Rund um Bücher "Sprachzensur" und Rassismus in Literatur und der Umgang damit.

Naja, und das meine ich halt. Mein kultureller Erfahrungshorizont lässt das Wort "Neger" als normal gebräuchliches Wort nicht zu. Ich halte es für anachronistisch. Ich benötige es nicht, um mich auszudrücken zu können. Ich will auch niemandem in meinem Umfeld ein unangenehmes Gefühl geben, wenn ich es gebrauche, der meine Intention vielleicht nicht kennt und nicht weiß, was für ein ausgezeichneter Mensch ich bin. Und ich bin mir der Tatsache bewusst, dass die Bedeutung des Wortes sich über die letzten Jahrzehnte ganz entschieden gewandelt hat und sehr leicht als beleidigend empfunden werden kann. Wenn man's auf einen einzigen Vorfall runterbricht, will ich nicht derjenige sein, der beim Shoppen lautstark von "Negerküssen" spricht, weil im nächsten Gang ein kleines, dunkelhäutiges Kind stehen könnte, das mit dem Wort nicht auch nur eine positive Erfahrung verknüpfen kann. Ich will einfach nicht automatisch von diesem Kind in einen Topf geworfen werden mit irgend welche Hampel, die das Wort genuzt haben, um es auszugrenzen oder zu verletzen.
Der Topf ist mir egal, aus dem kann ich mich schon wieder befreien - wenn ich meinen Wortschatz hier verändere, dann für das Kind.

...mir hat letztens eine Bekannte erzählt, dass sie in der "Zauberflöte" hinter zwei kleinen schwarzen Kindern gesessen und sich in Grund und Boden geschämt hatte, als der geblackfacete Mann auf der Bühne "weil ein Schwarzer hässlich ist" gesungen hatte.
 
Ich denke Morgan Freeman hat es in einem Interview mal sehr schoen auf den Punkt gebracht. Ich paraphrasiere jetzt, bin aber bereit auf Anfrage auch das Originalvideo rauszusuchen. Er sagte, auf irgendeine bloede Rassenfrage hin, dass es ihm am Liebsten waere, wenn man ihn nicht als "black man" bezeichnen wuerde und er dann im Gegenzug den Interviewpartner nicht mehr als "white man" bezeichnet.
Es ist nicht das Wort Neger/Schwarzer/Farbiger/Afroamerikaner, das rassistisch ist, sondern die gefuehlte Notwendigkeit, ueberhaupt ausdruecken zu muessen, DASS derjenige schwarz/Neger/farbig/afroamerikanisch ist. Besonders da es in nahe an 100% aller Faelle ja nun wirklich keine Rolle spielt, ob die Person von oder mit der man spricht nun schwarz ist oder nicht.

Sehr gutes Interview:



"Stop talking about it" ist eine gute Einstellung. Leider gibt es auf so gut wie jeder "Seite" der Debatte genug, die einfach nicht aufhören können (weil sie täglich damit zu tun haben) oder wollen (weil sie es instrumentalisieren). Deswegen ist die Lösung vermutlich leider nicht so einfach.


Naja, und das meine ich halt. Mein kultureller Erfahrungshorizont lässt das Wort "Neger" als normal gebräuchliches Wort nicht zu. Ich halte es für anachronistisch.

Sagt ja auch Niemand, dass du es brauchst. Ich schrieb ja selbst, dass man, wenn man in den letzten Jahrzehnten geboren wurde (und nicht vielleicht in einem Kulturraum lebt, woman damit umgeben ist, dass es als "normal" empfunden wird), es wohl besser wissen müsste. Ich mach nur dem Opa nicht die Hölle heiß, weil er sich meiner Meinung nach falsch ausdrückt. Und ich nimms ihm auch nicht unbedingt auf Teufel komm raus übel. Ist wieder die Sache mit dem "wohlwollend hören / lesen". Wenn ich weiß, dass es die Möglichkeit gibt, dass es nicht böse gemeint ist (aus kulturellen Gründen, oder wie Ioelet sagt, aufgrund des Dialekts) geh ich erstmal davon aus, dass es nicht pejorativ gemeint ist. Wenn es sich nicht anderweitig eindeutig aus dem Gesagten schließen lässt.
 
Wir sind jetzt wieder an dem Punkt angelangt, an dem einer von uns den Sinn von "Political Correctness" verteidigen müsste, damit wir weiter konträr diskutieren können, Arlecchino. Wie ich aus Erfahrung weiß, liegt dir das ebenso fern, wie mir. Sofern sich das nicht geändert hat, lass uns davon ausgehen, dass ich dem Opa auch nicht die Hölle heiß mache. Ich würde ihm, so ich ihn den besser kenne, allerdings von dem kleinen, schwarzen Mädchen erzählen und von meinen Gründen, vorsichtiger mit diesem Wort umzugehen.

