Silvermane
Wahnsinniger
- Registriert
- 22. Februar 2004
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Ja, meine Lieben, was jetzt kommt wird sicher einige vor den Kopf stoßen und es wird auch nicht nett formuliert sein. Ich werde über einige Dinge herziehen und andere In Frage stellen. Aber wenn ich es schaffe, auch nur einen von euch dadurch zum Nachdenken zu bewegen, dann war es nicht Umsonst.
Reden wir über Powergaming. Reden wir über Spielerkompetenz und über die Definition von Helden. Und über das was das Rollenspiel ausmacht.
Ich selbst definiere "Rollenspiel" als den Versuch, kollektiv eine Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte über außergewöhnliche Individuen, die außergewöhnliche Dinge erleben und vollbringen. Diese Individuen sind eure Spieler, liebe SLs, und leider schießt ihr ihnen meist schon ab dem Zeitpunkt der Charaktererschaffung in den Fuß.
Schaut euch mal einen Film an. Lest ein Buch. Haben diese Typen, die ihr da seht oder über die da lest Ähnlichkeiten mit dem, was die Spieler gerade auf ihre Charakterblätter gepinselt habe?
NEIN! Verdammt, für diese Flitzpiepen würdet ihr keine 3,50€ ausgeben wenn ihre Abenteuer als Film im Kino liefen! Und warum?
Schauen wir uns doch mal den "Helden" an. In den meisten Fällen ist er INKOMPETENT. Er kann nicht oder nur mäßig mit dem Schwert umgehen, er ist ein bescheidener Zauberer mit erbärmlich schwachen Sprüchen und er verzweifelt an einem gut gefertigten Schloss.
Warum ist er überhaupt losgezogen, wo er doch schon Probleme hat sich die Schnürsenkel zuzubinden? Ah, klar. Held will er werden. Na, dann hilft es doch unheimlich das er ziellos und ohne Peilung in der Gegen herumrennt und sich mit Gelegenheitsarbeit über Wasser hält.
Das ist der Stoff der Legenden, sowas will der Zuschauer/Leser sich zu Gemüte führen, oder?
Schmeißt diesem Müll über Bord; das ist ein Relikt aus der Zeit der Tabletops. Wir wollen keinen Spieler dafür belohnen, das er oft und fleißig würfelt und sich für jedes tote Monsterchen ein Kreuz macht, ebensowenig wie wir einem Korinthenkacker beim Geldzählen zuschauen wollen.
Werfen wir stattdessen mal einen Blick auf die Sagen und Geschichten, die das ganze inspiriert haben. Da ist der mächtige Conan, der sich ein Königreich erkämpft. Sehen wir den Kerl einmal dabei wie er vor einer Tür steht und jammert, weil er seinen "Schlösser öffnen"-Wurf vergeigt hat? Können wir uns Vorstellen, das Elric aufgrund eines Patzers Sturmbringer wegschmeißt und dann anschließend von einem Strauchdieb mittels Gelegenheitsattacke um die Ecke gebracht wird?
NEIN! Das sind HELDEN. Selbst wenn sie versagen entsteht daraus die Grundlage eines neuen Triumphes; sie sauen nicht die Prinzessin ein wenn sie sich auf dem Ball blamieren, sondern gewinnen einen neuen Feind, der wiederum die Grundlage eines dramatischen Konfliktes bildet.
"Natürlich warst du auf dem Ball charmant und hinreißend (und nicht etwa ein rülpsender Bauerntölpel), aber der eifersüchtige Wesir mag es nicht, wie du der Prinzessin schöne Augen gemacht hast. Ein gedungener Mörder lauert dir auf." ist um so vieles besser und dramatischer als "Du rülpst ihr ins Gesicht wie ein Bauer. Alles lacht."
