Rollenspieler: Kein Grund zur Selbstzerfleischung

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Du trägst aber keine Pinkfarbenen Polohemden und besitzt keinen iPod (tm), oder? Also hast du verloren und kannst nach Hause gehen. Tschüss.
(im übrigen, ich BIN bereits zuhause. Und schreibe zu dem Thema sicher nochmal was wenn ich nüchterner und wach bin. =) )
 
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Vorurteile:

"Du schmeißt zuviel Geld dafür raus!" - Jupp, durfte ich mir oft genug von meiner Ma anhören

"Du redest über Dinge, die keiner versteht!" - Jupp, auch das

"Du bist ein Freak, realitätsverlust und kein Leben!" - kommt immer drauf an mit wem man redet. Viele Leute sehen im Rollenspiel die Gefahr den Bezug zur Realität zu verlieren und wollen sich auch soweit wie möglich abgrenzen. Als Beispiel sei meine Freundin genannt, die mir klipp und klar sagte, dass sie niemals mitspielen wollen würde und ich sie verständnislos ansah und fragte: "Wie kommst du auf die Idee, dass ich dich dabei haben wollen würde?"

Dass alle Rollenspieler "kein Leben" haben halte ich für ein Gerücht. Ich tendiere dazu, dass manche kein Leben haben. Was ist Leben?! Leben zeichnet sich in meinen Augen unter anderem dadurch aus, auch noch über andere Sachen als Rollenspiel reden zu können, nicht an jeder Stelle Querverweise zu bringen in welchem Regelbuch das schon vorkam, dafür zu sorgen RSP und privates voneinander zu trennen. Leute, die ihr RSP vor allem anderen stellen und sogar wichtige Dinge vernachlässigen (Schule, Uni, Behördengänge, Hygiene, Freunde, Freundin/ Freund, etc.) haben effektiv kein Leben, sondern nur einen einzigen Lebensinhalt. Das rächt sich irgendwann später, wenn man merkt, dass man kaum Sozialkompetenz hat und selbst mit einfachsten Situationen nicht zurecht kommt. Ein ehemals guter Freund von mir war ein Nerd vor dem Herrn (= kein Leben, nur 2 Lebensinhalte - Rollenspiele und Anime), der fast kollabiert ist, als er mal eine Cola in einer Kneipe bestellen sollte. Er saß da und zitterte und scheiterte für sich an der Frage, ob er nun die Bedienung ansprechen darf (!). Kein Witz!
Zugegeben, das sind Extremfälle, aber solche Leute hats leider immer wieder. Auch xxxxx wird mir auf ewig im Gedächtnis bleiben. Eine arme Sau von Möchtegern SL (wie ich mir habe sagen lassen), der auf der Ratcon zu jedem hingegangen ist und ihm im gleichen monotonen Ton versuchte davon zu überzeugen mit ihm DSA (D&D? Ich weiß es nicht mehr) zu spielen, ohne dabei mitzubekommen, dass alle Leute sich nur über ihn lustig machten.

Leben, das bedeutet nicht der Disco Stecher zu sein im rosa Polohemd, oder anderen Quatsch dieser Art. Es bedeutet mit anderen Menschen in Kontakt treten zu können, ohne dass diese bereits bei der Begrüßung das Gefühl haben man wäre völlig debil. Leben - eine Mischung aus Allgemeinwissen (obwohl ich das Wort nicht mag), sozialer Kompetenz und der Fähigkeit zumindest ansatzsweise mit dem Strom schwimmen zu können.

Und nein: Ihr seid keine Individualisten, wenn ihr euch davon entsagt. Das ist genau der Traum den ihr versucht zu leben, indem ihr wichtige Teile der Realität einfach ausblendet.
Das gleiche Problem haben unter anderem manche Computerspieler und Studenten, die meinen sie würden studieren, weil sie eingeschrieben sind und auf Unifeste gehen.
 
