12.06.07 - Früher war alles besser...

Eldrige

Zombie-Survival Experte
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2. März 2004
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Flink bewegte sich Lurker durch die dampfenden, schwefeligen Gedärme Finstertals. Die Unterwelt war ihm immer noch so vertraut das er blind durch die Schächte und Kanäle hätte laufen können.
Vorbei zogen die Rohre, Gitter und Teile der alten Stadtmauer. Er passierte ein altes Überlaufbecken und setzte seinen Weg kurz durch ein paar Hinterhöfe fort, bis er wieder von der Oberfläche verschwand, einem altem Wartungschacht folgend. Er folgte nur dem Plan vor seinem geistigem Auge und frohlockte das ihm alles so leicht fiel.
Dann wurde er plötzlich hart gestoppt. Mit einem ekeligem Knirschen quittierte sein Schädel die Kolision mit einem Mauervorsprung. Lurker wurde aus dem Lauf gerissen und landete unsanft im Dreck. Einen Augenblick blieb er liegen und war sich nicht sicher ob man als Untoter nicht doch Sterne sehen konnte. Dann hob er den Blick und sah giftig das verräterische Stück Wand an das viel zu weit von der Decke in den Weg hinabreichte.

Miststück

Es machte keinen Sinn seinen Kopf an der Stelle zu reiben, es würde keine Beule geben. Die Weggeplatzte Haut würde sich wieder zurückbilden. Abgesehen davon das ohnehin niemand sein Gesicht zu sehen bekam würde es wohl auch niemandem auffallen das die Abschürfung da nicht hingehörte. Der Nosferatu zog verärgert die schorfigen Lippen zusammen.
Dann stand er auf und setzte seinen Weg deutlich weniger überschwenglich fort. Er nahm den Zusammenstoß als Mahnung. Auch wenn er noch so euphorisch durch das verwesende Herz der Stadt, durch die Welt seines Clans hastete wo ihm alles vertraut sein sollte, Finstertal war eine Stadt der Lebenden. Einige Monate waren auch für die Menschen nicht viel Zeit, aber genug das sich einige Dinge ändern konnten.
Wer wußte schon was er alles vorfinden würde ? Im Geiste ging er nun die letzten Meldungen durch die er verfolgt hatte. Es war eine unruhige Zeit und das Unleben war, wie so oft, ein Tanz am Rande der Katastrophe.
Man bezahlte für unachtsamkeit und meistens war der Preis höher als ein paar Kopfschmerzen. Als er den Ausstieg zu der kleinen Gasse gegenüber des "Cafe de Trois" erreichte streichelte er sanft über die Wände des Schachtes den er hinaufstieg, so als bedanke er sich bei seiner geliebten Welt unter der Stadt dafür das sie ihn rechtzeitig daran erinnert hatte das er hier mit Schwierigkeiten zu rechnen haben könnte.

Schließlich hatte er die Oberfläche wieder erreicht und einige Zeit hatte er das Cafe beobachtet. Die wenigen Menschen die unterwegs waren huschtren einfach an dem Lokal vorbei. Niemand kam oder ging in den Minuten die Lurker brauchte um sich alles genau anzusehen.
Gab es Schatten in den Fenstern der Straße die darauf hindeuteten das dort Beobachter saßen ? Er besah sich die parkenden Fahrzeuge. Möglich das irgendwelche Wachen dort in den Automobilen saßen um zu sehen wer das Cafe betrat. Auch Überwachungskameras waren in diesen unseeligen Zeiten ein Thema. Es war noch gar nicht lange her, da war eine solche Anlage so teuer das es schon exotisch zu nennen war wenn man so ein elektronisches Auge zu Gesicht bekam. Nur Banken und Juweliere leisteten sich solch kostspielige Sicherheit.
Aber in den heutigen Nächten konnte jeder sich solchen Spionage Kram installieren. Lurker spieh verächtlich aus als er an den neumodischen Schnickschnack dachte. Nicht das es ihn übermäßig stören würde, schließlich "sahen" die Menschen nicht wirklich mit den Augen, auch wenn sie das dachten, sondern vielmehr war Warnehmung ein viel komplexeres Thema. Auch ihre technischen Helferlein und Spielzeuge konnten ihnen da nicht helfen. Trotzdem konnte man diese Dinger ja hassen.

