[11.05.2008] Ehre, Blut und klingende Münze

Antonia lächelte, strahlend, gewinnend.
"Was führt sie denn in unsere Stadt, gehören sie zu den beiden Herren?" Es war klar, wenn die Harpyie meinte und damit ging sie nicht auf die Feststellung ein, dass es schon Einladungen gab, zumindest für die Helfer dieser Sybille.
Vielleicht lag sie ja in ihrem Briefkasten, würde sie nur per Email verschickt oder per SMS wäre das nicht nur einem Toreador absolut unwürdig, sondern auch nicht akzeptabel.
 
Einfache Informationen nach denen Antonia fragte, als Amtsträgerin sah er sie auch durchaus dazu berechtigt. Der zweite Teil konnte unschön werden wenn sie dann auch gleich ihren Status nennen wollte und von ihm eine passende Begrüßung fordern wollte, aber das sollte sich noch zeigen. Allgemein schienen die Kainskinder dieser Stadt nicht ganz so steif auf jede Form zu achten und teilweise schon mehr Wert auf die Umgangsform einer Person zu legen als auf ihre reine Abstammung. Nur bei der Harpye sollte er auch weiter jedes eigene Wort auf die Goldwaage stellen.

"Die Domäne München war in sich bereits ausreichend gesichert, da erschien es mir sinnvoller meine Dienste einer Domäne zur Verfügung zu stellen die einen schwereren Stand hat."

Danach ging sein Blick für einen Moment zu den Ventrue.

"Uns verbindet zur Zeit hauptsächlich die Arbeit, meine Treue dient der Camarilla, einem Clan gehöre ich aber nicht an."
 
Es war einfach, wenn jemand es wissen wollte, dann konnte er auf jeden Fall wissen, wer Antonia war. Hier war allerdings auch das Reich von Helena und die hatte eine etwas lockerere Art mit der Sache umzugehen, also war es nicht wichtig, wenn man sich nicht seines Standes nach benahm.

"Ja, München soll sicher sein, habe ich gehört und hier ist immer jede Hand gebraucht, die man bekommen kann", erwiderte sie. "Es muß nicht unbedingt ein Nachteil sein, wenn man keinen Clan hat, denn nicht immer macht einem ein gut klingender Clan zu einem sinnvollen Einwohner einer Stadt."

Es schien als wäre das Lächeln echt, doch wer wußte so etwas schon bei einer Toreador.
 
Wer lächelste schon wirklich echt in den heutigen Nächten? Zumindest geübte Lächler trafen hier aufeinander.

"Dafür lasse ich lieber meine Arbeit sprechen als meinen Ursprung."

Damit war die Thematik für ihn abgehakt, einen echten Themenwechsel wollte er selbst allerdings nicht herbeizwingen, dafür sah er sich nicht im Rang.
 
"Dann dürften sie damit in Finstertal mehr Chancen haben als in vielen anderen Städten, wenn sie sich die richtigen Verbündeten suchen", kam als Antwort und dann blickte sie in die Runde.
"Was macht das Projekt paranoider Ventrue?"
 
Moishe lächelte Antonia freundlich an bevor er das Wort begriff. "Wir wollen demnächst mit der Planung beginnen oder meinten sie jemand anderen als den Herr über den wir uns heute am früheren Abend unterhalten haben?" Moishes verschmitztes Lächeln zeigte das er in diesem Punkt nicht ganz ernst war. Trotzdem war der Jude sich nicht absolut sicher. Die Paranoia im Kreis seiner Clanbrüder schien mit jeder Nacht zuzunehmen, so dass sie bei einigen Leuten in seinem erweiterten Bekanntenkreis schon allmählich malkavianische Ausmasse annahm. Wichtig war aber das er hier nichts über ihr Projekt hinausposaunte das weitere übereifrige und unreifeKainskinder wie diesen Black auf den Plan rief.
 
