Rezension Tad Williams - War Of The Flowers - Der Blumenkrieg

WizKid

Drunken Wizard
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12. Juni 2004
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Tad Williams ist sicherlich kein Geheimtipp mehr unter den Fantasy Authoren.
Zu meiner Schande, hatte ich jedoch noch keines seiner Bücher gelesen und holte das schnell mit seinem aktuellen Buch "War Of The Flowers" (dt. Der Blumenkrieg) nach. Das schöne an dem Buch ist schon mal, daß es auch wirklich nur ein einzelnes Buch ist, dafür jedoch wieder ein recht dickes (ca über 900 Seiten).
Ich weiß nicht, wie die deutschen Übersetzungen bisher von seinen Büchern waren, aber als Williams in Berlin eine Stelle aus dem Buch vorlas, war mir bewußt, das ich diese Komik auch so lesen wollte, wie sie ursprünglich geschrieben war. Naja wir kennen alle diese Probleme und deswegen befaß ich mich nicht damit, womit ich jetzt nicht sagen will, daß deutsche Übersetzungen schlecht sind.
Wie auch immer. Der Text hat viele anfangs viele Spoiler, jedoch verrate ich nicht Schlüsselszenen etc., also seid gewarnt.

Der Titel erweckt an sich eher ungute Gefühle, weil es für mich nach irgendein Ehedrama klingt, aber dem ist glücklicherweise nicht so.
Viel mehr geht um einen Krieg zwischen mächtigen Feenfamilien die die Namen von Blumen tragen.
Fangen wir jedoch bei Null an.

Protagonist ist ein gewisser Theo Vilmos. Ein Amerikaner Irischer Abstammung um die 30, der in seinem Leben ein wahrer Verlierer und Pechvogel ist. Als Sänger einer mittelmäßigen Rock Band die noch nicht den Durchbruch geschafft hat, jobbt sich Theo mit kleinen Jobs durchs Leben.
Wenn man Williams Lebenslauf kennt, erkennt man schon gewisse Paralellen :)
Dann passieren ihm Dinge, die einige Personen in tiefe Depressionen stürzen könnten: Seine schwangere Freundin hat eine Todgeburt, während er mit der Band probte. Daraufhin verläßt ihn diese, weil das Kind das Einzige war, was sie an ihm überhaupt noch bindete. Als wäre das nicht genug, hat seine Mutter kurz darauf auch noch Krebs und mit ihr stirbt das vorletzte Familienmitglied der Familie Vilmos. Abgesehen von einigen witzigen Dialogen und lustigen Metaphern, zieht der Anfang des Buches den Leser echt runter. Ich brauchte erst mal ein paar Tage, ehe ich weiterlesen konnte, weil ich depressive Stimmung nicht gebrauchen konnte und das Buch ist anfangs wirklich nur düster und traurig. Da ich jedoch im Hinterkopf eine witzige Stelle kannte, die Williams vorlas, riss ich mich zusammen und las weiter.
Theo degeneriert nach dem Tod seiner Mutter erstmal vor sich hin. Während seine Mutter Krebs hatte, verlies er die Band und ist praktisch seiner einzig wahren Fähigkeit erstmal beraubt. Das ganze Leben scheint sinnlos für ihn, da entdeckt er ein Testament seines Großvaters, das ihn später zu dessen Tagebuch führt. Sein Großvater war ein ruheloser Mensch, der die Welt sehen wollte und ständig auf Reisen war. In dessen Tagebuch beschreibt sein Großvater mittendrin, wie er eine andere Welt entdeckte. Eine Welt voller Fabelwesen, wie er sie aus den irischen Volkserzählungen kannte. Die Tagebuchpasagen sind wirklich gut geschrieben, weil man anhand des Stiles den Generationsunterschied erkennt.
Das Buch erweckt in Theo Interesse und er fragt sich immer mehr, ob sein Großvater wahnsinnig war oder ob es der Wahrheit entspricht, weil die Texte total sachlich und detailliert geschrieben sind.
Währenddessen kommt ein Untotes Wesen in unsere Welt und sucht den Protagonisten. Dieses Mordet alles auf dem Weg zu Theo, um mobiler zu werden. Das erste Opfer sorgte bei mir für einen Lachkrampf, aber ich will jetzt nichts verraten. Schließlich erreicht dieses Untote Ding Theos Heim.
Zu Theos Glück taucht kurz zuvor ein Pixie namens Applecore auf. Dieses kleine fliegende Ding ist ultra frech und beleidigt Theo wo sie nur kann.
Allerdings ist sie jedoch so mutig, Theo Zeit zu verschaffen, in dem sie gegen das Untote Wesen mit einem Korkenzieher kämpft und Theo nicht lange die Wahl bleibt, ob er in seiner Welt bleiben möchte oder durch das Weltentor schreitet, welches die Pixie für ihn aufgebaut hat.

Die Feenwelt
Anders in den Volkssagen ist diese Welt recht düster. Es gibt alle möglichen Rassen und der Fortschritt war auch in dieser Welt aktiv. Angetrieben von Magiekraftwerken gibt es eine richtige Großstadt und Technik wie wir sie in unserer Welt kennen, ist völlig fremd und würde nicht funktionieren. Weiterhin gejagt von dem Wesen, läßt sich Theo von Applecore leiten und weiterhin beleidigen, wo es nur geht.
Am Anfang scheint es in der Feenwelt recht orientierungslos zuzugehen.
Hauptsächlich dient der Anfang, daß Theo die Welt nach und nach kennenlernt und einige Schlüsselpersonen trifft.
In der Mitte des Buches wird das Buch dann so richtig düster und der Krieg beginnt. Wie es dazu kommt, will ich natürlich nicht verraten.
Es sei jedoch so viel dazu gesagt, daß wegen einem gewissen Terrorakt in unserer Welt, Tad Williams es für nötig sah, diese Stelle in seinem Buch zu kürzen, weil er Angehörige der Opfer nicht schaden wollte und anderen Ärger vermeiden wollte. Er geht auch gleich im Vorwort darauf ein. Ich empfehle das Vorwort erst später zu lesen, wenn man an besagter Stelle angekommen ist(ihr werdet schon wissen, welche Stelle ich dann meine).
Ich kann jedenfalls nachvollziehen, daß die Entscheidung für Williams nicht leicht war. Die Stelle ist jedenfalls grandios umgesetzt und wirklich wirklich düster. Ab hier beginnt der dritte Abschnitt des Buches - Der Krieg der Blumen. Theo ist wie so oft auf der Flucht und findet neue Freunde und Verbündete. Er geht den Gerüchten und Hinweisen nach, die er nach und nach bekam, um endlich herauszufinden, warum man hinter ihm her ist und ihn tot sehen möchte. Der Showdown ist absolut klasse und Williams läßt sich auch genügend Zeit zu erzählen, was nach dem Krieg noch alles passiert.

Wie bereits erwähnt, war das mein erster Williams. Ich hab gelacht, ich hab geweint, ich hab eine originelle Feenwelt bereist und eine komplexe Handlung erlebt. Mein Fazit: Was will man mehr von einem Fantasy Buch ?
 
In der Tat eines der ganz großen Fantasy-Werke und besser zu lesen als das teilweise doch recht langatmige Epos vom Drachenbeinthron.
Auch auf Englisch nur zu empfehlen.
 
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