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Hasran schrieb:
...und kann mit meinem Bachelor in Islamwissenschaften (z.B.) bestimmt ein sehr gesichertes Leben als Mitglied des auswärtigen Amtes führen.

Wenn du das Glück hast, eine der (ca) 3 verfügbaren Stellen zu bekommen, ja.
 
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Hach ja...

@Topic: Fürchte was du nicht verstehst...

Saint schrieb:
Die Kritikpunkte an Rollenspielern die du aufzählst sind natürlich auch der übliche Standard und selbstverständlich platt.
Klischees regelrecht... :D
 
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Jepp, viele Rollenspieler SIND Freaks. Allerdings wird man nicht garantiert zum Freak nur weil man Rollenspiel macht - aber es ist natürlich ein Hobby mit Freak-Anziehungskraft, weil Teile der Fähigkeiten, die beim Rollenspiel gefordert sind, oft bei Freaks vorliegen. Das ist beim Snowboarden weniger gegeben ... ;-)

Dennoch hat man - denke ich - als Nicht-Freak überhaupt kein Problem, wenn man Rollenspieler ist, weil man durch Auftreten, Wesen etc. auch außerhalb des Spiels eine Persönlichkeit vermitteln kann. Probleme mit "Diskriminierung" haben vielmehr solche vierzigjährigen, halbbeglatzten Typen mit Blind Guardian-T-Shirt, die durch ihr Verhalten und ihr Äußeres einen Nerd-Faktor vermitteln, der natürlich prima in die gesellschaftliche Rollenspielschablone passt.

Ist doch ganz klar: Jeder Nicht-Rollenspieler hat - sofern er weiss, was "Rollenspiel" überhaupt ist - ein paar Vorurteile über diesen Lebensbereich, so wie jeder andere Mensch über jeden anderen Lebensbereich. Diese Vorurteile halten der Prüfung mit der Realität aber nicht stand, wenn er ein paar Rollenspieler kennenlernt, die klar im Leben stehen und die eine soziale Position einnehmen, die nicht zu seinem Vorurteil passt. In diesem Fall wird sich sein Vorurteil evtl. sogar in "Hey, das machen ja auch solche Leute" verändern und vielleicht sogar eine positive Assoziation mit sich bringen ...

Ist doch klar: wenn plötzlich nur noch dicke, unattraktive, ungepflegte Loser mit leichter Soziopathie Snowboarden (setzen Sie hier bitte Trendsportart oder Trendhobby ihrer Wahl ein) würden, würde das Hobby auch ein anderes Image bekommen.

Meine Meinung: Nur Rollenspieler, die zu "nerdy" sind, haben wirklich Probleme mit Nerd-Diskriminierung. Rollenspiel allein reicht garantiert nicht aus. ;-)



Gruß,

Hjorvar, auch noch Larper (aber viel zu selten in den letzten Jahren)
 
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Meine Meinung: Nur Rollenspieler, die zu "nerdy" sind, haben wirklich Probleme mit Nerd-Diskriminierung. Rollenspiel allein reicht garantiert nicht aus. ;-)

Würde ich so nicht unterschreiben. Es gibt da noch die kleine Menge von Menschen, die noch nie zuvor von Rollenspielen gehört hat. Wenn diese dann das erste Mal damit konfrontiert werden reagieren sie mit Unverständnis. Wenn sie es dann ihren Freunden erzählen kommen RPGler ganz schlecht dabei weg.
Ich hatte mal das Vergnügen einem Gespräch in der Bahn zu lauschen, das sich genau darum drehte: Mädel (ca. 20) bekommt mit wie ein Bekannter von Vampire erzählt. Sie hört zu kriegt alles in den falschen Hals und lästert hinter seinem Rücken folgendermaßen:

"Ja, da ist man dann so ein Vampir und die beißen Leute und tun dann so, als wären sie irgendwie mächtig. Ich sag euch, voll schräg. Und die stellen sich das alles vor, obwohl gar nichts da ist. Boah voll die Looser ey!"

Ein Gespräch der Marke "Wo bitte ist die nächste Tischkante in die ich reinbeißen und ihren Kopf draufhämmern kann?"

