Cartagena bei Nacht

Download Entwickler-Blog: Cartagena by Night 2015-05-11

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Magnus Eriksson

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Entwickler-Blog: Cartagena de Indias


Hi,
ich plane in 1-2 Jahren eine neue Vampire Chronik zu starten. Da fuer mich das Recherchieren und Schreiben eines Staedtehintergrunds mit zu dem angenehmsten Teilen des Erzaehler-Daseins gehoert, fange ich recht frueh damit an, zumal ich auch immer alles ziemlich detailliert im Voraus ausarbeite und das dauert nunmal seine Zeit.

In diesem Fall moechte ich das Experiment wagen, nicht erst ein ausgereiftes Produkt zu praesentieren, sondern jedem Interessierten die Moeglichkeit bieten, schon den Entwicklungsprozess mitzuverfolgen. Wer mag darf kommentieren, Ideen beisteuern oder sich fuer seine eigenen Chroniken bedienen.
Um die Uebersicht zu wahren werde ich einmal im Monat ein Manuskript zusammen stellen, in dem (hoffentlich) alle neuen Ideen Eingang gefunden haben.
Am Ende steht dann hoffentlich folgendes:

Cartagena de Indias by Night

Also die Chronik soll in Cartagena spielen, eine grosse Hafenstadt im Norden Kolumbiens.
http://de.wikipedia.org/wiki/Cartagena_(Kolumbien)

Ich wollte gerne in Suedamerika spielen, weil mir eine Chronik mit intensiven sozialen Interaktionen vorschwebt, bei der die Sektengrenzen verwischen. Daher ist die Grundannahme fuer das Setting, dass in Cartagena alle Sekten (Sabbat, Camarilla, Anarchen) und Unabhaengige theoretisch koexistieren koennen, ohne dass es bei jeder Gelegenheit gleich zu Gewaltausbruechen kommt.
Die Idee ist, dass die Machtzentren der Sekten weit entfernt und die Vampire in Suedamerika da eher pragmatisch als dogmatisch sind. Es gibt Konflikte, aber es ist mehr der Kalte Krieg als ein heisser.

Ansonsten spricht fuer Suedamerika, dass es relativ viele weisse Flecken gibt, die ich frei ausgestalten kann, meine (recht erfahrenen) Spieler haben keinerlei Vorwissen ueber den Kontinent in der WoD und es gibt eine spannende Historie, inklusive Piraten (alles ist besser mit Piraten :) ) und untergegangener Indianerkulturen, etc. die sich sicherlich prima fuer viele gute Plots und Hintergrundgeschichten von NSCs ausschlachten lassen. Weiterhin nehme ich an, dass die Machstrukturen (aehnlich der realen Welt) eher bruechig und instabil sind und die Spieler dort die Moeglichkeit haben, viel zu bewegen, wenn sie wollen.

Wem das alles zu sehr nach nWoD Vampire klingt... sei's drum. Niemand hat behauptet, dass alles schlecht waere an Requiem. :)


So, als erstes habe ich mich ein bisschen eingelesen in die Kultur und Geschichte von Suedamerika. Der Kontinent ist gepraegt durch die Kolonialzeit und verschiedene Revolutionen in der juengeren Vergangenheit. Es gibt jede Menge Gewalt durch den Staat, Revolutionaere, Terroristen und Drogenkartelle, was einen guten Hintergrund fuer die WoD abgeben sollte.

Die Wahl speziell fuer Cartagena in Kolumbien hat mehrere Gruende:
1. Erstmal hat die Stadt eine vernuenftige Groesse – ca. 2 Mio Einwohner in der realen Welt. Ich tendiere dazu solche Zahlen fuer meine Settings noch stark nach oben zu korrigieren, um die Ueberbevoelkerung zu repraesentieren und auch unter der Annahme, dass sich viele illegal und ungemeldet in den grossen Staedten verstecken. Auch zaehle ich noch gerne umliegende Gemeinden dazu. Koennten also je nach Bedarf bis zu 4 Mio werden. Genug Platz fuer jede Menge Vampire.
2. Cartagena ist eine sehr alte Stadt (fuer suedamerikanische Verhaeltnisse), hat noch genug europaeisch-koloniales Flair und liegt nicht allzu unzugaenglich und abgeschlagen, um eine Art Bruecke zwischen der Alten und der Neuen Welt bilden zu koennen und vielleicht auch mal ein paar Besucher von ausserhalb zu erlauben. Kuestenstaedte sind auch fast immer besser/interessanter als Staedte im Inland (kann auch mein persoenlicher Geschmack sein, da ich mich an Kuesten immer am wohlsten fuehle ;) ).
3. Meine letzte und ueberaus erfolgreiche (im Sinne von Spielspass) Vampire-Chronik spielte in Karthago (antikes Nordafrika). Cartagena heisst soviel wie “Neu-Karthago” ein gutes Omen und vielleicht eine Moeglichkeit ein paar Referenzen an die alte Chronik unterzubringen. Moeglichweise auch ein Andeutung ueber Brujah Einfluss in der Stadt.

Alles in allem sehr vielversprechendes Potential, mit dem ich arbeiten kann.

Wie bei jedem Staedtebuch sollen am Ende folgende Kapitel enthalten sein:
-Geschichte (spezielle kainitische Geschichte der Region)
-Geographie (Stadtteile, interessante Orte, Elysien, Zufluchten, etc.)
-NSCs, Gruppierungen
-Plotideen


Daher werde ich mich jetzt als erstes mal dem Quellenstudium widmen und mehr ueber Geschichte, Kultur und Geographie von Cartagena zusammen suchen. Gleichzeitig kann ich dabei schon Ideen fuer NSCs und interessante Spielideen sammeln.
Als Quellen werde ich neben Wikipedia mich erstmal mit meiner umfangreichen WoD Sammlung vergnuegen, um zu schauen, was denn schon so ueber Suedamerika bekannt ist. Neben “A World of Darkness” 1&2 und “Rage across the Amazon” werde ich mir auch mal den Macht-Aufbau in weniger stark struktierierten Staedten (sprich Non-Camarilla) anschauen. Ausserdem schaue ich mal in den Clanbuechern, was die Clans denn so ueber Suedamerika denken.

