Allgemein Faschismus in der 6. und 7. Welt

Hesha

Godfather of Hartwurst
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"Zusammen mit der Macht der Megakonzerne stellen faschistische Regierungen das Fundament der kalten Welt des Cyberpunk dar. [...] Faschistische Lehren sind vielleicht etwas, das die Leute in der Welt von Shadowrun anspricht, aber sie propagieren eine extrem undemokratische Form der Regierung, in der Recht mit Macht gleichgesetzt wird und für die Probleme der Gesellschaft unschuldige Sündenböcke gesucht werden.[...]"

So beginnt der Spielleiterinformationsteil über Faschisten im SR3+4 Hintergrundquellenbuch "Feind meines Feindes", Seite 146. Etwas weiter im Text auf Seite 147 habe ich folgende Passage entdeckt:

"Der Spielleiter sollte Spielern nicht gestatten, Charaktere zu spielen, die aktive Mitglieder in einer faschistischen Organisation sind, es sei denn, die Spieler sind reif genug, um die dunklen Aspekte der Politik rollenspielerisch zu erkunden. Um eines offen zu sagen: Wenn die Spieler faschistische Ideologien tatsächlich attraktiv finden, sollten sie dieses Spiel lieber nicht spielen und sich eher mit den schrecklichen und menschenverachtenden Folgen des Faschismus auseinandersetzen."

Zunächst war mir nicht klar, warum mich dieser Absatz stört, dann hab ich ihn nochmal gelesen und mir überlegt, wo das Problem ist.

1.) Ich weiß nicht recht, warum man eine besondere Reife braucht, um die dunklen, bösen, menschenverachtenden Seiten des Faschismus zu sehen, denn diese sind offensichtlich und Kern der Sache.
2.) Es wird vom Autor scheinbar vorausgesetzt, dass nur Spieler, die Faschismus toll finden, Charaktere spielen, die Faschismus toll finden. Vielleicht finden es "reife" Spieler einfach interessant, einen überzeugten Faschisten zu spielen, der obwohl er weiß, was die schlechten Seiten des Faschismus sind, weiterhin Faschist ist?

Was meint ihr? Darf man Faschisten spielen? Darf man Rassisten spielen? Darf man Chauvinisten spielen? Der Spielleiter darf es ja offensichtlich...
 
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Was meint ihr? Darf man Faschisten spielen? Darf man Rassisten spielen? Darf man Chauvinisten spielen? Der Spielleiter darf es ja offensichtlich...
Wieso sollte man es nicht dürfen? Bei SR spielt man ja ohne Berufsverbrecher, da macht das auch keinen soooo großen Unterschied mehr.

Ps: ich hasse solche Themen.
 
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Trotzdem danke für die erste Antwort... :p

Wieso sollte man es nicht dürfen?
Naja, weil die Quellenbücher implizieren, dass jeder geistig gesunde, Nicht-Fascho seinen Charakter in der Kampagne "lernen lässt" wie schlimm Faschismus ist und diesen dann "bekehrt". Die Geschichte hat gezeigt, dass es 'ne Menge Leute gibt, die, ohne geisteskrank zu sein, absichtlich ein faschistisches System fördern, obwohl sie wissen, was die dunklen Seiten des Faschismus sind..
 
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Solche Leute will zumindest ich aber nicht spielen, die sind mir schon in natura zu widerwärtig, ohne dass ich sie darstellen muss. Das nur zur Einleitung.

Natürlich gibt es die Leute, die Faschisten oder sonstiges Kroppzeug aus 'wissenschaftlichem Interesse' spielen (ich hab genug Konzepte in meinem Charaordner, für die dasselbe gilt), aber ich bin jedem Spieler, der mir begeistert von seinem tollen Nazi erzählt, erstmal generell misstrauisch. Es gibt auch im Rollenspielbereich jede Menge seltsamer Menschen.

(und ja, ich kenne den Unterschied zwischen Faschisten und Nazis :rolleyes: als ob es das besser machen würde...)
 
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:D

Ich meine, dass ich gerade in Erinnerungen schwelge.

Ausserdem meine ich, dass es eine Frage von "dürfen" allenfalls im Sinne der Verantwortbarkeit vor sich selbst, erst in Verlängerung auch vor den eigenen Mitspielern (was letztlich schon beinahe eine ganz eigene Diskussion wäre), ist.

Oder soll die Betrachtungsebene noch weiter verlagert werden, von den eigenen Mitspielern auf die gesamte Spielerschaft?

mfG
bca
 
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Oder soll die Betrachtungsebene noch weiter verlagert werden, von den eigenen Mitspielern auf die gesamte Spielerschaft?
Ich meine: Muss man außer den Gefühlen der anderen Anwesenden noch auf etwas Rücksicht nehmen, wenn man sowas spielen will?

Das dieser Hinweis obligatorisch ist, mehr nicht.
Was impliziert, dass dieser Absatz im amerikanischen Original nicht zu finden ist? :D
Ja, obligatorisch ist er definitiv, über das "mehr nicht" könnte man eventuell streiten.

aber ich bin jedem Spieler, der mir begeistert von seinem tollen Nazi erzählt, erstmal generell misstrauisch.
Dito. Aber sowas von!
 