Er löste sich also aus den Schatten, als er sich sicher genug fühlte, und ging gemessenen Schrittes über die Straße.
Nur noch wenige Schritte trennten ihn von der Türe. Vor seinem innerem Auge erschien ein weichgezeichnetes Gesicht mit abgründigen dunkelbraunen Augen und vollen Lippen, das ihn spöttisch angrinste. Dumont der widerliche, schmierige Hüter der wie ein fetter Gockel auf seinem Misthaufen das sich Elysium schimpfte hockte. Lurker hatte lange nicht an ihn gedacht, aber jetzt, wo ihn nur noch ein Gedanke davon trennte die Türe zu öffnen und in das Wohnzimmer des Anderen zu marschieren, fühlte er Furcht. Er verharrte, seine Hand nur wenige Zentimeter vor der Klinke, und versuchte die Panik die heiß in ihm hin und her schwappte zu überwinden.
missmutige, hundsgemeine Angst kroch durch sein Fleisch und hinterließ es taub und handlungsunfähig. Die wirre Version blitze vor ihm auf, das gleich alle Vampire Finstertals aus seiner Vergangenheit hinter dieser Türe stehen würden. Am besten mit Partyhütchen und Luftschlangen. Sie würden ihn auslachen und mit ausgestrecktem Finger auf ihn zeigen.

Sieh mal an, der alte Gruftschreck ist wieder da. Mochte dich wohl auch niemand dort wo du herkommst und jetzt bist du wieder hier, kleiner, feiger Spielball..

Bis zu diesem Augenblick hatte Lurker versucht all diese Gedanken beisseite zu schieben. Wenn er sie nicht dachte, dann konnten sie ihm auch nichts anhaben. Dumme Kinderlogik.
Doch nun hielt ihn diese Angst in ihrem Würgegriff und schüttelte ihn hin und her. Was dachte er denn wer er war ? Sie würden ihn einfach wie Unrat wegspülen.
Beinahe wäre er einfach umgekehrt und weggerannt. Alles war einfacher als sich seiner Vergangenheit zu stellen.
Doch dann drang ein einzelner wärmender Gedanke durch die Eiskristalle des Schreckens die ihn von innenheraus einfroren.
Die Idee einer großen schlanken Hand auf seiner Schulter. Beruhigende, sanfte Worte, gesprochen mit slawischem Akzent. Lurker biss sich auf die Lippen und schloss einen Moment die Augen weil er den Eindruck hatte sie würden brennen. Dann straffte er seine absurde buckelige Gestalt und seine tastenden, Insektenfühlerartigen Finger fanden die Klinke.
Mit einem Schwall feucht warmer Luft war er im inneren des Cafes.

Der Nosferatu wußte das das Cafe komplett neu errichtet worden war. Es kam im alles fremd vor, was ihn seltsamerweise ein wenig erleichterte, da es seine Furcht minderte. Doch es war auch alles seltsam vertraut.
Lurker hatte das Gefühl er könne die Wirklichkeit wie eine Tapete einfach abreißen und darunter würde das alte "Cafe de Trois" zum Vorschein kommen.
Er puhlte und kratze an seinem Handgelenk herum. Schnell folg sein Blick durch die warme Einrichtung, das wunderbare, geschmackvolle Holz, das heimelige Licht. Ein viktorianischer Herrenclub Traum. Zum erbrechen geschmackvoll, man wußte sofort das man alleine durch seine Anwesenheit den Boden besudelte, das ein gnädig Lächelnder, feiner, stilsicherer Herr gleich kommen und höflich darüber hinweg nicken würde und das man ein rüpelhafter , dreckiger kleiner Mistkäfer war weil man die Herrschaften hier belästigte.

Schnell verschwand er in eine Ecke und ließ sich vorsichtig auf eine kleine Eckcouch plumsen. Von hier aus begann er sich die Anwesenden nach einander anzusehen.
Hier war immer noch der zentrale Punkt der Untoten Gesellschaft. So etwas wie die "Rezeption" zur Hölle. Gleich würde sicher ein dienstbarer Geist auftauchen der ihm seinen Fahrschein für die Geisterbahn namens Finstertal überreichen wollte.
 
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Out of Character
Leider ist Malkav im Moment auch nicht da, seufz.


