12.05.2008 Klüngeleien in Finstertal

Moishe nickte auf Iains Ausführungen. Sie trafen genau was er zu dem Thema dachte, aber eine Kleinigkeit fehlte noch.

"Eines sollten wir nicht vergessen: Wer von uns braucht nicht manchmal Rat und eine helfende Hand in einer Notlage? Ich erhoffe mir von unserem Klüngel auch gegenseitige Hilfe bei Problemen, also den Mitgliedern aus der Patsche zu helfen wenn es brennt! Verbündete und vielleicht auch später Freunde zu haben an die man sich wenden kann ohne sofort befürchten zu müssen ausgeliefert und verraten zu werden."
 
Besonders Moishes Ausführungen waren interessant. Freunde ohne Furcht vor Verrat... Angeblich hatten Ventrue ja kein Gewissen, wenn man dem Hörensagen Glauben schenken wollte. Schon praktisch, oder ?

"Fein, wir haben also somit einen kleinen Überblick über das, was sich so in unserem kleinen Pool befindet. Die Frage ist doch nun, wie wir damit umgehen. Werden wir das Ganze im Plenum nutzen oder uns soweit im einzelnen der Ressourcen bedienen, und das Treffen hier dient zunächst dazu, festzustellen, wer sozusagen einen Schlüssel für das Bad hat und wer nicht ? Oder um es ganz konkret zu sagen, werden wir eine gewisse Transparenz haben, oder verläuft es sich im Bedarfsfall zwischen die beteiligten Parteien und der Rest wird grob informiert ?"
 
Auf die Worte Iains reagierte Marta mit einem zustimmenden Nicken. Finanz- und Immobilienwesen? Da kennst du doch auch Leute. Es konnte durchaus von Vorteil sein, hier mal wieder jemanden zu treffen, wenn auch etwas schwieriger als in den anderen Bereichen. Oder unangenehmer, kommt auf die Person an. Inzwischen hatte ben Levy das Wort übernommen, sprach von gegenseitiger Hilfe und Freunden. Kein schlechter Ansatz, doch momentan noch nicht realisierbar. Vertrauen muss man sich erst verdienen.

Wie auch Kiera war sie erst einmal still und lauschte den Worten der Herren. Thürmer hatte den springenden Punkt angesprochen. Wenn wir uns nicht in die Quere kommen wollen, brauchen wir Transparenz. Auf der anderen Seite ließ sich wohl kaum jemand gerne in die Karten schauen. Eine gewisse Vertrautheit war notwendig, die bei Marta - sie kannte jeden der Anwesenden erst wenige Tage - noch nicht vorhanden war. Du bist womöglich nicht vertrauenswürdig. Bei ihr selbst gab es da nicht so viel, was der Geheimhaltung bedurfte, blieb also abzuwarten, wer den ersten Schritt machte. Und wie weit.
 
"Gut, fangen wir doch damit an uns darüber zu einigen wie weit wir uns in der Phase des an einander Gewöhnens gehen wollen, wie viel wir offenbaren möchten, dazu hätte ich einen Vorschlag zu machen. Wie wäre es wenn wir uns einfach ein Projekt suchen das mindestens einem Mitglied unserer Gruppe am Herzen liegt, einen Bereich in dem sich dieses Mitglied des Klüngels gerne etablieren will oder ein Projekt das dieses Mitglied neu aufbauen will und versuchen wir es gemeinsam in Angriff zu nehmen, dabei wird sich dann zeigen ob wir als Team harmonieren und wie sich der Einzelne in den Klüngel einbringt. Wenn es funktioniert haben wir eine gute Basis, wenn nicht wissen wir das zwischen uns nicht funktioniert und müssen den Versuch als Misserfolg verbuchen - sozusagen also ein Klüngel auf Probe."
 
"Ja, schön und da von dir der Vorschlag kommt, dann denke ich solltest du auch vorschlagen, was das sein soll", meinte Kiera. "Irgendwas, wo möglichst alle was davon haben."

