Melody Sarah
Halbgott
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- 30. Juni 2014
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Melody rieb sich mit der Hand durch das Gesicht. Von den Augen mit dem Make Up ließ sie die Finger. Sie wollte ja nicht wie 'n Waschbär aussehen Sie hatte gerade das zweite Mal in dieser Nacht geduscht. Bevor sie sich an das Basteln der kleinen Sprengkörper gemacht hatte, hatte sie sich zwar schon einmal die Scheisse vom Leib runter gespült aber nach so nem Bad... es dauerte einfach, bis frau sich wieder wirklich sauber fühlte. Dabei hatte Melody noch nicht mal was dagegen, dreckig zu werden. Das machte ihr wenig aus. Aber der Gestank... Man sollte meinen, sie hätte sich daran gewöhnt, während sie Lurkers Gast gewesen war, aber nein. An manche Dinge würde sie sich wohl nie gewöhnen.
Wie schnell konnte man eigentlich ein paar verlorene Jahre aufholen? Schon wieder führte ihr Weg sie zu der Prinz. Nicht, dass es selten gewesen wäre in der letzten Zeit.
Es war seltsam gewesen nicht von einem Alptraum auf zu wachen, obwohl sie am Anfang arge Schwierigkeiten gehabt hatte, den Unterschied zu erkennen. Marty war zu ihr gekommen, hatte sie geweckt. Körperlos. Er war wie Zucker gewesen, hatte fast gesäuselt.. So kannte sie ihn eigentlich nur, wenn er melancholisch und besoffen war. Es hatte 'ne Weile gedauert, bis sie gecheckt hatte, dass sie dieses Mal nicht noch in einem Traum gefangen war. Sie war viel zu fit dafür. Das mit Marty kam ihr irgend wie alles nicht koscher vor. Eigentlich wäre Lurker der richtige gewesen um zu klären, was da nun genau los ist, aber der Nosferatu war nicht ganz so leicht zu erreichen. Da musste man erst einen seiner stillen Briefkästen bemühen. Es gab andere in der Stadt, die vielleicht auch bescheid wussten und die sie etwas leichter erreichen konnte. Ihr Weg führte sie direkt zu Moishe. Sie hielt sich nicht erst mit einem Telefonat auf. Wozu auch. Das hier war ihr... zu seltsam. War Marty ein Geist?
Bei Moishe wurde sie von einem Mann in Empfang genommen, der entweder sein Diener, oder wahrscheinlicher sein Ghul war. Erstaunlicher Weise wirkte die Wohnung trotz des gehobenen Ambientes.. na ja.. wir wollen mal sagen, es wurde deutlich, dass dort drei Männer hausten und zwei davon wohl noch am Leben waren. Den dritten der munteren Runde lernte sie auch noch gleich kennen. Der bastelte an irgend einem Computerkram rum. Melody war so höflich, nicht genauer hin zu sehen und stellte sich den beiden nur kurz vor. Moishe war gerade in einem Telefonat und sie musste deshalb ein wenig warten. Als er zu ihr kam, stellten sie recht schnell fest, dass sie beide Ziege wunderbar vernehmen konnten. Nur verhielt sich Marty bei Moishe nicht ganz so freundlich wie bei ihr. Moishe hatte gerade mit der Tremereregentin telefoniert. Auch dort schien irgend was im Busch zu sein. Marty reagierte eifersüchtig auf Moishe. Das war... neu. Vor allem gingen sie zwar freundlich miteinander um, aber mehr war da nicht. Auf Nachfrage sagte Marty ihr, dass er beim Schrottplatz wäre. Man merke: Sie konnte sich mit ihm unterhalten, Moishe konnte alles hören – sie auch, wenn Marty sich an ihn wandte und trotzdem war er irgend wie nicht da. Langer Rede kurzer Sinn: Moishe bestellte... Stop. Wollte sie das jetzt wirklich alles einmal für sich wiederholen? War sie denn blöd? Oder etwa alles aufschreiben?
Melody grinste mal wieder. Nene. Die schriftlichen Berichte konnte Lena sich von den Strebern holen. Moishe und die Regentin sicher auch. Sie rief kurz bei Lena an, klagte darüber sie sooooo lang nicht gesehen zu haben – wer die Ironie findet, durfte sie getrost behalten – und mal über den Abend schnacken zu wollen. Genau genommen wollte Melody auch nix riskieren. Sie war in diesen übernatürlichen Wahrnehmungen nicht so bewandert und Lena war so sensibel... sie sollte es merken können, wenn Marty da war.
„Hey Sweet.“, grüßte sie ihre Prinz, als sie bei ihr an kam. „Der Abend heute war n bisschen seltsam. Schriftliches bekommst du bestimmt von Mc Kinney und Moishe. Aber bis die fertig sind, haste von mir schon mal n ersten Eindruck. Achte mal bitte darauf, ob hier n Geist mit hört oder so und gib mir n Zeichen, wenn's so ist.“
Tja.. da war er mal wieder eher nicht da. Der Respekt, der einem Prinzen gebührte. Aber sie waren auch allein und immerhin nahm es sich Sarah nicht von selbst heraus, die Prinz kurz zur Begrüßung zu umarmen und ein Küsschen auf die Wange zu geben. Nene. Was so was anging, war Melody brav. Damit musste Lena schon selbst rüber kommen, wenn sie sich traute. Statt dessen schlüpfte Melody aus ihren Stiefeln und machte es sich richtig bequem, in dem sie die Beine hoch zog. Und sie hatte bitte gesagt. So gerade eben noch. Fast hätte sie dieses kleine Wort vergessen.