Ebensowenig definieren sie sich über ihre Ausrüstung. Conan besiegt seine Gegner nicht weil er einen "Vollkörperharnisch in Meisterqualität aus bestem shemitischen Stahl" und ein "Magisches Breitschwert, wahrscheinlich gar aus Atlantis" hat. Er ist der bessere Kämpfer, er kämpft tatsächlich auch cleverer und besser und wischt dann Kraft seines Heldentums mit der Opposition den Boden auf.
Ist er deswegen jetzt ein Powergamer? Barbar, Dieb, König, Schwert von Atlantis, jede Episode eine neue Frauenbegleitung, jedesmal genug Geld zum Rauswerfen und alle Jungfrauen die er befreit legen sich ihm willig zu Füssen? Was JUCKT es mich ob das irgendein Sitzpisser als Powergaming bezeichnet. Conan fand in jeder Geschichte einen würdigen Gegner, also sollte es für ein gutes Meister/Spielergespann kein Problem sein das Gleiche für ihre Helden zu tun.
Meister/SpielerGESPANN! Niemalsnicht! Das sind garstige Antipoden! Die Spieler und der Meister, das sind die helle und die dunkle Seite der Macht! Hund und Katz! Mann und Frau! DER ERBFEIND!!!!!
Bullshit. Wenn du gegen die Typen auf der anderen Seite des Tisches Krieg spielen willst, dann besorg dir besser Axis und Allies, und hör' auf so ein beschissener Verlierer zu sein.
Kommt von den Powergame-Wichsfantasien runter. Die sind kontraproduktiv. Ebenso kontraproduktiv ist die "Heute hab' ich dem Meister aber wieder eine reingewürgt"-Mentalität einiger Spieler.
Ihr seid Ordnung und Chaos. Eines kann ohne das andere nicht existieren, und das lernt ihr besser gestern als morgen. Eine Geschichte kann nur durch Zusammenarbeit der beiden Seiten entstehen, es ist ein Geben und Nehmen. Ohne die Opposition kann ich nicht glänzen, während ich mein Schicksal erfülle. Ohne Rückschläge erlange ich keine Sympathien. Ohne Ziel ist alles streben umsonst, und ohne Streben wird das Ziel nicht erreicht. Arrangiert euch. Versucht nicht, den besseren Charakter zu bauen (das gilt für beide Seiten). Versucht, die bessere Geschichte zu erzählen. Die Würfel können euch dabei helfen. Richtig eingesetzt ist es noch nicht mal nötig, die Ergebnisse zu verfälschen.
Und ihr Spieler denkt daran, das es EURE Story ist. Wenn ihr nur apathisch in der Gegen herumhängt und darauf wartet, das euch das Abenteuer in den Arsch beisst dann seid ihr noch trauriger als der Typ, der eine Latte bekommt wenn er eure Chars umlegen kann.
Ihr solltet einen GRUND für euer Heldentum haben. Sei es der ungebremste Hass auf die Typen, die eure Familie umgelegt haben und euch dann jahrelang an ein Mühlrad gekettet haben, oder sei es euer Pakt mit den Chaosgöttern: IHR seid die Aktionsträger, also verfolgt verdammt noch mal auch ein Ziel! Alt und fett werden ist keines, das einer Geschichte würdig wäre, also los! Blut! Leiden! Schmerz! Seelenqual! Zorn! Lasst euch von euren Emotionen oder Ambitionen leiten, egal, hauptsache VORWÄRTS!
Und ihr, Spielleiter, legt ihnen keine Steine in den Weg! Es ist scheißegal, ob der König von Aquilonien euer Lieblings-NSC ist, wenn der Spieler von Harald dem Eroberer beschlossen hat, das er König werden will anstelle des Königs, dann steht ihm zumindest der Versuch zu! Und es ist scheißegal, ob ihr zu dem Zeitpunkt eine 6-monatige Kampagne für sie Spieler in den Diensten des aquilonischen Königshauses geplant habt, offensichtlich haben die Spieler keinen Bock darauf, sonst hätte Harald nicht gerade mit dem Breitschwert klare Verhältnisse geschaffen!