Eigentlich hatte sie nicht so wirklich eine Vorstellung, was das sein könnte, aber sie würde es mitmachen, denn ihre Wünsche wären hier bestimmt fehl am Platz.

"Ich denke mal nicht, dass einer von euch an spiritueller Arbeit interessiert ist."
 
Leider bin ich durch die Gebote der Religion meiner Väter etwas eingeschränkt was das angeht. Es heisst in den Geboten: Ich bin Jahwe, Dein Gott. Du sollst keine Götter haben neben mir.

"Wenn ich Dich richtig verstehe suchst Du eine Gemeinde. Da bin ich als Mitglied aus Gründen meiner religiösen Überzeugung am falschen Platz. Aber wir könnten von der Management - Seite herangehen.
Wenn Du schon Anhänger hast mach die zu Multiplikatoren, lehre sie andere zu lehren und zu Dir zu bringen. Lasst uns währenddessen sehen welche Art von Einrichtungen es in dieser Art in der Finstertaler okkulten Szene gibt. Man könnte versuchen einen der prominenteren Einrichtungen zu übernehmen und dort direkten Einfluss auf passende Gläubige zu nehmen. Wir könnten die Inhaber überzeugen Dir einen guten Platz in ihrem Etablissement zur Verfügung zu stellen, vielleicht gewinnst Du sie selbst als Mitglieder Deiner Gemeinde.
Das würde nur ein wenig Recherche- und Überzeugungsarbeit bedeuten."
 
Vielleicht war ja Jahwe niemand anderer als Bon Dieu, der Schöpfer von Himmel und Erde und allem was existierte und dem sämtliche Orisha, Loa und Ahnengeister unterstanden? Wer konnte das schon sagen, sie wagte die Prognose nicht und vielleicht war das mit dem Gott auch einfach nur ein Übersetzungsfehler, schließlich war die Bibel, der Koran und die Tora und was es sonst noch gab, lange, lange nach der Entstehung der Religion geschrieben worden. Und war es nicht so, dass die Loa sich lange dagegen gewehrt hatten, Voodoogötter genannt zu werden, aber irgendwann kamen auch sie nicht mehr gegen die Gewohnheiten der Menschen an und hatten den Begriff mit aufgenommen.

"Meine Gemeinde ist in Dortmund zurückgeblieben, aber ich werde sie bestimmt hin und wieder besuchen, allerdings dürfte es hier in der Stadt eventuell Wurzeln des Voodoo geben, da schon früher hier jemand praktiziert hat, allerdings dürfte es schwer werden, an diese Räumlichkeiten ran zu kommen." Sie zuckte die Schultern. "Natürlich will ich auch keinen von seinem Glauben abbringen, wenn er diesen praktiziert, immerhin ist jede Religion, die gelebt wird wertvoll und, es ist für die verschiedensten Sachen Platz im Universum.

Voodoo ist allerdings auch ganz anders als die meisten Menschen glauben und es ist auf keinesfalls mit etwas wie den üblichen Sekten zu vergleichen, die einfach Leute rekrutieren, es ist eine Lebenseinstellung und keine schwarze Magie mit Zombies und Flüchen, nicht mal die Voodoopuppen sind wirklich, das für das man sie hält. In gewisser Weise sind die Loa allerdings Götter zum Anfassen."

Ja, irgendwie waren sie nicht so wirklich abgehoben, wie man sich einen Gott vorstellte.
 
Moishe lächelte Kiera freundlich an. Er verstand das Ihr dieser Glaube wichtig war und war immer für weltanschauliche Neutralität gewesen, nun zumindest in gewissen Grenzen.

"Ich verstehe was Sie meinen und bin auch nicht der Meinung das "man den Zauberer nicht leben lassen soll" wie es die Thora zwingend vorschreibt. Ich freue mich aber schon darauf wenn Du mir zumindest hilfst meinen Horizont zu erweitern was Deinen Glauben angeht.
Du sagst also es gab schon eine Gemeinde hier in Finstertal und Du weisst wo? Wenn ich Dich richtig verstehe kannst Du aber keinen Zugang dort erlangen? Du willst also das wir Dir dabei helfen diesen Ort für Deinen Glauben zurückzuerlangen? Nun ich bin ein eher weltlicher Mann soweit man das in unseren Kreisen sein kann, aber soweit es mir Laien möglich ist würde ich Dir dabei helfen. Allerdings klingt mir das nach einem längeren Prozeß den wir da beschreiten müssen.
Was sagen die anderen?"
 