„Hast ja schon mit bekommen, dass da was im Busch ist.“ Melody wuschelte sich etwas durch die Haare. „Also als ich aufwachte, wurde ich heute von Martys Stimme geweckt. Der war so lieb, als wäre er melancholisch und besoffen. So viel Süßholz hat der geraspelt. Ich brauchte n Moment, bis ich merkte, dass das kein Traum war. Ich bin dann direkt zu Moishe, weil Lurker immer schwerer zu erwischen ist. Der hat ihn auch gehört, nur war Marty da.. na.. so, wie er eben zu den meisten ist. Moishe hatte da schon mit der Regentin telefoniert und sich mit der verabredet, wo auch noch was im Gange war. Marty sagte mir, er wäre immer noch beim Schrottplatz. Ja, verdammt, ich weiss, wie sich das anhört, aber frag Moishe, wenn du mir nicht glaubst. Ich hab keine Ahnung davon, wie dieser spirituelle Kram funktioniert.“ Dabei hob Melody beide Hände an und zeigte Lena die Handflächen.
„Jedenfalls ist Moishe mir dann zum Schrottplatz hinter her gefahren und hat die anderen da hin bestellt. War ne größere Truppe, bei denen auch was im Busch war. Ich war eher da als er und hab Marty dort quasi als Geist gefunden. Da war er dann nicht nur Stimme sondern auch noch etwas mehr. Ich konnte ihn … irgend wie spüren. Er beschwerte sich, dass ich mit Moishe abhänge und ich sagte ihm, er müsse sich mit seiner Beschwerde an dich wenden. Tja.. er haute direkt ab und machte sich auf den Weg zu dir. So konnte Moishe mich nur noch weg fahren sehen, als er gerade auf den Hof einbog. Aber dieses Mal hängte ich ihn nicht ab. Er wusste ja nicht, wo es hin gehen sollte. Marty stand planlos vor der Akademie, weil du n 'geschlossen' Schild dran hattest.“
Nö. Melody hakte jetzt nicht nach, was die Prinz gemacht hatte. Oder doch? Nö. Sie wollte keine Lüge hören, falls Lena sich ihre Worte doch zu herzen genommen hatte. Leider war es sehr viel wahrscheinlicher, dass Lena einfach eher garstiges Zeug hatte erledigen müssen – Arbeit.
"Die anderen trudelten auch alle ein Marty war dabei, heraus zu posaunen, dass ich bei den Ventrue nix zu suchen habe, also bin ich quasi in angriff übergegangen und habe ihn statt dessen geküsst und mit ihm geturtelt. War schon merkwürdig irgend wie. Er blieb lieb. Später ist mir auch klar geworden, warum. Die Tremere hatten mich nach der ganzen Sache noch mal zu sich bestellt. Als er verhört mal wurde, hat er gesehen, dass ich gefangen war und gefoltert worden bin. Das hat ihn wohl umgestimmt, was mich angeht.“ Jep, auch wenn sie Lena gebeten hatte, sich nach Marty um zu sehen, war sie lieber vorsichtig in dem, was sie sagte und wie sie es sagte.
Erst mal ging dann einiges plötzlich schnell. Dieser Ithamar von Stein knallte mit ner Peitsche vor meinem Gesicht rum. Ich mein, spinnt der Kerl? Irgend wie hatte er Marty getroffen und Marty hatte Schmerzen. Das war ihm anzuhören. Dann fingen die anderen ne Diskussion darüber an, was sie jetzt mit ihm machen sollten. Irgend wie hörten die wohl auch alle Stimmen in ihren Köpfen, die aber nix mit Marty zu tun hatten? Die Akademie war zu, dort konnten sie ihn nicht lassen. Die andere Tremere... Reeben? Redete was von Traumwelten und das einige Leute und auch Marty in der Vergangenheit dort als Hinweisgeber funktioniert haben und glaubte wohl nicht, dass es jetzt unser Ziel sein sollte, Marty dingfest zu machen. So n anderer, eher ekliger Typ war auch da. So einer, bei dem einen automatisch ne Gänsehaut über den Rücken läuft. Rosselini. Der Typ hat irgend was mit Geistern zu tun. Meyye war die letzte in dieser illustren Runde. Dieser von Stein gab nicht einen Deut auf das, was die Tremere da von sich gab. Eingebildeter Schnösel, wenn du mich fragst. Plötzlich beschuldigte mich der Peitschenschwinger, ich hätte Marty befreit? Ich mein: Wie bitte? Wie das denn? Zu ner Erklärung hat er sich natürtlich nicht hin gelassen. Der Mann geht echt gar nicht. Am liebsten hätte ich den in der Luft zerpflückt. Erst das Ding mit der Peitsche und dann so n Klopper. Am liebsten hätt' ich den in der Luft zerrissen. Aber ich hab's an einer der Laternen ausgelassen. Moishe fand das trotzdem nicht prickelnd.“ Melody schnaubte.
„Es folgte ein Vortrag über gutes Benehmen einem Ahnen gegenüber und das mein Gemüt keine gültige Ausrede sei. Hey.. ich hab ihn nicht mit einem Finger angerührt. Ich fand, ich war ein Ausbund an Beherrschung.“ Melody zwinkerte leicht. Sie war sich sehr bewusst, was da abgelaufen war und sie hatte wirklich und ernsthaft versucht sich im Zaum zu halten und sie hatte es immerhin geschafft, nicht direkt auf Ithamar los zu gehen. Das war für sie eine Leistung.
„Einer der Geisterfuzzies stellte jedenfalls fest, dass Marty zur Irrenanstalt hin ist. Moishe war irgend wie eifersüchtig auf die anderen und bat den von Stein darum, auch die anderen Stimmen hören zu können. Ich hab' mich da lieber zurück gehalten. Die hörten wohl so was wie: „Ich bin erwacht' und nach Meye war das wohl Chezmoi, den sie da hörten. Da passte Irrenanstalt doch ganz gut. Meyye sprang einfach über den Zaun und wollte ihn schon mit 'nem großen Stein für die anderen einreissen, damit sie sich am Stacheldraht nicht ihre zarten Körper verletzen. Ich hab ihnen statt dessen das Tor aufgemacht, in dem ich die Kette dort entfernt habe.“ Auch mit brutaler Gewalt, weil das Schloß sie an dem Abend überfordert hatte, aber trotzdem mit weit geringerem Schaden als Meyes Idee.