Meine Mutter konnte damit auch nichts anfangen. Eines Abends fragte ich sie mal rein interessenshalber nach einem Friedhof (längere Geschichte und wirklich unwichtig) ... für meine Mutter machte es Klick:

Der Junge hört "schwarze Musik", spielt "seltsame Spiele", trifft "komische Menschen" --> Ganz klar: Die Buddeln auf Friedhöfen Leichen aus!

Die darauf folgende 2 stündige Diskussion möchte ich nicht wiederholen....und ich glaube es ist mir immer noch nicht ganz gelungen sie von der Harmlosigkeit von RPGs zu überzeugen. Was mitunter auch an der beschissenen Boulevardüpresse liegen mag.
 
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Solche Leute die mit
Ja, da ist man dann so ein Vampir und die beißen Leute und tun dann so, als wären sie irgendwie mächtig. Ich sag euch, voll schräg. Und die stellen sich das alles vor, obwohl gar nichts da ist. Boah voll die Looser ey!"
Sprüchen daher kommen möchte ich in der Regel schon verbieten in die Öffentlichkeit zu gehen bevor sie überhaupt etwas sagen.
 
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Sind aber auch ne gute Bestätigung für SoKs Argumente. Schlechtes bleibt nunmal leichter hängen als gutes... Ich hatte da auch nen Bekannten an der Uni, der hat Leuten seine Visitenkarte gegeben - mit seinem Charnamen...
Mit solchen Leuten will ich nicht in einem Topf landen, gleichzeitig sind die es jedoch, die den "normalen" Leuten im Gedächtnis bleiben. Ich hab zwar in meinem beruflichen Umfeld (Naturwissenschaften) den Vorteil, dass die Leute eigentlich allem gegenüber extrem tolerant und aufgeschlossen gegenüberstehen, aber ich kann SoKs Standpunkt auch sehr gut verstehen.

Ansonsten: Rollenspielen ist ein Hobby, wie Schach, oder Fussball oder jedes x-beliebige andere auch. Man trifft sich mit Leuten und spielt. Wo das mehr oder weniger sozial sein soll, als zusammen Sport zu machen oder was auch immer ist mir nicht ganz klar. Aus eben diesem Grund geht mir auch dieser "Rollenspiele machen bessere Menschen aus uns"-Kram gehörig auf den Keks. Meine Freundin macht gerne Musik im Orchester und hatte auch Zeiten, wo sie gerne im Chor gesungen hat. Wenn sie versuchen würde mich zu Missionieren mit Argumenten wie "da lernst du viel mehr sozial zu sein etc." würde ich sie laut auslachen, umgekehrt genauso. Ehrlich gesagt erschließt sich mir der Sinn des Threads insgesamt nur bedingt.

Just my two cents

Apocalypse
 
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Ich hatte da auch nen Bekannten an der Uni, der hat Leuten seine Visitenkarte gegeben - mit seinem Charnamen...

Anekdote:

Gabriel betritt einen Warhammer Shop und schaut sich interessiert die Regale an. Ein Typ kommt an und fragt ob er helfen könnte. Gabriel jung, unschuldig und höflich: "Ja hi, ich bin Roger ... öhm, Warhammer ... wie issn das so?" Antwort: "Hallo, ich bin Trontje, Führer der Dritten Brigade von Schlag-mich-tot ...." und da zog ich es dann vor, doch lieber rückwärts aus dem Laden rauszugehen ;)
 
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Könnte mir mal jemand erklären, was daran schlimm sein soll mit 40 Jahren ein Blind Guardian T-Shirt zu tragen, eine Halbglatze zu haben und seinem Hobby mit Freud nachzugehen?

Ich halte soetwas eigentlich für eine sehr schöne Zukunftsaussicht. (mal abgsehn von der Halbglatze aber da kann man nichts gegen machen. Oh und fügen wir noch ne 30 Jahre alte Lederjacke, ne Harley und nen grauen Vollbart hinzu. Ich mein wenn wir schon dabei sind. :D)

So hab ich zumindest Spass an meinem Leben und ich denk mal sowas ist wirklich erstrebens wert.