Damit sollte ich ein Grundgeruest an Allgemeinwissen kriegen, was ich auch den Spielern praesentieren kann, wenn die sich Charaktere erschaffen wollen.
Sobald ich diese Themengebiete grob abgesteckt habe, melde ich mich mit dem naechsten Update.

Gruss Magnus
 
Klasse Idee. Mag den Aspekt mit der pragmatischen Koexistenz der Sekten.
 
Okay, die ersten Buecher, die ich durchgesehen habe, waren “A World of Darkness” 2nd Ed und die Clanbuecher Toreador und Lasombra.
Im Grossen und Ganzen bestaetigt sich auch von offizieller Seite meine Auffassung, die ich von dem Kontinent hatte.
Mit Rio de Janeiro und Argentinien gibt es sogar Beispiele wo Lasombra mit Tordeador bzw. Ventrue friedlich Seite an Seite die Naechte verbringen. Insofern ist die Idee von ko-existierenden Sekten in Cartagena nicht mehr ganz so innovativ, auf der anderen Seite bekomme ich keine Gewissensbisse gegen ein Dogma verstossen zu haben. ;)

Die essentiellen Infos die ich gefunden habe, sind folgende:
-Lasombra und Toreador sind die dominierenden Clans des Kontinents
-Einfluss der Sekten ist generell sehr gering mit Ausnahmen einiger Orte, wo besonders maechtige Individuen den Unterschied machen
-speziell in Kolumbien sind die Drogenkartelle maechtiger als der Staat, was die Setiten zum einflussreichsten Clan macht
-Camarilla bzw. Sabbatpraesenz in Kolumbien ist minimal und auf einige Individuen beschraenkt
-von allen Orten der Welt scheint Suedamerika am ehesten dem Dark Age Setting in der Moderne zu aehneln (Mix von allen Clans, sehr schwache Maskerade, feudal-aehnliche Vampir-Lords, etc.)


Als Konsequenz daraus ueberlege ich jetzt, ob ich nicht die Sekten fuer meine Szenario ganz aufloese. Urspruenglich hatte ich ein Szenario im Kopf, wo sich die Sekten in einem Patt gegenueberstehen und sich im Laufe des Kalten Krieges so aneinander gewoehnt haben, dass die Feindseligkeit nachgelassen hat und man miteinander reden kann, ohne einander zu vertrauen.

Jetzt denke ich eher ueber ein Szenario nach, wo nur ein kleiner Bruchteil der Vampire sich ueberhaupt einer Sekte zugehoerig fuehlt und der Grossteil sind einfach nur unabhaengige Individuen, die die meisten Regeln (Traditionen, Ritae etc.) nur soweit befolgen, wie sie halt Sinn fuer sie machen, aber keinerlei politische Zugehoerigkeit verspueren und nicht gegen andere Vampire vorgehen, nur weil diese vom anderen Ufer sind.

Zum einen wuerde das den Kreis fuer potentielle Interaktionen erweitern, zum anderen wuerde es die scharfen Kontraste rausnehmen und statt schwarz-weiss haette ich vielleicht eine eher graue Masse von Vampiren, die sich nicht so stark von einander abheben.
:unsure:
Bin mir noch nicht sicher wie ich das loese, aber ich tendiere zur neuen Variante, den Einfluss der Sekten gegen Null tendieren zu lassen. Als scharfes Kontrast-Beispiel koennte ja auch ein Sabbat-Rudel ausreichen, muessen ja nicht 5 sein. Was meint ihr?

In Zahlen hatte ich urspruenglich gedacht, das jeweils etwa ein Drittel der Vampire Sabbat, Camarilla oder Unabhaengig (inkl. Anarchen) sein sollte. Das waeren etwa 10 Vampire pro Fraktion gewesen. Jetzt waeren es vielleicht 2 ueberzeugte Camarilla-Anhaenger (ggf. auch sich nicht offenbarende Agenten der Camarilla), ein Sabbat-Rudel mit 4-5 Mitglieder das erst kuerzlich aus Mittelamerika angekommen ist und der Rest waeren Unabhaengige.

Na gut, bevor ich das entscheide, kann ich ja erstmal die aeltere Geschichte schreiben. Vielleicht ergibt sich daraus ein klareres Bild, wie sich die Situation bis in die Gegenwart weiter entwickelt hat.

Grobe Eckpfeiler kolumbianischer Geschichte sind:
-prae-koloniale Epoche
-Kolonialzeitalter der Entdecker und Eroberer (ca. 1500-1800)
-Unabhaengigkeitskrieg und Staatsgruendung (1800-1900)
-Revolutionen & Buergerkriege (1900-1970)
-Aufstieg der Drogenkartelle (1970-2000)

Grundsaetzlich wird es darauf hinauslaufen, dass die koloniale Phase unter Spanien Lasombra/Sabbat dominiert war. Ventrue kontrolliertes England hat immer wieder vergeblich versucht in den Kolonien Einfluss zu gewinnen.
Mit dem Unabhaengigkeitskrieg wurden die Machtverhaeltnisse umgedreht und die Camarilla hatte fuer kurze Zeit die Kontrolle.
In den zahllosen Buergerkriegen, Revolutionen und Gegenrevolutionen, die dann folgten, haben aber soviele Spieler mitgemischt, dass es komplett unuebersichtlich wurde. Am Ende koennten die Setiten der lachende Dritte gewesen sein, nachdem Camarilla und Sabbat ihre Ressourcen erschoepft hatte.
Etwa in der Art wird der Hintergrund fuer Kolumbien aussehen. Was das jetzt im Detail fuer Cartagena bedeutete, muss ich mal als naechstes ueberlegen.
 