Meine Lieblingsoma hat auch von "Negern", "Tunten" und "Fidschis" gesprochen. Und sie wäre die erste gewesen, die ihren rundlichen Leib zwischen einen fiesen Rassisten und ein kleines, schwarzes Mädchen geschoben hätte. Dass sich das nicht ausschließen muss, darüber müssen wir nicht diskutieren. Trotzdem habe ich ihr immer wieder mal gesagt, dass diese Worte umgangssprachlich eher grenzwertig zu betrachten sind, weil sich die so bezeichneten Parteien unter Umständen angegriffen fühlen könnten.
 
Meine Lieblingsoma hat auch von "Negern", "Tunten" und "Fidschis" gesprochen. Und sie wäre die erste gewesen, die ihren rundlichen Leib zwischen einen fiesen Rassisten und ein kleines, schwarzes Mädchen geschoben hätte. Dass sich das nicht ausschließen muss, darüber müssen wir nicht diskutieren. Trotzdem habe ich ihr immer wieder mal gesagt, dass diese Worte umgangssprachlich eher grenzwertig zu betrachten sind, weil sich die so bezeichneten Parteien unter Umständen angegriffen fühlen könnten.
Wobei vielleicht auch genau solche Leute wie deine Oma notwendig sind um die ständige Wortwechsel-Spirale (Mohr, Neger, Afro-..., Schwarzer,...) zu nem guten Ende zu bringen: Leute, die aufzeigen, dass jedes dieser Worte respektvoll verwendet werden kann.

...mal im Gegensatz zu den unzähligen Leuten, die regelmäßig mit Freuden beweisen, wie widerlich-respektlos "stark-pigmentiert mit Migrationshintergrund" klingen kann. Da kann man sich garnicht schnell genug was neues ausdenken, so schnell, wie die den aktuellen PC-Stand wieder durch den Dreck wälzen.

Also ich wäre zufrieden mit einer Welt, wo alle so reden und handeln wie deine Oma.
 
Solange Deutschland "Political Correctness" von Kindernbüchern als Problem sieht, hat wohl Deutschland keine wirklichen Probleme. Leider erlebe ich tagtäglich was andres.
 
Wir sind jetzt wieder an dem Punkt angelangt, an dem einer von uns den Sinn von "Political Correctness" verteidigen müsste, damit wir weiter konträr diskutieren können, Arlecchino. Wie ich aus Erfahrung weiß, liegt dir das ebenso fern, wie mir.

Ich hab auch keine große Lust auf eine Debatte über political correctness und ich glaub auch in diesem Punkt, dass du meine Position etwas zu stark von deiner eigenen entfernt verstehst, als sie wirklich ist. Das Verständigungsproblem hatten wir bei diesem Thema schon öfter.

Wenn Jeder sich aus eigenen Stücken dazu entscheiden würde, die freiwillige Selbstkontrolle so durchzuführen wie du, hätten wir mit Sicherheit bald keine Probleme mehr in der Hinsicht. Sich im eigenen Umfeld Gedanken über die Erfahrungs- und Erlebniswelt anderer Menschen Gedanken zu machen und bewusst auf die eigene Sprache zu achten, um Niemandem auf den Sack zu steigen ist im Grunde sowas wie ethische Norm. Die Pietät hat man ja auch bei anderen, sozialen Konventionen, wenn es darum geht, auf die Gefühle von anderen zu achten. Sollte also eigentlich drin sein.

Leider sehen das nicht alle so. Leider denken nicht alle darüber nach. Ein Versuch, diesem Problem auf gesellschaftlicher Ebene beizukommen wird in diesem Thema behandelt: die Sprache anpassen, damit sich das Denken anpasst. Ob das funktioniert kann man gut untersuchen, indem man in die USA fährt. Da ist die Sprache in vielerlei Hinsicht sanktioniert und zensiert. Wirklich was geändert hat sich dadurch nichts.
 
Nicht? Die Sklaverei sowie die Apartheid wurde abgeschafft und jemand wurde unabhängig von seiner Hautfarbe Präsident.
Man ist wohl noch nicht am guten Ende angekommen, der Weg jedoch sieht nicht so schlecht aus.

Ansonsten wäre die Herausforderung hinsichtlich der älteren Menschen das sie einerseits das sie die Leute, wenn auch nicht negativ, über ihre Hautfarbe, Orientierung und dergleichen identifizieren. Andererseits das es im Umgang, vor allem mit jüngeren Menschen bzw. Kindern, vermittelt wird das diese Identifikation einen Informationsgehalt hat der es wert ist transportiert zu werden.

