Belletristik Was will uns der Autor sagen?

Smokey Crow

Fear & Skaring in Münster
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11. September 2003
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18.444
There are accounts that, if we open our hearts to them,
will cut us too deeply. Look - here is a good man, good by
his own lights and the lights of his friends: he is faithful and
true to his wife, he adores and lavishes attention on his little
children, he cares about his country, he does his job punctil-
iously, as best as he can. So, efficiently and good-naturedly, he
exterminates jews: [...]; and if there is anything he feels bad
about, it is that he still allows the gasing of vermin to affect him.
Were he a truly good man, he knows, he would feel nothing but
joy as the earth is cleansed of its pest.
 
AW: Was will uns der Autor sagen?

Neil Gaiman 'American Gods'
Ein Mann schreibt über die Natur des Menschen 'A man sold his daughter'.
 
AW: Was will uns der Autor sagen?

Tja, solche Menschen wie in dem Beispiel soll's geben. Ich glaube, der Autor will damit zeigen, dass es einfach Leute mit einem für unser Verständnis völlig bizarren und entsetzlichen Wertesystem gibt, das für die Betroffenen aber völlig normal und unumstößlich ist. Siehe auch islamistischer Terrorismus und amerikanische Fröhlichfolterer im Namen der Freiheit.
Wenn dann sowas wie ein Gewissen trotzdem mal beisst, muss es natürlich falschliegen und eine eigene Schwäche sein, die überwunden werden muss.
 
AW: Was will uns der Autor sagen?

Ich denke, es geht darum, dass man keine Liste abhaken kann um zu entscheiden ob jemand gut oder schlecht ist.
 
AW: Was will uns der Autor sagen?

Ich finde, dadurch, dass er nicht über seine Taten nachdachte, sondern das Nachdenken dem Staat überließ, hielt er sein Gewissen für rein. Es gab keinen Grund Juden zu verachten, genauso wie es keinen Grund gab, Irak anzugreifen. Der Staat wollte es, niemand bezweifelte es, es kam, wie es kommen musste. Alle hatten ein reines Gewissen, weil sie taten, was ihr Vaterland verlangte und fühlten sich erleichtert und sogar stolz, ihre Pflicht erfüllt zu haben.
 
AW: Was will uns der Autor sagen?

There are accounts that, if we open our hearts to them, will cut us too deeply.

Das ist der entscheidende Satz, das will der Autor sagen. Das danach ist ein Beispiel dafür. Für den Mann in dem aufgeführten Beispiel ... kann und soll man sein Herz eben nicht mehr öffnen. Gaiman verdeutlicht, daß Einfühlungsvermögen und Verständnis eben nur bis zu einem gewissen Punkt möglich sind (und auch möglich sein sollen).
 
AW: Was will uns der Autor sagen?

Das ist der entscheidende Satz, das will der Autor sagen. Das danach ist ein Beispiel dafür. Für den Mann in dem aufgeführten Beispiel ... kann und soll man sein Herz eben nicht mehr öffnen. Gaiman verdeutlicht, daß Einfühlungsvermögen und Verständnis eben nur bis zu einem gewissen Punkt möglich sind (und auch möglich sein sollen).

Sicher? (Also, sicher, dass sich der Satz an den Leser wendet?)
 
AW: Was will uns der Autor sagen?

Aufgrund des Personalpronoms "we" ist das ein möglicher Bezug. Dafür spräche, dass der Autor auch hätte schreiben können: if one opens his heart.
 
AW: Was will uns der Autor sagen?

ich denke nicht das es darum geht mitgefühl für den Mann zu empfinden - oder eben nicht. Sondern vielmehr darum, das dieser es sich, gefangen in Dogmen und Gesellschaft, nicht mehr leisten kann, auch nur den Gadanken an die Menschlichkeit der Juden zuzulassen, weil es ihn zerstören würde.
Anders ausgedrückt, bei allem was wir ihnen antun (Juden vorher Indiander, schwarze, ganz egal) können wir sie gar nicht als Menschen betrachten, da wir sonst unsere Väter, brüder, und Mütter als Monster entlarven würden und das wäre unerträglich. Also müssen wir glauben, dass die es schon irgendwie verdient haben werden.
 
AW: Was will uns der Autor sagen?

ich denke nicht das es darum geht mitgefühl für den Mann zu empfinden - oder eben nicht. Sondern vielmehr darum, das dieser es sich, gefangen in Dogmen und Gesellschaft, nicht mehr leisten kann, auch nur den Gadanken an die Menschlichkeit der Juden zuzulassen, weil es ihn zerstören würde.
Anders ausgedrückt, bei allem was wir ihnen antun (Juden vorher Indiander, schwarze, ganz egal) können wir sie gar nicht als Menschen betrachten, da wir sonst unsere Väter, brüder, und Mütter als Monster entlarven würden und das wäre unerträglich. Also müssen wir glauben, dass die es schon irgendwie verdient haben werden.


Dito! War auch mein "erster Gedanke". Deshalb ginge es auch nicht an den Leser bzgl. seiner Einstellung sondern erläuternd voraus, um die Einstellung des Charakters greifbarer zu machen.

war zumindest mein Empfinden.
 
AW: Was will uns der Autor sagen?

ich denke nicht das es darum geht mitgefühl für den Mann zu empfinden - oder eben nicht. Sondern vielmehr darum, das dieser es sich, gefangen in Dogmen und Gesellschaft, nicht mehr leisten kann, auch nur den Gadanken an die Menschlichkeit der Juden zuzulassen, weil es ihn zerstören würde.

Tatsächlich ist genau das sein Problem, er ist ja nicht unberührt von der Vergasung. Aber ich denke wirklich immer noch, daß der erste Satz der entscheidende ist. (Und ob das we sich jetzt direkt an den Leser richtet oder "nur" Bezug auf Personen im Buch hat, ist dabei doch völlig egal. Es ist ein Buch und wendet sich als solches schon per se an den Leser.)
 
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