[08.05.2008] Abendspaziergang

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Moishe bemerkte das Marta einsilbiger wurde. Offensichtlich war er zu neugierig. Also ging er zu unverfänglicheren Themen über. "Und neben der Arbeit? Wofür interessieren Sie Sci, womit verbringen Sie Ihre Mussestunden? Literatur, Theater, Musik - womit gestalten Sie Ihre Nächte angenehmer, ausser das Sie mit neugierigen und aufdringlichen Männern im Regen spazieren gehen?"
 
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"Ich kann mir durchaus auch noch andere Verwendungszwecke für neugierige und aufdringliche Männer vorstellen..."

Ein schelmisches Grinsen folgte, es war natürlich klar, dass dies insbesondere sterbliche Männer betraf.

"Wenn ich dazu komme, gehe ich ganz gern mal tanzen - oder einfach nur Musik hören. Ich bin aber auch für andere Sachen offen."
 
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Moishe musste lachen "Sie haben die also quasi zum fressen gern und vernachen sie dann? Wie unanständig...gut das meine Frau Mutter vor solchen Mädchen gewarnt hat." Aus Moishes Ton war keinerlei Tadel heraus zu hören nur eine gewisse Belustigung.
"Tanzen, ja? Standard, lateinamerikanisch oder eher modern?" Tanz war eine angenehme Beschäftigung, sie war anmutig, dynamisch, entspannend und man konnte sich dabei auf nette Art etwas Bewegung verschaffen. Vor allem bot es immer den Nebeneffekt einer angenehmen weiblichen Gesellschaft. Eine der wenigen gesellschaftlichen Konventionen die der Ventrue wirklich schätze.
 
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"Also wenn ich tanze, dann meistens modern, manchmal auch Standard. Mit lateinamerikanischen Tänzen habe ich eigentlich kaum Erfahrung. Aber vielleicht kann ich das ja irgendwann nachholen."

Was tat eigentlich der derzeitige Tanz? Welche Melodie wurde gespielt? Wer tanzte mit? Wer sah zu? Und wohin führte er sie?
 
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Moishe lächelte....mit modernem Tanz war wahrscheinlich das Rumgehopse in den Clubs gemeint - etwas wozu ihm der Draht fehlte - er war eben doch schon ein altes Fossil. "Mit den modernen Tänzen und der zugehörigen Muski kann ich nun leider nicht viel anfangen - die sind mir dann doch irgendwie fremd. Aber wenn Sie mir einmal bei einem klassischen Tanzabend die Ehre geben würden, würde ich mir gern den ein oder anderen Tanz auf Ihrer Ballkarte reservieren."
 
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Das Stadion, ein Platz an dem die menschen tagüber Sport trieben oder anderen dabei zusahen. Nun lag es verlassen da. Die Nacht hatte dem Ort seine Anziehungskraft genommen. Im Gegensatz zu anderen Gebäuden strahlte es keine Aura aus. Es schlief, warte auf den neuen Tag, wenn wieder Menschen kamen, Sport zu treiben. Sport - daran hatte sie auch gedacht, doch das war lange her. Die meisten Menschen schliefen nachts und die meisten Blutsauger hatten andere Interessen.

"Warten wir doch erst einmal ab, wie sich die Sache hier entwickelt. Wenn dann noch Interesse besteht, können wir das gerne machen."

Das Lächeln war auf ihr Gesicht zurückgekehrt und da die Straßen menschenleer waren, konnte es wohl nur ben Levy wieder verjagen.
 
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Das Stadion brachte ben Levy wieder zum Nachdenken. Er dachte an seine Zeit als Sterblicher , an Frankfurt, den Riederwald, noch Ende der 20er Jahre war so ein Ort für ihn von Bedeutung gewesen. Inzwischen nicht mehr, seit sie ihn damals aus dem Verein geworfen hatten weil er ihren rassischen Vorstellungen nicht entsprochen hatte.
Zu der indirekten Abfuhr von marta blieb nichts mehr zu sagen, da blieb nres hinzunehmen und weiter zu machen. So nickte er ihr nur zustimend zu und genoss weiter die kühle Nachtluft, wobei es immer noch nicht klappte den Kopf frei zu bekommen.
 
