Multigenre mit Regeln bestücken

Skar

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Angenommen man hat ein Multi-Genre-Rollenspiel bei dem durch welchen Effekt auch immer es möglich ist, theoretisch mit dem selben Charakter verschiedene Settings zu bespielen. (Wie das abläuft ist hier nicht Gegenstand.)

Jetzt möchte man ein gemeinsames Regelwerk für alle Settings haben. Das Regelwerk soll aber die Settings durchaus unterstützen und nicht nur oben draufgesetzt sein.

Wie soll man da ran gehen?

Vielleicht ein Wert innerhalb der Stats, der sich je Setting ändert? Zum Beispiel könnte das in einem viktorianischen Setting ein besonders gesellschaftlicher Wert sein, in einem Westernsetting ein körperlicher Wert.

Oder ganz anders?
 
AW: Multigenre mit Regeln bestücken

Könntest du vielleicht etwas konretere Beispiele liefern? So abstrakt ist es schwer was dazu zu sagen.
Ich erinnere mich an ein System, dessen Name ich leider vergessen habe, bei dem man mit den SC zwischen drei verschiedenen Epochen wechseln konnte. Schwebt dir so was vor?
 
AW: Multigenre mit Regeln bestücken

tobrise schrieb:
Ich erinnere mich an ein System, dessen Name ich leider vergessen habe, bei dem man mit den SC zwischen drei verschiedenen Epochen wechseln konnte. Schwebt dir so was vor?
TRI.

Aber nein, ich will kein Rollenspiel erfinden und hier schon gar nicht ein Setting planen.

Ausgehend von den Punkten:
  1. Wir haben ein Multisettingrollenspiel sagen wir mit Viktorianik, Western und Science Fiction.
  2. Wir wollen Regeln, die das Setting stützen (dafür zugeschnitten sind).
  3. Wir wollen ein Regelsystem für alle der vorkommenden Settings. (Geringfügige Änderung sind vollkommen okay.)
will ich nur Ansätze sehen, wie man so etwas umsetzen könnte. Bevorzugen würde ich persönlich ein leichtes Regelwerk. Aber mir geht es hier hauptsächlich darum, mit welchen Regeländerungen eines Systems ich alle vorgenannten Setting besonders stützen kann.
 
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Mal wieder würde ich im groben zu Savage Worlds raten. Wenn ich dich recht verstanden habe, deckt das RW - zumindest von den Settings genau das ab. Auch hier werden gerinfügig Werte für die jeweiligen Settings geändert, eingeführt (Grit zB. in DL:R) , der Rest bleibt bestehen und deckt es wunderbar ab.

SoFar
MB
 
AW: Multigenre mit Regeln bestücken

Um nochmal was vorzulegen:

Atrribute und Fertigkeiten könnten mein Regelsystem bestimmen. Nehmen wir dazu einen abstrakten Wert (im folgenden "Settingwert"), der aber durchaus settingkonform ist:

Viktorianik: Ansehen
Science Fiction: Tech
Western: Überleben

Diese Werte werden mit Attributen verknüpft. Der Einfachheit in diesem Beispiel wie folgt:

Viktorianik: Ansehen -> gesellschaftliches Attribut
Science Fiction: Tech -> kognitives Attribut
Western: Überleben -> körperliches Attribut

Settingkonformes Verhalten könnte sich jetzt im Settingwert niederschlagen und einen Bonus auf die Attributswürfe geben. So würde das Regelwerk das Setting stützen.

Problem ist nur, dass ich jetzt innerhalb der Regelmechanik einen Wert eingeführt habe, der erstens abstrakt ist und zweitens einen Umweg zum Ziel darstellt.

Kennt ihr das bessere Lösungen?
 
AW: Multigenre mit Regeln bestücken

Masterbrain schrieb:
Mal wieder würde ich im groben zu Savage Worlds raten. Wenn ich dich recht verstanden habe, deckt das RW - zumindest von den Settings genau das ab. Auch hier werden gerinfügig Werte für die jeweiligen Settings geändert, eingeführt (Grit zB. in DL:R) , der Rest bleibt bestehen und deckt es wunderbar ab.

SoFar
MB
Da hast du nicht ganz unrecht. Aber Savage Worlds schlägt sich meist in mehreren abweichenden Werten pro Setting nieder. Für mich persönlich tuts da auch ein einziger, wie gerade zuvor gepostet.

Aber ein guter Einwand. Auf SW hätte ich auch selbst kommen können. ;)
 
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Skar schrieb:
Aber Savage Worlds schlägt sich meist in mehreren abweichenden Werten pro Setting nieder.
Nein, nicht meist.

In 50 Fathoms, Low Life und Necessary Evil: KEIN Abweichender Wert.
In Tour of Darkness: Sanity
In Deadlands: Grit (und nur für Harrowed: Dominion)
In Rippers: Status und Reason.