"Nein, nein, ich meinte schon genau das, es ist vermutlich mehr als nur gefährlich, falls irgendwelche Unbeteiligten eventuell hinein geraten könnten", war Antonias Antwort.

Den anderen jungen Ventrue hatte Helena aus der Stadt geschafft, das hatte sie ihr wenigstens gesagt und Antonia sah keinen Grund, warum diese in diesem Fall hätte lügen sollen.
 
"Nein, weitere Interessenten braucht dort niemand und natürlich werden wir auch Sorge tragen das eventuell entstehende Unruhe unter den Nachbarn nicht zu den Ordnungshütern durchdringt." Sie muss ja nicht wissen dass das von Sybille bewerkstelligt wird, wenn es möglich ist schmückt man sich auch gerne mal mit fremden Blumen. "Ich bin aber Zuversichtlich das wir die Angelegenheit möglichst ohne Aufsehen zu erregen erledigen können."
 
Iain hielt sich weiter im Hintergrund. Antonia hatte scheinbar ein neues Spielzeug gefunden und vorerst wollte er sich da nicht einmischen. Ein bißchen war er froh, dass sie ihm nicht weiter auf den Zahn fühlte - bei ihr hatte er tatsächlich immer das Gefühl, ständig auf dem Prüfstein zu stehen und als nicht gut genug befunden zu werden. Hätte er es sich aussuchen können, würde er am liebsten in einem einvernehmlichen Miteinander auskommen... aber das war wohl zuviel verlangt, für eine Toreador...
 
Pfropp fuhr mit seinem alten, aber gepflegten Mercedes vor dem Café vor. Jedes Mal, wenn sie über das Auto nachdachte, musste Grete schmunzeln. Fast war es ein wenig, als wäre das Auto das einzige, das Pfropp wirklich liebte. Er war so ein gramerfüllter, verkniffener alter Sack, sein Gesicht zeigte nie auch nur eine freundliche Regung, aber wenn er in seiner kargen Freizeit seinen Wagen pflegte, dann fuhren seine Hände mit einer Zärtlichkeit, einer Hingabe über die Karosserie, die ihres Gleichen suchte. Der Wagen war wirklich das einzige, wofür Pfropps Herz schlug. Nun... und Gretchen natürlich, das war aber ja ohnehin klar.
Ein letztes Mal kontrollierte sie ihr Makeup in einem kleinen Taschenspiegel: Tatsächlich. Alles so wie es sein sollte. Kein Blut. Keine verschmierte Schminke. Der Maskara saß perfekt. Zeit für ihren Auftritt!

Die Malkavianerin stieg aus dem Wagen und richtete ihr dünnes Sommerkleidchen, das sie trug, zurecht. Ihre Stilettos klackerten auf dem Pflaster im Aufgang zum Cafe. Sie bedeutete Pfropp, im Wagen auf sie zu warten und stöckelte in das Innere des Cafes. Plötzlich klackerten ihre Schuhe gar nicht mehr so sehr, als ihre Tritte von einem dicken Läufer gedämpft wurden.

Sie ging zwischen den Tischen hindurch zur Theke, sich aufmerksam nach allen Seiten umschauend. Wenn sich Blicke auf sie als Neuling in diesem Käfig der Raubtiere richteten, dann lächelte sie freundlich zurück. Gab ganz die bedächtige, wohlerzogene, umgängliche Kainitin.

Wenn ihr wüsstet!

Sie zügelte ihren Schritt ein wenig, als sie auf die Theke zutrat, um nicht mitten in eine Unterhaltung zu platzen, arrangierte sich dann aber doch in der Nähe von zwei Männern - offensichtlich Kainiten - und einer wunderschönen blonden Dame, die sich in das Gespräch mit einem der beiden Anzugträger vertieft hatte. Grete nickte noch einmal freundlich, suchte dann den Augenkontakt der Bedienung.