Als Dark Age-Spieler kannick dir sagen: lass die Sekten raus. Bzw. machs so wie angedeutet, mit ein paar Hardlinern und sonst sehr eigenen Gesetzen. Ich finde das logisch, dass gerade in Ländern wie Kolumbien andere Dynamiken vorherrschen. Die koloniale Feudalstruktur, die sich unter anderem in den Drogenkartellen fortsetzen sind prädestiniert für eine kulturell einzigartige Zusammensetzung von Vampiren, die nach eigenen Regeln verläuft. Vielleicht ein paar größere konkurrierende Feudaldomänen, die aus Individualisten bestehen. Den adeligen Laombra, der schon mit den Conquistadores in die Amerikas gekommen ist interessiert vielleicht nicht, dass ein paar seiner jüngeren Clansbrüder den Krieg gegen die Alten ausgerufen haben. Der sitzt auf seinem Hügel schon ein wenig länger und will da bleiben. Und da es keine Camarilla in der unmittelbaren Nachbarschaft gibt, denkt der bei Dschihad vielleicht auch eher an die Nachrichten aus dem mittleren Osten und nicht an irgendeine Art Verpflichtung gegenüber der Sache.

Geschichtlich hätte ich sofort an irgendeinen uralten, schlummernden Methusalem gedacht, den die Chibcha oder Arawak mal als Gott verehrt haben. Oder an Kainiten, die von ihm abstammen und den Kolonialen gegenüber immer noch feindlich gesinnt sind. Irgendwas, was präkoloniale Urgeschichte des Landes mit der Neuzeit verbindet, dafür ist Vampire immer hin prädestiniert. Die Setiten könnten da ganz gut reinpassen, die wurden im Kanon schon so halb mit den Azteken assoziiert, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Da kann dann auch ne Linie gen Süden gewandert sein, bevor die spanischen Lasombra und Toreador kamen.
 
Wenn ich mich recht erinnere sitzt Gratiano in Brasilien. Das wäre ein Machtfaktor, der sich auch auf Kolumbien auswirken könnte. Ich würde, wenn die Sekten keine größere Rolle spielen sollen, im Hintergrund jemanden die Fäden ziehen lassen, der den Einfluss der Sekten bisher unterbunden hat.
 
Wenn ich mich recht erinnere sitzt Gratiano in Brasilien. Das wäre ein Machtfaktor, der sich auch auf Kolumbien auswirken könnte. Ich würde, wenn die Sekten keine größere Rolle spielen sollen, im Hintergrund jemanden die Fäden ziehen lassen, der den Einfluss der Sekten bisher unterbunden hat.
Hmmm. In der Karibik sollen die Inconnu sehr stark sein. Da sitzt immer ein Alter auf einer Insel und will seine Ruhe haben.
Aber auch die Idee mit den indogenen Methusalems hat einiges fuer sich.
Dritte Moeglichkeit waere, das tatsaechlich die Unabhaengigen, sprich die Setiten die Macht haben und die Sekten draussen halten. In meinem Kalten Krieg Denken waere das eine Allianz der blockfreien Staaten.

Nun, immer wenn ich mich nicht fuer eine gute Idee entscheiden kann, nehme ich alle Ideen. :)

Also Arbeitshypothese waere folgende:
Die Setiten hatten fuer eine Weile die Macht in Kolumbien an sich gerissen und alle anderen Sekten verdraengt, die dort seit Kolonialzeiten ansaessig waren. Dies war gekennzeichnet durch den Aufstieg der Drogenkartelle. Die Setiten sind aber, sagen wir mal, geistig etwas weich und keine so perfektionistischen Powerbroker wie Ventrue oder Lasmobra. Also sind in den letzten Jahrzehnten auch wieder andere Vampire auf den Plan getreten und haben sich langsam Einfluss erarbeitet, so dass jetzt auch wieder einige Drogenkartelle und andere Institutionen unter der Kontrolle von Lasombra und Brujah stehen. Die Setiten ueben nunmehr zwar immer noch einen beherrschenden aber keinen absoluten Einfluss auf das Land aus.
Da die Setiten weniger an prestigetraechtigen Prinzenaemtern und aehnlichem interessiert sind, mag es sein, dass sie die "Verwaltung" der Staedte (wie Cartagena) anderen Vampiren ueberlassen, solange diese nur intensiv ihrem korrumpierenden Einfluss ausgesetzt sind und ihren "wahren Zielen" nicht im Weg stehen.

Im Hintergrund laeuft dann der Plan eines (oder mehrerer) indogenen Methusalems. Einst ein stolzer Herrscher eines Inka-Imperiums musste er mitansehen, wie die Europaer sein Welt zerstoert haben. Nun nimmt er Rache an den Konquistadoren und ihren Nachfahren. Als erstes hat er dafuer gesorgt, dass die Setiten die Kolonialherren (Sekten) vertrieben haben. Nun will er auch die Welt/Kultur der europaeischen Vampire zerstoeren.
Die Setiten sind sein ideales Werkzeug, da sie aehnliche apokalyptische Ziele verfolgen.
Es mag sein, dass er am Ende erkennt, dass er nur ein Werkzeug der Setiten war, die Frage ist, ob ihn dass dann noch kuemmert.

