Rollenspieltheorie EP nach Selbsteinschätzung?

Skar

Dr. Spiele
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Hoffi hat uns an unserem letzten Spielabend (u.a.) EP nach Selbsteinschätzung zugestanden. Also ein Budget von bis zu 1-5 Punkten, das wir uns selber verabreichen konnten.

Und nein, es haben sich nicht alle die volle Punktzahl gegeben. :)

Was haltet ihr davon?
 
Wenn es funktioniert und alle damit zufrieden sind, warum nicht? Darf man fragen was Ihr gezockt hat und wie das da mit den EP ist bzw. was man damit machen kann?

Ist aber auch psychologisch, so ein bißchen wie in dem Experiment wo man z.B. Kaffee anbietet und die Kunden selber den Preis bestimmen dürfen (nur halt umgekehrt).

Alternativ wäre auch ein System wo nicht jeder EP - funktioniert aber nicht bei allen Systemen - nachgehalten wird und der Meister in Absprache mit den Spielern dann festlegen wann wieder ein Stufenaufstieg ist, dann meist für die ganze Gruppe. Hast so zwar einen langsameren Aufstieg, aber mehr Abenteuer und mehr Erlebnisse pro Stufe.
 
Es war DSA 5. 5 EP - bzw hier AP - sind da schon nicht ganz wenig.
(40 kostet eine "normale" Attributserhöhung, 5 bis 15 Punkte eine "normale" Skillerhöhung)
 
Ich würde in solchen Fällen IMMER die maximale Punktzahl nehmen, weil ich nämlich IMMER im Spiel alles gebe, maximal engagiert bin und einfach als ein guter Rollenspieler das Spiel in jeder Runde immens bereichere.

Anders ausgedrückt: Blöde Regelungs-Idee. Ist wohl nur etwas für Leute, die ein angeknackstes Selbstwertgefühl haben und sich vor versammelten Mitspielern de facto eine schlechte Note wegen offenbar schlechteren Rollenspiels ausstellen, indem sie weniger als die Höchstpunktezahl für sich beanspruchen. Jämmerlich, bedauerlich und peinlich.

Edit zur Klärung, falls jemand die obigen Adjektive in den falschen Hals bekommen hat:
Beispiel:
SL: "Hier bekommt jeder 1 bis 5 XP. Ihr könnt Euch selbst aussuchen, wieviel Euer Charakter erhält."
Spieler 1: "Ich bin ein Supermitspieler und nehme 5 XP."
Spieler 2: "Heute habe ich nicht so toll mitgespielt und die Würfel waren auch nicht ganz auf meiner Seite. Ich nehme 4 XP."
Spieler 3: "Also ich kann bei Eurem Spiel eh nie so recht mithalten, bin einfach nicht so ein toller Spieler. Ich nehme 2 XP, wenn Ihr das OK findet. Sonst gerne auch weniger, weil ich nicht so toll im Spiel bin."
Spieler 4: "Ich bin eh im Leben ein Versager und auch im Rollenspielhobby. Ich nehme lieber nur 1 XP und bin schon froh, daß ich überhaupt diesen einen bekomme, so mies, wie Ihr Euch fühlen müßt, wenn Ihr mich Niete überhaupt mitspielen laßt."

GENAU DAS ist es nämlich, wenn man vor versammelter Mannschaft die Selbsterniedrigung durch Wahl weniger als der Maximalanzahl an XP praktiziert.

Noch 'ne Ergänzung: Was sagt denn jemand über sich und seine Selbstwahrnehmung und sein eigenes Empfinden bezüglich seines Spielengagements aus, wenn er tatsächlich nur 1 oder 2 XP von maximal 5 wählt?
Allein nur die Wahl von 1 oder 2 XP kommuniziert ja schon, daß er sich minderwertig vorkommt, daß er sein Mitspielen für schlecht hält und er sich nicht wirklich auf der Höhe auch nur des Gruppendurchschnitts von 3 Punkten empfindet.
Muß solch ein Seelen-Striptease wegen XP überhaupt sein?

Keine Regel, die an meinen Spieltisch käme.