Als sie diesen hatte, sprach sie mit sanft modulierter, fast schon herzlicher Stimme:
"Guten Abend!"
Sie schob ihren wohlgerundeten Po auf einen der Barhocker und griff nach der Getränkekarte um diese zu studieren.

Hm... scheinbar wird sich hier gut um Unsereins gesorgt...
 
Sophie hatte natürlich ein Auge auf die Gäste und auch auf den kleinen Monitor unter der Theke, der ihr schnell und sicher Auskunft gab, um was es sich bei dem Neuankömmling handelte.

"Guten Abend, haben sie schon gewählt?" fragte sie.
 
Oh, aufmerksames Personal! Hervorragend! Das war ja heutzutage tatsächlich schwer zu finden.
Etwas wehmütig dachte Gretchen an ihre zwei Problemguhle. Nunja... man konnte nicht alles haben. Auf der anderen Seite mussten sich nicht alle Clans mit der 'Besonderheit' des Blutes von Malkavianern herumschlagen...

"Oh, vielen Dank! Wie aufmerksam von Ihnen"
Grete lächelte und es war ihr anzumerken, dass sie tatsächlich erfreut über die Aufmerksamkeit war.

"Einen Cafe de Trois bitte!"
 
"Sie sind neu hier?!" Es war eher eine Feststellung als eine Frage. "Ich bin Sophie. Haben sie irgendwelche besonderen Wünsche bezüglich es Blutzusatzes?"

Man wußte ja nie, es gab schon seltsame Leute unter den Kainskindern und manche konnten eben nicht alles trinken. Und auch wenn ihr Gegenüber besser ins Dark End gepaßt hätte, so könnte sie doch eine Ventrue sein.
 
"Ja, in der Tat. Ich habe gerade heute Abend in der Akademie meine Aufwartung gemacht!"

Gretchen streckte Sophie eine schlanke, zarte Hand entgegen.

"Grete Worre ist mein Name!" Und ich HASSE es, freundlich sein zu müssen!

Das Lächeln war zuckersüß.
 
"Schön sie kennenzulernen. Dann wissen sie bestimmt schon, daß sie im Hotel unterkommen können und es spezielle Zimmer sind, die sie bekommen, wenn sie auf die Kunstakademie verweisen", antwortete Sophie. "Ihr Kaffee kommt sofort."

Ja, das schien ein beliebtes Getränk zu sein.
 
Grete blieb auf ihrem Hocker sitzen und versuchte nicht zu auffällig einen Blick auf die sie umgebenden Kainiten zu werfen. Nicht, dass sie sich aufdrängen wollte, aber gespannt war sie schon, wer hier so in Finstertal durch die Nacht wanderte.

Unruhig schob sie sich mit einem schlanken Finger eine Haarsträhne zurück hinter das Ohr. Ihre Zunge wollte schon wieder hervorzucken, über die Lippen wischen. Nach Blut suchen.. schmatzend Aufmerksamkeit erregen. Aber Grete Worre beherrschte sich. Nicht jetzt!

Als Sophie einige Augenblicke später mit dem bestellten Kaffee wieder kam, nahm Grete ihn dankend entgegen. Rührte fast schon versonnen darin herum, beobachtete die Mischung aus milchbraunem Kaffe mit einem Hauch von Blut, der dem Ganzen einen rosabraunen Stich versetzte. Sie nippte testend. Köstlich!

"Vielen Dank, Frau Sophie. Das wurde mir bereits in der Akademie gesagt, ich habe sogar schon mein Zimmer bezogen."

Auf lange Sicht werde ich aber wo anders unterkommen müssen..

