4.4.04 - Wölfe in der Schafherde

Silvia nickte Meyye zu. Erstaunt sah sie dann noch einmal die Gangrel an und flüsterte ... "Ja ... bring sie heim. Du weißt, wo du mich erreichen kannst. Sie wird wohl den morgigen Tag durchschlafen ... vergesst bitte die Bank nicht ... Wir werden nun gehen" Sie sah noch einmal zu Tatjana und winkte ihr. "Schlaf gut. Wir sehen uns ... mach dir keine Sorgen."

Dann gingen Richard und Silvia nachdem sie nochmal zum Abschied gewunken hatten.
 
Meyye nickt. Sie wird die Bank schon nicht vergessen. "Danke, dass du ihr geholfen hast." fällt es ihr noch ein zu sagen. Sie persönlich wäre zwar der Meinung, dass das eine Selbstverständlichkeit ist, aber wer weiß? Vielleicht sehen die Wölfe das nicht ganz so, und schaden kann es auf keinen Fall, sich erkenntlich zu zeigen.

Sie winkt mit einer halbherzigen Armbewegung zurück und tritt dann auf Tatjana zu, streckt ihr den Arm hin. "Komm... ich helf dir auf. Gehen wir. Ich stütz dich auch, wenn du willst. Du, ähm.. solltest deinen Pulli anziehen um die da zu verdecken." meint sie und deutet vage auf Tatjanas Bauch.
 
Tatjana war sehr blaß. Sie hatte wohl eine Menge Blut. Mit Meyyes Hilfe stand sie dann wacklig auf den Beinen. Sie zog ihren Pulli an und hackte sich bei der Gangrel unter. "Danke Meyye ... wenn du nicht gewesen wärst ... hätte ich das nicht überlebt ... Ich muss mich unbedingt hinlegen ..." Sie hoffte nur nicht, das sie den ganzen Weg zurücklaufen würden ...
 
Ein wenig verkniffen fällt das Lächeln aus, mit dem die Gangrel auf den Dank der Werwölfin reagiert. Und wenn ich nicht gewesen wär und ich ins Mexican geschleppt hätte, wäre es gar nicht so weit gekommen. "Keine Ursache. Pass auf... wenn wir von der Wiese runter sind, versuch ich ein Taxi zu bekommen, in Ordnung?" Der Weg ist ihr für eine gerade eben noch tödlich Verletzte eindeutig zu weit.

So gehen die beiden erstmal raus und Meyye ist stets darauf bedacht, Tatjana die Stütze zu sein die sie jetzt braucht. Als sie dem Ausgang näherkommen denkt sie plötzlich daran, dass jetzt hoffentlich keine Leute mehr da sind die sie vorher haben rausrennen sehen, als sie Hilfe holte...
 
Tatjana nickte nur, als Meyye das mit dem Taxi sagte. Ihre Hand ruhte auf ihrem Unterleib ... dort wo der Dorn gesessen hatte. Vor der Discko war mittlerweile nicht mehr viel los ... eher so, dass für die meisten Aufbruchstimmung war.

Meyye winkte ein Taxi herbei und Tatjana stieg langsam ein. Meyye rutschte dann dazu. Der Taxifahrer hob eine Augenbraue. Es war der, der sie vorhin in den Pub gefahren hatte. "Oh ... so sieht man sich wieder ... Wohin wollt ihr zwei denn?"
 
Meyye hilft Tati beim Einsteigen bevor sie dazukommt und den Taxifahrer ein wenig überrascht anblinzelt. Na toll. Hoffentlich will der jetzt keine Erklärung von ihr oder sowas. "Jaaa, hallo, welche Überraschung." sagt sie und lächelt, als sei sie irgendwie verlegen. Dann nennt sie eine Adresse, allerdings eine die nicht stimmt. Ihre alte Paranoia... wer Nachforschungen anstellen würde so zumindest noch eine ganz andere Straße absuchen nach dem Ziel dieser Taxifahrt.

Dann lehnt sie sich zurück und mustert Tatjana besorgt. "Wird das... bleiben?" fragt sie leise und deutet verstohlen auf ihren Bauch. "Oder wenigstens heilen?" Sie weiß ja nicht wie das läuft mit Werwölfen und Silber...
 
Tatjana sah sie an und zuckt mit den Schultern. "Es wird wohl noch etwas dauern ... und vor allem brauch ich Schlaf ... ich ... mir gehts nicht so gut ... Die Narbe wird aber wohl immer so aussehen."

Bald schon wurden sie an der Adresse rausgelassen.
 
Meyye nickt nur... dass Tatjana Ruhe braucht sieht auch ein Blinder. An der anvisierten Straßenecke steigt sie aus, hilft ihr und bezahlt dann den Fahrer... ein bißchen Taschengeld hatte sie noch dabei. Dann wartet sie, bis die Rücklichter des Wagens hinter der nächsten Ecke verschwunden sind, bevor sie über einen Schleichweg auf das Haus zugeht, in dessen Keller sie ihre Zuflucht hat.

