Symphonie der Ewigkeit (New Hope)

Sanguis

Sanguis de Alá
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30. Oktober 2003
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So, ich habe mal einen Text aus dem Onlinegame New Hope hereingestellt. Man kann vielleicht nicht alles verstehen, wenn man nicht auch Alucard's Schicksal gelesen hat, was noch da im Forum steht. Aber ich denke es gibt schon eine gute Unterhaltung ab. Kurz vorher ist im Folgendem nur passiert, dass während eines Kampfes der Elfenkämpfer Sanguis de Alá von einem Dämon getötet wurde und in der Gruft von Valinor, der Hauptstadt des Fürstentums (Clan) Aratar Edhil, beigesetzt wurde. Doch die Toten sind manchmal recht untot ;)

Achja, die kleine Zwischenpassage erklärt ganz kurz was zwischen den beiden Storyteilen passiert. Kontinuität ist etwas schwierig, weil das RPG-System von New Hope sich zum einen aus Storys und zum anderen aus Forenbeiträgen zusammensetzt. Guckt ruhig mal vorbei. RPG-freudige Spieler kann man immer gebrauchen.

[ALIGN=center][Out Of Character - Anmerkungen für eilige Leser][/ALIGN]
Das hier ist eine Zweiggeschichte zu Alucard's Schicksal, welche nach dem Kampf mit dem Dämonen in der Taverne stattfindet.

*Änderung - 01* Korrektur einiger Rechtschreibfehler
*Änderung - 02* Änderung eines winzigen Details wg. innerer Logik
[ALIGN=center][Out of Character][/ALIGN]


Graue Nebel waberten auf dem Friedhof der Herrscher in Valarion. Der Mond vermochte nicht durch die grauen Schwaden seine silbernen Strahlen der Hoffnung zu bringen. Die Nacht war kalt und in den Häusern der Stadt brannte kein Licht mehr. Niemand war auf den Straßen zu sehen. Die Nacht war für die Stadt ein neuer Winter. Nichts lebte und das was lebte verbarg sich in den Schatten der Häuser. Nur drei düstere Gestalten wandelten über den Friedhof. Sie brachen eine Gruft auf und schritten langsam in ihr Inneres. Nur die Götter wissen, was ihr Streben ist.

Langsam erhellte eine Fackel die kahle Herrschergruft von Valinor mit einem schimmerndem gelben Licht. Drei dunkle Gestalten schlichen heimlich durch die Wände aus grauem Marmorstein. Zwei von den zwielichten Gestalten waren schrecklich verunstaltete, grauhäutige Wesen mit langen, krallenbewehrten Armen. Sie kicherten leise und schnupperten in der abgestandenen Friedhofsluft. Zwischen ihnen ging ein hochgewachsener Elf in einem dunklen, brauen Lederumhang gehüllt die Treppen zum Innerem Saal der Gruft. Am Fuße der Treppe angekommen blieb er stehen und sprach etwas auf einer nicht verständlichen, knurrenden Sprache. Die beiden verwachsenen Gestalten machten sich auf und rissen das schwere Steinportal, welches ihnen den Zugang verwehrte nahezu mühelos in Stücke. Ihre Augen glänzten rot und der Elf begann leise zu lachen. Mit sichtlicher Zufriedenheit rieb er sich die Hände und legte die Fackel zu Boden. Vorsichtig, mit einer gewissen Ehrfurcht betrat die Gruppe den mit Fackeln erleuchteten großen Saal. In der Mitte des Saals lag ein Sarkophag. Verziert mit den typischen Insignien, wie sie für ein alte Elfenhaus angemessen waren. Es stand kein Name auf dem Sakrophag, doch der Elf wusste, nachwem er hier suchte. "Illíud, das Fadenschwert!", flüsterte er leise, "endlich wirst Du wieder der wahren Macht dieser Insel dienen. Der schwächliche Hochelf hat deine süßen Wonnen viel zu lange kosten dürfen." Mit einer herrischen Geste deutete er auf den Sarkophag und die beiden Monster machten sich daran, den schweren Deckel zu entfernen. Langsam trat der Elf näher. Die dunklen Gestalten neben ihn geiferten als sie sahen, was der Sarkophag enthielt. Ihre in tiefen Höhlen hausenden Augen leuchteten rot, fast so stark, dass der rote Schein auf den im Sakrophag liegenden Körper fallen würde. Einer der beiden Wesen stiess mit seinen Krallen in den Körper, riss ein kleines Stückchen roten Fleisches heraus, und steckte es sich in den Mund. Ein blauer Blitz starker Magie traf ihn und warf ihn einige Meter weiter gegen die Wand. Ein lautes Knurren kam aus dem Mund des Elfen und die beiden Kreaturen hielten angsterfüllt die langen Arme über ihre Körper, als müssten sie sich vor dem Knurren des Elfen schützen. Dann krochen sie schließlich gehorsam wieder zu den beiden Seiten des Sarkophages. Mit einer verärgerten Miene schüttelte der Elf den Kopf. "Ghule! Nutzloses Pack.", brummte er und widmete sich wieder dem Inhalt des Sarkophages. Das Gesicht der Leiche war durch einen Gesichtsschleier verdeckt, wie es bei den Elfen von Valinor Sitte war. Der Elb fasste den Schleier, riss ihn in die Höhe und warf ihn verärgert zu Boden.