Anders sieht es bei Systemen wie Marvel Heroic Roleplaying oder The Shadow of Yesterday aus, wo die Spieler sich die XP selbst ABHOLEN, indem sie direkt die Bedingungen anspielen, für die sie die XP bekommen. Das funktioniert auch ohne Selbsterniedrigung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zornhau, wo liest du denn, dass das Belohnungspunkte für "gutes" Rollenspiel gewesen seien? Skar schrieb allgemein nur von EP. Dir ist bewusst, dass EP nicht bloß als Belohnung für schöne Schauspielerei gegeben werden können, sondern auch in Bezug darauf, was an einem Spielabend so IT geschafft wurde. Wurden Rätsel gelöst, Dinge entdeckt, der Plot vorangebracht? Hat ein Charakter etwas für sich persönlich wichtiges entdeckt/erreicht? Hat jemand einen phänomenal guten Wurf abgeliefert oder im richtigen Moment eine ausgefallene Idee gehabt? Oder dümpelte der Abend bloß vor sich hin? Und danach kann dann schon jede*r selbst entscheiden, wie viel die einzelne Person an dem Abend zum Spiel beigetragen hat. Es geht nicht um Seelenstriptease sondern darum, die eigenen Aktionen im Verhältnis zur Gruppe und eventuell in Absprache mit der Gruppe sinnvoll selbst einschätzen zu dürfen und zu können. Ist doch mal ne nette Aktion und wenns der Gruppe Spaß macht, warum nicht?
Ich finds allerdings auch schöner, wenn alle den gleichen EP-Stand haben, bzw. überzählige Punkte in eine gemeinsame Gruppenkasse gehen.
 
@topic: gar nichts.
Oder mit den Worten eines Mitspielers, bei unserem Konzept, dass man auf beliebig viele XP verzichten kann, um sie einem anderen Mitspieler zu schenken:
"Könnt ihr ja machen, aber ich würde dann niemals welche abgeben."

Kellerkinderklischees. qed und so.
 
@Skar Könntest du das mal etwas ausführlicher beschreiben, wie das abgelaufen ist? Hoffi hat ja vermutlich nicht gesagt, "ich habe hier noch 20 freie AP rumliegen, nehmt euch so viele, wie ihr wollt." Vermutlich gab es ja irgendwie eine Vorstellung, nach welchen Bedingungen ihr die verteilen wollt.

Prinzipiell finde ich die Idee allerdings nicht so gut, weil da zu viele überlappende Überlegungen reinspielen - einerseits könnte ich die volle AP-Zahl brauchen, um zu den anderen aufzuschließen (wahlweise "mit 5 AP kann ich die nächste Fertigkeit um eins steigern"), aber andererseits möchte ich nicht als Gierschlund rüberkommen...

Aber ich finde es ja auch bei D&D doof, wenn jeder nur die XP für die Schätze kriegt, die er persönlich zurück in die Stadt trägt oder für die Monster, denen er den letzten Schlag verpasst hat. Das teile ich auch lieber gleichmäßig unter allen Beteiligten auf.

@Ein Huhn Die Beispiele ließen sich aber größtenteils durch pauschale AP für alle oder durch sofortige AP beim Eintritt (Rätsel gelöst, Dinge entdeckt, phänomenal guter Wurf abgeliefert, im richtigen Moment eine ausgefallene Idee) besser darstellen, bzw. lassen sich nur vom SL erkennen (Plot vorangebracht). Die Selbsteinschätzung, wie viel man zum Abend beigetragen hat, läuft dann wieder auf genau das heraus, was Zornhau beschreibt - die Leute mit gesunden Selbstbewußtsein nehmen sich 4 oder 5 Punkte, die Leute mit Sozialphobie nehmen sich 1 Punkt.
 
Ich glaube es war einfach ein Experiment von Hoffi. Am Ende des Abenteuers Tal des Todes gab es eine Sammlung von "Bulletpoints" und möglichen zu erreichbaren Punkten. Hoffi ergänzte das um bis zu 5 AP, die man sich selbst nach eigener Einschätzung geben durfte.
 
Zornhau, wo liest du denn, dass das Belohnungspunkte für "gutes" Rollenspiel gewesen seien? Skar schrieb allgemein nur von EP. Dir ist bewusst, dass EP nicht bloß als Belohnung für schöne Schauspielerei gegeben werden können, sondern auch in Bezug darauf, was an einem Spielabend so IT geschafft wurde. Wurden Rätsel gelöst, Dinge entdeckt, der Plot vorangebracht? Hat ein Charakter etwas für sich persönlich wichtiges entdeckt/erreicht? Hat jemand einen phänomenal guten Wurf abgeliefert oder im richtigen Moment eine ausgefallene Idee gehabt? Oder dümpelte der Abend bloß vor sich hin?
Gutes Rollenspiel ist NICHT IDENTISCH mit "schöner Schauspielerei", sondern mit ALLEM, was beim Rollenspielen einen GUTEN von einem SCHLECHTEN Rollenspieler unterscheidet. - Dazu gehören die - von mir oben derartig hervorgehobenen - Elemente und noch vieles mehr.