Dementsprechend war das Medienfeedback aus den USA in Bezug auf die Wahrnehmung der Präsidentschaftswahl in Deutschland weniger welche Begriffe man nutzte um auf die Hautfarbe Obamas hinzuweisen, sondern das man darauf hingewiesen hat. (Soweit ich mich zurück erinnere)
 
[quote="Arlecchino, post: 1780787, member: 15048"

Leider sehen das nicht alle so. Leider denken nicht alle darüber nach. Ein Versuch, diesem Problem auf gesellschaftlicher Ebene beizukommen wird in diesem Thema behandelt: die Sprache anpassen, damit sich das Denken anpasst. Ob das funktioniert kann man gut untersuchen, indem man in die USA fährt. Da ist die Sprache in vielerlei Hinsicht sanktioniert und zensiert. Wirklich was geändert hat sich dadurch nichts.[/quote]


Eine staatliche verordnete "Political Correctness" funktioniert einfach nicht. Also ich persönlich bekomme dabei nur einen Hals, wenn mir der Staat vorschreiben will, was moralisch richtig oder falsch ist.
 
Ich hab auch keine große Lust auf eine Debatte über political correctness und ich glaub auch in diesem Punkt, dass du meine Position etwas zu stark von deiner eigenen entfernt verstehst, als sie wirklich ist. Das Verständigungsproblem hatten wir bei diesem Thema schon öfter.

Ich hatte in der Vergangenheit ja genau den gleichen Eindruck. Also, dass du meine Position zu stark von deiner entfernt verstehst. Ist aber nicht so. Wir sind uns da ziemlich einig.
 
Worte als "unerwünscht", als (U)N-Worte zu deklarieren ist ein Mittel direkt aus dem Arsenal des Totalitarismus.

Man mag noch so hochstehende moralische Zielsetzungen verfolgen, aber in Meinen Augen ist es NIE akzeptabel, wenn man auf moralisch verwerfliche Mittel zu deren Erreichen zurückgreift.

Wer andere Menschen - aus welchen Gründen auch immer - gering achtet, der wird dies auch unter Verwendung von "politisch korrekten" Begriffen weiterhin tun.

Auf 1984-Art nachträgliche "Geschicht(en/s)fälschung" zu betreiben und eine Art "Neusprech" einzuführen, mittels dessen durch aufgenötigte Durchsetzung (= Gewalt!) aus ideologischen Gründen geänderter Begriffe ein "neuer Mensch" mit "neuem Bewußtsein" (im Sinne der Treibenden dieser gedanklich-sprachlichen Gleichschaltung, versteht sich) erreicht werden soll, halte ich wiederum für AN SICH schon verwerflich.

NICHTS "heiligt" diese totalitäre Methode!
 
Und das einem Kind zu erklären, welches den Begriff nur als Demütigung kennt und als Belastung empfindet und noch gar nicht die Reife besitzt, zu verstehen, wovon du da redest, ist sehr viel komplizierter, als den Begriff gar nicht erst zu verwenden.
 
Teylen schrieb:
Nicht? Die Sklaverei sowie die Apartheid wurde abgeschafft und jemand wurde unabhängig von seiner Hautfarbe Präsident.
Die (rechtliche) Abschaffung der Sklaverei und der Segregation (nicht Apartheid) fanden aber vor der Idee der Political Correctness statt. Gesellschaftlich hat sich die wirkliche Gleichstellung von Schwarz und Weiß ja noch immer nicht verwirklicht. Die Sprache ist dabei sicherlich förderlich gewesen, aber nicht ursächlich.
Und bei Obama könnte man natürlich trefflich über Kausalität spekulieren. Mehr aber dann auch nicht.
 
Eine totalitäre Methode wäre es, wenn man bestimmte Worte poenalisiert (also Geld und oder Haftstrafen dafür verteilt). Darauf hinzuweisen das bestimmte Worte verletzend sind und darüber aufzuklären und zu bitten sie doch nicht mehr zu verwenden, ist gerade keine totalitäre Methode, sondern ein Merkmal für Demokratie.

Ich darf hier "Zigeunerschnitzel" schreiben ohne mich strafbar zu machen. Ich darf auch jemanden als Neger bezeichnen, ohne gleich jemanden beleidigt zu haben (Hängt natürlich von den Umständen ab). Es ist ein UNREDLICHES Argument, von Totalitarismus zu sprechen, um eine gesellschaftliche Entwicklung die einem nicht schmeckt zu bezeichnen.
 
Stimmt. Das ist Unsinn. - Hat das hier irgendwer getan?

OffTopic
Wahrscheinlich derselbe, der hier im Forum rumrennt und behauptet, man wäre selbst an seinem Schicksal Schuld, wenn einem was Schlimmes passiert und der Nacktheit stets als etwas diskriminierendes und abwertendes betrachtet. Soll ja auch immer beim Würfeln schummeln und über "seine" Rollenspielgruppe herrschen wie ein größenwahnsinniger Despot mit Raubtierpsychose. Die Sau. Und jetzt hasst der auch noch Kinder, hab ich gehört.
 
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