Rund um Bücher "Sprachzensur" und Rassismus in Literatur und der Umgang damit.

Das spätere Abändern alter Texte, weil heutzutage andere Befindlichkeiten und Empfindlichkeiten davon betroffen sein könnten, halte ich für eine VERFÄLSCHUNG des Originals.

Ja, manche dieser Begriffe SIND rassistisch, abwertend, verletztend aufzufassen. Aber wirklich IMMER und in JEDEM Text?

Negerkuß - gibt es keinen mehr, sondern nur noch "Schaumküsse" oder "Schokoküsse".
Zigeunerschnitzel - gibt es nicht mehr, oder doch noch? Oder heißt das jetzt Sinti-und-Roma-Schnitzel?

Kinderbücher, Jugendbücher, ja echte KLASSIKER nun aus heutiger Sicht abzuändern, halte ich für einen unzulässigen Eingriff in das kulturelle Erbe.

Als nächstes wird Karl May, das Gesamtwerk, "politisch korrekt" umgeschrieben.

Und zwar solange, bis kein Wort mehr auf das andere folgt!

Eine Auseinandersetzung mit Diskriminierung kann man NICHT durch 1984-artige "nachträgliche Geschichtsanpassung" führen.
 
Aber es ist festzuhalten das wie gesagt verfälschung ist und Kinder verbinden mit dem Wort Neger oder Zigeuner nunmal nicht das was die "öffentliche Meinung"(wer auch immer das sein mag) damit verbindet.

Man könnte er sagen, das diese Begriffe nicht mehr zeitgemäß sind, doch sie einfach als rassistisch abzuschieben halte ich für eine zu einfache Lösung. Auserdem werden manche Worte ja ganz gestrichen. Was für mich zeigt, das sie ja kein Äquivalent finden. Da bleibt die vermutung nah, das man sich mehr darauf konzentriert hat begriffe als Rassistisch zu titulieren als sinnvolle Ersatzworte zu finden.


Aber natürlich ist das dann auch dumm wenn man Wörter wie Zigeuner durch zb Roma ersetzen würde. Dann würde die Mutter vermutlich auch nur sagen: " Das sind Zigeuner, mein Schatz".

mfg
 
Aber es ist festzuhalten das wie gesagt verfälschung ist und Kinder verbinden mit dem Wort Neger oder Zigeuner nunmal nicht das was die "öffentliche Meinung"(wer auch immer das sein mag) damit verbindet.
Die Begriffe sind in den Romanen / Erzählungen durchaus im Kontext der "öffentlichen Meinung" das heißt rassistisch abwertend eingesetzt.
Deshalb werden sie schließlich auch mitunter gestrichen und eben nicht ersetzt. Weil der Ersatz halt auch rassistisch wäre.
 
Die Begriffe sind in den Romanen / Erzählungen durchaus im Kontext der "öffentlichen Meinung" das heißt rassistisch abwertend eingesetzt.
Deshalb werden sie schließlich auch mitunter gestrichen und eben nicht ersetzt. Weil der Ersatz halt auch rassistisch wäre.

Ich wage jetzt zu behaupten das Michael Ende und Astrit Lindgren nun nicht gerade die vorzeige Rassisten gewesen sind. Vorallem da ihre Bücher ja auch in der Epoche kam, wo ein umdenken statt fand. (Amerika-Martin Luther King und Ende 2 Weltkrieg)

Natürlich habe ich jetzt nicht die ganzen Geschichten und Wortlaute der Sätze, wo diese Wörter vorkommen, im Kopf aber ich hatte bei Jim Knopf nie das Gefühl das der kleine "Neger" jetzt der Sklave vom jemanden war. Ganz im Gegenteil der Junge war Lockführer. Also in einem hohen Verantwortungsbereich.

Es war einfach damals ein zeitgemäßer Begriff und so sollte es bleiben. Es ist eine Verfälschung von Kultur. Menschen belegen ein Wort mit einem Zusammenhang und einer Moralischen Kodex. Die Worte an sich sind nicht rassistisch nur für die Leute die entweder denken sie sind rassistisch oder jene die sie abwerten benutzen.

Samuell L. Jackson hatte wegen "Django Unchaind" eine ähnliche Diskussion mit einem Moderator. Dieser Film benutzt das N-Wort fast inflationär und ist für 5 Golden Globs nominiert. Was für ein Signal, wenn man dann Wörter in einem Kinderbuch streicht.

