Zunächst mal hast du natürlich recht damit, dass eine Fortsetzung Elemente des Vorgängers wieder aufnehmen sollte. Bei Videospielen ist das Gameplay, die Art des Spiels hier sicher an Nummer 1 der Elemente zu nennen, die wiederaufgenommen werden sollten. Dass eine Fortsetzung tatsächlich das Genre wechselt, ist so selten, dass mir außer Dune II von 1992 kein weiteres Beispiel einfällt.
TLoUp2 ist die gleiche Art Spiel wie TLoUp1 (3rd Person Shooter, Survival, minimale RPG Elemente).
Das Spiel spielt in derselben Welt, die Handlung des ersten Teils begründet die Handlung des zweiten, die Verknüpfungen sind deutlich.
Meine Argumentation war: Die Geschichte von "Last Of Us" ist die Geschichte von Joel und Ellie, sowie ihrem Roadtrip durch die zerstörte und verseuchte USA.
Diese Charaktere sind im Fokus. Es sind die Hauptcharaktere.
Stimmt
Und mein Argument war: Einen der Hauptcharaktere innerhalb der ersten Spielstunden in einem zweiten Teil zu killen und durch einen anderen Charakter zu ersetzen ist meiner Meinung nach keine Gute Idee und die Kontroverse war zu erwarten.
Und hier widerspreche ich deutlich: die Figur Joel zu töten und eine weitere Hauptfigur einzuführen ware eine herrausragend gute Idee. Und die Kontroverse war nicht zu erwarten, sie war vorprogrammiert. Jetzt könnte man natürlich sagen, dass es ziemlich arm ist, eine Kontroverse um der Kontroverse willen anzuzetteln, aber das ist hier ja gar nicht passiert. Hier wurde eine Kontroverse einfach in Kauf genommen, weil man von der Qualität der Story überzeugt war - zu recht, wie ich meine.
Die Kontroverse ist dann ziemlich aus dem Ruder gelaufen, weil ein Haufen Nazincels versucht haben, sie mit ihrem "Girl-Boss, Trans-Politics, Frauen können niemals einen derartigen Bizeps haben" Schwachsinn zu vergiften, aber das hat nichts mit deinen Argumenten zu tun.
Warum?
Leute haben Erwartungen. Viele die vom ersten Spiel begeistert waren und sich als "echte Fans" bezeichnen, mögen das Spiel nicht nur wegen des Gameplays sondern wegen der Story und den Hauptcharakteren.
Agreed.
Es ist also sehr einfach nachzuvollziehen wenn nach der Einführung von "The Last Of Us Part 2" bei vielen Spielern die Luft raus ist.
Das sind dann die gleichen Leute, die "Der Herr der Ringe" scheiße finden, weil Bilbo zur Nebenfigur degradiert wurde... Polemik beiseite: es gibt viele Fortsetzungen, bei denen die Fackel an die nächste Generation weitergegeben wird. Joel wird auch nicht aus der Story gelogen, das Spiel ist von (teilweise spielbaren) Rückblenden nur so durchzogen, die weiter ausleuchten, wie das Verhältnis zwischen Joel und Ellie sich weiterentwickelt hat, wie und wo Joels große Lüge vom Ende des ersten Teils tiefe Wunden aufgerissen hat und wie Ellie dabei erwachsen wird - und sich dabei notwendigerweise vom (Zieh-)Vater löst. Das ganze Spiel endet sogar mit einer Joel und Ellie Sequenz. Wie es zwischen den beiden Hauptfiguren weitergeht ist also auch im zweiten Teil front and center.
Und viele vorhersehen: "Sie wollen das wir Abby mögen." Genau das dann passiert und Szenen kommen die den Charakter sympathisch machen sollen.
Ja und? Geniales Storytelling. Gegenläufig zu Joel, ein Spiegel. In Teil 1 wird dir erst die Figur sympathisch gemacht, dann lässt du sie grauenerregende Gewalttaten anrichten. Aber hey, alles verständlich - also für Joel und dich. Teil 2 dreht das um: es lässt eine Art Joel auftauchen und dein trotz Cordyceps halbwegs schönes Leben mit dem Golfschläger in Stücke knüppeln. Dann füttert es deinen Hass auf den Täter durch den ersten Handlungsbogen, dann kommt der zweite Handlungsbogen und macht einen Menschen aus dem Täter.
Purer Eskapismus sieht anders aus, aber Viedeospiele sind Literatur im weiteren Sinne, und bei einem Roman oder Film garantiert dir auch niemand puren Eskapismus. Da auch schon der erste Teil kein purer Eskapismus war, liegt hier auch kein Etikettenschwindel vor.