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Ein Nicken war alles, was sie als Antwort bekam. Ist er jetzt sauer? Marta entschied sich nicht weiter darauf einzugehen. Also gingen sie ein Stück, nur begleitet vom Geräusch der Schuhe auf dem Boden. Ein paar Autos kamen vorbei, helle Lichtkegel vor sich herschiebend. Doch anstatt etwas aufzudecken, erzeugten sie nur neue Schatten, in denen sich etwas zu regen schien. Kurz darauf waren sie wieder verschwunden, verschluckt von Finsternis. Möglich, dass es nur lichtleere Flecken waren. Möglich, dass sich etwas darin verbarg. Doch selbst wenn, es würde wohl kaum eine Gefahr für sie beide darstellen. Oder?
 
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Moishe wirkte weiterhin entspannt. Es lag keine Gereiztheit oder gar Stressin seiner Mimik oder seinen Bemerkungen. Vielmehr schien er sich die Umgebung einzuprägen. Betrachtete Bausubstanz, Graffities und auch die wenigen Hinweise auf die sterblichen Bewohner Finstertals. Sinierte über die Wirtschaftskraft der Domäne, die Möglichkeiten von Wirtschaft und Politik, die Bedeutung der Domäne im großen mitteleuropäischen zusammenhang gwegenüber Metropolen und Wirtschaftsplätzen wie beispielsweise Berlin oder Frankfurt.
Er schien einfach eigenen Gedanken nachzuhängen, merkte garnicht das er die Unterhaltung eingestellt hatte und das dies möglicherweise Marta irritierte. Aber schließlich war es dieser Nächte ja auch so, dass Frau durchaus selbst ein Thema das sie interessierte anschneiden konnte statt devot auf das Stichwort des Kavaliers warten zu müssen. Moishe war sehr für solche modernen Umgangsformen.
 
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Er war immer noch still. Hatte sie ihn verärgert? Sollte sie ihn darauf ansprechen? Er schien sich gerade mehr für die Umgebung zu interessieren als für sie. Na wenn das so ist! Das konnte sie auch, außerdem war sie ja deswegen hierhergekommen. Also sah sie sich um. War etwas ungewöhnlich? Auffällig? Das Stadion blieb nun hinter ihnen im Dunkel zurück. Nachdem ihr Weg eine leichte Kurve beschrieben hatte lag nun eine Kreuzung vor ihnen. Allerdings wurde die Stille langsam unangenehm. Es schien als würden die Schatten mit jedem Moment der Stille wachsen und mit jedem Tritt ein wenig zusammenzucken. Natürlich nur Einbildung. Nein, dort in der Gasse, da war etwas. Eine Bewegung? Hatte sie sich das eingebildet? Marta besah die Stelle, versuchte etwas zu erkennen.
 
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Irgendwie wirkte Marta beunruhigt. War etwas nicht in Ordnung? Er hatte nichts gemerkt. Gut...es war etwas dunkel und ruhig hier aber er konnte nichts erkennen. Auf der anderen Seite war er auch bestimmt nicht der für Gefahren und aussergewöhnliche Schwingungen aufmerksamste und empfindsamste. Hatten Matas Sinne etwas aufgefangen, das ihm entgangen war.
Erblickte seine Begleiterin von der Seite an und fragte flüsternd: "Ist alles in Ordnung? Sie wirken irgendwie...beunruhigt."
 
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"Ach nichts. Ich dachte nur, ich hätte etwas gesehen."