Auserdem darf man auch nicht vergessen das Menschen weißer Hautfarbe auch "Weiße" genannt werden. Warum begehrt dagegen niemand auf oder wenn in Amerika vom Anteil der "weißen Bevölkerung".
Denke es ist eine überzogene Handlung und wird für poplistische Stimmungsmache genutzt.
 
Und als nächstes nehmen wir uns Goethe vor und natürlich Schiller. Aus Zwergen bei Grimms Märchen machen wir "vertikal herausgeforderte" und die Hexe wird zur Seniorin, oder wie? Brüllender Blödsinn einer überengagierten Gutmenschensippschaft. Wem die klassischen Kinderbücher aufgrund ihrer Wortwahl nicht passen der soll politisch korrekte neue Bücher kaufen. Wer bestimmt denn was "rassistisch" ist? Wer definiert was in Ordnung ist und was gestrichen wird? Ich finds eine bodenlose Unverschämtheit sich anzumaßen an der Literatur beispielsweise einer Astrid Lindgren herumzupfuschen.
 
Ich wage jetzt zu behaupten das Michael Ende und Astrit Lindgren nun nicht gerade die vorzeige Rassisten gewesen sind..
Man muß nicht ein Rassist sein um, mitunter unabsichtlich, rassistisches in seine Bücher zu packen.
Ich würde auch Tolkin nicht unterstellen das er ein Rassist war, auch wenn das Bild das er von der Gesellschaft in Mittelerde zeichnet eher rassistisch ist.

In Hinsicht auf Astrid Lindgren geht es wohl auch um Erzählungen wie Pippi Langstrumpf Negerprinzessin.
Wo wiederum ein Bild von Menschen mit schwarzer Hautfarbe gezeichnet wird das so nicht in Ordnung ist.

Ansonsten war Lukas der Lokomotiv Führer, Jim Knopf war "nur" der Gehilfe.

Auserdem darf man auch nicht vergessen das Menschen weißer Hautfarbe auch "Weiße" genannt werden.
Richtig. Wieso bezeichnet man dann Schwarze, wenn man sich auf die Hautfarbe bezieht, dann nicht auch als Schwarze, sondern mit einem - gerade in Deutschland - eindeutig rassistisch belegten Begriff?
Ansonsten wird gegen "Weiße" nicht aufbegehrt weil es idR. nicht für eine Abwertung der betroffenen Person benutzt wird.
 
Und als nächstes nehmen wir uns Goethe vor und natürlich Schiller. Aus Zwergen bei Grimms Märchen machen wir "vertikal herausgeforderte" und die Hexe wird zur Seniorin, oder wie? Brüllender Blödsinn einer überengagierten Gutmenschensippschaft. Wem die klassischen Kinderbücher aufgrund ihrer Wortwahl nicht passen der soll politisch korrekte neue Bücher kaufen.
Ich finde es eine bodenlose Unverschämtheit dafür einzutreten Kinder weiterhin rassistisches Gedankengut einzudreschen, mit dem Argument das es früher auch schon "gut so" gewesen sei [kombiniert mit der Aufforderung doch bitte wegzusehen]. Nun und noch unverschämter finde ich die krude Beschimpfung als Gutmensch. Wobei es durchaus zu der "Sippschaft", die energisch die offenen Weiterverwendung rassistischer Begriffe/Klassifizierungen verteidigt, passt.
 
Ein Wort ist also dann problematisch wenn es für die Abwertung "benutzt" wird? Wenn ich es also nicht dafür benutze darf ich es dann verwenden oder muss ich es vermeiden weil ja andere es zur Abwertung benutzen? In meinen Augen immer noch Bullshit.

Im Übrigen bekam Jim Knopf im Laufe der Geschichten seine eigene Lokomotive. Ein Beispiel für die sozialen Aufstiegschancen von Menschen mit Migrationshintergrund? Oder einfach nur eine schöne Geschichte für Kinder?
 
Ein Wort ist also dann problematisch wenn es für die Abwertung "benutzt" wird? Wenn ich es also nicht dafür benutze darf ich es dann verwenden oder muss ich es vermeiden weil ja andere es zur Abwertung benutzen?
Nein. Weil die Abwertung bestehen bleibt.
Dazu unterstelle ich das man bei der Nachbearbeitung durchaus den Kopf nutzte.
Wenn schon entsprechende Kritiker, laut Bericht, überzeugt wurde.