Jedenfalls sind wir rein. Im Gebäude wirkte es dann auf uns gar nicht mehr verbrannt und Eric Sandler, diese Ausprägung von Chezmoi begrüßte uns. Der führte uns so n bisschen rum, nachdem er uns gesagt hatte, dass Marty noch nicht abkömmlich sei und in Behandlung. Dass das Gebäude doch sehr baufällig war, merkten Moishe und ich, als wir 'nen Abflug machten.“
Moishe hatte sich ganz brav unter Melody drehen lassen und es damit auf sich genommen, den meisten Schaden vom Sturz ab zu fangen. Das war auch gut so. Sarah war durchaus ein zartes Pflänzchen. Aber das waren Details. Ebenso wie der Moment, in dem Melody ihm mit einem entschuldigenden und dankbaren Lächeln aufgeholfen hatte. Er war halt n Gentleman.
„Hab mir dann was zum Abtasten des Bodens gesucht und wir sind wieder hoch. Aus dem Keller hörten wir Schreie. Moishe hat die Regentin dann doch noch dazu gebracht, sich quasi auf die Stelle zu bewerben.“
Melody hatte die Stelle zuvor noch gar nicht erwähnt. Aber sie war es auch nicht gewöhnt, solche Berichte ab zu liefern. Da konnten die Informationen schon mal etwas unkoordinierter fließen.
„Sandler führte uns dann in den Keller und hieß uns da warten. Die Reeben hat gesehen, wie die Schwester zu nem Patienten abgezischt ist und hatte die noch nach dem Datum gefragt. War n Tag vor dem großen Brand. Das war ja kurz, nachdem ich aus der Stadt raus war. Muss ganz schön abgegangen sein hier. Ich hab im Flur Wache geschoben, während die anderen Patientenakten und so durchsucht haben.
Wir sind dann zu ner Frau – Maria Zachari – die so aussieht wie diese Klonkörper, die der Koldun hier überall plaziert hat. Die sprach von Feuer. Von dem in 2006 und einem in 2014. Leider hat sie über das 2014 nix genaueres gesagt, aber wenn ich du wäre, würd' ich mich da auf was einstellen und die Feuerwehr da in guter Bereitschaft halten. Der italiensiche Geisterheini hatte sich abgesetzt um einen seiner Geister wieder zu holen und hat uns dann gezeigt, wie wir die Realität wieder sehen können. Uns wurd klar, dass wir da mehr suchen müssen. Aber weil wir das nicht geahnt hatten, hatte natürlich keiner von uns Ausrüstung dabei. Moishe bat Mr. Ich hab die Weisheit mit Löffeln gefressen mit zu kommen, was der natürlich als ach so wichtiger Ahn für unter seiner Würde befand. Hallo? Er wurde von einem höher stehenden um etwas gebeten? Die Regentin machte den Lift für einige. Ich hab lieber Meyyes Räuberleiter genommen und mich hoch werfen lassen. Brauchte ja nur was, was ich vernünftig greifen kann. Moishe und ich sind dann abgezogen um die Sachen zu holen, damit wir sicher da vor dringen können.
Als wir zurück kamen, erzählten die Tremere was von nem vergangenen angriff durch den Typen, der den letzten Ball aufgemischt hat. Diese Reeben und noch einer von der Sorte waren wohl davon betroffen, nur hatte die Frau keine wirkliche Erinnerung mehr was passiert ist. Sie meinte, sie muss da in der Kanalisation gewesen sein. Ihre Klamotten hatten wohl gestunken."
Hier begann Melody schon mal zu grinsen. Sie wusste ja, was sie noch erzählen würde. "Jedenfalls, weil das einer vom Mond war, der das veranstaltet hatte, hatten die den Verdacht, es könne was hiermit zu tun haben. Der von Stein is dann wohl in ihre Gedanken eingedrungen und konnte die Blockade zum Teil lösen. Überraschung! Sie war in der Irrenanstalt gewesen und kannte Wege von dort in die Kanalisation. Den einen Weg konnten wir nicht gehen. Der war zu geisterverseucht. Der andere hat uns in die Eingeweide der Stadt geführt. Wir kamen an ne Stelle, wo es nur mit tauchen in der Kloake weiter ging. Natürlich sind alle erst mal hübsch oben geblieben. Der Italiener war der anzugträger, dem das Los zu fiel, die Lage in der Scheisse zu erkunden und wo's da lang geht. Er hatte aber keine Zeit mehr, zum Berichten zurück zu kommen, denn plötzlich sagte die Reeben, dass wir alle abtauchen sollen wegen ner Explosion im Anmarsch.“
Das Grinsen von Melody wurde immer breiter und breiter.
„Lass dir das auf der Zunge zergehen, Lena. Rosselini, von Stein, die Tremeretussis und Moishe haben alle ein wunderbares Bad in der Scheisse genossen! Meyye und mich hat's wohl weniger gekratzt als die.
War wohl ganz gut, dass wir wie begossene und beschissene Pudel aus der Kanalisation raus kamen. War n recht öffentlicher Platz und wir wurden auch hübsch abgelichtet. Aber so erkennt uns sicher keiner. War echt eklig.“ Melody kicherte vergnügt. „Spätestens die Stichflamme hat noch mehr Aufmerksamkeit gezogen. Wir haben natürlich gesehen, dass wir vom Acker kamen.
