Meyye geht voraus, gibt aber an der Eisentür die Tasse an Tatjana weiter (die in Glabro tatsächlich größer ist als sie! Betrug!), um aufzusperren, und mit einiger Mühe die verrosteten Scharniere bewegt. Zum Glück ist um diese Zeit nur selten jemand hier im Keller unterwegs. Sie schließt die Tür hinter Tati wieder.
"So... wir machen es so, wie du gesagt hast. Du hältst ihn fest, ich geb ihm das Blut." sagt sie, ihre Augen wieder rotglühende Fenster in eine brennende Seele, da es sonst kein Licht im Raum gibt (die Glühbirne wurde schon lange entfernt). Sie führt Tatjana an der Hand zu dem wie tot daliegenden, grotesken Körper, so dass sie ihn sozusagen in die Zange nehmen kann, bevor sie den Pflock entfernt.
Dunkelheit umgibt Lurker, als er erwacht, nur unterbrochen durch zwei glühende, rote Augen, direkt über ihm. Diese Augen, die ihn vielleicht schon in die Alpträume des Tages begleitet haben. Er kann sich nicht bewegen, etwas hält ihn fest, etwas das stärker ist als er. Wie im Park. Und dann kamen die Schläge... die Schläge! Er kreischt auf, versucht zu zappeln, sich zu winden, sich zu befreien, aber es hat nichts genützt, zweimal nicht, wie könnte es jetzt nützen? Erst sie mit den glühenden Augen, die ihn zu Boden geworfen hat, dann sie, die ihn von der Quelle der Freude gerissen und in die Hölle geschlagen hat, nicht nur einmal, oder zweimal... er sinkt wimmernd zurück, seine Gegenwehr erlahmt, er versucht sich zusammenzukauern, aber nicht einmal das läßt sie zu.
Was ist das? Was redet da? Sie spricht zu ihm... die Augen, sie sprechen zu ihm. "Nosferatu.." sagen sie zu ihm, wiederholen das Wort. Das ist er, das ist Lurker, der Nosferatu. Als er aufgehört hat zu wimmern und anscheinend zuhört, sprechen sie weiter, die roten Augen. "Ich gebe dir eine Tasse an den Mund... darin ist mein Blut. Trink es. Bitte, du ersparst dir weitere Schmerzen, wenn du es einfach tust."
Das Blut! Die einzige gute Erinnerung in dieser Hölle aus Schlägen, der heilige Gral, das warme Licht in der kalten Finsternis... aber... eine Tasse? "Nein!" speit er aus, schüttelt heftig den Kopf, damit sie ihm nicht diese Tasse hinhalten kann. "Nein... keine Tasse!" Plötzlich wird seine Stimme weich, einschmeichelnd, womit sie immer noch wie Gescheuer von Sandpapier auf Holz klingt, aber geglättet von der Gier, die er nicht verraten will und der hilflosen Bitte, die er mangelhaft ausdrückt. "Aber... aber dein Arm... von deinem Arm würde ich es nehmen... reich ihn mir, ich trinke nur ganz wenig, ich verspreche es... nur ein Schluck..."
"Vergiß es!" sagen die Augen und verengen sich. "Mach.. mich.. nicht.. wütend.." zischt sie weiter. "Nimm das Blut aus der Tasse... mach keinen Ärger... oder ich überlasse dich der Wölfin."
Lurker zuckt zusammen. Schläge... brechende Rippen... Schläge wie wie mit dem Hammer. "Nicht nochmal... nein, nicht nochmal..." wimmert er herzzerreißend und will den Kopf mit den Armen schützen, was nicht gelingt, da sie seine Arme festhalten... das verstärkt sein Gejammer noch. Er hört kaum die Stimme der Augen, die mit ihm sprechen, und klammert sich einen Moment später wie an einen Strohhalm, denn sie sagen: "Keine Schläge... nein, keine Schläge mehr, wenn du das trinkst."
Heftiges Nicken, brabbelnde Beteuerungen. Die Augen sehen alles. "Halt still." sagen sie und als er es tut, wird tatsächlich eine Tasse an seine Lippen gehalten, in denen etwas schwappt, etwas das verführerisch riecht. Sorgsam trinkt er, was ihm da angeboten wird, versucht keinen Tropfen davon zu verschwenden und zuckt zusammen, als es doch passiert.. dadurch macht er die Sache noch schlimmer, aber für den Rest reißt er sich zusammen. "Gut so." wird er von den Augen gelobt und er freut sich darüber. Er mag die Augen. Sie verhindern, dass er geschlagen wird. Dann entfernen sie sich, kehren zurück, starren ihn an. Er starrt zurück. "Schlaf jetzt wieder." sagen sie und er wundert sich, denn er fühlt sich gar nicht müde. Ein dumpfer Schmerz in seiner Brust, am Herzen, etwas spitzes... dann nichts mehr.
Meyye hilft Tatjana wieder aus dem Raum heraus und verschließt sorgsam die Kellertür. Dann verharrt sie und starrt das rostige Metall an. "Tust du mir einen Gefallen?" sagt sie tonlos, ohne sich umzudrehen. "Wenn ich so eine Mistschlampe von Folterknecht bleiben sollte wie gestern und heute, reiß mir den Kopf ab."
Out of Character
Anmerkung zum obigen Text: Lurkers 'Fernsteuerung' durch meine Person ist mit Eldrige abgesprochen, da er am Wochenende nicht da ist, um unseren Rückstand aufzuholen. Damit wir am Montag up to date sind und nicht zwei unvollendete Tage vor uns herschieben. Sollten irgendwelche Probleme auftauchen deswegen, PN an mich. Ich Verantwortung, ich schuld.
Ansonsten hoffe ich, Lurker wenigstens so halbwegs gerecht geworden zu sein... ganz kann ich eh nie.