Der tote Körper im Inneren des Sarkophages gehörte früher einmal einem Elfen. Ohne das Leichentuch sah man seine festen Gesichtszüge und sein langes, hellblondes Haar. An einem seiner festen Arme war ein kleines Stückchen Fleisch herausgerissen worden, doch diese Verletzung durch den Ghul war nicht beachtenswert, verglichen mit dem riesigem, rotem Loch, welches in seiner Brust klaffte. Es füllte fast seine gesamte Brust aus und man konnte im innerem schon das schwarz gewordene Fleisch betrachten. Eine riesige Klaue oder etwas unausprechliches schien den Körper des Elfen von innen heraus zerfetzt zu haben. Blutrote Fetzen der Organe hingen im Nichts und einige gelbliche Maden hatten sich schon tief in das Fleisch gegraben. Trotzdem schien der Elf zu lächeln, ganz als ob er sich über dieses Martyrium gefreut hätte und den Tod mit offenen Armen empfangen hätte. Mit leicht angeekelter Miene wies der fremde Elf die beiden Ghule an, die Leiche aus dem Sarkophag zu heben. Die deformierten Bestien hoben den Leichnam hoch und warfen ihn auf den Boden. Ein leichtes Knacken erklang, ganz als ob nun auch die letzten intakten Knochen des Elfen gebrochen wären. Hämich kichernd starrten die Ghule ihren Herrn und Meister an. Der Elf leckte sich langsam in stiller Vorfreude über die Lippen. "Sanguis de Alá, ihr wart ein Narr euch mit Mächten einzulassen, denen ihr nicht gewachsen seid. Ihr wart nur ein jämmerlicher Sterblicher, dessen Trachten nach Frieden sein eigener Untergang war. Nun liegt ihr hier zu meinen Händen. Lebende Händen, welche euch das Fadenschwert Illíud entreissen werden." Der Elf begann zu lachen. Verzerrt und seltsam schallte sein Lachen von den dunklen Wänden der Gruft zurück. Er beugte sich vor und sah das Ziel seiner Bemühungen. Am Boden des Sarkophages war Illíud, das Fadenschwert, eingelassen in ein eigenes Grab aus Stein. Mit sicherem Griff nahm der Elf das lange, dünne Schwert in die Hand und betrachtete die makellose silbern-schimmernde Klinge. "Illíud, endlich bist Du mein!", dann wandte er sich zu den Ghulen. "Dann nehmt euer Mahl zu euch meine Diener!" Die Ghule starrten sich kurz an und begannen dann die Leiche in eine dunkle Ecke der Gruft zu schleifen, ihr hungriges Geifern tönte durch den Saal. Der Elf begann sich umzudrehen und war im Begriff die Gruft zu verlassen.