N Weg zu der anderen Richtung, die so blokiert war, ham wir nicht gefunden. Also hat Meyye mit Ratten gesprochen und is mit denen da irgend wie rein. Hat so zwei, drei mal gedauert. Als Nebel is sie auch noch mal hin. Die hat ne Leiche gefunden, die wohl von Chezmoi war. Der von Stein wollt sich ihre Erinenrung ansehen um sagen zu können, ob das wirklich Chezmoi war und was man tun müsste, um den zur Ruhe zu betten. Ist deutlich geworden, das lang nicht alle seine Aspekte... sagen wir... freundlich und harmlos gesinnt waren. Da hatte Meyye keinen Bock drauf.“ Sarah zuckte mit der Schulter. „Kann ich verstehen, obwohl die Reeben sich vorher nicht beschwert hatte. Man weiss ja nie, was dann so jemand anstellt.
Na ja. Da hab ich dich angerufen und nach der Erlaubnis gefragt, die Wölfe anzurufen, weil wir um da hin zu kommen, über deren Gebiet gemusst hätten. Die ha'm übrigens wieder aufgelegt und wollten nicht mit sich reden lassen. Da wurd' die Idee geboren, die Ratten mit Brandsätzen rein zu schicken. Trotz der ersten Bemerkungen der Regentin und auch von Moishe, sie könnten Sprengstoff besorgen, blieb es dann an mir kleben. Phosphor hatte keiner von denen.“
Wenigstens konnte Sarah sich damit nicht vergiften wie ein Mensch, hoch entzündlich war der Mist trotzdem und die Segregation des roten Phosphors war nicht ganz ohne Risiko. Aber hey – was tat man nicht alles für die Vampirgemeinde. Daran musste sie sich heute auch noch machen. Sie hatte den weissen Phosphor aus den Patronen genommen, die sie da gehabt hatte.
"Das ha'm wir den Ratten umgeschnallt und Meyye hat den Zünder bekommen. Die haben das hingeschleppt und Meyye hat vorsichtig die Gurte durch genagt. Die Nager waren ihr wohl wichtig. Jedenfalls hat der Körper gut Feuer gefangen. Meye war die einzige von den anderen, die sich überwinden konnte, den Anruf beim Notruf zu machen, nachdem der Italiener Chezmoi hat ins Nirwana gehen sehen oder so. Wär' nicht gut gewesen, wenn die ausgerechnet von meiner Stimme 'ne Aufnahme kriegen würden, bei den anderen dürfte das eigentlich nicht so viel ausmachen und ich frag' mich, warum die sich so geziert haben. Schließlich sollte da nicht noch mehr passieren.
Dann ging wieder die Diskussion um Marty los, der sich von dort verpisst hatte. Der Gruselfuzzie bot sich 'zum Wohl der Domäne' an, ihn zu rufen. Er bräuchte nur einen persönlichen Gegenstand. Nachdem ich ihm verklickert habe, dass er sich dafür durch sehr viel Schutt wühlen darf, wollte er dann was persönliches von mir, was mit Marty in Berührung gewesen war. Hallo? Schallt's noch? Wie lang ist der Wichser in der Stadt? Meyye und dieser von Stein sprangen auf den gleichen Zug auf, obwohl am Anfang auch schon keiner von denen einen Deut von Ahnung hatte, was sie überhaupt mit ihm machen wollten. Moishe war echt süß. Bevor ich noch mal ausgerastet bin, hat 'n Blick genügt. Er is' in die Bresche gesprungen und hat sie in ihre Schranken gewiesen. Wenn du Martin gebunden brauchst und er weiter Ärger macht, kein Thema. Ich hab noch Two Blood und Four Blood von ihm. Aber die geb' ich bestimmt nicht ohne dein ok raus und bestimmt nicht zur freien Verfügung. Der Geisterfuzzie hatte immer noch nicht genug und stellte meine Loyalität in Frage. Der gab erst Ruhe, als ich ihm sagte, dass er auf deinen Wunsch hin natürlich etwas bekommen würde. Sorry, aber ihnen etwas geben, damit sie irgend was mit Marty machen, von dem du keine Ahnung hast, was es ist? Der Typ hat andere Geister an sich gebunden. Ich glaub kaum, dass du Marty an ihn gebunden wissen willst und was dieser von Stein machen würde, kann ich auch nicht einschätzen. Mal ganz abgesehen davon, dass wir gar nicht wissen, ob wir Marty ohne Chezmoi überhaupt noch in dieser Form 'da' ist.
Und bitte.. ich weiss, dass er zu anderen eklig war. Ich kann trotzdem nicht gut mit um, wenn er leidet.“
Sarah pustete sich ne Haarsträhne aus dem Gesicht und hielt ihre Beine umschlungen.
„Ich werde an den nächsten Tagen nicht beim Schrottplatz sein sondern mir was anderes suchen. Hab' keine Lust, dass Wölfchen mich über Tag besuchen. Bin aber sonst wie normal erreichbar.“
Die ganze Sache mit Martin hatte Melody doch deutlich aufgewühlt. Sie wusste nicht so recht, wie sie damit umgehen sollte. Wenn der Geist noch da war, konnte sie ihn auch nicht einfach zum Teufel schicken. Gott wusste, wie viel Macht dieser Mann sich vielleicht noch bewahrt hatte, selbst wenn er Tod war. Aber sein Liebchen zu spielen... Verflucht, er war einfach zu dicht an ihr dran. Ihn immer noch zu lieben war die reinste Idiotie. Aber was konnte man schon gegen Gefühle tun.
