27.03.04 - Vorstellung : Lurker

Eldrige

Zombie-Survival Experte
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2. März 2004
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Es war eine der März Nächte in denen sich zu der tintigen Schwärze ab und an ein unangenehmer Wind einschlich der immer noch die beißende Kälte des Winters erahnen ließ. Eine Nacht für Schauer Geschichten.
Die Lager Halle im Industrie Viertel lag dunkel und durch das fehlende Glas in einem Oberlicht pfiff der Wind. Das einzige Gerräusch das die andächtige Stille immer wieder kurzzeitig unterbrach war das elektrische Summen einer defekten Außen Beleuchtung, die den Kampf gegen das Vergeßen der Wartung noch nicht ganz aufgegeben hatte. Verzweifelt glimmte sie immer wieder tapfer auf, nur um dann nach einigen krampfartigen Entladungen wieder in die Dunkelheit zu sinken. Ihr blühte das gleiche Schicksal wie vielen anderen der Laternen in diesem Bereich des Viertels. Da es weiter vorne an den Fabriken mittlerweile schöne Neue Hallen gab, wurde dieser Bereich der alten Hallen nur noch von privat Personen benutzt.
Der meiste Platz ging allerdings für jene Dinge drauf die bei Zwangsversteigerungen einfach nicht an den Man gebracht werden konnten.
Was hierher gebracht wurde sollte vergeßen werden und war es nicht wert das man dafür Wartung oder irgendwelche anderen Kosten aufbrachte.
Eine Art vornehme Müll Kippe. Wie passend für den Neuzugang...

Inmitten der häßlichen alten Stehlampen, durchgesessenen Sofas und rostigen Gartenmöbel stand eine Lieferung die erst an diesem Tag, gegen Nachmittag, angekommen war. Die Kiste hatte etwa den Umfang eines kleinen Schrankes und war Mannshoch. Jetzt bebte Ihr Deckel ein wenig, ein sanftes Vibrieren, immer vier leise Schläge, eine kurze Pause, wieder vier Schläge, die langsam lauter wurden und den Rand des Deckels umliefen. eine Minute später war das Gerräusch überanspruchter Nägel zu hören, die mit einem splitterndem Bersten aus dem Holz gerissen wurden. Der Deckel wurde zur Seite weggefegt und klappte einmal komplett um. Dann lag die Kiste eine Weile ruhig da.
Vier lange und dünne Fortsätze schälten sich aus dem Dunkel im Inneren und krallten sich in das Holz, schließlich folgte eine seltsame unförmige Kugel und eine weitere monströse Spinne krabbelte aus der Kiste hervor, der sich ein längerer, dünnsehniger Arm anschloß. Schließlich hiefte sich die Gestalt ganz aus ihrem Verschlag. Ein ausgemergelt wirkender Körper, der nun auf seinen Gliedmaßen die sich in den Rand der Kiste gekrallt hatten hin und her pendelte. Die Beine der Spinne waren ihre Finger und die unförmige Kugel stellte sich als Umriss eines Kopfes heraus. Ein zischendes Schnaufen lag in der Luft, nach dem dritten mal konnte man daraus ein tiefes, schnüffelndes einatmen erkennen. Die Gestalt hangelte sich mit abgehakt wirkenden Bewegungen vom Rand der Kiste herunter und stand dann, als sie sich schnüffelnd und den Kopf hin und her wiegend davon überzeugt hatte allein zu sein, einigermaßen aufrecht im Raum. Sie mochte etwas größer als 170 cm groß sein, vielleicht auch größer, man konnte es nicht genau feststellen, da ein Buckel auf dem rechten Schulterblatt sie beugte und die Beine seltsam krumm schienen.
Mit bedächtigen leisen Schritten, die seltsam wirkten weil der Körper dabei immer wieder vor und zurück ruckte, näherte sie sich einer Seitentür und spähte hinaus in die Nacht.

Das Licht einer Laterne fiel auf Lurkers Gesicht, ledrige, zerfurchte Haut auf einem kahlem Schädel, von blaßgelber bis grauer Farbe. Seine Augen lagen tief in den Höhlen und waren von bläulichen Verfärbungen umgeben. Die Augen des Nosferatu spiegelten Bernstein Farben das Licht zurück. Seine Nase war auf der einen Seite zerfetzt und wirkte seltsam nach oben gezogen, ein wenig wie die einer Fledermaus, oder eines häßlichen Hundes.

