Drakun
Pflanze
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- 9. Juni 2007
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Die Stadtklinik Finstertal - hell ragte sie in den Himmel, hell strahlten die Lichter, die nie zu erlöschen schienen. Das Gebäude schlief nie. Ein Gegenpol zur düsteren Aura des Domes, ein Gebäude der Heilung, dazu da Menschen zu helfen anstatt sie zu knechten. Es schien fast als hätte die Vernunft endgültig ihren verdienten Sieg über den Aberglauben errungen. Aber es war auch ein Gebäude des Leides - bis zum Dach vollgestopft mit Kranken und Verletzten, versorgt von überarbeiteten Schichtärzten, kurz vor dem Zusammenbruch, von gestressten Schwestern, die ihre eigene Gesundheit zum Wohle der Patienten opferten. Solange die Sonne am Himmel stand wurde das Bild gewahrt, dass die Branche dank zahlreicher Fernsehserien erhalten hatte. Doch im Schutze der Dunkelheit lag die Wahrheit - es ging nur ums Geschäft. Nicht die Vernunft, das Geld hatte gewonnen. Die Gegner waren längst verstummt, nach Hause gegangen, müde von einem Kampf, bei dem sie Stück für Stück an Boden verloren. Müdigkeit war für die Gestalt vor der Fassade kein Problem - normalerweise. Doch zur Zeit schlug sich Marta mit einer ungewöhnlichen Mattigkeit herum, die einfach nicht weichen wollte. Die Klinik war nicht ihr Ziel, nur ein Orientierungspunkt. Deutlich waren ihre Schritte zu hören, lange Absätze, die auf den Boden trafen.