Auf der anderen Seite koennte ein Brujah Ahn stehen, der ein neues Utopia fuer Menschen und Vampire errichten will. Obwohl er einen humanistschen Ansatz verfolgt, ist sein Experiment wie schon in Enoch und Karthago zum Scheitern verurteilt. Er koennte Verbindungen zu den Inconnu haben, ist aber noch nicht bereit sich aus dem Dschihad heraus zu halten.
Auf jeden Fall wuerde es dass allen erzaehlen, die ihn fragen. Vielleicht ist er in Wahrheit aber ein korrumpierter Anhaenger auf dem Pfad der boesen Enthuellungen, der die Ausrottung der Indios zur Glorie seiner dunklen Herren vorangetrieben hat, weil diese einst den Daemon bannten.
Man weiss es nicht...o_O

Ich muss sagen, ich bin kein grosser Freund von so Daemonengeschichten. Obwohl das immer eine gute Story abgibt, ist das Thema inzwischen etwas ueberstrapaziert ausgenutzt worden, da es in fast allen Staedtebuechern vorkommt (Montreal, Chicago, LA, Mexico City und bestimmt noch mehr). Die Erklaerung ist einfach zu einfach und die Vampire duerfen schon die Boesen sein und sollen die Verantwortung nicht auf andere abwaelzen.
Vielleicht faellt mir fuer den Teil noch etwas besseres ein, aber mit dem Rest bin ich erstmal recht zufrieden so. :)
 
Hinsichtlich der Unabhängigen ist vielleicht auch relevant das die Giovanni über die Pisanob eine größere Blutlinie (Familie) auf dem Kontinent haben die ihre Nekromantie auf Maya-/Inkahafte Wurzeln zurück führt.
Mit einem entsprechenden Alten Kainit. Daneben wird eine Blutlinie (Familie) Namens Hildalgo erwähnt, die in den Bereich aufbrach und seither als verschollen gilt.
Wenn ich mich hinsichtlich der Platzierung / Hintergrund nicht gerade vertue.
 
Wegen der exotischen, indogenen Blutlinie, muss ich wohl noch mal ein bisschen nachlesen, was es da alles so gibt. Aber sie wird wohl eher einen thaumaturgischen/nekromantischen Hintergrund als einen Indianer(Gangrel)-Hintergrund haben.

Ich hab mal grob ueberschlagen, wieviele Vampire meine Stadt braucht und welche Clans dabei sein sollen:

Toreador 5x
Ventrue 3x
Lasombra 4x
Setiten 4x
Brujah 3x
Giovanni 2x
Tremere 1x
Tzimisce 1x
Malk 1x
Caitiff/Duennbluetige 4x
exotische Blutlinie 1x

= 30 Vampire
(+1-2 Gangrel die im weiten Umland leben)

Nicht geplant sind momentan Vertreter von Nosferatu, Assamiten und Ravnos. Die Abwesenheit der Nosferatu soll geschichtliche/clan-spezifische Gruende haben, an denen ich gerade noch arbeite (Dinge Richtung Nictuku). Assamiten und Ravnos kommen und gehen nach Bedarf, haben aber keinen Grund zu bleiben.

Was ich noch nicht weiss ist, wie die Stadt organisiert werden soll. Es wird keinen Prinzen oder Bischof geben, aber selbst Anarchen haben eine gewisse Form von Hierarchie. Ich koennte aehnlich dem Anarchen-Baron einfach den maechtigsten Gang-Lord zum Regenten der Stadt machen, aber ich straeube mich noch eine Organisationsform einzufuehren, die auf dem Recht des (individuell) Staerkeren beruht. Ich denke, dass wuerde den Evolutionsdruck zu sehr auf martialische Faehigkeiten unter der Elite und den Maechtigen legen und ich wollte ja lieber soziale Faehigkeiten im Vordergrund stehen haben.
Weiss jemand, wie z.B. ein Toreador-Hof oder aehnliches in den Dark Ages funktioniert hat oder gibt es andere Beispiele fuer "schwache" Prinzen an ungeschuetzten Orten? Ich glaube New Orleans war so eine Geschichte, aber das muss ich auch mal nach schauen.
 
Man könnte von allem etwas installieren?
Das heißt für die Camarilla Mitglieder einen Prinz.
Für die Anarchen einen Baron.
Die Setiten mit einem Hohen Priester.
Die Giovanni ggf. mit einem Don.
Daneben eine Reihe Unabhängiger bzw. eher unkoordinierter Kainiten.
Da es eher ausser Frage steht einen großen Gang-Krieg zu starten werden sich die unterschiedlichen Fraktionen wohl auf dem gesellschaftlichen Parket begegnen müssen / miteinander parlieren. Das heißt im Grunde wäre die Kopffigur eher proformer. Alternativ könnte man es gänzlich Clanweise gestalten. Die Ventrue ein Boardbilden, die Lasombra eine Art verquere Kirchegemeinde etc.
Das heißt das die Toreador sich untereinander mit Artisten und Poseuren beschäftigen,
 
Hmmm, dass wuerde auf eine Art Primogenrat Regierung hinauslaufen, wobei der Primogen aber nicht seinen Clan vertritt, sondern gewisse politische Gruppierungen. Das halte ich fuer machbar, solange man den Anschein einer parlamentaehnlichen Reprasentations-Demokratie vermeidet.


Setiten werden sicherlich eine Fraktion bilden, aber den Rest moechte ich nicht nach Sektenkriterien sortieren.
Vielleicht eher sowas wie Royalisten/Aristokraten (Wiederherstellung von Spanien als Kolonialmacht), Expansionisten/Nationalisten (Wiedervereinigung mit Venezuela und Panama zu Gross-Kolumbien), Separatisten/Marxisten (mehr eigenstaendige Autonomiegebiete in Kolumbien).
Oder waere das zu menschliche Politik?

Man koennte es auch religioeser gestalten und Vampire nach streng-katholischen, aufgeklaert/atheistischen, kainitisch-noddistischen Glauben einteilen.
Religion aber so eine hohe Stellung einzuraeumen erscheint mir dann aber wieder zu mittelalterlich, zumal die meisten Vampire in Cartagena recht jung sein werden.