Tatsächlich kam Christine nach einiger Zeit, begrüßte Lurker und legte ihm dann die Getränkekarte vor.

Viel los war im Moment in dem Cafe nicht, die einzigen, die ihm auffielen, war ein nettes Paar, das an einem anderen Tisch saß. (Antonia und Eduard)
 
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Eine Zeitlang sah er Ken und Barbie die am Anderen Ende des Cafes saßen zu. Für einen scharfen Beobachter der wußte worauf man zu achten hatte wirkten ihre Bewegungen ein wenig zu einstudiert.
Es war nicht das sie nicht atmeten, es war vielmehr das sie sehr bemüht atmeten. Sie blinzelten auch, aber es schien eher mathetmatisch als unwilkürlich. Oder bildete er sich das nur ein ?
Zumindest die Frau hatte jene schon beinahe bildhauerische Ausstrahlung. Es fehlten einfach die normalen kleinen Unebenheiten die in so ein Gesicht gehörten.

Wahrscheinlich sind die alle bei dir gelandet, alter Dandy

Lurker grinste freudlos in sich hinein. Ja, gut möglich das die beiden zu den Untoten gehörten, schließlich war das hier ja ein Treffpunkt. Wen sollte es also überraschen ? Auf jedenfall waren sie vollständig in gesellschaftliches Geplänkel vertieft. Ein wenig schien es sogar als mache der Lockenkopf der Schönen den Hof. Lurker zuckte mit den Schultern, sollten sie doch ein wenig turteln. Sie hatten eine Ewigkeit zu vertrödeln, sollten sie das halt mit Belanglosigkeiten tun wenn sie wollten. Am Ende blieb von ihnen allen ohnehin nur Staub übrig.
Gut, bei den beiden Schönchen dort vielleicht Staub und ein wenig Cocktail Verziehrung.

Schließlich kam tatsächlich die junge Bedienung zu ihm hinüber. Er spannte sich an, gleich würde es losgehen. Sie würde liebenswürdig sein, mehr als nur höflich und zuvorkommend und ihn bitten das er sich schoneinmal nach hinten in den Raum mit den leicht abwaschbaren Wänden begeben sollte, man würde gleich kommen um ihn zu zerfleischen.
Er hatte sich eine Millionen Ausreden und Rechtfertigungen zurecht gelegt, doch nun schmolz die fiebrige Nervosität sie alle zu einem unansehlichem Haufen zusammen.
Sie erreichte seinen Tisch, sie wünschte ihm einen guten Abend, sie reichte ihm die Karte... Sie ging.

Lurker hatte eine Hand erhoben und den Mund schon geöffnet als die Bedienung schon wieder unterwegs war. Mit offenem Mund, den glücklicherweise niemand sehen konnte da er ein Heer von Zahnärzten die Ärmel hochkrempeln lassen würde, blieb er einige Momente sitzen.
Dann schaute er völlig verblüfft auf die Getränkekarte und danach wieder hinter der Bedienung her. Wenn gleich noch ein Ziehharmonika spielendes Nilpferd auf einem Einrad durch den Raum gefahren wäre, er hätte kein wesentlich dümmeres Gesicht machen können.

Ja was hatte er denn gedacht was in einem Cafe schon großartiges anderes passieren würde ? Natürlich, in Cafes brachte man den Leuten Getränke.
Er beschloss sich zusammen zureissen um diese Sache mit einem mindestmaß an Würde hinter sich zu bringen.
Auf öffentlichem Parkett passierte ihm soetwas immer wieder. Kurz warf einen neidischen Blick auf das schwatzende Päärchen und er wünschte sich das er nur ein einziges mal auch so geschickt auf den Saiten des Instrumentes spielen könnte das sich da "Gesellschaft" hieß.
Dann erinnerte er sich selbst daran das er sowas gar nicht nötig hatte und das alles ohnehin für dummen Tand hielt und beschloss jetzt grantig und genervt zu sein. Das würde es vielleicht einfacher machen.

Als die junge Frau das nächstemal vorbeikam um sich nach seiner Bestellung zu erkundigen winkte er also nur ab, die mißtrauische Stimme in seinem Kopf verbot ihm etwas aus einer nicht bekannten Quelle zu trinken und er schnarrte die Frau mit seiner heiseren, leisen Stimme an.