„In einem hatte Mr. 'ich weiss alles' aber anscheinend recht. Jeder der da war, hatte heute wohl das eine oder andere Scherflein dazu beigetragen zu dem, was wir da zu tun hatten.“
Sarah erzählte nix davon, wie sie Meyye noch hinter her gelaufen war und mit ihr geredet hatte. Sollten die anderen doch denken, was sie wollten, aber die andere Gangrel gegen sich zu haben, war eine Dummheit, die sich Sarah nicht leisten wollte. Nicht bei dem, was da mit dem Unterweltkrieg auf sie zu kam, und wenn sie die andere vielleicht mal fragen können wollte. Sie hatte noch das Gespräch gesucht und ihr ein wenig verklickert, wie es um sie und Marty wirklich stand und Meyye.. hatte ihr geglaubt.. na ja.. wenigstens hatte sie Sarahs Hand angenommen zum Schluss.
Wie schnell konnte man eigentlich ein paar verlorene Jahre aufholen? Schon wieder führte ihr Weg sie zu der Prinz. Nicht, dass es selten gewesen wäre in der letzten Zeit.
Es war seltsam gewesen nicht von einem Alptraum auf zu wachen, obwohl sie am Anfang arge Schwierigkeiten gehabt hatte, den Unterschied zu erkennen. Marty war zu ihr gekommen, hatte sie geweckt. Körperlos. Er war wie Zucker gewesen, hatte fast gesäuselt.. So kannte sie ihn eigentlich nur, wenn er melancholisch und besoffen war. Es hatte 'ne Weile gedauert, bis sie gecheckt hatte, dass sie dieses Mal nicht noch in einem Traum gefangen war. Sie war viel zu fit dafür. Das mit Marty kam ihr irgend wie alles nicht koscher vor. Eigentlich wäre Lurker der richtige gewesen um zu klären, was da nun genau los ist, aber der Nosferatu war nicht ganz so leicht zu erreichen. Da musste man erst einen seiner stillen Briefkästen bemühen. Es gab andere in der Stadt, die vielleicht auch bescheid wussten und die sie etwas leichter erreichen konnte. Ihr Weg führte sie direkt zu Moishe. Sie hielt sich nicht erst mit einem Telefonat auf. Wozu auch. Das hier war ihr... zu seltsam. War Marty ein Geist?
Bei Moishe wurde sie von einem Mann in Empfang genommen, der entweder sein Diener, oder wahrscheinlicher sein Ghul war. Erstaunlicher Weise wirkte die Wohnung trotz des gehobenen Ambientes.. na ja.. wir wollen mal sagen, es wurde deutlich, dass dort drei Männer hausten und zwei davon wohl noch am Leben waren. Den dritten der munteren Runde lernte sie auch noch gleich kennen. Der bastelte an irgend einem Computerkram rum. Melody war so höflich, nicht genauer hin zu sehen und stellte sich den beiden nur kurz vor. Moishe war gerade in einem Telefonat und sie musste deshalb ein wenig warten. Als er zu ihr kam, stellten sie recht schnell fest, dass sie beide Ziege wunderbar vernehmen konnten. Nur verhielt sich Marty bei Moishe nicht ganz so freundlich wie bei ihr. Moishe hatte gerade mit der Tremereregentin telefoniert. Auch dort schien irgend was im Busch zu sein. Marty reagierte eifersüchtig auf Moishe. Das war... neu. Vor allem gingen sie zwar freundlich miteinander um, aber mehr war da nicht. Auf Nachfrage sagte Marty ihr, dass er beim Schrottplatz wäre. Man merke: Sie konnte sich mit ihm unterhalten, Moishe konnte alles hören – sie auch, wenn Marty sich an ihn wandte und trotzdem war er irgend wie nicht da. Langer Rede kurzer Sinn: Moishe bestellte... Stop. Wollte sie das jetzt wirklich alles einmal für sich wiederholen? War sie denn blöd? Oder etwa alles aufschreiben?
Melody grinste mal wieder. Nene. Die schriftlichen Berichte konnte Lena sich von den Strebern holen. Moishe und die Regentin sicher auch. Sie rief kurz bei Lena an, klagte darüber sie sooooo lang nicht gesehen zu haben – wer die Ironie findet, durfte sie getrost behalten – und mal über den Abend schnacken zu wollen. Genau genommen wollte Melody auch nix riskieren. Sie war in diesen übernatürlichen Wahrnehmungen nicht so bewandert und Lena war so sensibel... sie sollte es merken können, wenn Marty da war.
„Hey Sweet.“, grüßte sie ihre Prinz, als sie bei ihr an kam. „Der Abend heute war n bisschen seltsam. Schriftliches bekommst du bestimmt von Mc Kinney und Moishe. Aber bis die fertig sind, haste von mir schon mal n ersten Eindruck. Achte mal bitte darauf, ob hier n Geist mit hört oder so und gib mir n Zeichen, wenn's so ist.“
Tja.. da war er mal wieder eher nicht da. Der Respekt, der einem Prinzen gebührte. Aber sie waren auch allein und immerhin nahm es sich Sarah nicht von selbst heraus, die Prinz kurz zur Begrüßung zu umarmen und ein Küsschen auf die Wange zu geben. Nene. Was so was anging, war Melody brav. Damit musste Lena schon selbst rüber kommen, wenn sie sich traute. Statt dessen schlüpfte Melody aus ihren Stiefeln und machte es sich richtig bequem, in dem sie die Beine hoch zog. Und sie hatte bitte gesagt. So gerade eben noch. Fast hätte sie dieses kleine Wort vergessen.
„Hast ja schon mit bekommen, dass da was im Busch ist.“ Melody wuschelte sich etwas durch die Haare. „Also als ich aufwachte, wurde ich heute von Martys Stimme geweckt. Der war so lieb, als wäre er melancholisch und besoffen. So viel Süßholz hat der geraspelt. Ich brauchte n Moment, bis ich merkte, dass das kein Traum war. Ich bin dann direkt zu Moishe, weil Lurker immer schwerer zu erwischen ist. Der hat ihn auch gehört, nur war Marty da.. na.. so, wie er eben zu den meisten ist. Moishe hatte da schon mit der Regentin telefoniert und sich mit der verabredet, wo auch noch was im Gange war. Marty sagte mir, er wäre immer noch beim Schrottplatz. Ja, verdammt, ich weiss, wie sich das anhört, aber frag Moishe, wenn du mir nicht glaubst. Ich hab keine Ahnung davon, wie dieser spirituelle Kram funktioniert.“ Dabei hob Melody beide Hände an und zeigte Lena die Handflächen.
