14.04.04 - Sankt Benediktus Dom

Dimitri konnte die Sonne ebenfalls langsam ausmachen und eine panische Angst floss durch seinen Körper. Er stammelte mit aufgerissenen Augen Lurker zu: "Wie weit ist es bis zu deiner Zuflucht? Wenn wir rennen, wie schnell sind wir dann dort? Ich schaffe es von hier nicht mehr rechtzeitig zu mir!"
 
Lurker war scheinbar zu keinem vernünftigen Wort fähig, er faßte Dimitris Handgelenk und riß den Tzimisce mit sich. Wahrscheinlich war es dem Schock zu verdanken das dieser sich mitziehen ließ.
Sie stürtzen die Treppe hinab und Lurker prallte fauchend vor die Türe, er schrie und brüllte, völlig außer sich.
Dann erinnerte sich etwas in ihm daran wie man so eine Türe benutzte. Er riß den Schlüssel herum und stieß sie weit auf. Über die Schulter versicherte sich das Dimitri ihm folgt.

Los..los...auf dem Vorplatz gibt es einen Kanaldeckel..

Wo Dimitri mit seinen langen Beinen rannte, machte Lurker Sprünge und setzte über hindernisse hinweg. Hinter ihnen kroch das Licht der Sonne durch die Fenster der Kapelle, warf ein buntes Muster auf den Boden der Kirche.

Sie rannten durch die Kapelle, warfen fauchend Menschen um die im Weg standen und erreichten schließlich die Türe. Diesmal war Dimitri vorran, er sprengte die Doppelflügel auf, so das sie krachend aufflogen. Lurker sprang hitnerher. Schließlich erreichten sie den Kanaldeckel. Lurker ließ seine langen dünnen Finger in die Löcher gleiten und riss den Deckel fort.
War es Einbildung ? Oder spürte er da ein seltsames ziehen und brennen auf der Haut ? Roch er verbrannten Stoff ? Wahnsinnig vor Angst sprang er in die Tiefe.
 
Dimitri lies sich von Lurker mitreissen und nur ein Gedanke kreiste in seinem Kopf... er würde verbrennen, elendig als Häufchen Asche vom Wind hinfortgetragen werden. Er sprang die Treppen hinab, dicht hinter Lurker. Als sie draussen ankamen und Lurker den Kanaldeckel nach oben riss konnte Dimitri sehen, wie seine Haut langsam damit begann Blasen zu werfen und fürchterlich schmerzte. Er tat es Lurker gleich und verschwand mit schmerzverzerrtem Gesicht in dem Schacht der sie in die Kanalistation herab führen sollte. Er zog noch den Gullideckel über die Öffnung und lies sich sehr geschwächt an der Leiter des Schachtes hinab.

So nah war er dem nahenden Sonnenaufgang noch nie gewesen. Er spürte wie er das Gefühl hatte innerlich zu verglühen, doch in der Dunkelheit der Kanalisation waren sie zumindest für den Moment sicher.
 
Lurker wußte nicht mehr ein noch aus. Er ging ein paar Schritte in die eine Richtung und ein paar in eine Andere. Er bemerkte wie seine Bewegungen steifer wurden und hob eine Hand. Fasziniert beobachtete er wie sich die Finger von selber krümmten und verkrampften, so als verfiele er langsam in Leichenstarre. Er sah Dimitri entsetzt an und schüttelte die Hand, während er sich verzweifelt darauf konzentrierte die Finger zu öffnen.

Wir schaffen es auch nicht zu meiner Zuflucht, dort gibt es keinen Unterirdischen Zugang und DA gehe ich nicht mehr hinaus. Los komm.. ich habe vorher unter der Altstadt in einem Stück Grundmauer die abgesackt ist gelgen. Da können wir von der Kanalisation aus hin.

Er wandte sich in Richtung Aldstadt und sie liefen los. Wie Lanzen bohrte sich das Licht über ihnen durch die Dunkelheit der Kanäle, immer wieder mußten sie einem dieser Lichtspeere ausweichen. Einmal geriet Lurker kurz mit dem Hinterkopf hinein. Er schrie gepeingt auf und taumelte vor Schmerzen. Dimitri faßte ihn im laufen und schob ihn weiter. Lurker riss sich zusammen.
Bald bemerkte er allerdings wie sein Gesichtsfeld immer kleiner wurde, so als würden Vorhänge aus Schwärze vor seine Augen geschoben. Es war schwer die Beine zu heben und seine Gedanken wurden ungeordnet, glitten immer wieder ab. Was wolllten sie tun ?
Schließlich taumelte er um die letzte Biegung, mit hängenden Armen und schleppendem Gang, das Gesicht völlig ausdruckslos. Wäre er nicht schon vorher hier gewesen und würde sein Körper sich nicht daran erinnern wo er hier hineinkriechen müßte, dann hätte er gar nicht mehr gewußt was er hier überhaupt wollte. Er konnte nicht denken.
Dann kam er an eine Wand, er sah sich um. Es war Dunkel er hatte hier schon einmal gelegen. Sein Kopf tat so weh. Sein letzter Gedanke bevor er in der Nische unter der alten eingebrochenen Stadtmauer das Bewußtsein verlor war ein Name. Dimitri ? Lurker tastete mit völlig steifen Fingern in der Dunkelheit und bekam ein paar Haare zu fassen. Er zog sich dichter an den anderen Körper. Dann fiel er in den dunklen, alles verschlingenden Schacht der Bewußtlosigkeit.
 
Es war eine kleine Hölle in der sie sich grade befanden. Dimitri hatte Angst, wahnsinnige Angst vor dem Licht, welches durch die Löcher vereinzelter Kanaldeckel in den Tunnel schien. Am liebsten hätte er sich einfach hier ins Wasser fallen lassen, aber das wäre nicht sicher genug gewesen. Doch jeder Schritt schmerzte, denn er konnte spüren wie sich seine Muskeln spannten und verhärteten. Jede Bewegung fühlte sich an, als würde man ihm das Fleisch von den Knochen zerren.

Als Lurker plötzlich aufschrie und Dimitri sehen konnte wie sein Hinterkopf dampfte zuckte er schrecklich zusammen und hätte sich am liebsten als Schattenspender vor Lurker gestellt. Er griff ihn so zart er noch konnte an den Schultern und schob ihn behutsam vorwärts. Sie konnten jetzt nicht einfach aufgeben.

Als sie um die letzte Biegung gingen ratterten in Dimitris Kopf keine wirklichen Gedanken mehr. Fetzen von Erinnerungen mischten sich mit panischer Angst und ein wildes Feuerwerk explodierte in seinem Kopf. Fühlte sich so das Sterben an? Er fiel auf die Knie und danach der länge nach auf die Seite. Das letzte was er hörte waren Lurkers Worte, die ihn riefen und sein kalter, steifer Leib welcher sich näher an ihn heranzog. Seine letzte Bewegung war sein Arm, welchen er schützend um den eingerollten Nosferatu legte bevor nach einem hellen Lichtblitz hinter seiner Stirn alles Leben aus ihm wich.

Sie hatten es tatsächlich geschafft.
 
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