[20.5.2008] Besuch der Dritte

"Geht es dir nur um Gefallen, dann tust du mir leid", sagte Helena und wenn er so weiter machte, würde sie wohl im gegenüber zum Arschloch mutieren müssen und offenbar, hatte er das Spiel sowieso nicht begriffen. Der Auftritt als er und Vicente zum ersten Mal hier aufgeschlagen waren, würde sie nicht so schnell vergessen. Man kam nicht in eine Stadt und stellte Forderungen und es war bei leibe nicht so, daß sie nicht viel Erfahrung in diesen Dingen hatten.

Sie kannte Hamburg nur aus den Erzählungen von Jenny und 2 oder 3 anderen Caitiff von dort und nachdem was sie wußte, war das Pflaster dort für Clanslose weitaus härter ... Aber im Moment war das nicht ihr Problem, sie hatte nicht wirklich Zeit für die Kindereien von zwei männlichen Primadonnen, die sich vorallem die Finger nicht schmutzig machen wollten, schon garnicht, wenn es sich nicht in klingender Münze auszahlte. Also wieder zurück zum Status Quo, beobachten und im Notfall unerkannt helfend eingreifen, wenn es die Sache wert war.

"Ich würde sagen, du wärst nie in diese Stadt gekommen, wenn du nicht davon ausgegangen wärst, daß es hier leicht etwas zu holen gibt und ich freue mich, daß es einen Clan für die Clanslosen gibt, der nach meinen Wünschen auch in der ganzen Camarilla bestand haben sollte, ich habe gesehen, daß Frau Prinz es mit euch sehr gut gemeint hat und da eigentlich für jeden ein Betätigungsfeld sein sollte und ich würde mir doch sehr wünschen, daß keiner das kaputt macht, in dem er nur erntet und nicht sät."

Sie dachte kurz über ihre Worte nach und schüttelte dann innerlich den Kopf über sich selber. 'Du bewegst dich eindeutig zu oft in den Tiefen der Geschichten und Legenden, aber jeder brauchte schließlich ein Hobby.'
 
Schon in der menschlichen Gesellschaft lernt man schnell sich am besten nicht die Finger dreckig zu machen und bei den Kainiten war dies nicht andres. Die Primogene und der Prinz handelten selten selber nicht weil sie es nicht konnten, - ihre Möglichkeiten überstiegen meist die Möglichkeiten eines gesamten Klüngels - sondern weil sie eben keine Lust hatten ihren Arsch zu riskieren. Die Dreckarbeit konnten die dummen Neoantes erledigen und dies am besten gratis.

„Diese verlogene Schlampe, flüsterte das Tier Michael ein, klar geht nicht um Gefallen, wer dies glaubt ist selig und wenn es Dir gerade gar nicht passt, fordert sie die Gefallen am besten noch mit Zinsen und Zinseszins ein und Du kannst zusehen, wie jahrelange Arbeit mal eben in Rauch aufgeht. Klar ist Sie der Heilland und macht alles aus reiner Nächstenliebe.“

Michael vernahm ein höhnisches Lachen in seinem Kopf.

„Und das Tier legte gleich mal nach. Klar Ihr kleinen Scheißer sollt sähen, damit die da oben alles abernten können. So läuft es bei den Menschen und bei Euch erst Recht. Nimm die hirntote Aktion mit dem Einbruch in die Akademie, Du trägst das volle Risiko, ohne Sinn und Verstand und kannst noch nicht mal den klitzekleinsten Gefallen dafür zurückfordern. Davon solltest Du was lernen, wie man es richtig anstellt. Du Idiot bist doch viel zu gutmütig. Wenn sie aber Dir nur einen Schnürenkel überlassen, kommt die Rechnung so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Alten wollen alles für sich und wenn dann ein Jüngerer sich erdreistet einen kleinen Teil für sich einzufordern, ist er gleich ein egoistisches Schwein.

Michael war einen kurzen Moment etwas abgelenkt und damit beschäftigt sein Tier zum Schweigen zu bringen. Vielleicht meinte Sie es ja wirklich wie Sie es gesagt hatte, die Wahrscheinlichkeit war zwar klein, aber sie bestand immerhin und die Hoffnung stirbt zuletzt, versuchte sich Michael Mut einzureden.

Das Gespräch war eigentlich nur noch unerfreulich.

„Ich wollte Dir nur zeigen, dass ich die Traditionen anerkenne,“ Michael brach ab. Was sollte er dazu noch weiter ausführen.
 
Was Helena meinte oder nicht, ging eigentlich außer ihr selber keinen was an. Und daß sie weder Michael oder Vicente niemals um etwas bitten würde, hatte sie schon vorher beschlossen, aber das mußte sie keinem auf die Nase binden.

"Ja, ich weiss, daß du die kennst", sagte sie dann. "Melde dich einfach, wenn du einen Termin weisst." Sie nahm ein Schreiben aus der Tasche. "Da dieser Teil des Gebäudes nicht der Akademie selber untersteht, habe ich hier die Liste über den Obolus, den die Verwaltung verlangt, es ist nicht so viel, aber du solltest es schon vorher wissen."
 
Ein Jurist würde einfach antworten die Einforderung von Gefallen ist die Beitreibung von Ausständen bei Schuldnern und hat überhaupt nicht mit Bitten zu tun.