„Jedenfalls ist Moishe mir dann zum Schrottplatz hinter her gefahren und hat die anderen da hin bestellt. War ne größere Truppe, bei denen auch was im Busch war. Ich war eher da als er und hab Marty dort quasi als Geist gefunden. Da war er dann nicht nur Stimme sondern auch noch etwas mehr. Ich konnte ihn … irgend wie spüren. Er beschwerte sich, dass ich mit Moishe abhänge und ich sagte ihm, er müsse sich mit seiner Beschwerde an dich wenden. Tja.. er haute direkt ab und machte sich auf den Weg zu dir. So konnte Moishe mich nur noch weg fahren sehen, als er gerade auf den Hof einbog. Aber dieses Mal hängte ich ihn nicht ab. Er wusste ja nicht, wo es hin gehen sollte. Marty stand planlos vor der Akademie, weil du n 'geschlossen' Schild dran hattest.“
Nö. Melody hakte jetzt nicht nach, was die Prinz gemacht hatte. Oder doch? Nö. Sie wollte keine Lüge hören, falls Lena sich ihre Worte doch zu herzen genommen hatte. Leider war es sehr viel wahrscheinlicher, dass Lena einfach eher garstiges Zeug hatte erledigen müssen – Arbeit.
"Die anderen trudelten auch alle ein Marty war dabei, heraus zu posaunen, dass ich bei den Ventrue nix zu suchen habe, also bin ich quasi in angriff übergegangen und habe ihn statt dessen geküsst und mit ihm geturtelt. War schon merkwürdig irgend wie. Er blieb lieb. Später ist mir auch klar geworden, warum. Die Tremere hatten mich nach der ganzen Sache noch mal zu sich bestellt. Als er verhört mal wurde, hat er gesehen, dass ich gefangen war und gefoltert worden bin. Das hat ihn wohl umgestimmt, was mich angeht.“ Jep, auch wenn sie Lena gebeten hatte, sich nach Marty um zu sehen, war sie lieber vorsichtig in dem, was sie sagte und wie sie es sagte.
Erst mal ging dann einiges plötzlich schnell. Dieser Ithamar von Stein knallte mit ner Peitsche vor meinem Gesicht rum. Ich mein, spinnt der Kerl? Irgend wie hatte er Marty getroffen und Marty hatte Schmerzen. Das war ihm anzuhören. Dann fingen die anderen ne Diskussion darüber an, was sie jetzt mit ihm machen sollten. Irgend wie hörten die wohl auch alle Stimmen in ihren Köpfen, die aber nix mit Marty zu tun hatten? Die Akademie war zu, dort konnten sie ihn nicht lassen. Die andere Tremere... Reeben? Redete was von Traumwelten und das einige Leute und auch Marty in der Vergangenheit dort als Hinweisgeber funktioniert haben und glaubte wohl nicht, dass es jetzt unser Ziel sein sollte, Marty dingfest zu machen. So n anderer, eher ekliger Typ war auch da. So einer, bei dem einen automatisch ne Gänsehaut über den Rücken läuft. Rosselini. Der Typ hat irgend was mit Geistern zu tun. Meyye war die letzte in dieser illustren Runde. Dieser von Stein gab nicht einen Deut auf das, was die Tremere da von sich gab. Eingebildeter Schnösel, wenn du mich fragst. Plötzlich beschuldigte mich der Peitschenschwinger, ich hätte Marty befreit? Ich mein: Wie bitte? Wie das denn? Zu ner Erklärung hat er sich natürtlich nicht hin gelassen. Der Mann geht echt gar nicht. Am liebsten hätte ich den in der Luft zerpflückt. Erst das Ding mit der Peitsche und dann so n Klopper. Am liebsten hätt' ich den in der Luft zerrissen. Aber ich hab's an einer der Laternen ausgelassen. Moishe fand das trotzdem nicht prickelnd.“ Melody schnaubte.
„Es folgte ein Vortrag über gutes Benehmen einem Ahnen gegenüber und das mein Gemüt keine gültige Ausrede sei. Hey.. ich hab ihn nicht mit einem Finger angerührt. Ich fand, ich war ein Ausbund an Beherrschung.“ Melody zwinkerte leicht. Sie war sich sehr bewusst, was da abgelaufen war und sie hatte wirklich und ernsthaft versucht sich im Zaum zu halten und sie hatte es immerhin geschafft, nicht direkt auf Ithamar los zu gehen. Das war für sie eine Leistung.
„Einer der Geisterfuzzies stellte jedenfalls fest, dass Marty zur Irrenanstalt hin ist. Moishe war irgend wie eifersüchtig auf die anderen und bat den von Stein darum, auch die anderen Stimmen hören zu können. Ich hab' mich da lieber zurück gehalten. Die hörten wohl so was wie: „Ich bin erwacht' und nach Meye war das wohl Chezmoi, den sie da hörten. Da passte Irrenanstalt doch ganz gut. Meyye sprang einfach über den Zaun und wollte ihn schon mit 'nem großen Stein für die anderen einreissen, damit sie sich am Stacheldraht nicht ihre zarten Körper verletzen. Ich hab ihnen statt dessen das Tor aufgemacht, in dem ich die Kette dort entfernt habe.“ Auch mit brutaler Gewalt, weil das Schloß sie an dem Abend überfordert hatte, aber trotzdem mit weit geringerem Schaden als Meyes Idee.