Aber hey, wenn sich jemand lieber von den Zwängen der Gesellschaft auf Biegen und Brechen seine Zukunft vorschreiben lassen will. Bitte. Soll er doch. Wenn er meint, dass er damit den Sinn seines Lebens gefunden hat...

Ich find es nur sehr dreist, dass sich hier manche rausnehmen andere wegen Banalitäten(!) abzuurteilen.

Wenn jemand ein "Arschloch" ist, dann kann ich verstehn, dass man nicht die selben Freizeit Aktivitäten wie er ausüben will, aber so...

Aha da lebt also jemand seine Leben und legt keinen Wert auf ein großes Auto, einen teuren Anzug und nen seelenlosen Job in einer großen Firma, er hat ander Vorstellung von Glück und einem schönen Leben und deswegen will ich nicht das solches Gesocks das selbe Hobbie ausübt wie ich?
Weil sich dann die ganzen andern "Spieser" von desen Äußern abschrecken lassen, anstatt die Person einfach mal kennen zu lernen?

Ich bin übrigens einmal in der Woche beim Rollenspiel, wenn mein Studium mir die Zeit lässt. Um genau zu sein am Wochenende. An einem der Tage hab ich so Spass mit meinen Freunden in gemütlicher Runde. Am andern Tag bin ich meist aus, in der Stadt und treff mich mit meinen andern Freunden. Und nein die sind auch nicht nach den Richtlinien der Gesellschaft normal. Aber ich verbring eine meist eine sehr schöne zeit und das sind alles anständige und treue Leute. Ansonsten treff ich mich gerne zu Videoabenden, geh zu Konzerten und verschiednen anderen Veranstaltungen die ich als interessant einstufe. Ich hab ne fundamentale geschichtliche Bildung und dieses Wissen hab ich aus Fachbüchern bezogen. Ich trag meist Schwarz in Schwarz abgestimmt mit einem Metal T-Shirts. Meine Haare sind lang und ich hab nen ungepflegten "Bartwuchs". Ausserdem studier ich zur Zeit Medientechnik und ich hab vor nen anständigen gut bezahlen Job zu bekommen, der mir auch Freude bereitet.

Tja und wie soll ichs sagen, wenn Leute wirklich nicht zum Rollenspiel kommen, weil sie sich von mir abschrecken lassen, dann muss ich sagen, dass ich mit solchen intoleranten, vorurteils belasteten Leuten auch nicht zusammenspielen will.

Und ja ich hab genug Freunde und Bekannte die keine Rollenspieler oder Metaler sind. Warum? Weil ich mir einrede das ich ein anständiger Kerl bin und das sieht zum Glück auch noch der ein oder andere genauso.

Und mit Frauen hat ich auch nie Probleme. Naja eigentlich schon, aber aus anderen Gründen. ;)

Ich persönlich hab die Erfahrung gemacht, dass die 40 jährigen mit Halbglatze und Blind Guardian T-Shirt in der Regel bessere Menschen sind, als die 40 Jährigen mit 3er BMW, Kurzhaarschnitt, ner aufgetakelten Frau, zwei Kindern zu Hause und nem 65 Stunden Job in ner Bank. Bei zweit genannten trifft man, soweit ich das beurteilen kann, häufiger auf negative Eigenschaten wie Verlogenheit, Vorurteile, Eitelkeit, "Volksverdummung", (unbegründete) Arroganz, Unfreundlichkeit usw.
Und wer jetzt ein tristeres, öderes, fantasielosere, ja sogar traurigers Leben führt, darf jeder selbst beurteilen. (bin ich heute nicht wieder gnädig ;))

Und wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf. Saint_of_Killers, ich bin froh das ich mit dir privat nichts zu tun haben muss.
Etwas mehr Selbbewusstsein würde dir, meiner Meinung nach, nicht schaden. Ist es wirklich so wichtig was Fremde denken? Ist es nicht viel wichtiger wer du bist? Bist du wirklich auf sowas angewiesen? Urteilst du wirklich so schnell andere Leute ab? Muss man sich wirklich anpassen und auf das verzichten was einem wichtig ist nur um der Gesellschaft zu gefallen? (Wer auch immer die Gesellschaft sein mag...) Hast du einmal das Buch "Brave New World" gelesen?




