Ich habe Regelanwälte gesehen, die jeden Trick und Kniff versucht haben, den regelgerechten Tod ihres
eigenen Charakters auszuhebeln. Die gelogen und betrogen haben, anstatt sich die Blöße zu geben, einfach mal anzufragen, ob man vielleicht doch mal ein Auge zudrücken kann.
Ich habe sanftmütige Spieler gesehen, die stoisch dem Tod ins Auge geblickt haben, als es endlich soweit war, und die stolz auf den letzten Rettungswurf und mögliche Wiederbelebungsversuche verzichtet haben, weil sie den Abgang ihres Charakters als episch und passend empfunden hatten und wollten, dass es
genauso endet.
Ich kenne Spieler, die dem Würfel die Treue schwören, und ich kenne Spieler, denen es keinen Spaß macht, sich immer an die Gesetze zu halten. Die meisten von uns sind vermutlich irgendwo dazwischen angesiedelt.
Genau deswegen, obgleich ich die Diskussion wirklich sehr interessant finde, glaube ich nicht, dass die Verhärtung von irgend welchen Ansichten oder die Dämonisierung von andersartigen Spielstilen sie letztlich weiterbringen wird. Es kommt, wie ich bereits schrieb, letztlich auf die individuelle Gruppe an.
Das heißt für mich, dass ich mich (als SL und Spieler) damit abfinde, dass die Regeln feststehen und die Würfel unwiderbringlich fallen, wenn ich mit Zornhau spiele. Und dass ich flexibler sein kann, wenn ich mit jemandem spiele, der weniger Probleme damit hat, eine bereits feststehende Regel oder einen gefallenen Würfelwurf noch einmal spontan zu einem Recall einzuladen.
Solange da alle d'accord sind, finde ich das nicht schlimm. Mir persönlich sind Berufswürfeldreher, die stets nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind, einfach genauso unsympathisch, wie Regelfanatiker, die das Spiel über die Empfindungen und den Spaß der Gruppe stellen müssen, aus welchen gruseligen Gründen auch immer. (Und ich bin mir GANZ sicher, dass selbst ein Zornhau den salzigen Tränen eines unglücklichen Spielers im Dunkel der Nacht mal nachgibt und Schadensbegrenzung betreibt, wenn es denn um wahre Freundschaft gehen sollte.) Es gibt da einfach noch soviel Platz zwischen diesen beiden Extremen, dass man sich nicht einfach nur auf die Existenz dieser beiden beschränken – und dagegen argumentieren -, kann.
Nichts ist so einfach.