Marta lächelte entschuldigend, dankbar, dass er die Stille gebrochen hatte. Was ist denn los mit dir? Jetzt siehst du schon Gespenster! Alles Einbildung! Da war nichts. Anscheinend hatten sie die Erfahrungen mit dem Dom doch mehr mitgenommen, als sie dachte. Sie beschloss also, das Gespräch wieder aufzunehmen.

"Darf ich fragen, was sie gemacht haben, bevor sie hier her geschickt wurden?"

Das würde ihr vielleicht helfen, ihn näher kennen zu lernen, ohne zu sehr in die Privatsphäre eindringen zu müssen. Politik war zu heikel, außerdem machte ben Levy den Eindruck, auf diesem Gebiet ein ziemlicher Hardliner zu sein.
 
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Moishe nickte kurz und hoffte das Marta jetzt nicht einen übernatürlichen sechsten Sinn für Gefahren ignorierte. Er war aber nun doch immer noch wachsam...Vorsicht war besser als der ewige Tod.
"Meinen sie in meinen sterblichen Tagen oder danach?" Bei ihm war es immer das Gleiche gewesen in seinem Unleben - nichts änderte sich - Vampire standen außerhalb der veränderungen, egal was die Brujah auch behaupten mochten - Kainskinder waren statisch - und was war falsch daran? Die moderne bot nur wenig Reize und Errungenschaften die wirklich von Wert waren.
 
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Nein, da war kein übernatürlicher Sinn für Gefahren, nur ein übernatürlich schlecht geöltes Getriebe, das zudem noch etwas nervös war. Ärgerlich so etwas, wenn einem der eigene Verstand Streiche spielte. Aber das war es nicht, sie sah nicht mehr als sonst. Sie sah weniger. Konzentrationsschwierigkeiten gepaart mit einer unbekannten, potentiell gefährlichen Umgebung machten ihr zu schaffen - die Gewissheit, nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte zu sein. Davon sollte ben Levy aber nichts erfahren - für ihn fühlte sie sich nur etwas seltsam, mehr nicht.

"Eigentlich beides, aber vielleicht ist ihnen ein Teil davon auch zu privat. Manche Erinnerungen möchte man halt nicht teilen."

Sie lächelte ihm aufmunternd zu. Ihr Gesicht erstralte kurz im Licht eines vorbeifahrenden Wagens, fiel dann aber schnell in die Dunkelheit zurück. Ebenso wie die Gasse hinter ihnen.
 