Ja, es war wichtig, das war ganz klar.

"Naja, es ist nicht mal so, dass die Loa einen anderen Glauben verbieten." Sie lachte leise. "Wie es in Haiti so schön heißt, wir sind zu 90 % Katholiken, aber zu 100 % Voodoo. Aber wenn ich jetzt weitermache, komme ich schnell doch in Verruf zu rekrutieren.
Ja, es gab einen Malkavianer hier in der Stadt, der den Glauben vertreten und verbreitet hat und er hat auch Anhänger gehabt, dessen bin ich ziemlich sicher. Sein Domizil war wohl die Bibliothek von Burgh und angeblich soll es dort auch spuken, seid er verschwunden ist. Gut möglich, wenn dort noch seine Geister sind, allerdings glaube ich kaum, dass die Mondkinder einen solchen Schatz abgeben werden, egal ob sie was damit anfangen können oder nicht. Von daher werde ich mir was anderes suchen. Ich möchte allerdings auch keine Massen Menschen und Kainskinder anziehen, die mit Loa-Hilfe ihre Wünsche erfüllen wollen, das sind keine Gläubigen, das sind Leute, die einfach nur in meine Praxis kommen und dort ein Ritual kaufen können."
 
"Wir können versuchen langfristig genug Einfluss zu gewinnen damit Du Zugang dort erhälst. Teile und herrsche wäre das passende Motto."
 
"Tja, mit den Teilen ist es unter Kainskindern nicht weit her, ich bin zwar gewissermassen dazu angehalten, aber das gilt nur für mich und auch ich überlege meistens, ob ich was vor mir und den Geistern vertreten und verantworten kann, denn es gibt kaum was gefährlicheres als einen verärgerten, rachsüchtigen Loa."

Sie wußte in dem Moment garnicht, wie recht sie mit der Aussage in dem Moment hatte, auch wenn sie Nox nicht kannte.
 
"Richtig, aber in unserer Gesellschaft gibt es uralte ungeschriebene Gesetze von Gefallen, Gegengefallen und verpflichtenden Absprachen. Wenn wir es schaffen einen Status zu erreichen die uns ermöglicht diese Dinge Notfalls gemeinsam einfordern zu können weil man uns nicht mehr ignorieren kann kann auch Clan Malkav nicht einfach über uns hinwegsehen."
 
"Mag sein, aber es ist auf jeden Fall meine Pflicht mich um die Geister und Seelen dort zu kümmern, das bin ich diesen einfach schuldig." Kiera sah zu den anderen. "Tja, das kommt davon, wenn man sich mit dem Herrn der Toten einläßt."
Das klang ausgesprochen ernst.

"Ich muß es tun, wenn einer mir helfen will, dann wird es eventuell gefährlich."
 
Moishe musste grinsen. Er wollte in 1-2 Nächten in Mentesse Haus der 1000 Fallen einsteigen, das war auch gefährlich.

"Fast jede Nacht in Finstertal ist gefährlich. Wie dringlich ist denn die Beruhigung der Geister in der Bibliothek? Sind das einfach ruhelose Geister oder sind die dabei ein Tor in die Hölle zu öffnen? Ich frage nur um das Vorgehen besser einschätzen zu können. Aber prinzipiell helfe ich Dir sowohl bei als auch in der Bibliothek wenn ich kann."
 