Ein Tropfen Kaffe-Blut-Gemisch fiel vom Löffel zurück in die Tasse, in die vom Umrühren in Drehung versetzte Flüssigkeit. Schlieren aus Milch, Kaffee und Blut tanzten umeinander, bildeten Muster. Gretes Augen weiteten sich und konzentriert beobachtete sie die Flüssigkeit in ihrer Tasse: Eine Emulsion aus Wasser, Fett, Farb-, Röst und Aromastoffen... und menschlichem Blut, das ganz langsam auszuflocken begann. Kleine Blutgerinnsel trieben in der Flüssigkeit. Wenn man genau hinsehen konnte, bemerkte man, dass die Milch im Grunde genommen aus winzigen Fetttröpfchen bestand, die scheinbar schwerelos zu schweben schienen... Gretchen konnte sich einen ganzen Augenblick nicht von dem Anblick losreissen...
 
"Richtig, schaffen sie die Gefahren aus der Welt, ihr Clan kann in dieser Stadt dringend mal etwas positive Presse brauchen." Wie zuckersüß war nur das Lächeln der Toreador.

Solange der Clan der Könige solche Munition schickte, würden ihr bestimmt die spitzen Sprüche nicht ausgehen.
 
Iain achtete sorgsam darauf, sich nichts anmerken zu lassen, drehte statt dessen lieber den Kopf in Richtung des Neuankömmlings und nickte Grete freundlich zu.

'Ihr CLan könnte in dieser Stadt dringend mal positive Presse gebrauchen'... Wenn da mal nich tder pure Neid sprach! Welcher Clan stand denn im Verdacht, dass sein Prinz mit dem Koldunen paktierte, konnte jetzt eben diesen Prinz nicht finden? Zu welchem Clan gehörte denn die ehemalige Seneschall Lady Noir, die sich bei der Führung der Stadt nicht gerade mit Ruhm bekleckert hatte? Welcher Clan hatte denn bei seiner eigenen Justicarin um Hilfe bitten müssen, weil er zu schwach war aus eigener Kraft zu verhindern, dass hier in Finstertal ein anderer Clan das Ruder übernahm und einen Prinz stellt?

Nun, jedenfalls wollte er sich keine Nuance dieses Gesprächs entgehen lassen! Er wandt seine Aufmerksamkeit wieder Antonia und Moishe zu...
 
Noch jemand hörte gut zu, Sophie. Hatte ihr doch Helena gesagt, es war immer ein wichtiger Umschlagplatz an Informationen.
Wie viele der Untoten wurden hier unvorsichtig und wie viele Dinge wurden hier verhandelt, die Einfluß auf die Zukunft hatte und was irgendwann wichtig werden würde.

Wann wohl der erste versuchen würde, die Neue anzugraben? Der Engländer hatte gerade schon Fühlung aufgenommen. Ein Frauentyp schien er ja wahrlich nicht zu sein.
 
Gretchen blickte so abrupt aus ihrer Tasse auf wie ein kleines Schulkind, das im Unterricht eingenickt gewesen war. Verstohlen blickte sie sich um, ob jemand ihre geistige Abwesenheit bemerkt hatte, atmete dann kurz erleichtert auf. Komisch, dass solche Reflexe wie das Atmen selbst bei Untoten in manchen Situationen immer wieder zurück kehrten.

Verstohlen warf sie einen Blick aus dem Augenwinkel auf den jungen Anzugträger, ihr gerade zugenickt hatte. Sie lächelte scheu, doch er zog es vor, sie nicht weiter anzusprechen. Bemerkte er nicht, dass sie sich gerne mit ihm unterhalten hätte? Mit irgendwem unterhalten hätte? Kaum blickte er wieder fort, zog sie für einen kurzen Moment einen kleinen, süßen Schmollmund, ertappte sich dann aber dabei, mit dieser Geste zu viel verraten zu haben und brachte ihren Gesichtsausdruck schnell wieder auf ein neutrales Niveau. Sie seufzte noch einmal resigniert. Wahrscheinlich war er einfach zu beschäftigt... oder die Kainskinder hier in Finstertal waren einfach generell gegen "Neue" abgeneigt.

Leise sprach sie Sophie an.
"Sagen Sie, Sophie, arbeiten Sie regelmäßig hier im Cafe? Sie dürften hier doch viele Leute kennen, oder?"
 
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