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Moishe sinnierte über Marta´s Worte und dachte nach worüber er sprechen sollte, wollte und vor allem durfte. Aber er wollte Marta auch mit seiner Antwort nicht vor den Kopf stossen.
"Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber über meine jüngeren Aktivitäten kann und darf ich aus Gründen der Clanpolitik nicht sprechen. Ich bin seitdem ich den Kuss erhalten habe viel im Auftrag eines einflussreichen Kainskindes gereist. Das muss zu diesem Thema genügen."
Er blickte Marta weiterhin versonnen an und fuhr schließlich fort.
"Meine Zeit vor dem Kuss war durch die Zeitumstände nicht viel besser. Als meine Familie Ende der 30er Jahre aus Frankfurt deportiert werden sollte, versuchte ich meine Familie zu überreden sich zu verstecken. Aber mein Vater war ein Rebbe der Frankfurter Gemeinde und wollte seine Schäflein nicht alleine lassen. Ich zerstritt mich mit ihm, sagte ihm ungeheuerliche Dinge, nannte ihn einen Narren der meinen Geschwistern und meiner Mutter nur Unglück bringen würde und auch einen Feigling. Ich verfluchte ihn bevor ich ging und sah das ich ihm das Herz brach - aber es half nichts. Am nächsten Vormittag sah ich zu wie meine Familie von den Nazis abgeholt wurde. Ich habe keinen von ihnen je wiedergesehen. nach dem Krieg fand ich die Namen meiner Familie auf den Todeslisten die das Rote Kreuz herausgab."
Er blickte in die Ferne, als könnte er am Rande seines Blickfeldes die Dinge erspähen, die er gerade beschrieben hatte. Seine Stimme war ruhig, fast tonlos, bar jeder Leidenschaft.
"Während den weiteren Kriegsjahren versteckte ich mich vor den Braunhemden, Polizisten, Blockwarten und Hitlerjungen in Frankfurt, im nahegelegenen Umland, in Gebüschen, unter Bergen von Unrat auf Müllhalden, wenn ich Glück hatte in einer Gartenlaube oder in einem unvorsichtigerweise unverschlossenen Vorratskeller. Ich ernährte mich von allem was ich stehlen konnte und Weggeworfenem. Mit den Bomben wurde es besser. Es wurden so viele obdachlos das ein einzelner elternloser Junge nicht zu sehr auffiel. So überlebte ich bis zum Kriegsende und schlug mich zu den Alliierten durch."
Moishe schien einige Dinge noch einmal zu durchleben aus diesen Tagen, aber er fuhr schließlich, nach einer Pause, emotionslos wie zuvor fort.
"Nach dem Krieg hörte ich von einigen Überlebenden der Lager, dass sie zurück ins Gelobte Land gehen würden, hörte davon das mein Volk nach Hause gehen würde, in das Land, das Gott Abraham und den 12 Stämmen versprochen hatte - ich folgte dem Strom der Flüchtlinge und erreichte schließlich Israel - auch wenn es damals noch nicht so hiess."
Wieder schien der Blick des Ventrue in die Ferne zu schweifen, die über den Himmel jagenden Wolken ins Auge zufassen, als erwarte er jeden Moment hinter den Wolken die goldene Kuppel des Felsendoms aufragen zu sehen.
"Nun, man stelle sich vor, auch in dieser Wüste waren wir nicht willkommen, begegneten die ansässigen Araber uns mit Hass und Verachtung und die englische Besatzungsmacht empfand uns nur wieder als Belastung. Aber das Schlimmste war das die jüdischen Einwanderer wieder in Lager und hinter Stacheldrahtverhaue eingepfercht wurden. Meine entkkräfteten Brüder und Schwestern starben zu Hunderten an Krankheiten, Unterernährung und Erschöpfung. Schließlich lief ich während einer Verlegung in ein anderes Lager davon. Ich schlug mich zu denen von uns durch die lieber mit der Waffe in der Hand sterben wollten, als sich noch einmal kampflos in ihr Schicksal zu ergeben. Die Hälfte der Rekruten der Haggana war nicht Volljährig, nur jeder Fünfte hatte eine Waffe. Wir kämpften damals in den Bergen, spionierten Artelleriestellungen der Araber aus und nahmen diese hoch. Ich war dabei bald für die Aufklärung zuständig. Einmal wollte ein Major das ich für ihn einen schriftlichen Bericht über unsere Aufklärungsmission verfasste. Kurz danach kam ein Mann zu uns befahl mich nach Tel Aviv - immer noch war der Staat Israel nur in unseren Träumen existent.
Man brachte mich in ein Büro in der Stadt und ein älterer Herr sagte mir man sei dabei einen Nachrichtendienst aufzubauen. Man benötige dafür Männer die Recherchen durchführen könnte und Berichte und Nachrichten analysieren und beurteilen sollten. Also ging ich zum Mossad. Mit den Jahren stieg ich zum Sektionsleiter auf, ich war immer noch für die Analysen zuständig, machte aber auch schmutzigere Arbeiten.
Ende der 50er Jahre wurde ich als Sektionschef für Deutschland nach Bonn versetzt. Offiziell war ich dort Kulturattache´. Eines Nachts holte mich jemand in den Clan. Einer seiner Ahnen brauchte jemand der für ihn Daten erhob und analysierte. Seit damals tue ich das für die Ventrue und meinen Mentor."
Moishe schwieg wieder einen Augenblick. Schließlich gab er sich wieder einen Ruck und fuhr fort: " In jener Nacht holte mich der Fluch den ich gegen meinen Vater ausgestossen hatte ein. Ich gehöre nicht mehr zur Gemeinschaft meines Volkes, ich bin von Jehova verstossen - ich bin ein Untoter - statt der Nachkomme eines Rabbiners stehe ich in der Tradition des von Gott verfluchten Kain."
Die letzte Aussage war wie eine Beichte, nur das Marta ihm keine Absolution geben konnte - und der Gott des alten Bundes war kein gnädiger, weinerlicher Gott wie der Christliche - wenn er zürnte vergab er nicht - er strafte.
 