Aber das lesen des Berichts scheint eh keine Stärke derer sein die nun meinen andere unbedingt mit Gutmenschen zu beschimpfen um die rassistische Darstellung zu verteidigen. Schließlich ist da auch unter gegangen das, abgesehen von dem Kinderbuchklassiker keine weitere Neugestaltung statt findet. Sondern lediglich eine Ministerin beim vorlesen von entsprechenden Romanen die Wörter rauslässt. Was bei Pippi Langstrumpf mitunter schwierig werden könnte. (Artikel auf Scilog, ein Folgebeitrag)
 
Oh, ist Gutmensch jetzt ein böses Wort weil ich es zur Abwertung nutze? Und ich verteidige rassistische Darstellungen weil ich dagegen bin, dass Leute an Literaturklassiker rumpfuschen? Klar, in dem Bericht geht es "nur" um Kinderbücher, aber wie lange wird es denn dauern bis irgend ein weiterer Gutmensch der Ansicht ist, dass man das doch nicht dabei belassen sollte? Und wer hat bitte die Definitionshoheit darüber was "Kinderbuch" ist und was nicht? Kal May beispielsweise wird heute größtenteils als Kinder- und Jugendliteratur gesehen. Er selber und seine Zeitgenossen waren nicht dieser Ansicht. Wer bestimmt jetzt was es ist? Ich denke nicht, dass irgendjemand das Recht hat die Werke eines anderen an das politisch korrekte Neusprech anzupassen. Wenn der Autor selber zustimmt ist das was anderes, gut finde ich es trotzdem nicht. Bücher wurden in einer bestimmten Zeit unter bestimmten kulturellen und politischen Bedingungen geschrieben. Sie auf die heutige politisch korrekte Sprache anzupassen ist für mich nicht akzeptabel.
 
Vor allem, da wir dadurch teilweise selbst unseren Wortschatz beschneiden und den Kindern die Möglichkeit rauben, Worte beispielsweise in ihrem ursprünglichen Kontext zu erleben (z. B.? früher war jemand merkwürdig, weil er es wert war, dass man ihn sich merkt. Heute ist er "nur noch" seltsam). Und dazu gehört auch die Wandlung heute negativ belegter Begriffe.
Es ist viel anständiger, einem Kind zu erklären, warum man heute nicht mehr "Neger" sagt, als das Wort einfach durch "Maximalpigmentierter" zu ersetzen, um Pseudo-tolerant zu wirken. Das ist vernünftige Erziehung, sich die Mühe zu machen, das "Warum?" nachzuliefern, anstatt Dinge zu verstecken. Die Versteck-Mentalität hatten wir mal ganz prominent im Mittelalter... Versteck-Mentalität erinnert irgendwie auch an Zensur... Nur weil uns etwas nciht (mehr) gefällt, heißt es nicht, dass es dadurch seine Daseinsberechtigung verliert.
 
Zigeuner durch "Sinti und Roma" zu ersetzen ist sowieso der Gipfel des Unsinns.
Sinti und Roma sind zwei von vielen Untergruppen der Zigeuner. Und am Wort Zigeuner ist nichts erwiesen beleidigendes, da man bis heute nicht sicher weiß, wo das überhaupt herkommt - das Vorurteil das käme von "ziehende Gauner" ist auf jeden Fall FALSCH.

Man kann kritisieren, dass eine Sammelbezeichnung für stereotyp ähnlich betrachtete Volksgruppen nicht passend ist (wäre vergleichbar mit "Südländer"), aber "Sinti und Roma" ist etwa so schlau, wie jeden Schwarzen "Afroamerikaner" zu nennen, selbst wenn er aus Afrika kommt.

Dieses Begriffsroulette und ebenso die zwanghafte Vermeidung ist ja von der Motivation her meiner Meinung nach nicht ganz falsch, aber man erkennt daran wieder und wieder, dass diese Sprachverstümmler selbst keine Ahnung davon haben, warum sie welcher Begriff eigentlich stört, sondern primär von blanker Panik getrieben werden, es irgendwem Recht zu machen - der vermutlich selbst nie gefragt wurde.

Als kleine Anekdote habe ich vor einer Weile im Web einen Artikel gelesen, wo sich ein Zigeuner beschwerte er wolle gefälligst nicht immer als Sinti/Roma bezeichnet werden, da er keiner der beiden Volksgruppen angehöre - und wenn man schon keine Ahnung habe, dann solle man doch bitte das weiter gefasste "Zigeuner" verwenden.

Kurz:
Das ist doch alles käse. Geht respektvoll mit euren Mitmenschen um und redet respektvoll mit ihnen und über sie. Diese Wortgehangel ist doch absurd. Erst wars der Krüppel, dann der Behinderte, dann der Mensch mit Behinderung, jetzt mit speziellen Bedürfnissen...
Was spricht dagegen einfach anständig mit Krüppeln umzugehen und ihre speziellen Bedürfnisse zu beachten?
Warum ist es besser mit einem Schwarzen befreundet zu sein als mit einem Mohr?