Oh noch ne Anmerkung. Mich sprechen übrigens auch hin und wieder mal fremde Leute an und bitten mich um Hilfe. Erst vor zwei Wochen konnte ich einer alten Frau helfen die mich mitten in der Nacht angesprochen hat, weil das Licht von ihrem Fahrrad nicht ging. Ich frage mich ab die selbe alte Frau auch einen Mann in Anzug und missmutigem Gesicht um Hilfe gefragt hätte.... Vielleicht kommts ja doch mehr auf den Charakter an als auf Äusserlichkeiten...
 
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ArchangelGabriel schrieb:
Boah voll die Looser ey!

Misanthropen hassen, was sie selber gerne wären. Dieser Misanthrop scheint Menschen mit Hobbies zu hassen.
 
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@ Falkenschwinge: Ich kenne dich zwar nicht und ich kann das auch nicht beurteilen. Aber ich nehme mal an, dass du ausser Schule (und ja, Uni und FH fasse ich frecherweise auch mal unter Schule mit ein) noch nichts oder nur sehr wenig im "wirklichen" Leben gemacht hast. Denn dann hättest du bemerkt, dass du den tollen Job den du mal haben möchtest NUR DANN bekommen kannst, wenn du dich an gewisse Spielregeln hälst. Z.b. gepflegtes Äusseres und gewissen Kleidungsstil.

Unsere Gesellschaft, so scheiße das auch sein mag, basiert nunmal auf Äusserlichkeiten. Und wenn man im Leben weiterkommen will, so muss man zumindest ein bisschen MIT dem Strom schwimmen (man muss ja nicht in der Mitte oder ganz vorne schwimmen ;) )

Ich hab schon viel gesehen und auch viele Leute kennen gelernt, aber einen hochrangigen Wissenschaftler, einen leitenden Angestellten o.ä. die mit Blind-Guardian-T-Shirt und fettigen 45cm langen Haaren herumlaufen ist mir (und hier muss ich sagen GOTT SEI DANK) noch nicht begegnet.

[Wobei dies natürlich nichts darüber aussagt, ob diese Leute nicht in ihrer Freizeit den Anzug gegen Lederjacke und Motorrad eintauschen und zu ihren Kumpels Party machen gehen (und davon hab ich schon ein paar kennen gelernt).]

Denn das ganze hat unter anderem auch etwas mit Seriosität zu tun. Jemand der sich nicht an gesellschaftliche Normen halten will (egal wie schlecht und verlogen sie teilweise auch sein mögen) ist nämlich nicht im geringsten Vertrauenerweckend noch Seriös.

Und das sieht ein Großteil unserer Bevölkerung so, woraus wiederum die vorhin zitierten Normen und Spielregeln resultieren. Das heißt, entweder man spielt mit und hält sich an die Regeln oder man spielt eben nicht mit.
 
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Unser Experimental-Physik Professor hat einmal in einem Froschkostüm Vorlesung gehalten.

Nur ein Einwurf zum Nachdenken und vorstellen.
 
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Serafin schrieb:
Ich hab schon viel gesehen und auch viele Leute kennen gelernt, aber einen hochrangigen Wissenschaftler, einen leitenden Angestellten o.ä. die mit Blind-Guardian-T-Shirt und fettigen 45cm langen Haaren herumlaufen ist mir (und hier muss ich sagen GOTT SEI DANK) noch nicht begegnet.