Jedenfalls sind wir rein. Im Gebäude wirkte es dann auf uns gar nicht mehr verbrannt und Eric Sandler, diese Ausprägung von Chezmoi begrüßte uns. Der führte uns so n bisschen rum, nachdem er uns gesagt hatte, dass Marty noch nicht abkömmlich sei und in Behandlung. Dass das Gebäude doch sehr baufällig war, merkten Moishe und ich, als wir 'nen Abflug machten.“
Moishe hatte sich ganz brav unter Melody drehen lassen und es damit auf sich genommen, den meisten Schaden vom Sturz ab zu fangen. Das war auch gut so. Sarah war durchaus ein zartes Pflänzchen. Aber das waren Details. Ebenso wie der Moment, in dem Melody ihm mit einem entschuldigenden und dankbaren Lächeln aufgeholfen hatte. Er war halt n Gentleman.
„Hab mir dann was zum Abtasten des Bodens gesucht und wir sind wieder hoch. Aus dem Keller hörten wir Schreie. Moishe hat die Regentin dann doch noch dazu gebracht, sich quasi auf die Stelle zu bewerben.“
Melody hatte die Stelle zuvor noch gar nicht erwähnt. Aber sie war es auch nicht gewöhnt, solche Berichte ab zu liefern. Da konnten die Informationen schon mal etwas unkoordinierter fließen.
„Sandler führte uns dann in den Keller und hieß uns da warten. Die Reeben hat gesehen, wie die Schwester zu nem Patienten abgezischt ist und hatte die noch nach dem Datum gefragt. War n Tag vor dem großen Brand. Das war ja kurz, nachdem ich aus der Stadt raus war. Muss ganz schön abgegangen sein hier. Ich hab im Flur Wache geschoben, während die anderen Patientenakten und so durchsucht haben.
Wir sind dann zu ner Frau – Maria Zachari – die so aussieht wie diese Klonkörper, die der Koldun hier überall plaziert hat. Die sprach von Feuer. Von dem in 2006 und einem in 2014. Leider hat sie über das 2014 nix genaueres gesagt, aber wenn ich du wäre, würd' ich mich da auf was einstellen und die Feuerwehr da in guter Bereitschaft halten. Der italiensiche Geisterheini hatte sich abgesetzt um einen seiner Geister wieder zu holen und hat uns dann gezeigt, wie wir die Realität wieder sehen können. Uns wurd klar, dass wir da mehr suchen müssen. Aber weil wir das nicht geahnt hatten, hatte natürlich keiner von uns Ausrüstung dabei. Moishe bat Mr. Ich hab die Weisheit mit Löffeln gefressen mit zu kommen, was der natürlich als ach so wichtiger Ahn für unter seiner Würde befand. Hallo? Er wurde von einem höher stehenden um etwas gebeten? Die Regentin machte den Lift für einige. Ich hab lieber Meyyes Räuberleiter genommen und mich hoch werfen lassen. Brauchte ja nur was, was ich vernünftig greifen kann. Moishe und ich sind dann abgezogen um die Sachen zu holen, damit wir sicher da vor dringen können.
Als wir zurück kamen, erzählten die Tremere was von nem vergangenen angriff durch den Typen, der den letzten Ball aufgemischt hat. Diese Reeben und noch einer von der Sorte waren wohl davon betroffen, nur hatte die Frau keine wirkliche Erinnerung mehr was passiert ist. Sie meinte, sie muss da in der Kanalisation gewesen sein. Ihre Klamotten hatten wohl gestunken."
Hier begann Melody schon mal zu grinsen. Sie wusste ja, was sie noch erzählen würde. "Jedenfalls, weil das einer vom Mond war, der das veranstaltet hatte, hatten die den Verdacht, es könne was hiermit zu tun haben. Der von Stein is dann wohl in ihre Gedanken eingedrungen und konnte die Blockade zum Teil lösen. Überraschung! Sie war in der Irrenanstalt gewesen und kannte Wege von dort in die Kanalisation. Den einen Weg konnten wir nicht gehen. Der war zu geisterverseucht. Der andere hat uns in die Eingeweide der Stadt geführt. Wir kamen an ne Stelle, wo es nur mit tauchen in der Kloake weiter ging. Natürlich sind alle erst mal hübsch oben geblieben. Der Italiener war der anzugträger, dem das Los zu fiel, die Lage in der Scheisse zu erkunden und wo's da lang geht. Er hatte aber keine Zeit mehr, zum Berichten zurück zu kommen, denn plötzlich sagte die Reeben, dass wir alle abtauchen sollen wegen ner Explosion im Anmarsch.“
Das Grinsen von Melody wurde immer breiter und breiter.
„Lass dir das auf der Zunge zergehen, Lena. Rosselini, von Stein, die Tremeretussis und Moishe haben alle ein wunderbares Bad in der Scheisse genossen! Meyye und mich hat's wohl weniger gekratzt als die.
War wohl ganz gut, dass wir wie begossene und beschissene Pudel aus der Kanalisation raus kamen. War n recht öffentlicher Platz und wir wurden auch hübsch abgelichtet. Aber so erkennt uns sicher keiner. War echt eklig.“ Melody kicherte vergnügt. „Spätestens die Stichflamme hat noch mehr Aufmerksamkeit gezogen. Wir haben natürlich gesehen, dass wir vom Acker kamen.
N Weg zu der anderen Richtung, die so blokiert war, ham wir nicht gefunden. Also hat Meyye mit Ratten gesprochen und is mit denen da irgend wie rein. Hat so zwei, drei mal gedauert. Als Nebel is sie auch noch mal hin. Die hat ne Leiche gefunden, die wohl von Chezmoi war. Der von Stein wollt sich ihre Erinenrung ansehen um sagen zu können, ob das wirklich Chezmoi war und was man tun müsste, um den zur Ruhe zu betten. Ist deutlich geworden, das lang nicht alle seine Aspekte... sagen wir... freundlich und harmlos gesinnt waren. Da hatte Meyye keinen Bock drauf.“ Sarah zuckte mit der Schulter. „Kann ich verstehen, obwohl die Reeben sich vorher nicht beschwert hatte. Man weiss ja nie, was dann so jemand anstellt.