Früher oder später wird sowieso jedes neue politisch korrekte Wort so lange von intolleranten Arschlöchern missbraucht, bis man den widerlichen Beigeschmack der dran klebt auch nicht ertragen kann... und mal wieder muss ein neues Wort her.
Könnten wir statt dem unschuldigen Wort dann nicht besser diese Arschlöcher loswerden?

Und wenn euch Pippi Langstrumpf zu rassistisch ist, dann erklärt das euren Kindern ab nem gewissen Alter und lests ihnen vorher einfach nicht mehr vor. Als obs keine anderen Bücher gäbe...
 
Und als nächstes nehmen wir uns Goethe vor und natürlich Schiller. Aus Zwergen bei Grimms Märchen machen wir "vertikal herausgeforderte" und die Hexe wird zur Seniorin, oder wie? Brüllender Blödsinn einer überengagierten Gutmenschensippschaft. Wem die klassischen Kinderbücher aufgrund ihrer Wortwahl nicht passen der soll politisch korrekte neue Bücher kaufen. Wer bestimmt denn was "rassistisch" ist? Wer definiert was in Ordnung ist und was gestrichen wird? Ich finds eine bodenlose Unverschämtheit sich anzumaßen an der Literatur beispielsweise einer Astrid Lindgren herumzupfuschen.
Ich würde dich liken, wenn nicht das Wort
"Gutmenschensippschaft"
drin vorkäme.

Denn bevor ich "Neger" aus Pippi Langstrumpf streiche, würde ich gern erstmal das Wort aus dem B! verbannen wollen.
"Gutmensch" hat wohl noch niemals jemand für irgendwas anderes genutzt als um jemandem zu sagen:
"Ich finde dein Moralverständnis übertrieben und halte dich deshalb für einen Idioten und wenn du etwas sagst, steck ich mir die Finger in die Ohren und gröhle ganz laut indizierte Lieder."
 
Zornhau schrieb:
Zigeunerschnitzel - gibt es nicht mehr, oder doch noch? Oder heißt das jetzt Sinti-und-Roma-Schnitzel?

Das erinnert mich daran, als ich damals mit ner Dramaqueen von Kumpel mit Sinti-Vorfahren in einer Pommesbude war und er ein Sintischnitzel bestellte. Als der gute Mann hinter der Theke nicht wusste wie ihm geschah pflaumte besagter Kumpel an, dass er das "Zigeunerschnitzel" (er formulierte es hörbar abwertend) haben wolle ... dann fügte er "Sie Antisemit" hinzu. Er drehte sich am Absatz um und verließ mit einer wehenden Kopfgeste die Pommesbude. War das klug?! Nein ... aber der Gesichtsausdruck vom Pommesfachverkäufer war witzig :D

@Topic

Aus pädagogischer Sicht ist es totaler Mumpitz zu versuchen Kindern eine heile Welt vorzuleben, indem man Dinge ersatzlos und aus falschem Aktionismus heraus munter streicht oder sie dann doch inadäquat ersetzt. 1. Erleben Kinder irgendwann "Kulturschock" auf jedem beliebigen Schulhof - 2. Wird eben auch der Zeitgeist totgeschwiegen. Es ist wie bereits gesagt wurde eine viel aufgeklärtere, erwachsenere und vielleicht auch schwierigere Aufgabe Kindern diese Geschichten Nahe zu bringen und ihnen dann das Für und Wider der Sprache zu erklären. Blöd isses halt, wenn Begriffe einfach unreflektiert übernommen werden. Aber das wird in den entsprechenden Haushalten sowieso gemacht, auch völlig ohne Märchen oder Geschichten, die an gewissem Vokabular festhalten.

Ich erinner mich auch immer wieder gern, als Grimms und andere Märchen einfach umgeschrieben wurden, weil sie zu gewalttätig waren. Ich kannte bis ich 18 war nur die Variante vom Froschkönig, bei der die Prinzessin den Frosch auch küsste. Dass sie ihn eigentlich an die Wand geschmissen hatte wurde mir vorenthalten (was ja aus Märchen Sicht sogar vergleichsweise harmlos war). Ändert nix daran, dass es genügend andere Einflüsse von Gewaltmedien gab mit denen ich in der Kindheit konfrontiert wurde. Und das ist Dank 24/7 Dauerinternetzugang heute erheblich leichter als früher.