Auf einmal ertönte ein schriller, quiekender Schrei aus der Ecke wo die Ghule standen. Blitzschnell wandte sich der Elf mit dem erhobenem Illúd um. In den Schatten der Wand stand eine Gestalt. Ihr zu Füßen lag der eine Ghul wimmernd wie ein kleines Kind. Der andere Ghul hielt seine Augen bedeckt und versuchte sich fester an die Wand zu drücken. Ein Funkeln. Dort wo die Augen der Gestalt seien müssten, dann hörte man ein Geräusch, wie als wenn eine Klinge durch Fleisch fahren würde. Mit einem Schrei fiel der Ghul zu Boden. Sein Oberkörper war vom Kopf bis zur Hüfte in zwei Stücke zerteilt worden. Sein unheiliges grünes Blut ergoss sich über den Boden. Zitternd blickte der andere Ghul zu der Gestalt auf. Ein silbernes Licht schien von der Gestalt auszugehen und füllte auf einmal den ganzen Raum. Die verzerrten Schemen des Ghules zitterten in dem allumfassendem Licht und zerfaserten dann wie feiner Sand in einer frischen Brise. Sofort verebbte das Licht. Die Gestalt stand wieder regungslos in den Schatten der Wand. Dort, wo die Ghule vorher waren lag nur noch ein kleiner Haufen weißen Staubes. Mit einem Fluch hob der Elf das Fadenschwert in Kampfbereitschaft. "Was seid ihr? Der Wächter des Grabes von Fürst de Alá? Ein beschworener Geist, gebunden die letzte Ruhe zu bewachen?", der Elf schrie die Gestalt förmlich an. Ein Lachen ertönte von der Gestalt und sie trat einen Schritt nach vorne. Der Elf sprang mit Entsetzen einen Schritt nach hinten. Vor ihm trat Sanguis de Alá aus dem Schatten, doch hatte er sich merklich verändert. Seine Wunden waren alle verschwunden und seine Augen waren golden geworden. Das lange weißblonde Haar fiel wie ein Wasserfall zu Boden und der Körper war gehüllt in eine Rüstung aus reinem Licht. Ein drittes Auge auf der Mitte seiner Stirn funkelte den Eindrinling wütend an. Erst jetzt bemerkte der Elf, dass Sanguis einige Fingerbreit über dem Boden schwebte. "Habt Dank für euren Besuch, Zarkovian. Nun sollt ihr, mein alter Widersacher, als erstes erfahren, welchen Bann der Tod durch die Krallen des Dämons von mir nahm. Seid mein Gast und lasst mich euch ein kurzweiliges Vergnügen bereiten." Die Züge des Elfen wurden finsterer. "Ihr seid also auferstanden Sanguis, habt die Welt und das Schicksal abermals betrogen, nun, dann brauche ich mich wohl auch nicht mehr in Illusionen zu hüllen." Die Züge von Zarkovian wurden fester und die Haut begann an einigen stellen dünner und vernarbter zu werden. Seine Augen waren blutunterlaufen und über seinem Brustkasten zog sich eine tiefe rote Wunde, aus der beständig Blut tropfte. "Wie ihr seht, Sanguis, seid ihr nicht der einzige, welcher dem Tod entkommen konnte. Als ihr mich damals in den Grotten besiegtet konntet ihr in eurer Erbärmlichkeit doch nur meine eigene Hülle vernichten, doch lebt meine Essenz fort. Die Blutelfen von Shoryaka, welche ihr meintet ausgerottet zu haben, erweckten mich in dieser Hülle zu neuer Macht. Wie wollt ihr etwas töten, was bereits tot ist?-Bruder?"

Sanguis lächelte den untoten Elfen an. Wie eine Katze auf ihre Beute starrte er auf ihn. "Nun, trachtet ihr danach das zu vereingen, was die Weisen von Aríuvel Simila einst trennten? Dann seid beruhigt. Ihr müsst euren Geist nicht mit den Gedanken über die Vereinigung der drei Seelen martern. Synkarian Gorderak weilt nicht mehr unter den Sterblichen. Ihr habt ihm damals am Ende des dritten Zeitalters eine tiefe Wunde geschlagen fürwahr, doch hätte er sich von ihr bestimmt erholen können. Aber es war sein Wunsch, dass seine Kräfte für das Licht genutzt werden sollen, drum ist seine Kraft jetzt in mir. Und so bin ich in der Lage wieder das zu sein, was mir der Fluch der Weisen einst genommen hatte. Ein endloses Wesen. Sohn einer Elfe und eines Endlosen. Ein Halbblut aus dem Land des Südens. Was denkt ihr, Bruder, wie wird eure Vernichtung das Ringen der drei um die Macht unseres Vaters beeinflussen?" Mit zornerfüllter Miene spuckte der dunkle Elf auf den Boden. "Ihr seid nur ein jämmerlicher Bastard! Euer sterbliches Blut verunreinigt die Kraft von Vater. Nur die Götter wissen, was er sich dabei dachte, sich mit einer sterblichen Elfe zu paaren! Ihr seid schwach, auch wenn Synkarian euch seine Kraft gab. Und ohne Illíud habt ihr keine Möglichkeit mehr meine eigentliche Essenz zu verwunden. Spürt nun, werter Bruder, was wahre Macht ist. Schmeckt den süßen Geschmack der Dunkelheit, aufdas es euer letzter sein möge!" Der Elf begann zu lachen und nocheinmal hallte es wirr und verzerrt durch die Kammern des Grabes. "Das ganze Volk von Valarion kann euch hier unten nicht helfen oder Sanguis? Mit Sicherheit habt ihr die Ruhestätte von der materiellen Welt getrennt, um mundanen Grabräubern zu entweichen. Dieser Zug wird nun euer Untergang sein." Sanguis sank langsam zu Boden. Seine Flügel wurden langsam durchscheinend und verschwanden. Der goldene Glanz in seinen Augen nahm ab und das dritte Auge schloss sich. Die ätherische Rüstung zerfaserte in der Luft und der bare Oberkörper von Sanguis kam zum Vorschein. Mit schwarzer Farbe waren mystische Zeichen in seinen Leib eintätowiert gewesen. Sanguis senkte den Kopf für einen Moment und stand wie in ein Gebet versunken da. Dann sprang er nach vor, sodass ihn nur noch zwei Schritte von Zarkovian trennten. Langsam erhob er seinen Kopf und blickte Zarkovian mit halbgesenktem Kopf in die tiefschwarzen Augen. "Vater ist schon längst tot. Diesmal wird es die entgültige Entscheidung geben, welcher seiner Söhne die wahre Macht geerbt hat."