Michael hatte nur mitgeteilt, dass er seine Schulden, Gefallen oder wie man es sonst nennen will bei Helena anerkannte.

„Danke für alles,“ er nahm das Schreiben entgegen. Selbstverständlich würde er diese Art von Rechnung begleichen.

Fast in Gedanken murmelte er eigentlich nur für sich; ich möchte doch nur in Ruhe Menschen helfen ohne dabei immer an unsere Art denken zu müssen. Leider ist dies fast...“ Dann brach er ab, als er merkte die Gedanken leise gesprochen zu haben.
 
Helena war schon im Umdrehen, als sie das hörte.

Sie sah ihn eine Weile forschend an.

"Wenn du wirklich Menschen helfen willst und das auch ohne Dank zu erwarten, dann hätte ich was für dich", sagte sie und machte eine Pause. "Aber nicht hier oder heute."
 
Michael erwiderte ihren Blick, nicht fordernd, aber höflich.

„Ich bin aus Leib und Seele Arzt und fühle mich auch als Kainit an den Eid nach Hippokrates

gebunden. Als Kainit stellt dies zwar eine besondere Herausforderung da. Bei dem Geruch Blut setzt bei vielen unserer Art der Verstand aus. Mit Vorbereitung, Willensanstrengung und Gottes Hilfe bin ich zwar in der Lage dem Drang im Regelfall zu widerstehen.“ Michael betete immer, dass dies Unglück nie eintreten würde. „Dies ist auch ein Grund warum ich OP,s gerne geplant mache. Ehrlich gesagt weiß nicht ich, ob ich eine ganze Schicht in einer Notaufnahme immer komplett ohne Probleme durchstehe.“ Diese Sorge hatte er wirklich, auch wenn er wusste seine Sorge wäre diesbezüglich klein, nur war ein Fehler gleichbedeutend mit einer Katastrophe. Vielleicht sollte er mal einen Medizinbus für Obdachlose ins Leben rufen, die Frage war nur wem er dabei wieder auf die Füße trat.

Michael machte einen Augenblick eine Denkpause und erwiderte weiter.

„Dank erwarte ich nicht unbedingt, wer aber behauptet er würde dies nicht als schön und angenehm empfinden, belügt sich nach meiner Ansicht sich selber. Als Arzt kann man immer mit meiner Hilfe rechnen.“ Fast jedem müsste sich Michael eingestehen, wenn er ehrlich zu sich selber war. Jemand der sich an seiner Tochter vergriff, sollte besser nicht mit seiner Hilfe rechnen.
 
"Gut, dann komm bitte morgen entweder so früh wie möglich oder so spät wie möglich ins Dark End", erwiderte Helena. "Sag mir vorher, was dir lieber ist, dann können wir darüber sprechen."

Sie ging Richtung Ausgang und hoffte, daß er ihr folgte. Es sollte etwas zufällig aussehen.
Er konnte nicht ahnen, wie nahe seine Überlegung, dem kam für Helena ihn haben wollte und an dem Jenny und sie von verschiedenen Seiten aus arbeiteten.
 
Michael folgte Helena, wenn die Primogena des Clans der Rosen das Clangebiet verließ, blieb man nicht einfach unhöflicher weise da.

„ Mir persönlich wäre dann spät am Morgen lieber, wenn es für Dich in Ordnung ist, aber ich richte mich nach Dir.

Eine Frage, wo ist das Dark End und muss man was beachten?“ Hoffentlich nicht so ein Schuppen wie das Hovel, eine merkwürdig Kneipe und/oder Disco.
 
"Das ist im Stieed, mehr oder weniger meine Privatdomäne", sagte die Primogena dann. "Wenn du früh morgens kommst, dann ist der Haupteingang schon geschlossen und keiner der Türsteher mehr dann, geh neben dran durch das Hoftor und zu der einzigen Tür mit einer Klingel, wenn du klingelst, lasse ich dich rein, da stört und keiner und der Reinigungstrupp kommt nicht in mein Büro."

Nun, es war nicht wie das Hovel, eher ein Nobel-Gothiktreff, mehr oder weniger ein Geheimtipp in der Szene und weitaus weniger laut und gross als z.B. das Black Hammer.
 
Also schon mal keine spezielle Kleidung. Auch wenn er für die Anlässe schon verschiedene Kleidungsarten und Typ Ausstattungen besaß. Es war eine gute Idee sich von jeder Modeepoche entsprechende Kleidung aufzuheben. Er hatte sich dies nur abgeschaut, aber mit den Jahren müsste er zugeben, dass dies recht nützlich war. Alleine das Outfit für den Fuchsbau war weit schneller und passend besorgt. Besonders stolz war auf zwei Fräcke, welche älter als er selber waren. Nur einem wirklich gutem Profi könnte dort auffallen, dass die nochmals leicht geändert worden waren.

„Danke, gut ich werde da sein.“ Michael wartet bis Helena sich erabschiedete und erwiederte den Gruß und verließ dann auch die Akademie.

Allem im allen doch nicht so schlecht gelaufen. Von den Problemen von Frau Dr. Raven wusste Michael Gott sei dank noch nichts.


Out of Char
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