[20.5.08] Left behind

Wenn Meyye durch den Spiegel treten würde, würde sie auch Julien umarmen können. Es fühlte sich seltsam an, aber eigentlich nicht anders als sie selbst.
Sie fühlte sich auch seltsam, so wie man sich eben in einem Traum vorkam, wenn man sich verändern konnte.

Sollte sie sich umschauen, so befand sie sich in einer Art Blase und durch einen Spiegel konnte sie die Treppe in Nox' Haus sehen.
 
Meyye sieht sich nur kurz um.. viel lieber tastet sie über Julians Rücken und sieht ihn aufmerksam an, nicht nur weil sie auf Antwort zu ihrer Frage wartet, sondern auch weil sie noch nicht so recht glauben kann dass das echt ist... oder auch traumecht.
 
Bei einem kurzem Umsehen würde sie wohl auch nur sehen, daß es hier in der Blase aussah wie in Juliens Zimmer, alles dahinter blieb im Nebel und außerhalb des Fokus.
Ja, erfühlte sich an wie immer, wie früher, so nah und doch so fern.
"Es gibt weit aus mehr als eine Dimension und ich kann dir auch nicht sagen, wo wir hier genau sind..." Eine Pause. "Ich wollte dich unbedingt noch einmal sehn.
 
Sie erkennt eines der Zimmer, das Schlafzimmer seiner Wohnung, wo er gelebt hatte als sie sich zum erstenmal trafen. In Träumen kehrt man an vertraute Orte zurück. Dennoch ist deutlich, dass jenseits des Zimmers nichts so ist wie es an dem Ort war.

"Is mir egal wie das geht, ich bin froh dass du da bist." sagt sie schließlich und umarmt ihn, vorsichtig... auch wenn er nur ein Traum ist, will sie den nicht vorzeitig dadurch beenden dass sie ihm mit voller übernatürlicher Kraft die Rippen bricht. "Ich hab versucht dich zu erreichen, aber die neuen Garou passen auf wie die.. Schießhunde. Wo bist du jetzt? Wie geht's dir?" fragt sie, streicht über seine Wange und sieht ihn an.
 
"Mir geht es gut", antwortete Julien. "Sie passen auf mich auf und sie werden mich nicht töten, wie alle anderen, mit denen du zusammen warst und die sie als verdorben ansehen."

Er würde nicht deutlicher werden, auch wenn er dank der ganzen Belehrungen, die er erhalten hatte, inzwischen verstanden hatte, warum die Garou-Nation so sauer war. Es war zwar nicht verboten, Abkommen mit den Blutsaugern zu treffen, wenn es sich nicht vermeiden ließ, aber direkt aufeinander einlassen, das war dann doch zuviel.

"Ich bin in einem Haus im Wald und arbeite bei World Science und es geht mir gut ..." Auch, daß sie ihm eine Frau zugeschustert hatte, erwähnte er nicht.
 
"Ich weiß. Dabei waren die, die das getan haben, selber vom Wyrm und von Zacharii verseucht." merkt sie düster an. Sie hat den Kopf nicht vergessen, der ihr geschickt wurde... oder Viktor, wo auch immer der jetzt ist. "Aber sie haben dafür bezahlt." Immerhin. Julian hatte einfach Glück dass es Yvonne Axes Leute waren, die ihn gefunden hatten, als das Bündnis von Stark und Grimes mit den Tänzern schon bekannt geworden war. Und sie dankt Gaia dafür.

Was natürlich nichts daran ändert, dass so eine Verbindung wie zwischen ihnen für die Garou untragbar aussieht. "Wenigstens etwas." sagt sie dann und mustert ihn aufmerksam, aber wer weiß ob sie an seinem Traumbild überhaupt etwas erkennen könnte wie es wirklich um ihn steht. Dann senkt sie den Blick wieder. "Es tut mir leid." bringt sie hervor. "Ich habe.. einen Riesenfehler gemacht. Nachdem das mit den Eulen nicht geklappt hat... hab ich wirklich aufgegeben, dich je wiederzusehen."
 
"Das mit den Eulen hätte um ein Haar auch mir Ärger ein gebracht." Julien schaute traurig drein. "Ich glaube, man kann einfach nicht auf beiden Hochzeiten tanzen, oder du hättest mich wandeln sollen anstatt ..." Er beendete den Satz nicht, zumal er etwas wußte, was er Meyye auch nicht auf die Nase binden wollte. Es war auch nicht klar, ob seine Leute ihn dann nicht auch getötet hätten, ganz einfach, weil nicht sein durfte, was noch nie so war.

"Es kann sein, daß uns die Geister nicht bis zum Morgen in Frieden lassen, die hier in diesem Reich sind mit unter sehr nervig und lästig, aber das ist die Sache wert."
 