Die beiden Rivalen standen sich regungslos gegenüber. Ihre Augen betrachteten vorsichtig den Feind und ein jeder von ihnen beiden versuchte zu sagen, was der eine tuen würde. Dann aufeinmal mit der Geschwindigkeit eines Blitzschlages führte Zarkovian einen starken Hieb mit Illíud, doch Sanguis wich vor ihm spielend zur Seite aus. Ein weiterer Schlag folgte, doch streift er nur leicht den Arm von Sanguis. Ein kleiner Tropfen Blut fiel zu Boden. "Ihr habt Blut verloren, Sterblicher!", echoete ein schriller Schrei des Dunkelelfen. Sanguis wich einige Meter zurück und deutete mit der rechten Hand auf Zarkovian. "Lachlo!", hallte es und ein Strahl aus magischem Feuer schoss aus der Handfläche von Sanguis auf Zarkovian. Mit einer für unmöglich zu haltenen Reaktionsfähigkeit duckte sich der Elf und rollte seinen untoten Körper aus der Bahn der Flammen. Seine verzerrte Fratze lächelte, als er aufstand. Seine Augen blitzten rot auf und aufeinmal ergoss sich ein riesiger Schwarm krabbelnder Insekten aus seinem Mund und seiner Nase. Myriaden von Würmern und Maden flossen über den Boden und wie eine Welle schwarzen Wassers bewegten sie sich auf ihn zu. Mit zornigem Blick schaute sich Sanguis um, doch es gab keinen Fluchtweg mehr. Er spannte seinen gesamten Körper und schlug dann mit einer unmenschlichen Stärke auf den Boden. Die Steine erzitterten und bebten. Zarkovian verlor seinen Halt und stürzte zu Boden. Der Schwarm zerstreute sich und verschwand in den tiefen Rissen, welche Sanguis Erdmagie hervorgerufen hatte. Sanguis streckte seine Hand aus und ballte sie zu einer Faust. Ein schimmerndes blaues Leuchten nahm Gestalt in der Hand an und formte die Umrisse eines Messers aus Eis. Zarkovian kam langsam wieder zu sich, er begann damit sich zu erheben. Das Messer flog durch die Luft und landete in der Mitte der Brust des Dunkelelfens. Er taumelte ein wenig zurück, fing sich dann aber wieder und begann leise zu kichern. "Auch deine schwache Magie kann nur diesen Körper verletzen, aber der ist ja schon längst tot. Ein Gefühl, dass auch ihr bald zu spüren bekommen werdet, geliebter Bruder!" Zarkovian sprang vor und stiess mit Illíud zu. Die Klinge glitt durch den Körper von Sanguis hindurch, als sei kein Widerstand da. Dann verschwammen die Umrisse von Sanguis und das Trugbild löste sich in grauem Nebel auf. Von der Wucht seines Ansturms einer Deckung entledigt stand Zarkovian verwundert in der Mitte des Raumes. Plötzlich spürte er eine Bewegung hinter sich, er wirbelte herum doch Sanguis war schneller. Mit einer gewandten Bewegung stiess er Zarkovian einen gekrümmten Dolch in den Unterleib und riss ihn dann in einer geraden Linie nach oben. Dunkelbraunes Blut spritzte aus den aufgeschlitzen Innerein des Dunkelfens. Wild hieb er mit seinem Schwert umher, doch Sanguis war längst wieder ausser seiner Reichweite. Abermals rannte Zarkovian gegen Sanguis an, nur um ihn abermals zu verfehlen. Das Fadenschwert schnitt tief in den steinernden Boden und die Miene von Zarkovians verzehrter Fratze sah nun aus wie die Maske eines Dämons. Keuchend starrte er Sanguis aus seinen blutunterlaufenden Augen an. "Was ist das für Hexenwerk? Dieser Körper ist tot! Schmerz und Wunden können ihm kein Leid antun!", schrie er dem in den Schatten lauerndem Sanguis zu. Ein amüsiertes Lachen erklang aus den Schatten und Zarkovian wandte sich hastig um, doch immer wieder schien das Lachen direkt hinter seinem Rücken zu erklingen.