Ich habe einen Hippie-Prof an der Uni. Redet langsam und in durchzogenem Pott-Deutsch, hat lange graue Haare zusammengebunden zum Pferdeschwanz und trägt vornehmlich weite schlabbrige bunte Klamotten. Man sieht dem Mann förmlich an, dass er in seiner Freizeit den 60ern hinterherjubelt, als The Who noch auf Tour ging (damals *g*), ganz groß war und man sich täglich zum Frühstück nen Joint gezogen hat.

Es gibt immer Außenseiter der Norm (ich meine radikale Außenseiter), was nichts daran ändert, dass das auch nur Randerscheinungen sind.

@blut_und_glas

Na und?! Die Geschichte werde ich auch meinen und DEINEN Enkeln erzählen ^^
 
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Ich sagte doch: Ich kann sie nicht oft genug hören. :)

mfG
jws
 
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ArchangelGabriel schrieb:
Anekdote:

Gabriel betritt einen Warhammer Shop und schaut sich interessiert die Regale an. Ein Typ kommt an und fragt ob er helfen könnte. Gabriel jung, unschuldig und höflich: "Ja hi, ich bin Roger ... öhm, Warhammer ... wie issn das so?" Antwort: "Hallo, ich bin Trontje, Führer der Dritten Brigade von Schlag-mich-tot ...." und da zog ich es dann vor, doch lieber rückwärts aus dem Laden rauszugehen ;)

Kommt mir bekannt vor... als unschuldiger ... keine Ahnung wie alt ich war, aber Shadowrun 3 war gerade draussen, also denke ich so 17, stand ich in der Buchhandlung in der ich damals gekauft habe und blättere in dem neuen SR Buch. Plötzlich spüre ich eine Hand an meiner Schulte, ein Kerl, ich denke so mitte 20 kommt mit seinem Gesicht ca. 10 cm an meines (etwas das ich einfach nur UNANGENEHM finde wenn der andere nicht weiblich und willig ist) und fragt mich in sehr feuchter Aussprache "Auch ein Shadowrunner?", wartet meine Antwort nicht ab und fängt mir an von seiner DSA Runde mit der Mutter eines Freundes von sich zu erzählen, wo keiner Schwarzmagier spielen darf weil die ja böse sind yada yada yada... Nach 10 Minuten hat mich mein Buchhändler grinsend vor dem Irren gerettet, was ich ihm auch hoch anrechne - hätte er das nicht getan hätte er mich als Kunden an Amazon verloren.

Und das ist halt das worum es mir geht: Von ständig Anzug tragen redet kein Mensch. Von rosa Polohemden und Ipods auch nicht. Aber manche scheinen einfach nur in Extremen zu denken wenn es darum geht sich gesellschaftlich ein wenig anzupassen. Ich trage in meiner Freizeit auch lieber Jeans und T-Shirt und hab in meinem Hobby Raum AUCH ein Deadlandsposter an der Wand hängen. Ich bezweifle einfach nur das Rollenspiel eine Lebenseinstellung ist die man überall demonstrieren muss. Wir sind nicht die Schwulenbewegung die ein berechtigtes Interesse daran hat gesellschaftlich akzeptiert zu werden. Ich bin zufrieden damit nicht mehr aufzufallen um jeden Preis. Das es immer mal den einen oder anderen Hardcore Metaller gibt ist wohl nicht auszuschließen - irgendwo kann der sich möglicherweise bei allem finden. Aber ich will einfach nicht das die Irren, wie Archangels Seargent, mein Shadowrunner und die 1000 Psycho- und Soziopathen die man ständig als Rollenspieler trifft die lautstarke Front des Hobbies bilden. Auch mit den Aussagen einiger Leute hier sieht man, dass wir die feine Linie zwischen tolerant und ignorant lange überschritten haben und einfach nur hinnehmen das "jeder seine Meinung haben kann und so".