Da ich noch keine genaue Vorstellung davon habe, welche Gruppen und Fraktionen in der Stadt herum laufen werden, stelle ich das solange mal hinten dran. Aber die Idee das es moeglicherweise zahlreiche Geheim-Logen gibt, aehnlich dem viktorianischen London, gefaellt mir gut. Ich muss daran denken mir eine Reihe von mixed-Clan Organisationen auszudenken (Gehenna-Kulte, Blut-Kulte, etc.).
 
Religion aber so eine hohe Stellung einzuraeumen erscheint mir dann aber wieder zu mittelalterlich, zumal die meisten Vampire in Cartagena recht jung sein werden.

Würde ich anders sehen. Über 90% der Bevölkerung Kolumbiens sind römisch-katholisch und das Ganze ist da drüben auf dem Kontinent noch etwas stärker und fundierter ausgeprägt, als bei uns. Es macht durchaus Sinn, dass auch junge kolumbianische Vampire allerlei Dingen und "Hexenwerk" mit Skepsis begegnen und dass religiöse Konflikte durchaus einen wichtigen Raum einnehmen können. Kulte, nicht-christliche Riten und alte religiöse Praktiken werden zudem immer wieder mit der indigenen Geschichte und Bevölkerung in Verbindung gebracht (auch wenn es kulturelle Vermischungen gibt), was einen zusätzlichen Konfliktherd bildet, vor allem wenn du Kainiten hast, die die spanischen Kolonialherren gerne raushaben wollen.

Für Vampire ticken die Uhren immer ein wenig anders. Auch wenn viele recht junge Vampire da rumlaufen, müssen die Älteren nicht mal in die Kolonialzeit zurückreichen um einer sehr viel strengeren, religiösen Tradition zu entspringen. Das würde ich für die Lokalisation der Chronik für essentiell halten.
 
Ich bin mir auch nicht so sicher, ob die Sektenfreiheit so plausibel ist. Dazu liegt Kolumbien zu dicht an Sabbatlanden.
 
Würde ich anders sehen. Über 90% der Bevölkerung Kolumbiens sind römisch-katholisch und das Ganze ist da drüben auf dem Kontinent noch etwas stärker und fundierter ausgeprägt, als bei uns. Es macht durchaus Sinn, dass auch junge kolumbianische Vampire allerlei Dingen und "Hexenwerk" mit Skepsis begegnen und dass religiöse Konflikte durchaus einen wichtigen Raum einnehmen können.
Ja, das stimmt schon. Man sollte die Religion nicht ganz vernachlaessigen.
Vielleicht kann man das mit anderen Sachen kombinieren? z.B.
Fraktion 1: Pro-Spanische, roemisch-katholische Aristrokraten
Fraktion 2: Pro-Kolumbianische, roemisch-katholische Separatisten/Anarchisten
Fraktion 3: christlich-noddistische kainitische Haeretiker/Kultisten
Fraktion 4: Pro-Kolumbianische, atheistische Marxisten/Kommunisten
Fraktion 5: Anti-europaeische, "schamanistische" Indios/Afrikaner
usw.

Ich bin mir auch nicht so sicher, ob die Sektenfreiheit so plausibel ist. Dazu liegt Kolumbien zu dicht an Sabbatlanden.
Naja, also Mexico City ist 2500 km Luftlinie entfernt und auf dem Landweg muss man wenigstens durch fuenf andere Laender. Peru grenzt zwar an Kolumbien an, aber selbst Lima ist immer noch 2000 km von Cartagena entfernt (und es gibt hier keine ICE Strecken oder deutsche Autobahnen).
Nach "offizieller" Regelung ist Panama im Norden und Venezuela im Osten unter der Kontrolle der Camarilla und Kolumbien selber wird von Setiten regiert (A World of Darkness 2nd Ed). Alle anderen Laender und Staedte Sued- und Mittelamerikas haben keine klare Sektenzugehoerigkeit und gelten als umkaempft oder neutral.

Ich glaube man kann genug Argumente fuer oder gegen eine Kontrolle der Sekten in Cartagena finden, so dass jedes Resultat pausibel waere. In meinem Fall war es eine Design-Entscheidung gegen eine Kontrolle der Stadt durch die Sekten. Daher sammle ich nur Argumente, die das unterstuetzen.
Ich schreibe gerade an der Geschichte Cartagenas und werde den ersten Teil vielleicht morgen posten, aber ein Element wird folgendes sein:
Cartagena war sehr lange duch Lasombra kontrolliert (die gesamte Kolonialzeit). Die Wirren der Unabhaengigkeitskriege hat die Camarilla genutzt die Kontrolle fuer kurze Zeit zu uebernehmen, konnte sie aber nicht lange halten. Danach war die Stadt lange Zeit umkaempft und jetzt ist sie neutral.
Wie vorher schon angedeutet, wird es Vertreter der Sekten in der Stadt geben, die eine Uebernahme wieder vorbereiten wollen, aber diese sind noch nicht in einer Machtposition.
Letztendlich wird/kann/soll es Teil meiner Chronik werden und die Spieler-Charaktere sollen den Aussschlag geben, ob eine Sekte wieder die Kontrolle erlangt oder ob Cartagena seinen Sonderstatus behalten kann. Daher moechte ich als Ausgangslage ein moeglichst instabiles Gleichgewicht etablieren.
 
Ich hab mich wohl blöd ausgedrückt. Dass die Sekten keinen großen Einfluss haben, ok. Aber warum? Wenn da ein Feind des Sabbat sitzen würde, kämen die mit Spatenköppen ohne Ende. Ich würde an einen Deal der ganz großen Kaliber denken. Evtl so etwas wie die Freunde der Nacht, die sich geeinigt haben, dass der Hafen irgendeinem alten Lasombra gehört, für den Sabbat oder Camarilla einfach nichts bedeuten. Jemand der mächtig und wichtig genug ist, dass da Leute in den Sekten an irgendwelchen Strippen ziehen, um den Status quo beizubehalten.
 
