Geschichte und Setting:
Die Geschichte von Airship Pirates zweigt von „unserer realen Geschichte“ im Jahr 1906 ab: Der erste und der zweite Weltkrieg sind nie ausgebrochen. Statt dessen hat sich die Menschheit friedliebend weiterentwickelt, allerdings hat durch den fehlenden Kriegszustand auch der Impuls gefehlt, die (Waffen-)Technologie so rasant weiterzuentwickeln. Die Menschheit durchlebte bis 1950 das Diesel-Zeitalter und erlebte eine Ära des Wohlstandes. Und einer auf grund der nie stattgefundenen Weltkriege gravierenden Überbevölkerung!
Um 1950 hatte die Menschheit der Planeten so ziemlich verseucht: Die Flüsse waren voller toter Fische, Tiere starben an unbekannten Krankheiten. Es bildete sich die neue Bewegunge der sogenannten Neobeduinen (Neobeduins) die sich mehr und mehr in die Wildnis zurück zogen um von ihr zu leben und weniger auf Technik zu vertrauen.
Dann jedoch schien es, als sei der Erlöser gekommen: Ein junger Mann namens Victor Hypocrates der seine Jugendjahren damit zugebracht hatte, mit einem der extremsten Neobeduinen-Stämme durch den Amerikanischen Mittleren Westen zu ziehen bewarb sich für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten. In Fernsehansprachen die von Millionen weltweit verfolgt wurden und in denen er sich eine Schar junger Anhänger erwarb sprach er davon, die Welt von der grassierenden Umweltverschmutzung und der Überbevölkerung zu retten. Er sprach davon, die Welt gegen diese Gefahren zu vereinen, propagierte eine neue Bewegung weg von den die Umwelt verschmutzenden Technologien, einer Rückkehr zu einfacheren Zeiten , von der Schaffung einer „Neuen Wildniss“. Bald trugen seine Befürworter die für die Bewegung markanten grünen Armbänder und taten die von ihm geforderte Arbeit auf der ganzen Welt. Es begann mit der Reinigung der Gewässer und dem Säubern verschmutzter Straßen, artete aber bald in die Vernichtung unnützer Rennautos und Flugzeuge berühmte Stuntmen und das Steineschmeißen in die Fenster von Nachbarn, die nachts unnötig das Licht brennen ließen. Der radikale, fundamentalistische Umweltschutz hatte begonnen.
Hypocrates gewann die Wahl zum Präsidenten in einem krassen Erdrutschsieg und eröffnete unmittelbar nach seiner Amtseinführung Verhandlungen mit den Europäischen Regierungen, um eine Weltregierung zu schaffen, die natürlich ihn selbst als Kopf dieser Regierung vorsah. Seine fanatischen Anhänger – die sich mittlerweile in Anspielung auf seinen Namen aber auch auf das goldene Zeitalter der Victorianischen Periode NeoVicotrianer nannten – marschierten protestierend durch die Hauptstädte der Welt und forderten die Amtseinführung Victors als Weltpräsident. Die Regierungen der restlichen Länder, die entweder selbst um ihr Leben fürchteten oder gar von der Neovictorianischen Hysterie ergriffen waren, versammelten sich in Washington und stimmten diesen Forderungen zu. Victor Hypocrates war nun der Herrscher der Welt.
In den 5 Jahrzehnten nach der Jahrtausendwende begann ab 2000 die Ära der „Langsamen Apokalypse“: In den langen Jahrzehnten des Friedens hatte die Welt ihre Immunität gegen charismatische Diktatoren nicht nur verloren, sondern nie wirklich ausgebildet. Einen Hitler hatte es nie gegeben und Victor schwang sich auf, der größte Diktator der Welt zu werden. Zeitweise erschien es, als sei jeder Bürger der Welt begeistert von ihrem neuen Führer und seiner zunehmend drakonisch anmutenden Politik. Tatsächlich verbargen sich diejenigen die überhaupt gegen ihn vorgingen im Untergrund aus Furcht vor dem unausweichlichen, nächtlichen Klopfen der Geheimpolizei an ihren Türen.