Na ja. Da hab ich dich angerufen und nach der Erlaubnis gefragt, die Wölfe anzurufen, weil wir um da hin zu kommen, über deren Gebiet gemusst hätten. Die ha'm übrigens wieder aufgelegt und wollten nicht mit sich reden lassen. Da wurd' die Idee geboren, die Ratten mit Brandsätzen rein zu schicken. Trotz der ersten Bemerkungen der Regentin und auch von Moishe, sie könnten Sprengstoff besorgen, blieb es dann an mir kleben. Phosphor hatte keiner von denen.“
Wenigstens konnte Sarah sich damit nicht vergiften wie ein Mensch, hoch entzündlich war der Mist trotzdem und die Segregation des roten Phosphors war nicht ganz ohne Risiko. Aber hey – was tat man nicht alles für die Vampirgemeinde. Daran musste sie sich heute auch noch machen. Sie hatte den weissen Phosphor aus den Patronen genommen, die sie da gehabt hatte.
"Das ha'm wir den Ratten umgeschnallt und Meyye hat den Zünder bekommen. Die haben das hingeschleppt und Meyye hat vorsichtig die Gurte durch genagt. Die Nager waren ihr wohl wichtig. Jedenfalls hat der Körper gut Feuer gefangen. Meye war die einzige von den anderen, die sich überwinden konnte, den Anruf beim Notruf zu machen, nachdem der Italiener Chezmoi hat ins Nirwana gehen sehen oder so. Wär' nicht gut gewesen, wenn die ausgerechnet von meiner Stimme 'ne Aufnahme kriegen würden, bei den anderen dürfte das eigentlich nicht so viel ausmachen und ich frag' mich, warum die sich so geziert haben. Schließlich sollte da nicht noch mehr passieren.
Dann ging wieder die Diskussion um Marty los, der sich von dort verpisst hatte. Der Gruselfuzzie bot sich 'zum Wohl der Domäne' an, ihn zu rufen. Er bräuchte nur einen persönlichen Gegenstand. Nachdem ich ihm verklickert habe, dass er sich dafür durch sehr viel Schutt wühlen darf, wollte er dann was persönliches von mir, was mit Marty in Berührung gewesen war. Hallo? Schallt's noch? Wie lang ist der Wichser in der Stadt? Meyye und dieser von Stein sprangen auf den gleichen Zug auf, obwohl am Anfang auch schon keiner von denen einen Deut von Ahnung hatte, was sie überhaupt mit ihm machen wollten. Moishe war echt süß. Bevor ich noch mal ausgerastet bin, hat 'n Blick genügt. Er is' in die Bresche gesprungen und hat sie in ihre Schranken gewiesen. Wenn du Martin gebunden brauchst und er weiter Ärger macht, kein Thema. Ich hab noch Two Blood und Four Blood von ihm. Aber die geb' ich bestimmt nicht ohne dein ok raus und bestimmt nicht zur freien Verfügung. Der Geisterfuzzie hatte immer noch nicht genug und stellte meine Loyalität in Frage. Der gab erst Ruhe, als ich ihm sagte, dass er auf deinen Wunsch hin natürlich etwas bekommen würde. Sorry, aber ihnen etwas geben, damit sie irgend was mit Marty machen, von dem du keine Ahnung hast, was es ist? Der Typ hat andere Geister an sich gebunden. Ich glaub kaum, dass du Marty an ihn gebunden wissen willst und was dieser von Stein machen würde, kann ich auch nicht einschätzen. Mal ganz abgesehen davon, dass wir gar nicht wissen, ob wir Marty ohne Chezmoi überhaupt noch in dieser Form 'da' ist.
Und bitte.. ich weiss, dass er zu anderen eklig war. Ich kann trotzdem nicht gut mit um, wenn er leidet.“
Sarah pustete sich ne Haarsträhne aus dem Gesicht und hielt ihre Beine umschlungen.
„Ich werde an den nächsten Tagen nicht beim Schrottplatz sein sondern mir was anderes suchen. Hab' keine Lust, dass Wölfchen mich über Tag besuchen. Bin aber sonst wie normal erreichbar.“
Die ganze Sache mit Martin hatte Melody doch deutlich aufgewühlt. Sie wusste nicht so recht, wie sie damit umgehen sollte. Wenn der Geist noch da war, konnte sie ihn auch nicht einfach zum Teufel schicken. Gott wusste, wie viel Macht dieser Mann sich vielleicht noch bewahrt hatte, selbst wenn er Tod war. Aber sein Liebchen zu spielen... Verflucht, er war einfach zu dicht an ihr dran. Ihn immer noch zu lieben war die reinste Idiotie. Aber was konnte man schon gegen Gefühle tun.
„In einem hatte Mr. 'ich weiss alles' aber anscheinend recht. Jeder der da war, hatte heute wohl das eine oder andere Scherflein dazu beigetragen zu dem, was wir da zu tun hatten.“
Sarah erzählte nix davon, wie sie Meyye noch hinter her gelaufen war und mit ihr geredet hatte. Sollten die anderen doch denken, was sie wollten, aber die andere Gangrel gegen sich zu haben, war eine Dummheit, die sich Sarah nicht leisten wollte. Nicht bei dem, was da mit dem Unterweltkrieg auf sie zu kam, und wenn sie die andere vielleicht mal fragen können wollte. Sie hatte noch das Gespräch gesucht und ihr ein wenig verklickert, wie es um sie und Marty wirklich stand und Meyye.. hatte ihr geglaubt.. na ja.. wenigstens hatte sie Sarahs Hand angenommen zum Schluss.