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Wie erwartet gab es Dinge, die sie nicht erfahren sollte. Es war jedoch interessant, dass er offensichtlich schon mehrere Aufträge im Dienste seines Clans ausgeführt hatte. So etwas half ihr auch, die hiesige Lage etwas besser zu beurteilen. Sie haben also jemanden geschickt, der schon etwas erfahrener ist. Marta war sich nicht sicher, ob das eine gute Nachricht war.

Wie viel erfahrener er war, wurde klar, als er von seinem früheren Leben erzählte. Der Verlust seiner Familie, der Krieg - er hatte so viel durchgemacht. Dann kam er zu seiner beruflichen Laufbahn. Mossad also! Natürlich hatte sie vom berüchtigten israelischen Geheimdienst gehört. Und dieser Herr war von Anfang an dabei gewesen? Möglich, dass er das nicht war, doch wer würde sich dann eine solche Geschichte ausdenken. Im Vergleich dazu kam ihr der eigene Lebenslauf recht erbärmlich vor.

Eine kurze Pause, dann folgte ... ja was? Eine Anklage? Ein Geständnis? Jedenfalls wusste sie nicht, was sie antworten sollte. ...der Fluch... Sollte sie ihm sagen, dass er nicht für die Untaten anderer verantwortlich war? ...schmutzigere Arbeiten... Sollte sie ihm sagen, dass die Worte zu seinem Vater wahrscheinlich nicht seine schlimmste Tat waren? ...von Jehova verstoßen... Sollte sie ihm sagen, dass er dies gar nicht wissen konnte? Das sie selbst keinen Gott anbetete? Sie schwieg, behielt all diese Gedanken zuerst für sich. Für kurze Zeit war nur das Geräusch ihrer Füße zu hören. Sie hatten die Kreuzung fast erreicht. Dann fanden doch noch einige Worte ihren Weg nach außen.

"Sie glauben an diese ... Geschichte mit Kain?" Sie waren da.
 
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Moishe sah Marta überrascht an? Ob er daran glaubte? Wie könnte er nicht? Die Kainskinder waren kein fehlgeschlagenes Experiment, ihre Fähigkeiten waren übernatürlich - wie sollte er da nicht an eine übernatürliche Quelle ihrer Kräfte glauben?
"Ich glaube an die Wahheit des Pentateuch, des Alten Testaments Frau Hagen. Unsere Fähigkeiten sind zu weit fortgeschritten um sich durch reine Evoolution erklären zu lassen. Sie sind übernatürlich. Ich neige also dazu den in der Schrift überlieferten Fluch Gottes an Kain, das sogenannte Kainsmal mit dem Vampirismus gleichzusetzen. Das ist meine persönliche Meinung und zu dieser stehe ich. Bitte verwechseln Sie diese nicht mit der fiziellen Ansicht meines Clans, denn dieser neigt einer "weltlicheren" Interpretation zu."
 