Klar wird sich ein Spieler überlegen, wieviele der obigen und anderer Qualitäten er mit seinem Charakter erreicht hat. - Und genau das ist es ja, was zum Seelen-Striptease führt:
Und danach kann dann schon jede*r selbst entscheiden, wie viel die einzelne Person an dem Abend zum Spiel beigetragen hat. Es geht nicht um Seelenstriptease sondern darum, die eigenen Aktionen im Verhältnis zur Gruppe und eventuell in Absprache mit der Gruppe sinnvoll selbst einschätzen zu dürfen und zu können.
Wenn man die eigenen Aktionen im Verhältnis zur Gruppe einschätzt und bewertet, dann macht man sich bei Wahl von 1 oder 2 XP ja IM VERHÄLTNIS ZUR GRUPPE und auch noch VOR ALLER AUGEN zu einem selbst eingeschätzt SCHLECHTEREN Rollenspieler als die anderen in der Gruppe!

Wenn das keine psychisch destruktive, selbstentwertende, peinliche und bloßstellende "Selbstkritik" ist, was dann?
 
Bei Shadowrun und ähnlichen Spielen mit sessionbasierenden XP habe ich am Ende des Abends einfach immer in die Runde gefragt: "Das heute war ganz schön [leicht/typisch/schwer], dafür würde ich mal [3/6/9] Karma für jeden veranschlagen. Irgendwelche Einwände?" Wenn dann irgendwer kurz vom ins Gras beißen stand oder das Gefühl hatte einfach durchspaziert zu sein, gab es halt 1 Karma mehr oder weniger für jeden.

So holt man effektiv und ohne Sozialpädagogenspielchen nebenher konkretes Feedback ein, ohne einzelne Spieler bloßzustellen. In 95% der Fälle heißt es dann eh nur "Jomei, bassd scho."
 
Zornhau, wenn du jede Art von offener Auswertung , Einschätzung und Selbstkritik (wobei Kritik ja positive und negative Aspekte berücksichtigt) als gemeine Bloßstellung empfindest, dann schätze ich dich als nicht besonders selbstreflektiert ein (bzw, sehe mich in dieser schon länger bestehenden Einschätzung bestätigt). Das liegt aber vermutlich auch daran, dass du jede offene nachträgliche Betrachtung des Spiels eben sofort als Wettbewerb, wer "besser" war, betrachtest. Es geht hier doch nicht um die Einschätzung von jemandes Persönlichkeit, sondern einfach darum zu sehen, wie der Abend so lief. Und zu vermeiden, dass dabei bloß eine Sichtweise, nämlich die der SL, berücksichtigt wird.

Wenn die Idee für deine Gruppe nicht passt, musst du sie ja nicht umsetzen. Aber sie deswegen als grundsätzlich falsch und schädlich darzustellen.. naja. Wie gesagt - mein Beileid, dass ihr offensichtlich alle in der Gruppe Kommunikationsschwierigkeiten habt. Obs allen gefallen würde, weiß ich auch nicht - aber in den Runden, in denen ich so spiele, würde es sicherlich funktionieren, EP aufgrund von Selbsteinschätzung zu verteilen. Ohne Demütigung und dass sich hinterher jemand benachteiligt fühlen würde.

Naja, ich schätze, es hat Gründe, dass ich und du, Zornhau, noch nie im Spiel zusammengefunden haben. Da trauere ich der Fast-Runde Engel bei Hare schon keinen Meter nach. Ich glaube, da wär ich dir und deiner rigiden Auslegung von Dingen, die nur DU richtig verstanden hast und die nur so gespielt/gemacht werden dürfen, wie sie zu sein haben, vermutlich irgendwann virtuell an die Gurgel gesprungen.
 
sondern auch in Bezug darauf, was an einem Spielabend so IT geschafft wurde. Wurden Rätsel gelöst, Dinge entdeckt, der Plot vorangebracht? Hat ein Charakter etwas für sich persönlich wichtiges entdeckt/erreicht? Hat jemand einen phänomenal guten Wurf abgeliefert oder im richtigen Moment eine ausgefallene Idee gehabt? Oder dümpelte der Abend bloß vor sich hin?
Und was macht dann INT4-Barbar Dumpfbacke Haudenlukas, wenn sich das aktuelle Abenteuer mal nur auf Rätsel konzentiert und er außer ein paar nervige Kobolde klatschen wirklich nichts groß tun kann außer vor sich hin dümpeln (und vll. die Gruppe zwar unterhalten, aber nicht den Plot voranbringen)? Ich fände das ziemlich scheiße wenn Dumpfbacke das Rätsel löst an dem sich vorher drei gelehrte Magier die Zähne ausgebissen haben und für dieses "gute Rollenspiel" dann am Ende auch noch Bonus-XP bekommt.
 