Der Weg an sich ist ein Klacks. Jedenfalls für alle, die keine Bauchwunde haben. Vermutlich kommt es der Wölfin immer noch lang genug vor, bis sie sich endlich aufs Bett fallen lassen kann. "Leg dich einfach hin und überlass mir den Rest." sagt Meyye nur und fängt schonmal damit an, dass sie Tatjana die Schuhe auszieht. "Brauchst du irgendwas? Hast du eigentlich was eingekauft, gestern am Tag? Aber auch wenn nicht... geh ich halt zur nächsten Tanke. Hey..."
Plötzlich hebt Meyye den Zeigefinger und sieht Tati streng an. "Komm mir jetzt bloß nicht damit, dass du keine Umstände machen willst oder so Quatsch. Wenn du jetzt den unwiderstehlichen Drang nach Erdbeeren verspürst oder was auch immer, dann sag das."
 
Tatjana lachte schwach ... und schüttelte den Kopf ... "Danke ... ich brauche nicht ... nur noch etwas Schlaf ... " Sie wehrte sich auch nicht, als Meyye ihr half, sie hätte es alleine auch gar nicht mehr geschafft. Dann bemerkte sie das T-Shirt ... "Grün steht dir Meyye ... aber als Irin gehst du damit trotzdem nicht durch ..." Sie wollte wenigstens noch einen kleinen Scherz machen, bevor sie einschlief.
 
"Hm." macht die Ex-Afrikanerin, als würde sie Tatjana ihre Genügsamkeit nicht abkaufen, bevor sie doch noch nickt. Sie hilft noch bei der restlichen Ausziehaktion (mit einer quietschenden ledernen Hose ins Bett? Wohl eher nicht...) und sagt schließlich: "Dann schlaf schön, und wenn du morgen aufwachst komm ich dir so irisch vor, dass du glaubst du wärst in Dublin."

Sie setzt sich auf die Bettkante, lächelt leicht und einem plötzlichen Impuls folgend nimmt sie Tatjanas Hand und sagt: "Schlaf. Ich pass auf dich auf..."
 
Tatjana war froh, dass sie bei Meyye sein durfte und sie war auch froh ... von Herzen froh, dass sie ihre Hand nahm. Es war wirklich ein schönes Gefühl. Sie meinte nur noch leise: "Bleib ... wie du bist ..." Dann schlief sie schnell voller Erschöpfung ein ...
 
Stumm sieht Meyye ihrer verletzten Freundin beim Einschlafen zu. Bleib wie du bist. Und das, nachdem sie auch schon die schlechten Seiten der Bluttrinkerin kennengelernt hat. Meyye sieht sich eigentlich als Realistin; sie glaubt nicht, dass es irgendwann nochmal besser wird. Aber sie weiß, dass es besser sein könnte. Dass es was besseres gibt als sie und ihre finstere, der Nacht angepaßte Seele (wenn wir mal davon ausgehen, dass sie noch eine Seele hat). Ja, gutes Beispiel, da liegt so eine, die besser ist. Sie schläft und hält Meyyes Hand.

Lange sitzt sie so da, eine Stunde vielleicht oder länger, bevor sie ihre Hand sacht der Tatjanas entzieht und aufsteht. Sie zieht den silbernen Dorn aus ihrer Hosentasche und betrachtet ihn nachdenklich. Dann geht sie zu einem kleinen Schränkchen etwas abseits vom Bett und zieht die unterste Schublade heraus. Im hinteren Teil, verdeckt durch ein grobes Tuch, das sie zurückschlägt, finden sich ein Messer und einige angespitzte Holzpflöcke. Sie legt den Silberdorn dazu und verstaut wieder alles so wie es zuvor war.

Den Rest der Nacht bleibt sie in der Wohnung und tut etwas sehr Ungewöhnliches: Sie liest eines ihrer wenigen Bücher. Normalerweise würde es sie hier nicht lange halten; sie müße in den Wald gehen oder einfach irgendwoanders hin, wenn sie hier nicht auf und ab laufen wollte wie ein gereiztes Tier. Oder zumindest müßte sie die Anlage anschalten, oder den Fernseher, mit der richtigen Lautstärke natürlich. Das sind jetzt alles keine Optionen. Sie muß hierbleiben, und sie muß leise sein. Merkwürdigerweise verspürt sie den Drang, davonzulaufen, nur schwach. Also liest sie ein Buch, bis die bleierne Müdigkeit des herandämmernden Tages es ganz von alleine zuklappt und sie auf das Sofa zurücksinkt. Wenn sie erwacht, so darf sie hoffen, geht es Tatjana schon viel besser... das ist ihr Gedanke, bevor sie die Augen schließt und sich fallen läßt...
 
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