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Muss gestehen, bin noch nie auf die Idee gekommen einen Faschisten oder Rassisten in SR zu spielen. Aber an sich sage ich, soll jeder das spielen was er will.
SR ist nicht nett. SR ist böse, kalt und grausam, auch wenn viele Spieler sich gerne als die strahlenden Helden sehen. Also warum sollte man sowas nicht spielen?
Ausserdem spiele ich im grunde nur mit Leuten die ich kenne und die wissen auch was meine politische Einstellung ist. Von daher brauch ich da keine Angst zu haben das man michf alsch versteht oder ich jemanden auf die Füsse trete.

In VL hab ich mal nen ehem. Angehörigen der Waffen-SS gespielt, inkl. einer alter Uniform mit entschärften Abzeichen. Und obwohl der Chara sich vom NS-Regime distanziert hat, hat er doch einige alten Werte hoch gehalten. Das gab richtig Spaß, weil der Chara von meinen besten Kumpel so richtig Links war. Aber OT gab es deswegen überhaupt keine SPannungen oder so.
 
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Mein einziger selbst gebauter SR-Charakter war Rassist. Mensch, lebte in einer "humans-only"-Nachbarschaft, verkehrte in Kreisen, wo Trolle allenfalls Türsteher sind und der einzige Nicht-Mensch im Lokal der obligatorische Alibi-Zwerg hinter der Theke.
Verheiratet war er übrigens mit einer PEP (Person dunkler Hautfarbe). Aber was sind schon Farben, wenn es die Typen mit den großen Eckzähnen als Feindbild gibt...
 
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Meinst du tatsächlich "Faschist" oder doch eher "Rassist"?
 
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Nein nein, ich meine in der Tat "Faschist". Auch wenn das schwieriger zu definieren ist.

Naja, spätestens gibt es keinen Rassismus als Staatsform.
 
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Aber man kann Faschist sein, ohne Rassist zu sein ...
 
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Sicher, aber was hat das mit der Fragestellung zu tun?
 
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Generell hätte ich kein Problem mit einem faschistischen Charakter. Natürlich muss er in die Gruppe passen, aber das ist wohl eine Binsenweisheit.
Gehabt habe ich das noch nicht, aber was Rassismus angeht hat es in meinen Gruppen nie daran gemangelt. Das belebt einfach die Gruppendynamik...

Und was das "reif", "rollenspielerisch erkunden" etc. angeht: Übliches Swine-Blabla über rollenspielerische Herausforderungen. Das geht mir zum einen Ohr rein und zum nächsten wieder raus.
 
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Was mich interessieren würde: Wie steht es denn mit dem anderen Extrem des politischen Spektrums? Wie sind da die Spielleitertexte? Spricht man sich da auch gegen politische Gewalt von links aus?
Ich habe "Feind meines Feindes" nicht gelesen, aber vor allem in den älteren deutschen SR-Büchern hat der linksalternativ-pseudorevolutionäre Unterton auf mich immer etwas flach und merkwürdig gewirkt. Der paßte meiner Meinung nach nicht zu Leuten, die für Großkonzerne gegen Bezahlung Verbrechen begehen.
Ansonsten halte ich die 6. Welt allgemein für geeignet, extreme politische Auffassungen aller Art hervorzubringen.
 
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Ja Stonewall, das ist sone Sache... "früher" als CyberPUNK den Namen noch verdient hatte (und auch bei CP2020) geht es ja gegen das System, und das von der linken/anarcho-Seite... insofern wird den Charakteren eine solche Haltung praktisch automatisch unterstellt...

Und die Runner mögen zwar für einen Megakonzern arbeiten, aber gleichzeitig arbeiten sie ja auch immer gegen einen anderen!
 
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Runner sind unpolitische Verbrecher. Punkt.
 
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"Gegen das System" muß ja nicht zwangsläufig linksanarchistisch bedeuten, auch wenn wir das hier damit verbinden. Gerade in Nordamerika könnte ich mir das auch aus der Militia-Szene vorstellen, womit wir wieder beim Thema Faschismus/Rechtsradikalismus wären.

Und die Runner mögen zwar für einen Megakonzern arbeiten, aber gleichzeitig arbeiten sie ja auch immer gegen einen anderen!

Ja, für Geld. Als inoffizielle Ausführungsorgane. Anti-Konzern-Haltung ist mMn kann, nicht muß für Shadowrunner, auch wenn die Arbeitserfahrung wohl zu einer skeptisch-zynischen Haltung Konzernen gegenüber führen wird.

Welche Cyberpunk-Autoren betonen denn das Politische? Ich habe da bisher nur die Neuromancer-Trilogie und die Cyberspace-Kurzgeschichtensammlung von Gibson gelesen und da stand das, wenn ich mich richtig erinnere, nicht gerade im Vordergrund.
 
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