Macht das beste aus der Situation. Das Nemedische Reich freut sich sicher über einen dicken Usurpator aus dem Norden, da macht eine Invasion gleich doppelt soviel Spaß, und der dicke Harald darf sich als König anstelle des Königs austoben.
Und wenn er es richtig macht, dann entsteht daraus die Legende von Harald dem Ersten, König von Aquilonien, Unterwerfer des Nemedischen Reiches. Und nicht die Story von Harald dem dicken Handlanger, Mann für unangenehme Aufgaben im aquilonischen Reich.
Powergaming? Scheißegal, ich sehe hier nur das Potential einer ganze Latte von epischen Feldschlachten; und ist der Harald auch noch so fit mit dem Breitschwert, alleine damit gewinnt er die Schlachten nicht. Es gibt kein Powergaming, es gibt nur falsche Gegner.
Und wir müssen auch nicht Harald dabei zuschauen, wie er innerhalb von 13 Jahren Spielzeit ein toller Breitschwertschwinger geworden ist. Um eine gute Geschichte zu erzählen wäre es wahrscheinlich sogar besser, wenn wir einfach sagen: "Ich bin Harald der Eroberer, der meisterlich das Breitschwert schwingt!". Niemanden wird es jucken wo und wie er das gelernt hat, es sei denn Harald möchte und in einem epischen Flashback schildern, wie ihm Snorre, der greise Ausgestoßene das letzte Geheimnis der Schwertkunst beibrachte, nur wenige Stunden bevor er durch die Hand von Skaldi, dem eifersüchtigen Schwertmeister starb.
Pfeift auf Stufe Eins. Ich will eine spannende Geschichte hören, nicht Stümpern beim Stolpern zusehen. Tiger und Dragon zeigt doch auch nicht, wie der junge Li Mu Bei im Kloster gekonnt von seinen Meistern verdroschen wird, bevor er den Spiess umdrehen kann.
Flashbacks werden ohnehin zu selten genutzt. Orientiert euch ruhig mal mehr an den Filmen und Büchern, Willenskraftduelle und Flashbacks ergeben manchmal erstklassige Storyelemente.
Ebenso wirr ist die Existenz einer vollständig ausgearbeiteten Hintergrundwelt. Glaubt ihr, Howard hat erst die Karte gezeichnet, dann die Völker erfunden und anschließend gesagt: "He, ich nehme den coolen Schwarzhaarigen da als Hauptfigur, aber erst mal braucht er ein paar Erfahrungsstufen extra..."
Nein. Zuerst war der Held, dann der Ort, dann noch ein Ort, und noch einer, und noch einer. Und nicht immer waren die Ereignisse chronologisch. Und die Karte entstand JAHRE nachdem die Geschichten publiziert waren. Ebensowenig scherte sich Conan um existierende Machtverhältnisse zum Zeitpunkt der Charaktererschaffung. Er ist der Held, er kann und wird die Geschichte der Welt ändern, ansonsten hätte Howard nicht den Fokus auf ihn richten brauchen.
Wir könnten Götter sein, epische Figuren unserer ureigenen Fantasie, unglaubliche Abenteuer bestreitend.
Stattdessen sehe ich Korinthenkacker mit Spreadsheets zur Charakteroptimierung. Systeme, die aus meinem epischen Konzept einen völlig unzureichenden Stümper machen. "Helden", die mit schöner Regelmäßigkeit an Alltagssituationen verzweifeln. Spieler und Spielleiter, die das "wer fickt den anderen am übelsten"-Spiel spielen. Spieler in apathischer Duldungsstarre, Spieler im Krieg mit dem System und dem Spielleiter, und Spielleiter, die denken das sie ohne die störenden Idioten an ihrem Tisch wohl glücklicher wären.
Es sind über 30 Jahre in diesem Hobby vergangen, aber nur ganz wenige von uns haben sich aus den Höhlen der grauen Vorzeit erhoben und nach vorne geblickt.