Die offene Politik von Victor Hypocrates war einfach genug, um von den Meisten verstanden zu werden: Technik und Technologie hatten die Misere, in der sich die Welt nun befand verursacht, daher musste genau dies bekämpft werden. Neue Forschungsprogramme wurden eingefroren und es startete ein Programm der Weltregierung, den Stand der verwendeten Technik langsam auf das Niveau der Victorianischen Ära zurück zu schrauben. Die Bevölkerungszahl sollte ebenso reduziert werden (wie er das tun wolle, erklärte er nie öffentlich) und unwichtige und kleine Städte sollten „rationalisiert“ und somit wieder der Wildniss übergeben werden. Gewaltige, neue Megastädte sollten gebaut werden, um die Bevölkerung der aufgelösten Städte aufzunehmen und ein großteil des landwirtschaftlich kultivierten Landes verwilderte wieder, als das Nahrungsbedürfnis der kleiner werdenden Bevölkerung langsam nachließ. Im Zentrum dieser neuen Städte wurden sogenannte „Change Cages“ gebaut, riesige Gebäude die für die Änderungen standen, die zum Wohle des Planeten erwirkt werden mussten. In diese festungsgleichen Bauwerke wurden alle Erfindungen geworfen – und jeder, der Innovation befürwortete oder sich gegen das System aussprach.
Hypocrates‘ Geheimpolizei – die nur den allerwenigsten überhaupt bekannt war – war ebenfalls furchterregend. Der Präsident hatte zwar gesagt, er wolle den Planeten retten, von der Menschheit als solche hatte er so etwas jedoch nie behauptet. Tatsächlich betrachtete er die Menschheit als Schandfleck auf dem Antlitz der Erde, sie sollte nur in einigen überbevölkerten Zentren am Leben erhalten werden, während der Rest des Landes der Wildnis und den Wildtieren zurückgegeben werden sollte.
In entlegenen Regionen ließ er Forschungseinrichtungen errichten, in denen mit Hilfe von Genmanipulation mächtige Bestien aus der Zeit vor der Herrschaft der Menschen gezüchtet wurden; aus diesen Laboratorien entsprangen Säbelzahntiger und Hyaenodons, Mammuts, Höhlenlöwen… und all diese Fleischfresser wurden genetisch mit einem Hunger auf Menschenfleisch „programmiert“…
Nach der Geburt seines Sohnes (der ebenfalls den Namen Victor trug) ernannte sich der Weltpräsident zum Kaiser und ließ verkünden, dass sein Sohn ihm als Herrscher der Welt nachfolgen würde. Die Neovictorianer feierten dies frenetisch und unterstützten ihn weiter…
Die fünf Jahrzehnte zwischen 2050 – 2100 sollten als die Epoche der fliegenden Städte in die Geschichte eingehen. Als Victor II die Macht übernahm, betrieb er weiter die Politik seines Vaters. Er stockte bestimmte Wildnisgebiete mit fleischfressenden Bestien auf und die aus den „rationalisierten Städten“ vertriebenen Menschen, die in den neuen Megastädten keinen Platz fanden wurden in genau diesen Wildnisgegenden ausgesetzt um von Victors geliebten Tierchen gefressen zu werden… Zu dieser Zeit waren die Telefonnetzwerke bereits im Zuge der Kampagne zur Reduzierung der Technik deaktiviert worden und ohne eine verlässliche Kommunikationsmethode war es nahezu unmöglich für die Bevölkerung, nachzuvollziehen – oder mitzubekommen – wie viele Seelen diesem Wahnsinn zum Opfer fielen und von den sogenannten „Überbestien“ verschlungen wurden.
Die neuen Bestien begannen in die übrig gebliebenen Städte einzuwandern und verstärkten das Bedürfnis der dort noch Wohnenden, einen der wenigen Plätze in einem der Change Cages zu ergattern, die vom Kaiser als sichere Zufluchtsorte propagiert wurden. Selbstverständlich aber wählte er nur jene aus, dort Zuflucht zu finden, die seiner Politik am loyalsten folgten und am wertvollsten für diese neuen Städte waren – der Rest wurde an die Bestien verfüttert. Die Dinge verliefen ganz genau nach dem wahnwitzigen Plan der Hypocrates-Dynastie!
Allerdings gab es eine Gruppe, die diese Pläne torpedierte: Die Neobeduinen. Als Victo r I die Macht ergriff hatten sie ihn noch in seinem Vorhaben die Natur zu schützen und zu einem einfacheren Lebensstil zurück zu kehren unterstützt. Als er jedoch veranlasste, ihre Stammesgemeinschaften zu verfolgen und sie an die Wildtiere zu verfüttern oder in Change Cages zu sperren, wendeten sie sich gegen ihn. Nur, was sollten sie tun?