Danke... ich brauche nichts. Ich will nur Dumont sprechen.

Er bemühte sich wenig zu zischen und zu lispeln, aber es gelang ihm natürlich wiedereinmal nicht, weil er viel zu nervös war.
 
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Christine sah Lurker für einen Moment etwas überrascht an. Offenbar kannte sie ihn nicht. Für sie war er ein normaler kainitischer Gast.

"Oh, Herr Dumont, den gibt es leider nicht mehr", sagte sie dann. "Das Café steht unter der Leitung von Herrn Gellar, der im Augenblick allerdings nicht im Hause weilt."

Sie sah ihn mit einer Mischung aus Bedauern und Interesse an.
 
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Nach eingen Schrecksekunden verkniff sich der Nosferatu ein lautes Auflachen. Er verkniff es sich außerdem aufzuspringen, ein Freundentänzchen auf dem Tisch aufzuführen und der Sterblichen einen dicken Kuss auf die Wange zu drücken.
Hatte es den glutäugigen Rhett Butler Verschnitt also während des Fluches dahingerafft.
Es gab keine offiziellen Verlust Listen, was insbesondere dem Oberhexer sicherlich auch lieb und teuer war. Dennoch hatte Lurker es geschafft eine einigermaßen Wahrscheinliche Zusammenstellung der Untoten die dieser Sache zum Opfer gefallen waren zusammenzutragen. In Gedanken fügte er nun den Gockel Dumont hinzu mit einer Gedankennotiz dies mit seiner ersten Meldung durchzugeben. Der Prinz hatte also seinen Augapfel verloren, der Clan der Verborgenen würde sicher zusammenlegen für einen Trauerkranz und eine nette Beileidskarte.

Ich verstehe..

Gelang es der Gestalt dann mit betretenem Tonfall zu antworten. Der Nosferatu gab sich alle Mühe angemessen betroffen zu sein und gab sich ernst wie ein Friedhofskäuzchen.

Meine Liebe, ich bin nach einigen Monaten der Abwesenheit wieder hier und wollte mich nur wieder anmelden. Das man hier aber niemanden antrifft ist ein mir schon vertrauter Umstand.

Als er das erstemal hier vorstellig werden sollte hatte sich auch niemand gekümmert. Wen sollte es wundern, irgendwie musste man ihm ja klar machen das er, höflich ausgedrückt, unerwünscht war. So war er ganze dreimal aufgelaufen bevor sich der eitle Geck Dumont dazu herabgelassen hatte ihm seine drei lapidaren und völlig unerheblichen Sätze zum Thema Neuankömmlinge in der Stadt zu sagen.
Lurker kramte in seinem Gedächnis nach Informationen zu dem Namen Gellar. Er meinte sich dunkel erinnern zu können das es sich dabei um den Chauffeur des Oberhexers Johardo handelte.
Er zuckte mit den Schultern, Zeit auf seine übliche Weise zu reagieren und das Protokoll, dem er sowieso nicht genügen konnte, mit Füßen zu treten. Das war es was man von Jemandem seines Blutes erwarten würde, also würde er liefern.

Einerlei, wenn sie nur ausrichten würden das ich wieder in der Stadt bin und das man auf dem üblichen Wege mit mir Kontakt aufnehmen könne wenn der Sinn danach steht. Danke mein Kind.

Der Schatten unter der Kapuze schien freundlich zu nicken. Damit erhob sich die bucklige Gestalt und rauschte hinaus. Das einzige was er hinterließ war ein dunkler Fleck seiner nassen Kleidung auf dem Polster.
Einen Namen hatte er absichtlich nicht hinterlassen. Sollten die Damen und Herren doch spekulieren und sich ärgern bis sie ihn herbei zitierten.
Lurker gönnte sich ein trockenes Lachen. Er würde durch die Stadt ziehen und nach Mitgliedern seines Clans Ausschau halten. Seinerzeit war er der letzte von ihnen gewesen der den Fluch überlebt hatte, mittlerweile gab es aber wieder zwei seines Blutes in der Stadt, soviel wußte er.
Er hielt also nach entsprechenden Zeichen und Hinweisen Ausschau mit denen man sich innerhalb seiner "Gesellschaft" den Weg wieß. Er wollte bei seinem Primogen vorstellig werden, je früher desto besser.
 
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