Ich hab mich wohl blöd ausgedrückt. Dass die Sekten keinen großen Einfluss haben, ok. Aber warum? Wenn da ein Feind des Sabbat sitzen würde, kämen die mit Spatenköppen ohne Ende. Ich würde an einen Deal der ganz großen Kaliber denken. Evtl so etwas wie die Freunde der Nacht, die sich geeinigt haben, dass der Hafen irgendeinem alten Lasombra gehört, für den Sabbat oder Camarilla einfach nichts bedeuten. Jemand der mächtig und wichtig genug ist, dass da Leute in den Sekten an irgendwelchen Strippen ziehen, um den Status quo beizubehalten.
Also grundsaetzlich, ja, mach solchen Gruenden suche ich momentan, aber im Moment habe ich noch keine definitive Antwort, die alle damit verbundene Fragen und Probleme klaert.
Einfach zu behaupten der Sabbat koennte ja auch Truppen ohne Ende schicken ist nicht ganz fair, denn immerhin wuerde das ja auch fuer 2/3 der Staedte in den USA gelten. Man muss schon sehen, dass der Sabbat zum Krieg fuehren auch Ressourcen, Logistik und Planung braucht und dann muss er sich noch Ziele suchen, wo die Kosten der Eroberung auch gerechtfertigt sind. Ich behaupte einfach mal, dass wenigstens eins dieser vier Kriterien fuer Cartagena momentan nicht ausreichend erfuellt ist.

Das von dir vorgeschlagene Szenario beinhaltet fuer meinen Geschmack bereits zu viel Stabilitaet. Wenn es Absprachen ueber den Status Quo auf hoechster Ebene gibt und einen echt alten Ahn, der den verteidigt, wird es fuer Spieler-Charaktere kaum moeglich daran zu ruetteln.
 
Du möchtest Deine Spieler an den wahren Machtverhältnissen rütteln lassen? :eek:
Warum sollte der alte Sack denn direkt herrschen und nicht durch Marionetten, die andere Marionetten beherrschen.
Ich gebe zu, ich bin etwas Lasombraaffin, daher die Freunde der Nacht. Es muss auch nicht Stabilität bedeuten, nur dass Angreifer nicht unbedingt viel Rückendeckung erhalten.
 
Warum sollte der alte Sack denn direkt herrschen und nicht durch Marionetten, die andere Marionetten beherrschen.
Nun, dass kann ja ohne weiteres der Fall sein. Diese Major Player spielen ja auf einem ganz anderen Level und wenn es ihm egal ist, ob die Ameisen rot oder schwarz sind, kann ja Camarilla und Sabbat-Kontrolle auch wechseln, ohne das es ihn tangiert. Auf dieses Level werden meine Spieler wahrscheinlich nicht vorstossen, um dort "wahre" Veraenderungen herbeizufuehren. Aber ja, solche Masterminds im Hintergrund duerfte es auch geben.


Ich gebe zu, ich bin etwas Lasombraaffin, daher die Freunde der Nacht. Es muss auch nicht Stabilität bedeuten, nur dass Angreifer nicht unbedingt viel Rückendeckung erhalten.
Na klar, warum nicht?
Wie gesagt, soweit bin ich in meiner Planung noch nicht fortgeschritten, diese Hintergrundverhaeltnisse beschreiben zu koennen.
Momentan geht es mir noch darum, was die Spieler als offensichtliche Situation praesentiert bekommen. Dann ueberlege ich, wie die "wahren" Machtverhaeltnisse aussehen.
Ich werde dich mal als Lasombra-Experten vermerken und spaeter darauf zurueck kommen.

Vielleicht magst du ja auch was zu der Geschichte sagen, soweit wie ich bisher geschrieben habe:
 
Kapitel 1: Geschichte (Teil 1)

Prä-Kolumbianische Epoche
(vor 1500)
Die Ahnen der Brujah behaupten gerne, dass es einer ihrer Ältesten war, wohl gar ein Kind Troiles selbst, der als erster Kainit und Europäer den amerikanischen Kontinent erreichte. Auf den Spuren der Phönizier und den Legenden von Atlantis folgend erreichte er den neuen Kontinent in der Hoffnung hier dem immerwährenden Dschihad für eine Weile entkommen zu sein. Wenn es stimmt (und warum sollte es), was er seinen Nachkommen erzählte, fand er nur Wildnis ohne größere Siedlungen vor. Die wenigen vampirähnlichen Kreaturen denen er begegnete, mochten wohl eine Art Gangrel oder Nosferatu gewesen sein, dem Tier näher als Kreaturen mit Verstand.
Der Methusalem verweilte etwas bei den Völkern in den Anden und formte dort die erste Hochkultur des Kontinents, die eines Tages als Inkas bekannt werden sollten, bevor er weiter nach Norden zog.
Vor dieser Zeit (die Inka-Hochkultur entstand so ab dem 13. Jahrhundert) durchstreiften Vampire nur als ausgestoßene Einzelgänger die Wildnis. Erst mit dem Erstarken der Zivilisation ließen sie sich in den wachsenden Städten nieder. Eine legendäre Besonderheit scheint dabei eine Blutlinie zu sein, die aus der Priesterkaste entstand und schnell eine Vorliebe für Blut- und Menschenopfer entwickelte. Ob sie die Nachkommen des Brujah-Methusalems waren oder einen viel dunkleren Ursprung hatten, ist unbekannt, da sie zusammen mit ihrer Religion wieder verschwanden. Auch wenn alle hoffen, dass diese Relikte für immer durch die Feuer und Schwerter der Konquistadoren ausgerottet wurden, fürchten doch viele, dass immer noch einige dieser Alten in abgelegenen Anden-Tälern in ihren versiegelten Zufluchten und vergessenen Tempeln schlafen und von der Nacht ihrer Rückkehr träumen.