Das war also Finstertal, seine neue `Heimat´ für die nächste Zeit. Er würde sich wohl damit arrangieren können. Er hatte sich mit vielem arrangiert. Er war in dieser Kiste hierher gebracht worden, gehüllt in einen Lichtfesten Gummi Sack, seine Habe war in einigen kleinen Kartons dazu gepackt worden. Hübsch mit Styrophor ausgestopft, damit auch nichts zerbrach.

Lurker grinste gering schätzend, immerhin war er sorgsam verpackt worden und unterwegs scheinbar nicht verloren Gegangen. Wahrscheinlich besser als es schon so mancher Fracht ergangen war. Man hatte also gut vorgesorgt. Überhaupt war er nicht schlecht vorbereitet, er hatte eine Adresse erhalten und eine Beschreibung wie er dort hin gelangen sollten.

Jetzt mußte er sich sputen, er war gerade erwacht und die Nacht mochte jung sein, aber er hatte viel vor. Ein kurzes bitteres Lachen rollte aus seiner Kehle, als er sich zu `seiner Kiste´, nein wie treffend, umwandte. Er legte ein paar verspielte Tanzschritte hin, was bei seinem Körperbau und seiner Gang Art wirkte wie eine betrunkene Stabheuschrecke und sang leise wispernd vor sich hin...


"Start spreading the news... I’m leaving today...."

Er erreichte seine Kiste und holte ein Bündel daraus hervor. Er war in einem sehr klassichem Stil erzogen worden und die Kleidung war für ihn, so sehr er es gehaßt hatte wenn man ihm dahingehend Vorschriften machte, mittlerweile ebenso eine Frage der Ehre geworden wie für seinen Lehrer und er wollte sein schwarzes Jacket im Seemans Stil nicht mehr missen. Er schälte sich in die schwarze Tuchhose und schloß die beiden Knopfreihen der Jacke...

"I want to be a part of it... new york, new york..."

Schließlich legte er das Tuch um seinen spindeldürren und schiefen Hals und warf sich schwungvoll den schwarzen Mantel im Sutanen Schnitt um die Schultern. Er stellte den Kragen hoch und wickelte einen weiteren Tuch Schal um seine Mund und Nasen Partie. Abgerundet wurde das Erscheinungsbild mit einem Breitkrempigen Hut, den ein royal blaues Hutband schmückte. Lurker zog sich den Hut verwegen schräg in das Gesicht, worauf sein Gesicht sofort im Schatten des Hutes verschwand, eine deutliche verbesserung der Optik.
Jetzt sah er tatsächlich aus als wäre er einem 30er Jahre Grusel Film entstiegen.


"These vagabond shoes... are longing to stray..."

Schließlich kramte er in seiner Kiste herum und holte ein Telefon, sowie ein altertümlich aussehendes Lederbuch hervor. Ein sehr schöner Füllfederhalter kompletierte das Schreibset, das in einer Innentasche verschwand. Er räumte noch schnell ein wenig auf und schloß seine `Reisetruhe´bevor er sich wieder aufrichtete und in Richtung Ausgang ging. Der Schnitt seiner Kleidung kaschierte den Buckel und seinen dünnen Gliedmaßen recht gut, allein seine plötzlichen, ruckartig wirkenden Bewegungen sorgten für ein gewisses Unbehagen, das man aber nicht näher benennen konnte, da der Mantel auch diese Bewegungsabläufe verschleierte. Lurker trat hinaus in die Nacht und wandte sich in Richtung Stadt. Er blieb im dunklen und behielt seine Umgebung genauestens im Auge, während er dafür sorgte das die Dunkelheit sich seiner annahm, floß er von Schatten zu Schatten auf sein Ziel zu, Richtung `Café de Trois´. Leise verhalte in der Lagerhalle sein gehauchtes Liedchen...

"Right through the very heart of it... new york, new york..."

Er würde sehen was Finstertal für ihn bereit hielt.
 
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