Ein Auge blitzte auf und Zarkovian erkennte nun, dass Sanguis am Kopfende des Sarkophages ihm gegenüber stand. Er hatte die Arme vor der Brust zu einer nachdenklichen Geste verschränkt und seine Lippen formten ein raubtierhaftes Lächeln der Siegesgewissheit. "Aber Bruderherz, ihr seid doch der große Scholar der Endlosen, oder? Wisst ihr denn nicht, dass Illíud eure Esssenz bindet und euch damit verwundbar macht? Das Schwert alleine gibt Euch noch keine Macht. Machtvoll wird der Träger des Fadenschwertes erst, wenn seine Essenz und sein Gefäß eins sind. Eine Synthese zwischen Körper und Geist, zwischen Schwert und Fechter. Ein Sterblicher kann diese Fülle der Macht nie erreichen, doch ein mächtiger Endloser aus dem Stamm der Elfen kann sie sich soweit zu Nutze machen, dass das Schwert ihm auf das Wort gehorcht; doch wirkt ihr ungläubig, aber das wird sicherlich schnell vergehen - Illíud!" Das Schwert schnellte aus Zarkovians Hand und landete sicher in der Schwerthand von Sanguis. "Eure Schattenmagie wird Illíud niemals beherrschen. Nun ziehet denn eure eigene, schwarze Klinge blank, aufdass wir nun dieses triste Schauspiel zu einem Ende bringen können." Sanguis deutete mit dem Fadenschwert auf seinen Bruder. "So sei es denn", raunte Zarkovian und streckte die recht Hand aus. Ein kränkliches grünes Gilmmen erschien über seiner Handfläche und eine Sphäre geschundenen Lichtes schwebte über der Hand. Dann allmählich implodierte der Ball und ein schwarzes gebogenes Schwert materialisierte sich aus dem Nichts direkt in Zarkovians Hand. "Zeigt eure Stärke, Sanguis!"

Beide Elfen sprangen im selben Moment los, jeder mit einem gewaltigem Hieb. Klirrend prallten die Schwerter aufeinander und die beiden Elfen starrten sich in die Augen, während jeder versuchte die Klinge des Gegners fortzudrücken. Plötzlich gelang es Zarkovian sein dunkles Schwert von dem Druck des Fadenschwertes zu befreien, er duckte sich schnell, während Illíud über seinen Kopf zischte und führte einen Streich gegen die Beine von Sanguis. Kurz bevor das schwarze Metall sich in das Fleisch schnitt sprang Sanguis zurück und der Hieb führte in Leere. Wieder gingen die beiden aufeinander los und der schrille Klang mehrerer Angriffe und Paraden hallte durch die Gruft. Auf einmal spritze dunkles Blut auf den Boden. Zarkovian hielt sich die rechte Wange, ein dünner faden roten Blutes floss über sei. Sanguis hielt lächelnd Illíud auf Zarkovian gerichtet und mit sichtlicher Amüsiertheit wiederholte er, was ihm sein Bruder zuvor gesagt hatte: "Ihr habt Blut verloren, Sterblicher." Mit entsetztem Blick wischte sich Zarkovian das Blut von der Wange, er erhob sein dunkles Schwert und rannte schreiend auf Sanguis zu, bereit ihn mit einem Hieb zu spalten. Sanguis blieb unberührt stehen. Dann aufeinmal sprang er nach vorne. Illíud zog eine blutige Spur, als die Klinge in den Hals von Zarkovian fuhr und seinen Kopf vom Rumpf trennte. Mit einem dumpfen Geräusch kippte der Dunkelelf nach vorne hinüber und regte sich nicht mehr. Die dunkle Klinge klirrte noch ein wenig auf dem Boden, dann kam auch sie zur Ruhe. Dunkles rotes Blut ergoss sich aus dem verkrüppeltem Hals und Kopf auf den grauen Marmorboden. Einige kleine Maden krochen aus dem Mund des gefallenen Dunkelelfens und verkrochen sich in die Risse und Spalten der Gruft.