Kolonialzeit der Entdecker und Eroberer
(1500-1800)
Was heute noch als gesicherte Geschichte Cartagenas gilt, beginnt im Jahr 1499 mit der Entdeckung Kolumbiens durch Alsonso de Ojeda und Amerigo Vespucci. Erzbischof Moncada finanzierte mehrere spanische Expeditionen, um den Lasombra von Anfang an Einfluss in der Neuen Welt zu sichern.
Die Gründung Cartagenas durch Pedro de Heredia 1533 und die folgende Unterjochung der umliegenden indigenen Völker war nur der nächste logische Schritt. Schnell wuchs die Bedeutung der Siedlung an, da der Hafen eine der Hauptrouten war, um die geplünderten Schätzen des Landes auf schwer beladenen Galeonen zurück nach Europa zu verschiffen, aber Cartagena war neben Veracruz in Mexiko auch einer der wenigen Orte, wo große Märkte für afrikanischer Sklaven abgehalten wurden, die in den Minen der Europäer schuften mussten.
Mit den Sklavenhändlern kam auch der erste europäische Kainit, der sich in der Stadt niederließ. Der moriske Lasombra und nordafrikanische Korsar Esteban Morientes musste Granada 1566 verlassen, nachdem der spanische König Philipp II dort die Inquisition entfesselt hatte. Auf seiner Hacienda pflegte der selbsternannte „Duque de Cartagena“ einen feudalen Lebensstil, inklusive Hofstaat seiner Brut und rauschender Feste.

Mit wachsender Bedeutung wurde die Hafenstadt jedoch bald auch zunehmend ein begehrtes Ziel von Piratenüberfällen. Neben französischen Bukanier und spanischen Korsaren tat sich insbesondere der englische Freibeuter Sir Francis Drake hervor, der bis heute bei weitem keinen so guten Ruf in Kolumbien genießt, wie in seiner britischen Heimat.
Nach dem Untergang der spanischen Armada verlagerten sich auch immer mehr die europäischen Konflikte in die Neue Welt. Immer wieder musste sich die spanische Kolonien englischen Angriffen erwehren, die darauf abzielten, den Transport von Gold und Silber nach Spanien zu unterbinden.
Der verstärkte Bau von Forts und Mauern sollte die Stadt schützen. Zu der Zeit hat sich auch eine Brut von Nosferatu in der Stadt niedergelassen und ihren Bau in den unterirdischen Tunneln und Verbindungen der Befestigungsanlagen eingerichtet. Ob die Nosferatu von Duque Morientes eingeladen wurden, um bei der Sicherung der Stadt zu helfen oder ob sie sich gegen seinen Willen ansiedelten ist nicht bekannt, denn sie verschwanden bereits nach kurzer Zeit wieder so still und heimlich wie sie gekommen waren. Es mag sein, dass der Duque sie loswerden wollte, nachdem sie ihn einen Gefallen erwiesen hatten oder eventuell war auch die Inquisition, die 1610 die Stadt erreichte, der Grund.
Nach dem Bau eines Klosters und einer Kathedrale wurde jedenfalls der Einfluss der katholischen Kirche auf Cartagena spürbar gefestigt und die Zeit von Duque Morientes rauschenden Festen war erst mal vorbei.
Neben der katholischen Kirche ist auch der Camarilla die wachsende Bedeutung von Cartagena nicht entgangen. Auch wenn die Stadt noch zu klein war, um eine nennenswerte Vampir-Population zu ermöglichen, war sie das Tor durch den sämtlicher Reichtum Südamerikas zurück nach Spanien in die Taschen der Lasombra floss.


Zunächst versuchten die Toreador dies zu unterbinden und der Toreador-Ahn und Admiral Bernard Desjean, Baron de Pointis überzeugte Ludwig XIV. ihn eine Strafexpedition ausrichten zu lassen.
Mit den regulären Soldaten unter seinem Kommando und der Unterstützung durch Bukanier unter der Führung seines Kindes Jean Baptiste du Casse erreichte er 1697 Cartagena.
Den französischen Truppen fiel es leicht, die inzwischen veralteten und nur schwach besetzten Verteidigungsanlagen zu überwinden und die Stadt einzunehmen. Unter dem Vorwand, das bald spanische Entsatztruppen eintreffen würden, entsandte de Pointis die Bukanier um die feindlichen Truppen abzufangen. Dann plünderten die französischen Soldaten die Stadt und setzten Segel zurück nach Frankreich.
Die zurückkehrenden Bukanier waren außer sich über diesen Betrug und plünderten und brandschatzen die Stadt erneut mehrere Tage lang, bevor sie wieder abzogen. Der zurück gebliebene du Casse wurde antitribu und wechselte in die Dienste Spaniens und der Lasombra.
Unter seiner Leitung wurden die Verteidigungsanlagen ständig ausgebaut und verbessert, bis sie als Vorbild spanischer Militärarchitektur galten. In der Folge konnten mehrere von den Ventrue initiierte englische Piratenangriffe erfolgreich abgewehrt werden und die jährlichen Goldlieferungen erreichten Spanien mit minimalen Verlusten.
Einen letzten großen Versuch zur Eroberung der Stadt unternahmen die Engländer unter Admiral Vernon, 1740. Doch nach schweren Verlusten mussten sie sich geschlagen zurück ziehen.

