epos im Stile der Edda schreiben, mit recht klarem Bezug auf die nordisch/germanische Tradition, hence 'Middle-Earth' was im Prinzip ne eins-zu-eins Übersetzung von 'Midgard' ist. Die Linie zieht sich weiter durch, die Elben und Zwerge basieren auhc weitgehend auf dem, was man so auch in der Edda, Beowulf und dem Nibelungenlied mitbekommen kann.

Mit dieser Zielsetzung geht ein gewisser Schreibstil einher, da kann man Tolkien als Anglist evtl. gratulieren insofern, als dass das epische Ausmaß erreicht wurde, der Nebeneffekt, der evtl. nichtmal unabsichtlich sein muss, ist allerdings, dass sich das ganze - verglichen mit Romanen - eher trocken liest.

HDR würde glaube ich am besten am Lagerfeuer von deinem Opa nacherzählt, statt von dir gelesen - denn mit seiner epischen Ausrichtung hat HDR mehr Ähnlichkeit mit mittelalterlichen, semireligiösen Epen als mit modernen Romanen.
In den Übersetzungen wird das epische zumeist weitgehend ausgebügelt, das trockene bleibt so halb.

Ich find halt einfach HDR ist vom Inhalt top, von der Präsentation etwas... meh. Ich hätte lieber die Geschichte von HDR erzählt bekommen, als ihn zu lesen. Daher mag ich auch den Film lieber als das Buch (sakrileg!).

Edit: Wenn mir wer widersprechen oder zustimmen in größerem Ausmaß mag, sollte evtl. nen Fred aufmachen, ich find das hier schon massiv Offtopic. :koppzu:
 
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Danke für die Ausführung! Ich hab vor ein paar Monaten mal von Shippey "Tolkien - Autor des Jahrhunderts" gelesen, und fand es in Bezug darauf sehr stark weiterführend. Leseempfehlung!

Will aber auch nicht weiter Offtopockerei betreiben. Sag doch noch mal was zum Rokugan-Text!^^
Ich persönlich finde es schade, wenn solche Romane und Kuzprosastückchen irgendwie, in meiner Erwartung, so sehr hinter dem, was das Setting bieten könnte, zurückhängen.
 
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