AW: Morgenwelt
Die ganze Preisdiskussion ist eigentlich reichlich müßig (und war auch gar nicht Lushwood's Anliegen).
Dass preisbindungsfreie Bücher von US-Verlagen in den USA günstiger zu haben sind, sollte eigentlich nicht verwundern - aber auch nicht als Vergleich hergenommen werden. Ist ein bißchen so, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen. Der Laden in den USA bekommt seine Ware nämlich zu weitaus günstigeren Porto-Bedingungen, und spart sich darüber hinaus noch den Zoll.
Preisvergleiche mit reinen Onlinehändlern, insbesondere einem Online-Giganten wie Amazon anzustellen ist nicht "fair". Diese Preise sind nicht wirklich vergleichbar.
Amazon bezahlt keine Verkäufer, und kauft darüber hinaus zu ganz anderen Konditionen ein, als es jeder Rollenspielladen könnte. Daraufhin kann Amazon seine Gewinnmarge ganz anders kalkulieren, inbesondere da es bei ihnen die Masse macht.
Und selbst Amazon hat nicht immer alles da oder den günstigsten Preis - aber für diesen Fall gibt es ja immernoch die Anbieter, die sich an Amazon dranhängen und auf dem Trittbrett mitfahren.
Reine Onlinehändler haben zwar durchaus eine Lagerfläche, aber ich denke, dieser Posten ist nicht mit dem finanziellen Aufwand eines Ladengeschäfts zu vergleichen, zumal man sich Angestellte und deren Lohn und Lohnnebenkosten gleich mit spart. Dadurch können auch kleinere Onlinehändler ihre Margen ganz anders kalkulieren. Sie müssen weniger an der Ware verdienen, da weniger Aufwand ausgeglichen werden muss.
Darüber hinaus hat so mancher Onlineanbieter möglicherweise eigentlich einen ganz anderen Job, mit dem er seinen Lebensunterhalt verdient, und hat mit dem Onlineshop eigentlich nur das Hobby zu einer zusätzlichen Einnahmequelle gemacht, die er aus seinem Wohnzimmer steuert. Hier wird dank der Gewerbeanmeldung zu Einkaufspreisen das eigene Hobby günstig finanziert, und darüber hinaus noch ein kleines Taschengeld über einen Webshop realisiert, und die Einnahmen sind ein netter Bonus, mit dem man sich im Urlaub mal was gönnen kann.
Es ist in solchen Fällen also nicht wirklich eine Frage dessen, was man anstellen muss, um sich seinen Lebensunterhalt zu sichern, sondern eigentlich nur, ob man sich ein Eis auf Malle, oder einen Cocktail auf Lanzarote leisten können will.
Was Umrechnungskurse angeht:
Hier mit aktuellen Tageskursen rechnen zu wollen ist tatsächlich etwas realitätsfremd, was die Rollenspielladen-Szene angeht. Zumindest soweit ich mich an diese erinnere. Mag sein, dass es da eine Ausnahme gibt - aber die muss man wohl erstmal finden.
Viele - wenn nicht immernoch die meisten - Rollenspielläden beziehen ihre US-Ware von deutschen Großhändlern, in den meisten Fällen mittlerweile deutsche Verlage mit eigenen Großhandel, wenn ich mich nicht täusche (ich denke da an Pegasus und Ulissis).
Der Großhändler hat seinen Einkaufspreis mit den US Verlagen - oder auch nur einem US-Großhändler - ausgehandelt und gibt eine Preisliste an seine Kunden - unsere Rollenspielläden - weiter. Der Laden kauft seine Ware also mit einem vorgegebenen empfohlenen Verkaufspreis, auf dem dann die Berechnung des Einkaufspreises basiert, ein.
In diesem Sinne kann er dann zwar die Artikel unter dem empfohlenen Verkaufspreis anbieten, beschneidet sich dadurch aber seiner eigenen Marge, die nicht zuletzt für die Bestreitung seines Lebensunterhalts wichtig ist.
Und ich weiß nicht wie das heutzutage ist, aber als ich vor vielen Jahren noch bei Beutelsend arbeitete, war der "Umrechnungskurs" von US$ auf Euro in den Preislisten der Großhändler tatsächlich 1:1.
Solche empfohlenen Verkaufspreise werden also nicht vom Rollenspielladen um die Ecke - oder besser gesagt in dieser Stadt oder der Nachbarstadt (*seufz*) - gemacht.
Was die Preise angeht können also viele Läden einfach nicht mit Onlinehändlern mithalten.
Dann muss eben auf Service gesetzt werden.
Für einen Kunden, wie Jessil sich hier darstellt, mag dies müßig sein. Solche Kunden informieren sich ohnehin online im Voraus, und erwarten von einem Laden nicht mehr, als das gewünschte Produkt zur Hand und schnell und kommentarlos über den Tresen gereicht zu haben.
Fair enough.
Ich wage aber die Behauptung, dass solche Kunden nicht die Norm sind.
Da gibt es zum einen jene, die gern ein Schwätzchen mit dem Personal halten, um sich über verschiedene Spielsysteme, Spiele, Kampagnen, oder Charaktere zu unterhalten (manchmal sehr zum Leide des Verkäufers *grins*).
Wieder andere fragen das Personal gern um Rat, da sie eigentlich nur "was neues" bzw. "was anderes" wollen, und da sie noch nicht so recht wissen, was sie wollen oder was es so gibt, haben sie auch nicht die Möglichkeit, sich schon vorab im Internet zu informieren. Da wird dann gern das Personal - oder andere anwesende Kunden - um deren Meinung und Vorschläge gebeten.
Die Liste ließe sich noch fortsetzen... manche Kunden nutzen Spieleläden wegen ihrer ggf. zur Verfügung gestellten Spielefläche; andere genießen gern das zwischenmenschliche Geplauder nebenbei; andere schauen sich eben gern das Sortiment an und suchen so nach Inspiration.
Was auch immer es für den einzelnen Kunden (jenseits von Jessil's Beispiel *grins*) sein mag:
Durch Service kann ein Laden punkten und sich seine Stammkundschaft sichern.
Und wenn ein Laden auf dieser Ebene versagt, dann ist dies schonmal ein schlechter Punkt für ihn.
Es kommt noch etwas Erschwerendes für Ladengeschäfte hinzu:
Der beste Servive schützt einen Laden allerdings noch immer nicht davor, dass sich seine "Kunden" bei ihm Beratung und Spielgelegenheit abholen, ihren Einkauf dann aber doch online erledigen.
Besagte "Kunden" müssen sich dann aber auch nicht über die Preispolitik der Läden wundern, oder schlimmstenfalls über deren Schließung. Und wer wegen 1 Euro Preisunterschied lieber online ordert, der sollte vielleicht überlegen, ob er sich sein Luxusgut - was ja Spiele sind - überhaupt wirklich leisten kann, oder besser vollends darauf verzichtet hätte.
Am Ende läuft es auf ein Nehmen und Geben hinaus: Wer sich gerne in Rollenspielläden aufhält, und gerne Unterhaltung, Beratung, und Spielgelegenheit genießt, der sollte den Laden dann auch unterstützen.