Sanguis wandte sich um. Das Fadenschwert glühte kurz auf und verschwand. "Möge das Licht mit dir sein, Bruder." Langsam schritt Sanguis die Treppe nach oben. Zurück in die Welt der Lebenden, zurück zu den Schatten und zurück zu Alucard, dessen Suche noch nicht beendet war. Auf dem Friedhof begann der graue Nebel wieder aufzuziehen und hüllte das Gebeinfeld in einen Schleier aus Stille und schweigen. Kein Tier regte sich, während Sanguis alleine über den geschotterten Pfad zu dem schmiedeeisernem Friedhofstor ging. Am Horizont senkte sich der Mond langsam wieder der Erde zu und in den Häusern von Valarion leuchteten die ersten Lichter wieder auf. Das Leben kehrte in die Strassen zurück und die Kälte der Nacht verflog langsam. Das Tor öffnete sich mit einem lauten Knirschen, als Sanguis es öffnete. Der Geruch der Lebenden strömte in seine Nase und er wusste, dass er das Reich der Schatten hinter sich gelassen hatte. Sein Weg führte ihn durch die langsam voller werdenden Strassen. Doch keiner schien ihn zu bemerken. Vorbei führte sein Weg am "Seebären", der Taverne in welcher er zusammen mit Alucard gegen den Dämonen gekämpft hatte und wo er gefallen war. Vorbei führte ihn sein Weg an den strahlenden Palästen der Aratar Edhil, dem Reich welchem er einst die Treue geschworen hatte und welches er verlassen hatte, als er es der Treue nicht mehr für würdig erachtete. Er schritt über den Marktplatz auf dem ein Standbild der mächtigsten Helden war, welche in den Gestaden dieser Insel legendär waren. Besonders fiel ihm das Standbild von Lodrakan, dem Titanenvernichter auf. Sanguis erinnerte sich daran, dass Lodrakan in den Strudeln der Zeitenwechsel verschwunden war. Lockten ihn doch wichtige Bürden in anderen Ebenen. Langsam ging Sanguis am Tempel der Schöpfergottheit vorbei. Jenem Ort, welcher das Heiligtum von Valarion war. Sein Blick fiel auf den Himmel. Langsam hatte sich die Sonne erhoben und die ersten Strahlen des roten Lichtes tauchten die hohe Stadt in ein Bad von Wärme. Sanguis streckte die Arme aus und blickte nach oben. Das Licht war zurückgekehrt.

In der großen Kammer der Gruft des Hauses de Alá stand eine dunkelhaarige Elfe in ein grünes Gewand gehüllt. Ihr Blick glich dem eines Geistes als sie auf den Boden und den sterbenden Zarkovian starrte. An ihrer Seite baumelte das schwarze Schwert des Dunkelelfen und ihre Stimme klang süßlich als sie ein einziges Wort hauchte.

Sanguis.


Ein Geist kann nicht wissen was das Leben ist. Verschlungen sind die Pfade des Lebens. Der große Orkkrieg bricht herein und die Schatten drängen am Firnament.