Ich glaube nicht, dass die selbstgesammelten XP so eine extrem starke Wirkung haben, wie von Zornhau befürchtet, weil doch viele Rollenspielrunden ja vergleichsweise homogen sind. Allerdings frage ich mich, was es bringen soll - meiner Erfahrung nach ist es eher so, dass sich jede Sitzung auf einem Niveau einpendelt, also entweder alle spielen gut oder alle spielen scheiße. Große Ausreißer habe ich da noch nie erlebt, von daher halte ich den Vorschlag von @Skyrock für einfacher und sinnvoller.

Leider gibt @Skar ja keinerlei Details dazu preis, was überhaupt beim Verteilen rauskam, wie es sich für ihn anfühlte, was seine Einschätzung ist, auch @Hoffi sagt ja nicht, was er sich dabei dachte und warum er es tat. Von daher wird diese Diskussion (ohne praktische Untermauerung) sich weiter in rein theoretischen Überlegungen totlaufen.
 
Ich habe mir (natürlich) die vollen Punkte gegeben. :]
Ein anderer hat sich selber einen Abzug gegeben, weil er einen bestimmten Charakter-Tick seiner Meinung mehr hätte ausspielen sollen. Von den anderen weiß ich es grad nicht.
 
Halte ich nichts von, liegt schon einfach daran das es die sorte von menschen gibt die von sich aus nicht gierig erscheinen wollen nd sich dann einfach immer nur im Mittelfeld bewegen würden und dann gibt es noch die Gierschlunde die einfach immer volle Punkte nehmen würden und somit irgendwann das Gefälle zu groß wäre zwischen dem Zurückhaltenderen und den die einfach alles nehmen.
Bei uns ist es ja inzwischen sogar so das nicht anwesende Spieler ebenfalls die Volle Gruppen EP bekommen. Somit fehlt ihnen nur noch der minimale / kleine Teil an EP welche sich die anwesenden am Tisch durch X,Y oder Z während dem Abend erbeutet haben. ^^
 
Und was macht dann INT4-Barbar Dumpfbacke Haudenlukas, wenn sich das aktuelle Abenteuer mal nur auf Rätsel konzentiert und er außer ein paar nervige Kobolde klatschen wirklich nichts groß tun kann außer vor sich hin dümpeln (und vll. die Gruppe zwar unterhalten, aber nicht den Plot voranbringen)? Ich fände das ziemlich scheiße wenn Dumpfbacke das Rätsel löst an dem sich vorher drei gelehrte Magier die Zähne ausgebissen haben und für dieses "gute Rollenspiel" dann am Ende auch noch Bonus-XP bekommt.

Der kriegt dann beim nächsten Mal mehr Punkte, wenn dafür die anderen mit ihren Werten nicht viel machen konnten? Wie gesagt - dann machts halt nicht. Aber die Probleme, die hier aufgeworfen werden, lassen sich doch zusammenfassen unter:

1) Aber ich spiele doch mit Deppen, die dann eh nur Punktesammeln, weil sie sich so toll finden,
2) Aber ich spiele doch mit Deppen, die sich nie volle Punkte geben würden vor lauter Bescheidenheit
3) Aber ich spiele doch mit Deppe, die...

Regel 0: Spiel nicht mit Idioten, dann erübrigen sich all die Probleme hier. *schulterzuck* Und als Alternative zur üblichen Punktevergabe, find ich die Idee ganz ok, warum auch nicht. Ich selbst würds nicht machen, aber eher, weil ich halt unterschiedliche Punktelevel nicht mag. Aber die Idee, dass alle gemeinsam vielleicht über die Höhe der EP für eine gemeinsame Gruppenkasse entscheiden, find ich so schlecht nicht.
 
@Skar : Wieviele Spieler gab es? Wieviel AP gab es vom Abenteuer? Welcher Spieler hat sich wieviel selbst gegeben? Wieviel AP hatten die einzelner Spieler schon bisher (also nicht in dem Abenteuer sondern "Gesamtpunktestand") gesammelt?

Würde mal Tippen 1-5 sind jetzt nicht soviel??? Was wäre das - wenn möglich - umgerechnet auf D&D???
 
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