Ergo: Aufklärung ist das Wort, nicht Political Correctness, die Menschen nachweislich doof macht! Weil eben nicht mehr kontextuell gearbeitet wird, weil nicht Für und Wider dargelegt und erklärt wird. Sondern weil die Ansicht vertreten wird man könne Rassismus, Gewalt, Ausgrenzung und was weiß ich noch für schlimmen Dingen beikommen, indem einfach mal das Wort gewechselt oder gar ersatzlos gestrichen wird.
Rassismus und Ausgrenzung sind Teil unserer Welt. Ist einfach so ... und wird auch nicht dadurch besser, das versucht wird gewisse Bereiche "sauber" zu halten. Rekar sagt es ziemlich passend: Nicht Worte an sich sind rassistisch, sondern ihnen wird eine rassistische Bedeutung beigemengt. Und das krieg ich im übrigen auch mit PC Begriffen hin.

Vom Kulturerbe, Verleugnung eines Zeitgeistes und solcherlei Sachen mal ganz zu schweigen.

Ich kann unangemessenen Aktionismus nicht ausstehen.

@meine Kumpel-Story von weiter oben

War aber auch falsch von ihm ... und dumm ...

*gnihihihi ... dieser Gesichtsausdruck*
 
Ich finde die herangehensweise wieder richtig "typisch deutsch". Wir benennen das Problem nicht mehr und deshalb existiert es nicht mehr. Es ist wichtig, auch Kindern zu zeigen, daß die Gesellschaft, in der wir leben, nicht immer so war und daß es einige Dinge gibt, die sich gebessert haben. Irgendwann werden sie damit konfrontiert. Da ist es aus meiner Sicht besser, wenn sie da schon einmal herangeführt werden, als wenn entsprechende Probleme bzw. Konflikte totgeschwiegen werden und sich der Einzelne eine eigene Meinung bildet.
Ich bin der Meinung, daß man nicht alles unnötig verklausulieren soll - am Ende weiß nämlich niemand, was gerade tatsächlich gesagt werden sollte.
Ein Beispiel, was mir neulich selbst wiederfahren ist und mir erst hinterher klargeworden ist, daß ich aufgrund der PC garnicht wirklich verstanden habe, was man von mir wollte:
Ich war auf einen Krankenbesuch bei jemanden in der Psychatrie. Als ich in einer Sitzecke auf den Freund gewartet habe, wurde ich von einem Patienten angesprochen, der wissen wollte, worauf ich denn warte und ob ich hier zu Gast (oder zu Besuch - der genaue Wortlaut ist mir entfallen) bin. Erst viel später ist mir aufgefallen, daß es in der Frage möglicherweise darum ging, ob ich dort ein neuer Patient bin. Das ist jetzt für mich nicht weiter wichtig, aber das zeigt einfach mal, wie leicht das möglicherweise (ich weiß ja nicht mal, ob es eins gab) zu Missverständnissen führen kann, wenn man Worte einfach aus meiner Meinung nach falsch verstandener Höflichkeit immer mehr Bedeutung auflädt. Und nicht immer fällt das Menschen auf, daß sie gerade auf zwei (oder mehreren) unterschiedlichen Bedeutungsebenen kommuniziert haben.
 
Man muss dem Bestreben, derart negativ konnotierte Begriffe aus dem modernen Sprachgebrauch zu verbannen, zunächst einmal Recht geben. Es ist meiner Meinung nach tatsächlich nicht ratsam, heutzutage noch mit Worten wie "Zigeuner" oder Neger" etc. um sich zu schleudern.

Dagegen halte ich es jedoch für übertrieben, alte Werke umzuschreiben. Zur Zeit ihrer Entstehung waren solche Wörter schließlich normaler Sprachduktus. Zudem kann man in den wenigsten Fällen davon ausgehen, dass die Autoren von Kinderbüchern aus rassistischen Motiven auf diese Art und Weise geschrieben haben. Kinder werden durch das Vorlesen von Büchern, in denen genannte Begriffe auftauchen, genauso wenig zu Rassisten, wie alle Leute, die Ego-Shooter spielen, zwangsläufig Amok laufen. Die Erfahrung hat sowieso gezeigt, dass übertriebener Schutz von Kindern vor bestimmtem Gedankengut eher die Neugier daran nährt als das verantwortungsvolle Bewusstsein. Zum großen Teil handelt es sich bei diesen Büchern auch um europäisches Kulturgut, dass so verfälscht früher oder später verloren ginge und das wäre schade.

Das bewusste Ausspare von Wörtern kommt aus meiner Sicht einer Zensur gleich und was das bedeutet, dürfte jedem klar sein.
 
Zurück
Oben Unten