AW: Moralische Bewertung im Rollenspiel
Wieso ist es okay soetwas (also soziopathisches Verhalten) in Filmen oder Büchern in aller Konsequenz darzustellen, nicht aber in Rollenspielen?
Das hat Georgios nicht gesagt und ehrlich gesagt ist die "Saw"-Reihe für mich über weite Strecken hinweg auch nix anderes als Torture Porn mit Pseudohandlung.
Was nicht heißt, dass ich nicht den ersten Teil ganz unterhaltsam fand. Aber inzwischen ist die Story ausgelutscht und nur noch interessant auf welche kreative Arten man denn noch Nahaufnahmen von aufreißenden Brustkörben und brechenden Knochen zeigen kann.
Ich hab nen starken Magen, die Fähigkeit mein Gehirn auf "Abstumpfmodus" zu drehen und nen tief-tief-schwarzen Humor jenseits des guten Geschmacks, aber wenn die NSCs sich alle gegenseitig an Perversität zu übertreffen versuchen, stimme ich Georgios zu:
Dann wirds peinlich.
Guter Horror sollte dosiert eingesetzt werden, sonst verfehlt er (zumindest bei mir) die Wirkung.
Wegen der Interaktivität?
Ja, weil die Spieler dann nach der Spielsitzung selbst raus gehen und mit Kinderschädeln werfen wollen...
Genau wie bei den Killerspielen.
Setzen Präferenzen und Atmosphäre nicht bereits vorher an, noch bevor die Interaktivität greift? Sagt es denn irgendetwas negatives über irgendwen aus, weil er beispielsweise den Film Irreversible unterm Strich gut fand?
So lang er ihn sich nicht mit breitem perversen Grinsen angesehen hat...
Im Grunde sind Kinder im Rollenspiel als Human Shield oder vergewaltigte Männer und Frauen oder gebrandschatzte Dörfer trotzdem nichts anderes als (durchaus harte) Stilmittel, die Atmosphäre aufzeigen.
Man stelle sich den Film Braveheart (lassen wir die tatsächliche Geschichte jetzt mal außen vor) ohne diesen Primae Noctis Vorfall zu Anfang vor. Oder die Brandschatzung .... was bleibt dann noch? Welches Motiv gäbe es für William Wallace einen Krieg einzugehen, wenns niemanden gibt der bestialisch unterdrückt?
Die frage ist dennoch ob man das zeigen muss oder ob es nicht auch reicht das anzudeuten.
Ich find den Film gut wie er ist, aber ich weiß dass es Leute gibt, die mit Mel Gibson nichts anfangen können und seine Filme ebenfalls in die Torture-Porn-Ecke stecken (auch wenn das bei "Passion Christi" extremer war als bei "Brave Heart" - ich fand auch ersteren gut).
Wieso sollte das fürs Rollenspiel ein Tabu oder gar 'peinlich' sein?
Weil das eben für einige Leute auch im Film "Tabu" oder "peinlich" ist - außerdem geht es auch mir so, dass ich in Büchern andere Dinge gut finde als in Filmen.
Wirklich ich würde euch bitten gerade diesen Begriff einfach mal nicht mehr so oft zu verwenden. Das zeigt nicht nur wenig Diskussionsbereitschaft sondern auch eine Haltung gegenüber anderen, die auch nicht sonderlich positiv ist.
Das stimmt allerdings. Ob Kinderschädelschmeißer peinlich sind, schwarzhumorig-morbid oder richtig heftiger Horror hängt von der konkreten Situation ab. Da zu verallgemeinern ist einfach nicht möglich.
Allerdings steht es jedem frei zu sagen "Ich will solche Dinge nicht.".
Ich persönlich will sie, wenn sie gut rübergebracht werden.