Schneidet die alten Zöpfe ab. Schmeißt den Ballast über Bord. Erzählt Geschichten, und erzählt solche Geschichten für die man auch gerne 3,50€ an der Kinokasse bezahlt.
-Silver
Reden wir über Powergaming. Reden wir über Spielerkompetenz und über die Definition von Helden. Und über das was das Rollenspiel ausmacht.
Ich selbst definiere "Rollenspiel" als den Versuch, kollektiv eine Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte über außergewöhnliche Individuen, die außergewöhnliche Dinge erleben und vollbringen. Diese Individuen sind eure Spieler, liebe SLs, und leider schießt ihr ihnen meist schon ab dem Zeitpunkt der Charaktererschaffung in den Fuß.
Schaut euch mal einen Film an. Lest ein Buch. Haben diese Typen, die ihr da seht oder über die da lest Ähnlichkeiten mit dem, was die Spieler gerade auf ihre Charakterblätter gepinselt habe?
NEIN! Verdammt, für diese Flitzpiepen würdet ihr keine 3,50€ ausgeben wenn ihre Abenteuer als Film im Kino liefen! Und warum?
Schauen wir uns doch mal den "Helden" an. In den meisten Fällen ist er INKOMPETENT. Er kann nicht oder nur mäßig mit dem Schwert umgehen, er ist ein bescheidener Zauberer mit erbärmlich schwachen Sprüchen und er verzweifelt an einem gut gefertigten Schloss.
Warum ist er überhaupt losgezogen, wo er doch schon Probleme hat sich die Schnürsenkel zuzubinden? Ah, klar. Held will er werden. Na, dann hilft es doch unheimlich das er ziellos und ohne Peilung in der Gegen herumrennt und sich mit Gelegenheitsarbeit über Wasser hält.
Das ist der Stoff der Legenden, sowas will der Zuschauer/Leser sich zu Gemüte führen, oder?
Schmeißt diesem Müll über Bord; das ist ein Relikt aus der Zeit der Tabletops. Wir wollen keinen Spieler dafür belohnen, das er oft und fleißig würfelt und sich für jedes tote Monsterchen ein Kreuz macht, ebensowenig wie wir einem Korinthenkacker beim Geldzählen zuschauen wollen.
Werfen wir stattdessen mal einen Blick auf die Sagen und Geschichten, die das ganze inspiriert haben. Da ist der mächtige Conan, der sich ein Königreich erkämpft. Sehen wir den Kerl einmal dabei wie er vor einer Tür steht und jammert, weil er seinen "Schlösser öffnen"-Wurf vergeigt hat? Können wir uns Vorstellen, das Elric aufgrund eines Patzers Sturmbringer wegschmeißt und dann anschließend von einem Strauchdieb mittels Gelegenheitsattacke um die Ecke gebracht wird?
NEIN! Das sind HELDEN. Selbst wenn sie versagen entsteht daraus die Grundlage eines neuen Triumphes; sie sauen nicht die Prinzessin ein wenn sie sich auf dem Ball blamieren, sondern gewinnen einen neuen Feind, der wiederum die Grundlage eines dramatischen Konfliktes bildet.
"Natürlich warst du auf dem Ball charmant und hinreißend (und nicht etwa ein rülpsender Bauerntölpel), aber der eifersüchtige Wesir mag es nicht, wie du der Prinzessin schöne Augen gemacht hast. Ein gedungener Mörder lauert dir auf." ist um so vieles besser und dramatischer als "Du rülpst ihr ins Gesicht wie ein Bauer. Alles lacht."
Ebensowenig definieren sie sich über ihre Ausrüstung. Conan besiegt seine Gegner nicht weil er einen "Vollkörperharnisch in Meisterqualität aus bestem shemitischen Stahl" und ein "Magisches Breitschwert, wahrscheinlich gar aus Atlantis" hat. Er ist der bessere Kämpfer, er kämpft tatsächlich auch cleverer und besser und wischt dann Kraft seines Heldentums mit der Opposition den Boden auf.
