Nachdem ich nun bei der Umfrage abgestimmt habe, wundere ich mich schon etwas, daß die oberen beiden Punkte (zumindest bis jetzt) am stärksten vertreten sind. Das bedeutet doch offensichtlich, daß diejenigen, bei denen das zutrifft, ihre Partnerinnen nach dem Rollenspiel erst an zweiter Stelle kommen lassen. Irgendwie uncharmant das ganze, oder?
Also, wenn ich als Partner bei egal welchem Hobby meiner Partnerin stets die zweite Geige spielen müßte, dann würde ich vielleicht, wenn ich sehr leidensfähig wäre, bei diesem Hobby eine Weile mitmachen, allein um meine Partnerin, die ich ja doch irgendwie mag, wenigstens ab und zu mal an den Wochenenden zu sehen. Doch insgesamt wäre die Situation unbefriedigend.
Stellt Euch mal den Fall vor, eure Partnerin ist genauso lange, wie ihr Rollenspiele spielt, ganz aktiv im Volleyball-Mannschaftssport, ist auch noch Schiedrichterin und unter der Woche oft beim Training, während am Wochenende alle Nase lang Turnierspiele sind, in denen sie entweder mitspielt oder schiedsrichten muß (das ist ein sehr realistisches und sehr konkretes Beispiel). Und nun denkt mal dran, daß ihr vielleicht ab und zu auch mal Lust habt mit ihr etwas gemeinsam zu unternehmen, auf Feste von gemeinsamen Bekannten zu gehen, in Konzerte, ins Kino, usw. und immer bekommt ihr zu hören: "Oh, da habe ich ein Spiel.", "Hm, an dem Wochenende ist Training.", "Nicht Dienstagsabend! Du weißt doch, daß ich da da Jugendtraining leite!". Na, kommt das Euch bekannt vor? Eventuell eben in dieser Form: "Oh, da habe ich einen Spieleabend.", "Hm, an dem Wochenende ist der XYZ-Con.", "Nicht Dienstagsabend! Du weißt doch,daß ich da die 'Dungeons of Doom'-Kampagne leite!"
Wenn ihr als Rollenspieler dem Spiel einen höheren Wert beimeßt, als Eurer Liebsten, dann seid ihr zurecht allein und einsam unter Männern. Viel Spaß damit!
In einer funktionierenden Partnerschaft ist Respekt und gegenseitige(!) Rücksichtnahme das Wichtigste, damit es lange glücklich läuft. Man kann eine bislang noch nicht rollenspielende Partnerin zum Rollenspiel bringen, aber man darf da ebensowenig erwarten, daß sie davon begeistert ist, wie sie erwarten kann, daß ich z.B. an Voltigieren Spaß finde. Wenn es unvereinbar ist, dann finde man einen Kompromiß. Das geht.
Nur wer darauf beharrt sein Rollenspiel, welches "ältere Rechte" hätte, einer gemeinsamen Zeit mit seiner Partnerin vorzuziehen, der darf sich nicht wundern, wenn diese das irgendwann mal nicht mehr aushält und sie lieber einen weniger sozial gestörten Mann mit mehr Zeit für sie findet.
Rollenspiele (P&P, LARP, weniger die pseudo-Rollenspiele für PC und Konsole) gehören noch zu den nicht so arg verbreiteten Hobbies. Sie sind auch meist auf eine - hm, sagen wir mal diplomatisch - männlich pubertäre Zielgruppe zugeschnitten produziert worden. Da wird ein Frauenbild vorgespielt, daß kaum eine Frau zu Identifikation reizt, während die Männerbilder sofort von jedem pickeligen Teenie nachvollzogen werden können: Dicke Knarren, Willige Weiber, Sex&Violence bis zum Abwinken. Das ist immer noch DAS ziehende Verkaufsargument für Rollenspiele bei der Hauptaltersgruppe 15 - 25 Jahre.
Solange das Rollenspiel sehr einem typisch männlichen Geschmack entspricht, solange finden sich niemals ähnlich viele Spielerinnen wie es Spieler gibt. Ein paar völlig subjektive Einschätzungen dazu: bei Spielen wie Vampire, Engel und Cthulhu kann man viel eher Frauen als aktive und begeisterte Spielerinnen finden, als z.B. bei D&D, allen Cyberpunk-Systemen oder (dem ultra-maskulin-pubertären) DeGenesis. Ja, klar gibt es Ausnahmen. Aber ich kenne aus Vereinen mit recht hohem Anteil an Spielerinnen eben genau diese Tendenz. Die auf Megakloppereien, unmenschliche Brutalität und Ekeleffekte um des "ich bin härter, weil ich noch ekligeres Zeug als Du spielen kann"-Effekts willen setzenden Systeme/Settings sind bei den Frauen, die ich so kenne, wesentlich unbeliebter als die soziale Interaktion und Problemlösung mit mehr als nur der Gewaltoption (aber niemals ganz ohne Gewalt!) fördernden Settings. Woran mag das nur liegen?
Wer seine noch nicht rollenspielende Freundin zum Rollenspiel motivieren möchte, dem sei auch angeraten hier keine Zweiklassengesellschaft aufzumachen, indem mit der Freundin PP&P oder InSpectres und vielleicht noch Castle Falkenstein gespielt wird, während die harten Jungs unter sich natürlich Kult, UA, etc. zocken. Wer ernstgenommen werden will, der sollte auch seine Freundin nicht wie ein Dummerchen behandeln.
Ich habe festgestellt, daß die Spielrunden mit weiblicher Beteiligung viel interessanter sind. Als Spielleiter fühle ich mich motiviert auch mehr von der Kultur und der Politik im Setting einfließen zu lassen, als in rein männlichen Runden, da so manche Alpha-Männchen-Rollenspieler die schönen Bestrebungen von Rollenspielautoren ein in sich konsistentes Setting zu erschaffen, schlichtweg ignorieren - Perlen vor die Eber geworfen. Mit Frauen am Spieltisch macht es mir als SL einfach mehr Spaß. Und das heißt nicht, daß es nicht auch zu Gewalt als Problemlösung kommt. Meine Frau spielt bevorzugt Charaktere, die, wenn sie sich einmal zu Gewaltanwendung entschlossen haben, extrem konsequent sind - da haben schon manche meiner Kumpels schwer schlucken müssen. Nur ist Gewalt nur eine von vielen möglichen Lösungsmethoden für Probleme und in allen meinen Spielen müssen die Spielercharaktere mit den Konsquenzen für ihr Tun leben - das weiß jeder und somit spielt man heute anders, als auch ich Anfang der Achtziger noch AD&D gespielt habe.
Ich mag eine gemischte Spielergruppe sowohl als Spieler wie auch als Spielleiter. Ich habe viel lernen können von den diversen Frauen in unseren Runden.
Und was Paare in der gleichen Spielergruppe anbetrifft, so ist das bei Partnern, die sich außerhalb des Spiels ausreichend Zeit füreinander nehmen auch nicht das Problem, daß dann die Beziehungsfragen während der Spielzeit ausgetragen würden - wie üblich: die Frau/Freundin kommt zuerst, dann kommt das Spiel. Wer das beherzigt, der hat in jeder Hinsicht gewonnen: eine Frau fürs Leben UND eine Rollenspielerin, die das eigene Hobby teilt. Das funktioniert wirklich. Deshalb habe ich oben so abgestimmt, wie ich es getan habe.
[edit]@Lamia: "volt
egieren" korrigiert in "volt
igieren"

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