Viele der Neobeduinischen Stämme wurde bis zur Auslöschung gejagt, sowohl von den neuen, genetisch gezüchteten Raubtieren, als auch von den Chuno Ggun, der Eliteeinheit die exakt zu diesem Zweck geschaffen worden war. Aber die Neobeduinen wurden von den Menschen aus den Städten unterstützt, die nach einem Entkommen vor der drakonischen Politik und den Nächtlichen Übergriffen und Verhaftungen der Geheimpolizei suchten. Doch obwohl diese Städter der Herrschaft der Neovictorianer zu entkommen suchten, sehnten sich nicht alle nach dem einfachen Lebensstil der Neobeduinen.
Schließlich kam jedoch jemand auf eine ziemlich brilliante Idee: die Flucht in den Himmel. Die Welt hatte seit Jahrhunderten kein Bedürfnis nach einer Luftwaffe gehabt, so dass Victor II keinerlei Mittel hatte, es mit fliegenden Städten aufzunehmen. Die wildnisliebenden Neobeduinen erklärten sich einverstanden, ihren eher städtisch veranlagten Freunden zu helfen und bald begannen die ersten Städte über das Land zu schweben oder wurden fliegend an Bergspitzen vertäut und ihre Flugzeuge flogen Schutz-Patrouillen für ihre Neobeduinischen Verbündeten.
Victor II realisierte, dass er seine eigenen fliegenden Gerätschaften brauchen würde, um seine Truppen zu beschützen, nur waren die meisten Menschen mit auch nur einem Hauch technischen Know-Hows schon vor langer Zeit aus seiner neu geschaffenen Gesellschaft ausgesondert worden. Die neu gegründete Imperial Air Navy (IAN) sollte nie eine große Bedrohung für die vereinten Streitkräfte der Sky-Cities sein. Und obwohl der Krieg in der Luft über Jahre ausgefochten wurde, behielten die Himmelsbewohner – das sogenannte Sky Folk – stets die Oberhand.
Gegen Ende des Jahrhunderts, als der überwiegende Großteil der Menschheit niedergemetzelt war, hatten die meisten der Überlebenden Zuflucht in den riesigen Change Cages gefunden. Victor II, der nun in wahnwitzigem Luxus in seinem Yellowstone Palast lebte, ließ verkünden, dass jeder der immer noch in der Welt dort draußen außerhalb der von ihm geschaffenen Gesellschaft lebte, ein Gesetzloser sei, der nichts gnädigeres als einen schnellen Tod von der Hand seiner Truppen erwarten könne. Für die Neobeduinen und das Skyfolk spielte das aber nicht wirklich eine Rolle, schließlich war genau das für sie bereits seit Jahren die harte Realität.
Ab ca. 2100 war fast die gesamte restliche Menschheit in den drei riesigen Change Cages zusammengepfercht. In den ehemaligen USA gab es derer drei: Old Borealis in den Wäldern Kanadas, Everglade in den Sümpfen Floridas und Desolation in der Sierra Nevada. Ihre Bevölkerung, die unter einem totalitären Regime und dessen Disinformation und Propagande aufgewachsen war, akzeptierte mittlerweile die Vorstellung, dass die Wildnis ‚dort draußen‘ bar jeden menschlichen Lebens sei und hatte ihr harsches Schicksal als notwendig für das Überleben der Menschheit angenommen. Der Enkel des ersten Kaisers, Victor Hypocrates III, war eine weit entfernte Person, der abgeschieden vom Leben seines überlebenden Volkes existierte. Die herrschedne Klassen, Nachkommen derer, die einst Victor I bei seinem Griff nach der Weltherrschaft unterstützt hatten, lebten und schwelgten in Luxus. In der Zwischenzeit jedoch streiften ausserhalb der Change Cages immer noch die riesigen und gefährlichen Bestien durch die Wildnis, die Neobeduinen kämpften alltäglich um ihr Dasein und das Skyfolk blickte noch immer hinab auf die Vorgänge am Boden, aus ihren sicheren, schwebenden Städten.
In den letzten Jahrzehnten vor Spielbeginn entwickelte sich langsam und zögerlich Beziehungen zwischen den Freien Völkern und Neovictorianern in einen wenigen Gebieten. Helium City, errichtet auf den größten Helium-Minen Nordamerikas, wurde der Fokus für eine Entspannung der Krise, denn beide Seiten beziehen von dort das Helium für ihre Luftschiffe und keine Seite ist sich sicher, die Ressourcen für den garantierten Sieg in einem möglichen Krieg zu haben. Victor III scheint sich wenig darum zu kümmern, was in der Welt vorgeht, ist jedoch wie sein Vater und Großvater vor ihm ein flatterhafter und wankelmütiger Herrscher und könnte bereits morgen beschließen, dass eine Ausrottung der „Gesetzlosen“ notwendig wird…