Ist er deswegen jetzt ein Powergamer? Barbar, Dieb, König, Schwert von Atlantis, jede Episode eine neue Frauenbegleitung, jedesmal genug Geld zum Rauswerfen und alle Jungfrauen die er befreit legen sich ihm willig zu Füssen? Was JUCKT es mich ob das irgendein Sitzpisser als Powergaming bezeichnet. Conan fand in jeder Geschichte einen würdigen Gegner, also sollte es für ein gutes Meister/Spielergespann kein Problem sein das Gleiche für ihre Helden zu tun.
Meister/SpielerGESPANN! Niemalsnicht! Das sind garstige Antipoden! Die Spieler und der Meister, das sind die helle und die dunkle Seite der Macht! Hund und Katz! Mann und Frau! DER ERBFEIND!!!!!
Bullshit. Wenn du gegen die Typen auf der anderen Seite des Tisches Krieg spielen willst, dann besorg dir besser Axis und Allies, und hör' auf so ein beschissener Verlierer zu sein.
Kommt von den Powergame-Wichsfantasien runter. Die sind kontraproduktiv. Ebenso kontraproduktiv ist die "Heute hab' ich dem Meister aber wieder eine reingewürgt"-Mentalität einiger Spieler.
Ihr seid Ordnung und Chaos. Eines kann ohne das andere nicht existieren, und das lernt ihr besser gestern als morgen. Eine Geschichte kann nur durch Zusammenarbeit der beiden Seiten entstehen, es ist ein Geben und Nehmen. Ohne die Opposition kann ich nicht glänzen, während ich mein Schicksal erfülle. Ohne Rückschläge erlange ich keine Sympathien. Ohne Ziel ist alles streben umsonst, und ohne Streben wird das Ziel nicht erreicht. Arrangiert euch. Versucht nicht, den besseren Charakter zu bauen (das gilt für beide Seiten). Versucht, die bessere Geschichte zu erzählen. Die Würfel können euch dabei helfen. Richtig eingesetzt ist es noch nicht mal nötig, die Ergebnisse zu verfälschen.
Und ihr Spieler denkt daran, das es EURE Story ist. Wenn ihr nur apathisch in der Gegen herumhängt und darauf wartet, das euch das Abenteuer in den Arsch beisst dann seid ihr noch trauriger als der Typ, der eine Latte bekommt wenn er eure Chars umlegen kann.
Ihr solltet einen GRUND für euer Heldentum haben. Sei es der ungebremste Hass auf die Typen, die eure Familie umgelegt haben und euch dann jahrelang an ein Mühlrad gekettet haben, oder sei es euer Pakt mit den Chaosgöttern: IHR seid die Aktionsträger, also verfolgt verdammt noch mal auch ein Ziel! Alt und fett werden ist keines, das einer Geschichte würdig wäre, also los! Blut! Leiden! Schmerz! Seelenqual! Zorn! Lasst euch von euren Emotionen oder Ambitionen leiten, egal, hauptsache VORWÄRTS!
Und ihr, Spielleiter, legt ihnen keine Steine in den Weg! Es ist scheißegal, ob der König von Aquilonien euer Lieblings-NSC ist, wenn der Spieler von Harald dem Eroberer beschlossen hat, das er König werden will anstelle des Königs, dann steht ihm zumindest der Versuch zu! Und es ist scheißegal, ob ihr zu dem Zeitpunkt eine 6-monatige Kampagne für sie Spieler in den Diensten des aquilonischen Königshauses geplant habt, offensichtlich haben die Spieler keinen Bock darauf, sonst hätte Harald nicht gerade mit dem Breitschwert klare Verhältnisse geschaffen!
Macht das beste aus der Situation. Das Nemedische Reich freut sich sicher über einen dicken Usurpator aus dem Norden, da macht eine Invasion gleich doppelt soviel Spaß, und der dicke Harald darf sich als König anstelle des Königs austoben.