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Menschen hatten einfach eine Tendenz, alles was sie nicht verstanden für übernatürlich zu erklären und irgend einem seltsamen Geisterwesen zuzuschieben. Solche Geschichten waren doch nur dazu da, Personen gefügig zu machen. Es wurde einem erzählt, man sei sündig und müsse nun büßen. Und wer nicht tat, was man von ihm verlangte, käme nach seinem Tod in die Hölle und erleide dort unvorstellbare Qualen. Da das bei Vampiren offenbar weniger gut funktionierte, hatte sich jemand das Märchen vom Weltuntergang ausgedacht, an dem alle gerichtet werden sollen. Und natürlich gingen alle Vampire auf den biblischen Kain zurück, der von einer Gottheit verflucht wurde. Wie kann man eigentlich an solchen Unsinn glauben? Wenn der Geschichtenerzähler von damals gewusst hätte, was aus seinen Erzählungen gemacht worden war... Gut, die Mehrheit der Vampire schien über solchem Aberglauben zu stehen, doch eben nicht alle. Doch sie wollte den anderen nicht verärgern oder verletzen und belies es deshalb bei einem leider viel zu viel sagenden Blick. Ben Levy gab sich sichtlich Mühe, seinen Clan in ein anderes Licht zu rücken. Gab es nicht Gerüchte, der Sabbat würde derartige Mythen nutzen, um seine Mitglieder in der Reihe zu halten? Aber bei ihm lag es wohl eher am Elternhaus. Anscheinend waren religiös erzogene Menschen leichtere Opfer für derartige Dinge.

"Mir gefällt dieses negative Bild nicht. Uns als Verfluchte anzusehen, gibt doch bloß anderen eine Ausrede uns zu bekämpfen. Man wird als das Böse dargestellt, das es zu vernichten gilt. Kommt ihnen das nicht bekannt vor?"
 
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Moishe kannte die Argumente, aber er hatte schon zu oft in den Elysien die Geschichten gehört, die man sich hinter vorgehaltener Hand erzählte. Er bemerkte wohl das Marta sich bemühte seine Gefühle nicht zu verletzen, aber er war sich auch bewusst, dass Sie ihn wohl für bedauerlich rückständig hielt. Sollte Sie, bei seinem Volk war es gute Tradition das der Prophet im eigenen Land nichts galt. Aber ihre gute Absicht sorgte dafür das er sich etwas beruhigte. Es hatte ihm gut getan sich das alles einmal von der Seele zu reden und dafür das sie höflich zugehört hatte war er ihr dankbar. Deshalb klang seine Stimme bei der Antwort auch sowohl wieder fest als auch milde.
"Ich denk nur die Zeit kann diese Fragen beantworten. Ich stimme Ihnen aber sicherlich zu das unsere Art ganz allein über genügend Tücke verfügt um Gott gegen sich aufzubringen. Dazu brauchen wir keinen vererbten Fluch. Außerdem bin ich mir durchaus bewusst, dass Ambitionen und Machtgier viele der Unseren genauso am Leben erhält wie die menschliche Vitae. Aber glauben Sie mir, mein Bild ist nicht negativ sondern lediglich objektiv ."
Schließlich musste er sich auf sein Urteil verlassen können, sonst war er ein Nichts.
In diesem moment schnurrte Moishe´s Handy.
"Bitte entschuldigen Sie mich kurz Frau Hagen". Er nahm den Anruf an. "Ben Levy?"
 
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Objektiv also? Das klang gerade aber ganz anders, mein Herr... Wobei sie die Sache mit dem Zorn Gottes immer noch nicht ganz. Ein allmächtiger und allwissender Gott sollte sie also geschaffen haben - nur um ihnen dann zu zürnen und sie zu bestrafen. War das denn fair? Was war das denn für ein sadistischer Gott? Doch bevor sie zu einer Antwort ansetzen konnte, meldete sich das Telefon. Nicht einmal in Ruhe unterhalten konnte man sich - ein Hoch auf die moderne Technik. Aber ihr selbst hätte es ja auch so gehen können, hatte sie doch Trapper versprochen erreichbar zu bleiben. Also sorgte sie nur stumm dafür, dass sie nicht vom Weg abwichen.
 
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