Sie verzieht ein wenig das Gesicht. Ja, so in der Nachbetrachtung war das mit den Eulen ziemlich dämlich. Aber sie konnte nicht anders. Vermutlich würde sie es wieder tun. Dann löst sie sich etwas von ihm und sieht ihn an.. sie sagt nichts zu dem unvollendeten Satz. Schon damals wollte er ihr nicht glauben, dass sie es eher als Fluch denn als Gnade ansieht, so zu sein wie sie ist, und dass sie ihn lebendig viel lieber mag. Mal ganz abgesehen davon, dass seine eigene Familie ihn dann töten würde.. eine Kostprobe hat er davon ja bekommen, aber er lebt noch. Und das ist die Hauptsache.

"Ja, das ist die Sache auf jeden Fall wert." sagt sie und will ihn küssen... ihn einfach wieder spüren. "Wenn du öfter hierherkommst, muss ich wohl einziehen." sagt sie danach mit etwas schiefem Lächeln.
 
Er küsste die Gangrel zurück.

"Ich werde nicht oft herkommen, denn die Geister könnten mich verpfeifen und dann gibt es gehörigen Ärger", entgegnete er. "Silva ist knallhart, was die Durchsetzung der unserer Interessen ist, dir hat sie nur den Umgang vertrieben, ich würde für eine entsprechende Verfehlung getötet und das ohne Ehre."

Egal, wie Meyye die Garou gesehen hatte, egal in welchem Licht, es waren auch nur Bestien und Verfluchte.
 
Meyye hatte durch Tatjana tatsächlich eine sehr andere Sicht gewonnen, aber es gibt nunmal auch bei denen Hardliner. Genauer gesagt bestehen sie überwiegend aus diesen, genausosehr wie die Vampire überwiegend aus Intriganten und Manipulatoren bestehen, die diese Hardliner genau zur richtigen Reaktion werden lassen.

Die Geister... mit Toten reden die wenigsten Garou, also wird er andere Geister meinen, solche die vielleicht mitbekommen, wenn er sich hierherträumt. Sie nickt daher leicht. Silva... ist sie inzwischen sowas wie die Unterführerin ihrer Mutter? "Dann ist das was du hier tust verdammt gefährlich. Sollen wir uns dann überhaupt wieder sehen? Ich will nich, dass du stirbst." sagt sie ernst, und doch hin- und hergerissen.
 
"So kann man es sagen, eigentlich ist sie unsere neue Anführerin", erwiderte Julien. "Ihre Mutter wird in ein paar Tagen gehen und ich muss vermutlich mitgehen, von daher wird es, wenn es mir noch einmal gelingt, die einzige Möglichkeit sein."
Er umarmte und küsste Meyye.
"Wenn ich mich nicht füge, die unserer Art, die früher hier waren, waren einfach, man hat sie vernichtet, weil sie zu sehr auf euch Blutsauger abfuhren, obwohl sie euch leicht hätten schaden können."
 
Das ist ein Grund, mal die Brauen zu heben. Silva die neue Anführerin der Septe? Gleich die nächste also, die mal mit Blutsaugern gemeinsame Sache gemacht hat... Ironie ist nicht gerade die Stärke der Garou, das weiß sie ja inzwischen. Aber dann erwidert sie den erneuten Kuss und für einen Moment ist es als könnte sie die Zeit ohne ihn einfach vergessen. "In ein paar Tagen, hm? Wohin gehts denn? Meinst du, du bist da irgendwann auch mal wieder raus aus der Haft?" fragt sie danach.

Dann winkt sie ab. "Wegen mir brauchst du das Propagandazeug nich wiederholen. Vor den neu dazugekommenen wird wohl totgeschwiegen, dass die Mörder der vorherigen Septe längst dem Wyrm verfallen waren? Klar, würde auch ein schlechtes Licht auf Yvonne werfen."
 
"Ich kann es dir noch nicht sagen, wo es hingeht und auch nicht alle von uns, aber Yvonne hat beschlossen, ich komme auf jeden Fall mit." Julien seufzte. "Ich weiss nicht, ob ich dich dann noch einmal erreichen kann." Er wischte eine Träne weg. "Der einzige Trost, ich werde nicht getötet und du auch nicht, das muss uns im Moment genügen.
Vielleicht im nächsten ..." Leben hatte er sagen wollen, aber es war ihm gerade noch rechtzeitig eingefallen, daß die Chance von Meyye auf ein nächstes Leben gering war. "Vielleicht werden wir uns irgendwann wieder treffen können."
 
Schon klar dass die Garou nicht alle ausziehen... so einfach das auch wäre. Im Grunde ist es ihr egal ob sie da sind oder nicht, es ist einfach nebensächlich dass sie bei einem kompletten Abzug der Wölfe frei im südlichen Wald herumstreifen könnte. Sie werden die Ruine nie aufgeben und sie werden Julian nicht wieder herausrücken.