Ich bin kein freundlicher Mensch weil ich Metall höre und mit 30 in meinem Informatikstudium rumgammele. Ich bin kein böser, vom Leben verhärmter, arroganter Spacken weil ich Investmentbanker bin und mit 23 schon so locker 100.000 im Jahr mache. DAS entscheidet sich dann wohl an meiner Persönlichkeit. (Wer mich kennt weiß das ich persönlich übrigens NOCH unfreundlicher und bösartiger bin als manche hier glauben.) Ich möchte doch einfach nur das sich das Hobby wieder von einer Religion und einer Lebenseinstellung wieder in ein Hobby verwandelt. Ich mag einfach nicht mit einigen Leuten gleichgesetzt werden. Mit der Gestalt aus dem Buchladen teile ich NICHTS, weder Überzeugungen, noch Art, noch Lebensumfeld. Und ich will einfach nicht damit gleichgesetzt werden. Eben weil ich so freundlich bin und niemanden verwirren, verängstigen oder vor den Kopf stoßen will. Weil man das nicht macht. Das finde ICH unhöflich und arrogant.
 
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Von ständig Anzug tragen redet kein Mensch. Von rosa Polohemden und Ipods auch nicht. Aber manche scheinen einfach nur in Extremen zu denken wenn es darum geht sich gesellschaftlich ein wenig anzupassen.

Second that.

Des weiteren:
Was daran so schlimm sein soll noch mit 40 Blind Guardian T-Shirts zu tragen und auch dem restlichen Klischee zu entsprechen? Nun die Gefahr stagniert zu sein ist IMO doch recht hoch. Weder Metal, noch Techno, noch Rosa Polohemden, noch jeden Abend eine neue Ische im Bett sind lebensabendfüllend. Das soll nicht heißen, dass man mit 40 nicht auch Metal hören sollte, oder Techno, oder öfter mal nen anderen Sexualpartner, man sollte jedoch auch mal über den Tellerrand hinaus schauen und sich fragen: Gibts da vielleicht auch noch was anderes? Und das weniger um der Gesellschaft zu gefallen, sondern um seiner Selbst willen.

Wer mit 40 wie mit 20 rumhängt und sein Leben genauso und kein Stück anders lebt als vorher (außer, dass man jetzt eben nicht mehr bei Mutti wohnt und statt in der Schule zu sitzen arbeiten geht), also immer dieselbe Musik hört (einmal Maiden immer Maiden), immer die gleichen T-Shirts trägt (am besten noch das schlabbrige Maiden Shirt von vor 20 Jahren) und auch noch dieselben Einstellungen vertritt, der hat sein Potential nicht genutzt. Ob man das bewerten sollte à la: "Der hat nicht gelebt!" das vermag ich nicht zu beurteilen. Wichtig ist nur, dass eine ganze Menge mehr drin gewesen wäre und man einerseits aus Bequemlichkeit und andererseits aus blinden Vorurteilen niemals den Arsch hochgekriegt hat, um auch nur ansatzweise anderes auszuprobieren. Wir leben aber in einer Zeit in der die "gestern, heute, morgen - alles gleich" Mentalität irgendwie überholt ist.
Da ist es auch völlig egal, dass manche Menschen kein Problem damit haben sich von einem offensichtlichen Metaller helfen zu lassen. Das Problem stellt nicht die mögliche optische Beleidigung nach außen dar (so ganz Klischeemäßig), sondern eben die innere Einstellung zu sich selbst und dem Rest der Welt.
Das Problem findet sich aber überall. In allen Sub-Kulturen und allen Lebenslagen.

Jetzt könnte man ja die Frage stellen: Warum etwas ändern, wenn alles perfekt ist?
Gegenfrage: Wer sagt dir, dass alles perfekt ist? Könnte nicht etwas besseres da sein, von dem du nur noch nie zuvor gehört hast, weil du es kategorisch und ohne besonderen Grund ausschließt?
 
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ArchangelGabriel schrieb:
noch jeden Abend eine neue Ische im Bett sind lebensabendfüllend.

Guter Post - aber DEN Punkt bezweifle ich einfach mal. Meinen Lebensabend könnte ich mir so SEHR erfüllt vorstellen ;)
 
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