Graue Nebel waberten in der Ferne und verdeckten die letzten Strahlen der Sonne. Der Tag neigte sich seinem Ende zu und bald würde die Nacht hereinbrechen und die Welt in einen Mantel der Stille hüllen. Sanguis stand abseits von seinem Feldlager und betrachtete die untergehende Kugel aus Feuer. In den letzten Monden war viel geschehen. Die Allianz des Lichtes musste sich nun bewähren gegen die geballte Kraft der Finsternis und auch der Orden des Myrddraal hatte in seinem ewigem Kampf viele Verluste hinnehmen müssen. Doch noch standen die lichten Elfen siegreich auf dem Schlachtfeld und noch waren die Horden der Orks nicht so zahlreich und kräftig, wie sie im vergangenen Zeitalter waren. Damals hatte vielleicht nur der Zeitenwechsel dafür gesorgt, dass nicht der ganze Erdkreis von den Schwarzblütern überrannt wurde. Doch diesmal schien alles offen zu sein. Eine neue Macht war auf dem Land erschienen und die wiedererwachten Götter versagten es den meisten der alten Elfen zu erkennen, was in der Zukunft lag. Sanguis seufzte leise auf. Der Rat der Elfen war vor zwei Monaten zusammengekommen und hatte den Lehenszoll des Triumphirates erhöht, doch schien dies die Brudermörder nicht aufzuhalten auf ihrem dunklem Streitzug. Im Süden des Landes fielen hunderte von elfischen Kriegern im Kampf gegen ihre früheren Brüder. Wer überlebte wurde von den Orks des Nephandi niedergestreckt und nur wenig konnte ihnen trotzen. Brennende Ruinen pflasterten das Land und der Wind brachte das leise Stöhnen der Sterbenden. Er hatte sich die Berichte der wenigen noch lebenden Verbündeten geben lassen und sie waren erschreckend. Egal wie viele Siedlungen der Orks man den reinigenden Flammen übergab, es krochen immer mehr Schwarzblüter aus den Ritzen zwischen den Steinen hervor und die Zahl seiner Krieger wurde immer weniger. Die Stammlande von Aríuvel waren gesichert, doch galt dies nicht für die verbündeten Reiche im Süden, wo immer noch Elfen gegen die Orks kämpften. Zwar wurden die diplomatischen Klüfte zwischen den Fürstentümern ganz leise und heimlich überwunden, und Ordenskrieger stritten an einigen Stellen zusammen mit der Allianz, die sie früher einfach auf dem Feld des Krieges liegen liess, doch hatten die alten Lasten ihre tiefen Wunden hinterlassen. Traurig schüttelte Sanguis seinen Kopf. Seit fast schon einem Jahr zog das Heer unter seinem Banner durch die Lande um marodierende Orks zu vernichten. Der Reichtum seines Landes sank langsam. Einige seiner besten Generäle waren gefallen oder zum Feind übergelaufen, doch es gab keinen Weg dem Kampf zu entkommen. Sein Volk hatte nur die Wahl stehend zu kämpfen oder knieend zu leben. Es gab keine Wahlmöglichkeiten mehr. Die einzige Hoffnung des Landes lag darin, die Orks zu zerschlagen. Die Teachers of Doom hatten schon viele Clanführer zu beklagen, welche entweder getötet wurden oder den Clan verliessen und ins Exil zogen. Die Wächter der Drachen der Abenddämmerung töteten viele Orken, trotz ihrer zahlenmässigen Unterlegenheit, doch alle hatten Verluste erlitten.

Langsam schritt Sanguis zurück zum Feldlager. Er dachte an die alte Zeit zurück, als die Elfen noch vereint über das Land regierten, doch es war schon damals klar, dass sie langsam an Einfluß verlieren würden. Die Elfen hatten sich zu lange ihrer selbst hingegeben und vergassen ob der anderen Völker. Viele Elfen hatten bereits angekündigt durch die Nebel zu treten und die Welt zu verlassen um sich an fernen Gestaden neu zu errichten. Während er ging zog Sanguis langam das Fadenschwert aus der Schwertscheide. Matt schimmerte es bläulich in seinen Händen. Es erinnerte ihn an die vergangenen Kämpfe in alter Zeit. Es erinnerte ihn daran, dass auch er seine Brüder vernichtet hatte. Synkarian hatte sich selbst aufgegeben und mit ihm vereint, doch Zarkovian war anders. Er hatte ihn gesucht und das alte Volk der Blutelfen von Shoryaka, welches Sanguis vor so langer Zeit bekehren wollte wiedererweckt. Sanguis war sich nicht mehr sicher, ob er Zarkovian für immer in die Höllen geschickt hatte, doch er hoffte, dass Illíud diesmal stark genug gewesen war um den verderbten Bruder zu vernichten. Mit einer nachlässigen Bewegung steckte er das Schwert wieder in die Scheide ein und ging weiter. Das Feldlager war noch entfernt. Die Soldaten kampierten und erholten sich von den langen Gewaltmärschen, die ihnen befohlen wurden. Sie waren mehrere Monde von ihren Familien und Heimstätten entfernt gewesen. Viele von ihnen waren ausgebildete Krieger für die Sache des Ordens, doch hatte der Krieg es auch erforderlich gemacht in der Bevölkerung zu rekrutieren. Jeder Elf musste mit dem Schwert umgehen können, doch nicht jeder war in der Lage, einen Gegner im Kampf zu töten. Nicht wenige waren aufgrund dieses Irrtums schon gestorben und ein ganzes Regiment war an der Festung eines Orken zerschellt, weil die Rekruten beim Anblick der Orken desertierten. Mit einem müdem Seufzer schritt er weiter.