"Ist okay." flüstert sie nur als er den Satz abbricht und umarmt ihn wieder fester, aber immer noch vorsichtig. "Solange wir.. noch leben, gibts Hoffnung." Sie küsst ihn auf die Wange und lehnt sich an ihn. War es das? Wenigstens konnte ich mich noch richtig von ihm verabschieden. Vielleicht hatte Silva recht und es ist besser so. Vor allem für ihn. Auch wenn er es sicher nicht verdient hat, wie ein Gefangener behandelt zu werden. Vielleicht sollte er... "Aber wenn nicht.. dann versprich mir dass du auch ohne mich glücklich wirst."
 
"Ich verspreche es dir und ich verspreche, daß ich dich auch nicht vergessen werde", sagte Julien. "Versuche so zu leben, daß es für uns irgendwann eine Chance gibt, irgendwo ..."

Er wußte selber nicht, ob es möglich war und wenn, wußte er nicht, ob es für Meyye möglich war.

"Und vielleicht finde ich mal wieder einen magischen Spiegel und wieder ein Wesen, daß die Liebe ist."
 
Es passiert nicht oft, dass Meyye wieder weiß wie es war, einen Kloß im Hals zu haben. "Ich werd dich bestimmt nicht vergessen, egal wie lange es noch dauert." erwidert sie irgendwann, und das ist potentiell sehr viel länger als er lebt. Auch wenn es immer noch zu bezweifeln ist, da sie doch immer wieder in den Shredder springt. Bisher haben das die Shredder nicht überlebt, vielleicht kommt mal einer der mehr aushält als sie.

So zu leben dass es eine Chance gibt... sie kann sich denken was er meinen könnte, und solange sie ihn und die gemeinsame Zeit im Herzen behält, kann sie nicht völlig abdriften. Am Ende lächelt sie sogar. Julian ist einer der wenigen, die das hervorbringen können und sogar regelmäßig gesehen haben. "Ich glaube nicht dass es jemanden wie dich nochmal gibt. Bei dir hab ich mich lebendig gefühlt. Du bleibst ein Teil von mir, egal wo du bist."
 
Julian schien kurz zu verblasen, wurde dann noch mal fest.
"Mach dass du rauskommst, wenn ich aufwache ist hier die Hölle los", sagte er. "Das hier ist kein schöner Ort."

Er klammerte sich an ihre Hand, versuchte sie festzuhalten, doch wie es immer so war, der REM-Schlaf ließ sich nicht ewig festhalten.

"Ich liebe dich!"

Dann war er weg und damit auch die ruhige, friedliche Umgebung. Wo immer sie hier war, es zerrten Kräfte an ihr, die sie gerne zerreissen wollten, Tropfen, die aussahen wie Regen, aber sich anfühlten als schnitten sich hauchdünne Messer durch ihre Haut.
 
Das wirft doch die Frage auf, warum es gerade so friedlich ist, und was Julian ausgerechnet an so einen Ort gebracht hat. Aber wie sein Auftauchen stellt sie auch das einfach mal nicht in Frage. "Ich weiß." sagt sie nur, aber sie hat noch was zu erledigen. Oder meinte er, aus dem Spiegel?

Abschied hin oder her, die Wucht der Erkenntnis dass er jetzt für immer weg sein könnte, trifft sie doch hart und auch sie greift nach ihm um ihn festzuhalten. "Ich dich auch!" ruft sie noch so laut sie kann, damit er es ja nicht überhört als er verblasst.

Passend dazu kommt ein rauher Wind auf, oder mehr als das. Sie spürt den schneidenden Regen und beisst die Zähne zusammen. Auch die Splitter von tausend Spiegeln könnten ihren Körper nicht verletzen, aber wer sagt, dass dieses Gefühl von etwas physischem kommt? Sie springt zurück, will raus aus dem Spiegel wenn da noch ein Ausgang ist, und wieder auf den Gang, hoffend dass der schneidende Hagel ihr nicht dahin folgt.
 
Eigentlich hatte Julian einen Grund genannt, was allerdings nich so ganz bei ihr ankam und kein freundliches Wesen reagierte auf die Gangrel. Zwar hinterlassen die Tropfen hier hinter dem Spiegel nur mentalen Schaden, doch der Durchgang durch den Spiegel ist da eine ganz andere Nummer, der erzwungene Durchgang muss erzwungen werden und es ist Meyye klar, das würde nicht ohne echten, bzw. magischen Schaden abgehen.
 
Eins ist jedenfalls sicher... sie kann nicht hierbleiben. Auch wenn es naheliegt dass sie an einem Ort, wo sie Julian wieder treffen kann einfach mal ihre Zelte aufschlägt, wer weiß was dann aus ihr wird, zumal sie nicht mal weiß wo 'hier' überhaupt ist. Hinter dem Spiegel? Im Umbra? In soetwas wie damals Zachariis Reich? Egal, Julian sagte sie muss hier raus, also muss sie hier raus! Da überlegt sie dann nicht mehr lange, wie... mit vollem Anlauf gegen das was auf dieser Seite vom Spiegel zu sehen ist, Fuß voran.. mal sehen ob das die Barriere aushält. Und ob sie selbst das tut... wird sie ja sehen.
 
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