Du Casse hatte mit den Plünderungen von Cartagenas Kirchen durch seine Bukanier den Einfluss der Kirche für eine Weile zurück gedrängt, doch beseitigen konnte er ihn nicht. 1770 bezog die Inquisition gar einen eigenen Palast in Cartagena und erklärte die Stadt zu einem ihrer drei Hauptsitze von Südamerika.
Trotz dieser Bedrohung wuchs die Bedeutung Cartagenas und damit der Einfluss ihrer Vampire weiter an. Im Schutze ihrer Mauern erlebte Cartagena ihr Silbernes Zeitalter. Sogar der Hauptsitz des Vizekönigreiches wurde von Bogotá in die Stadt verlegt. Mit 25.000 Einwohnern im Jahr 1803 war Cartagena die größte Stadt Neugranadas und eine der größten Städte Südamerikas.

Nach der Niederlage der zahlenmäßig stark überlegenen Engländer unter Vernon, hatte sich die Camarilla auf eine neue Strategie verlegt, um die Kontrolle zu übernehmen. Geduldig hatten ihre Mitglieder die Machtpositionen in den umliegenden Teilen Neugranadas ausgebaut und stellten nun die Prinzen in Bogotá, Panama und Caracas, bereit die Schlinge zuzuziehen.


Unabhängigkeitskrieg und Staatsgründung
(1800-1900)
1811 hatte der Sabbat gerade einen Jahrzehnte-andauernden internen Konflikt um die Führung zwischen Lasombra und Tzimisce beendet. Die Camarilla hatte ihre Chance verpasst, den am Boden liegenden Sabbat den endgültigen Todesstoß zu geben. Aber in Neugranada ergriffen die Ventrue die Initiative und ließen ihre Marionette Simon Bolivar die Unabhängigkeit von Spanien erklären und übernahmen die Kontrolle in der neugegründeten Föderation von Groß-Kolumbien.

Der Maroon (ehemalige Sklave) und Brujah-Ikonoklast José Ortiz zettelte auf der Hazienda von Duque Morientes einen Sklavenaufstand an und stürmt mit 500 befreiten Afrikanern das Anwesen. Es gelingt ihm dabei den Duque und einen Großteil seiner Brut zu vernichten oder zu vertreiben.

Der Ventrue-Ghul Ducoudray Holstein rückt 1815 als Vertrauter Bolivars und als Vertreter der Camarilla in Cartagena ein. Er erhält jedoch den Kuss von dem ebenfalls sich in der Stadt befindenden Smiling Jack, der Cartagena zu einem Hafen der Anarchen machen will. Doch nur kurze Zeit später erreichen spanische Entsatztruppen aus Santa Marta die Stadt und erobern sie zurück und Holstein muss gemeinsam mit Smiling Jack auf einem Schiff die Stadt verlassen.
Große Teile der Stadt werden bei den Kämpfen zerstört oder extrem verwüstet. Es wird angenommen, dass auch du Casse dabei sein Ende gefunden hat oder in Starre gefallen ist. Das Ausmaß der Zerstörung ist so umfassend, dass die Stadt im Verlauf der nächsten Jahre weiter zerfällt und eine Geisterstadt wird. Nur Ortiz und die ehemaligen Sklaven hausen zwischen den Trümmern und einstürzenden Mauern und errichten den ersten, freien Zufluchtsort für freigelassene oder entkommene Sklaven des Kontinents. Ortiz wird auf diesen Grundstein später weiter aufbauen und ein Netzwerk bis nach Brasilien errichten, um dort den Widerstand gegen die Sklaverei zu organisieren und Sklaven bei der Flucht zu helfen.

Erst nach Ende des Krieges mit der Anerkennung der Unabhängigkeit durch Spanien 1822 wird der Wiederaufbau von Cartagena begonnen. Die Clans der Camarilla haben mit der Loslösung von Spanien endlich ihr Ziel erreicht und erlangen nahezu vollständige Kontrolle über das Land. Bolivar erklärt die Inquisition in Kolumbien für beendet und Bogotá wird erneut Hauptstadt, um den Stolz des gedemütigten Toreador-Prinzen wieder herzustellen.
Obwohl Cartagena durch die Zerstörung einen Großteil seiner Bedeutung verloren hat, soll sie auch nicht wieder an den Sabbat oder die erstarkende Anarchen-Bewegung fallen. Mit dem Wohlwollen der Toreador Bogotás wird die junge Ventrue Maria Genovese nach Cartagena entsandt. Auch wenn die Stadt nur noch wenige Tausend Einwohner hat, rechnet Clan Ventrue dank des strategisch wichtigen Hafens mit einem baldigen Wiederaufstieg der Stadt. Prinz Genovese vertreibt als erstes mit Ortiz den einzig anderen Vampir der Stadt, der sich den Anarchen anschließt. Ihre Kontrolle sicherte sie sich über zahlreiche Ghule und entsprechend vorbereitet gelang es ihr erste Versuche des Sabbat abzuwehren, die Stadt wieder zu übernehmen.

Doch lange hält der Erfolg nicht an. Schon wenige Jahre später, mit Simon Bolivars Tod 1830 in Santa Marta, bricht das Bündnis der Clans auseinander, als die Tremere von Caracas unter Xavier de Cincao auf mehr Einfluss drängen und die Föderation von Groß-Kolumbien zerfällt in seine Einzelteile Ecuador, Venezuela und Neugranada (Kolumbien und Panama).
Der Sabbat hat sich von seinen Niederlagen schneller erholt als erwartet und startet eine Gegenoffensive. In deren Folge und mit dem Zerfall von Groß-Kolumbien verliert die Camarilla wieder die Kontrolle über große Teile des Landes. Viele ihrer Mitglieder werden vertrieben oder getötet.

Cartagena droht erneut völlig ausgelöscht zu werden, als 1850 mehrere Hungersnöte und Ausbrüche von Cholera die Bevölkerung stark dezimierten, wofür die Tremere verantwortlich gemacht wurden, die aber die Schuld von sich weisen und Krankheitsüberträgern des Sabbat die Schuld geben. Nur sehr langsam erholt sich die Stadt wieder und wird Teil der 1886 neugegründeten Republik Kolumbien.
 
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