Aus dem Nebel lösten sich einige Gestalten und hielten zielstrebig auf Sanguis zu. Sie trugen keine Wappen und ihre Gesichter waren in schwarze Kapuzen versteckt. Als sie Sanguis sahen blieben sie stehen. Langsam umschlossen sie ihn in einem Kreis. Mit einem leichten Erstauen sah Sanguis sich einer Übermacht gegenüber. Es schienen acht Kämpfer zu sein. Die schnüffelnden Geräusche deuteten auf Orks hin. Eine Gestalt trat aus dem Nebel hervor. Sie trug eine dunkelgrüne Robe und schwarzes Haar fiel über ihre Schultern. An ihrer Seite hing ein geschwungenes Schwert aus einem schwarzem Metall. Sanguis kannte diese Klinge. Es war die Klinge seines dunklen Bruders Zarkovian gewesen, welche dieser gegen ihn in der Herrschergruft von Valarion führte. Sein Namen war Lokrâr, was auf der Handelssprache Vernichter der Seelen, bedeutete. Sanguis blieb stehen. Aus den Augenwinkeln betrachtete er die Gestalten, welche ihn langsam umkreist hatten. Sie stürmten nicht los, als würden sie auf ein Zeichen warten. Die Gestalt in der grünen Robe trat vor. Er kannte das Gesicht, die braunen Augen und die sanften Züge. Aber es war unmöglich. Sie war tot. Er selbst hatte ihre Leiche damals gesehen. Hatte sie selbst im Schilf liegen gesehen. Damals. Als er noch ein Paladin des Ordens der strahlenden Klinge war. Vor seiner Ankunft auf dem Land der neuen Hoffnung. Vor dem Fluch. Vor der Verbannung, noch bevor er über sein wahres Wesen Bescheid wusste. Die Gestalt lächelte sanft. Ihre Stimme klang süß und lieblich, als sie den Mund öffnete und ihre blitzenden, kleinen, weißen Zähne entblösste. Ihre blutroten Lippen formten Worte, die Sanguis erschauern liessen. "Sei mir gegrüßt mein Liebster. Ich hatte Sehnsucht nach dir."

Erinnerungen überströmten seine Sinne. Langsam klärten sich die Nebel in seinem Kopf. Sanguis begann sich zu erinnern. Seine ganze Vergangenheit kam auf einmal zurück. Sie holte ihn ein. Er sah sich selbst am Schilfsee. Er sah die Klinge in seiner Hand. Sah den toten Körper seiner Geliebten. Ein dumpfes Pochen erklang in seinem Schädel. Geistige Krallen aus Eis legten sich um seine Seele. Die Welt um ihn verschwamm in ein schwarz rotes Meer aus Finsternis und blutroten Schatten. Ätherische Gestalten mit schrecklichen Verwundungeng versehrt krochen aus dem Erdreich und streckten ihre klauenbewehrten Hände nach ihm aus. Als Sanguis nach unten sah, bemerkte er, dass sich langsam die Haut an seinem Körper zersetzte und das Fleisch langsam zerfiel. Er wandte sich um doch auf einmal war nichts mehr da. Ein Heulen durchfuhr die Leere und liess seinen Leib erzittern. Bebend fiel Sanguis auf die Knie. Tränen aus Blut liefen über sein Gesicht. Er krümmte sich auf den Knien, als ein unglaublicher Schmerz seine Brust zerriss. Mit einem lauten Schrei bäumte er sich ein letzes mal auf, bevor er leise umkippte. Das letzte was er wahrnahm war ein beissender Aasgeruch und der süßliche Klang einer ihm bekannten Stimme. Die nur ein Wort hauchte.

Sanguis.
 
Geile Story. Sehr schön beschriebener Kampf und ein interessantes Ende... :)
 
Kleiner Hinweis:

Die obige Verlinkung zur Ursprungsgeschichte funktioniert aufgrund eines Fehlers in der Datenbank des Forenhosters nicht. Die Daten gingen unwiederruflich verloren.
 
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