Und wenn er es richtig macht, dann entsteht daraus die Legende von Harald dem Ersten, König von Aquilonien, Unterwerfer des Nemedischen Reiches. Und nicht die Story von Harald dem dicken Handlanger, Mann für unangenehme Aufgaben im aquilonischen Reich.
Powergaming? Scheißegal, ich sehe hier nur das Potential einer ganze Latte von epischen Feldschlachten; und ist der Harald auch noch so fit mit dem Breitschwert, alleine damit gewinnt er die Schlachten nicht. Es gibt kein Powergaming, es gibt nur falsche Gegner.
Und wir müssen auch nicht Harald dabei zuschauen, wie er innerhalb von 13 Jahren Spielzeit ein toller Breitschwertschwinger geworden ist. Um eine gute Geschichte zu erzählen wäre es wahrscheinlich sogar besser, wenn wir einfach sagen: "Ich bin Harald der Eroberer, der meisterlich das Breitschwert schwingt!". Niemanden wird es jucken wo und wie er das gelernt hat, es sei denn Harald möchte und in einem epischen Flashback schildern, wie ihm Snorre, der greise Ausgestoßene das letzte Geheimnis der Schwertkunst beibrachte, nur wenige Stunden bevor er durch die Hand von Skaldi, dem eifersüchtigen Schwertmeister starb.
Pfeift auf Stufe Eins. Ich will eine spannende Geschichte hören, nicht Stümpern beim Stolpern zusehen. Tiger und Dragon zeigt doch auch nicht, wie der junge Li Mu Bei im Kloster gekonnt von seinen Meistern verdroschen wird, bevor er den Spiess umdrehen kann.
Flashbacks werden ohnehin zu selten genutzt. Orientiert euch ruhig mal mehr an den Filmen und Büchern, Willenskraftduelle und Flashbacks ergeben manchmal erstklassige Storyelemente.
Ebenso wirr ist die Existenz einer vollständig ausgearbeiteten Hintergrundwelt. Glaubt ihr, Howard hat erst die Karte gezeichnet, dann die Völker erfunden und anschließend gesagt: "He, ich nehme den coolen Schwarzhaarigen da als Hauptfigur, aber erst mal braucht er ein paar Erfahrungsstufen extra..."
Nein. Zuerst war der Held, dann der Ort, dann noch ein Ort, und noch einer, und noch einer. Und nicht immer waren die Ereignisse chronologisch. Und die Karte entstand JAHRE nachdem die Geschichten publiziert waren. Ebensowenig scherte sich Conan um existierende Machtverhältnisse zum Zeitpunkt der Charaktererschaffung. Er ist der Held, er kann und wird die Geschichte der Welt ändern, ansonsten hätte Howard nicht den Fokus auf ihn richten brauchen.
Wir könnten Götter sein, epische Figuren unserer ureigenen Fantasie, unglaubliche Abenteuer bestreitend.
Stattdessen sehe ich Korinthenkacker mit Spreadsheets zur Charakteroptimierung. Systeme, die aus meinem epischen Konzept einen völlig unzureichenden Stümper machen. "Helden", die mit schöner Regelmäßigkeit an Alltagssituationen verzweifeln. Spieler und Spielleiter, die das "wer fickt den anderen am übelsten"-Spiel spielen. Spieler in apathischer Duldungsstarre, Spieler im Krieg mit dem System und dem Spielleiter, und Spielleiter, die denken das sie ohne die störenden Idioten an ihrem Tisch wohl glücklicher wären.
Es sind über 30 Jahre in diesem Hobby vergangen, aber nur ganz wenige von uns haben sich aus den Höhlen der grauen Vorzeit erhoben und nach vorne geblickt.
Schneidet die alten Zöpfe ab. Schmeißt den Ballast über Bord. Erzählt Geschichten, und erzählt solche Geschichten für die man auch gerne 3,50€ an der Kinokasse bezahlt.
-Silver