"Wie gefährlich die Geister sind, kann ich von hier aus nicht sagen, denn das Problem ist, wenn sie führerlos sind, dann können sie schon jede Menge blöde Ideen entwickeln, aber weitaus gefährlicher ist, dass sich dort auch Geistwesen einfinden, die nicht so ungefährlich sind", meinte Kiera. "Ginen oder Vilokan sind nicht gerade das, was man als Hölle bezeichnen würde, aber es kann schon erschreckend sein, gerade für Menschen, wenn sie mit dem Jenseits konfrontiert werden und was andere Wesenheiten anstellen können, will ich mir garnicht vorstellen, denn da können auch Plagen und Elementare dabei sein."

Gut in Finstertal würde jeder wissen, was dies war.
 
"Dann mal genauer - besteht innerhalb der nächsten 2-3 Nächte die Gefahr das dort die Hölle losbricht, oder haben wir Zeit dazu in Ruhe genug Einfluss zu gewinnen und erst wenn wir bei Clan Malkav etwas gut haben loslegen oder ist es zwingend notwendig dort in einer Nacht und Nebel Aktion sofort einzusteigen?"
 
"Nein, innerhalb von 2 oder 3 Tagen sollte nichts geschehen, so eilig ist denn auch nicht", meinte Kiera mit einem Grinsen. "Mal sehen, was es noch an Dingen gibt, die erledigt werden sollten."

Sie sah sich im Kreis um.
 
Als Moishe sich auf die anderen Anwesenden konzentrieren wollte ging der Alarm los.

"Ich denke wir unterbrechen hier kurz um zu sehen was jetzt wieder los ist."

Es ist doch zum Kotzen mit dieser Domäne, nicht mal im Elysium hat man Ruhe. Was ist jetzt wieder los? Ein Angriff von Magiern?

Moishe ging zur Tür um seinen Kopf vorsichtig in den Flur zu stecken, dem Ventrue war nur allzu deutlich bewusst das er unbewaffnet war.
 
Interesse an spiritueller Arbeit? Eher weniger. Marta stand nicht so auf das Anbeten irgendwelcher Geistwesen, ob real oder erdacht. Insbesondere wenn eine unschöne Aggressivität gegenüber anderen Weltanschauungen die Folge war. Ein weiteres Machtinstrument - nicht mehr und nicht weniger. Kieras Gesinnung schien hier toleranter zu sein, weshalb kein besonderer Grund zur Abneigung bestand. Mal sehen was es gibt.

Sie verfolgte da Gespräch ohne sich einzumischen - in Glaubensfragen konnte sie nicht mitreden. Bibliothek von Burgh? Kam ihr bekannt vor. Hat Trapper... Eigentlich auch unwichtig. Marta konnte hier wenig tun. Geister und Burgh waren nicht ihr Gebiet. Kommt bloß nicht auf die Idee, dass ich da mitkomme! Kieras Ausführungen machten das Ganze nicht wirklich besser. Geister, Plagen, Elementare - wo sind die Ghostbusters wenn man sie braucht? Anscheinend hatten die hiesigen Mondkinder auch einige Zaubertricks auf Lager. Vielleicht tust du den Hexern ja unrecht - denk an den Gitarrenspieler!

Apropos Gitarre. Es klang als würde... Das spielt doch jemand im Café! Die Musik war nicht sehr laut zu hören, doch merklich. Es schien als würde die Musik langsam 'härter' werden. Begleitet wurde sie von einen dumpfen Pochen. Machen die da draußen plötzlich Party? Erst jetzt fiel ihr auf, dass das Thema Bibilothek erledigt war. Du hast dich wirklich ablenken lassen... Kieras letzte Worte konnte sie gerade noch rekonstruieren, da ging plötzlich der Alarm los.

Was zum... Instinktiv wanderte ihre Hand in Richtung Tasche, wurde jedoch gestoppt bevor sie die Bewegung zu Ende führen konnte. Hast du zu Hause gelassen - weil im Elysium ja nichts passiert. Die Realität sah eben oft anders aus.
 
Als der Ventrue nach dem Türgriff langte prallte er zurück als habe er einen Schlag erhalten...es war unangenehm, aber zu ertragen. Ärgerlich war das man hier festzusitzen schien.

"Tja, hier geht es im Augenblick nicht heraus. Wir sitzen hier fest."
 
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