Das "meist" würde ich hier nicht stehenlassen wollen, sondern durch "bei Bedarf nach mehr als einem Wert für ein bestimmtes Setting" ersetzen.
 
AW: Multigenre mit Regeln bestücken

Siehste, Rippers ist mir ein wenig bekannt und Reloaded noch ein wenig mehr. Reloaded hat aber z.B. auch noch "the way of the brave" als Rgelanpassung zu liefern. :)
 
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Skar schrieb:
Reloaded hat aber z.B. auch noch "the way of the brave" als Rgelanpassung zu liefern. :)
Ach, ich wußte nicht, daß es sonst KEINE Regelanpassung mehr sein darf.

Vielleicht ein Wert innerhalb der Stats, der sich je Setting ändert?
Darum ging es, dachte ich.

Aber settingspezifische Regeln wird es IMMER geben. Und wenn es nur die Trappings für die Powers in einem Setting sind. Bei 50F sind es die Regeln für Seegefechte und den "Bordkoller", bei Necessary Evil die Superpower-Regelung, bei Low Life die neuen, dubiosen Rassen, die man da spielen kann.

Grundregelwerk + settingspezifische Regeln ist die Savage Worlds Formel, die sie bislang immer durchgehalten haben. Deadlands braucht keine Regeln für den Bordkoller bei 9 monatigen Seereisen, Necessary Evil braucht keine Reason für die Gadgeteers und keine Regeln für Cremeschnittenbeschwörer, Evernight braucht keinen sozialen Status und keine Regeln für Rippertech.

Das Settingspezifische ist ja nur Ballast für den unveränderlichen Kern eines Rollenspiel-Generikums, der beim Settingwechsel weggeworfen wird.

Gutes Beispiel: die Savage Tale "Through the Cathode Ray Tube", bei der Studenten von einem irren Prof. (Mad Science 101 ;) ) in eine Art "Fernsehprogramm" eingespeist werden und dort von Schmacht-und-Intrigen-Soap Opera, über "Missy, the Zombie-Eviscerator" (inklusive Werbepause :D), und "Hillbilly-Ninjas", bis zum Teenager-Slasher-Movie durch diverse "Programme" gezappt werden - jedesmal mit mehr oder weniger subtiler Regelanpassung (immer nur eine kleine Handvoll für die typischen Elemente, die wichtig genug sind, daß man für sie eine Regelanpassung/-ergänzung überhaupt braucht).

Du willst aber Regelanpassungen vollständig vermeiden, oder?
 
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Zornhau schrieb:
Du willst aber Regelanpassungen vollständig vermeiden, oder?
Ich denke, dass ich ohne Regelanpassungen die Regeln nicht auf das Setting zuschneiden kann. Wichtig ist, dass das gemeinsame Regelwerk immer erkennbar ist und dass die Regeln auch genau das machen, was ich erwarte (also das jeweilige Setting stützen).

Je geringer der Aufwand dafür ist, desto besser.

Was ist zum Beispiel mit Settingsskills? Man kann sie für die jeweilige Charaktererschaffung einrichten. Aber wenn derselbe Charakter das Setting wechselt, müssen eigentlich keine Anpassungen vorgenommen werden. Der Charakter muss halt mit seinen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten weiter kommen.
 
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Mir ist noch was simples eingefallen:

Einfach die Steigerungskosten in den verschiedenen Settings differenziert ausarbeiten, oder bei der Charaktererschaffung gleich einen Bonus auf settingfördernde Stats geben.
 
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...

Ansonsten haben die Axiome und World Rules von TORG meiner Meinung nach eigentlich recht gute Arbeit geleistet.

mfG
nga
 
AW: Multigenre mit Regeln bestücken

Was machen die denn? (Ich kenns nicht.)
 
AW: Multigenre mit Regeln bestücken

Die Axiome legen generell fest, was in einer bestimmten Welt möglich ist. Sie sind ein Maßstab für die allgemeine Entwicklung in verschiedenen Gebieten (beispielsweise Magie oder Technologie).
Die World Rules verfeinern diese groben numerischen Messlatten, in dem sie für jede Welt einige kleine Sonderregeln einführen, die den besonderen Charakter der jeweiligen Welt unterstreichen.

mfG
nga
 
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also sieht für mich ganz danach aus, als könntest du was mit gurps anfangen.

generic universal role playing system

dieses system von steve jackson games hat es sich zur aufgabe gemacht, so ziemlich jeden charakter in so ziemlich jeder welt abbilden zu können.

ich habe zum beispiel eine kampagne lang eine maskerade vampirin in einem star wars setting gespielt.

es läuft darauf hinaus, dass nicht nur den charaktären bezifferbare werte zugeteilt sind, sondern auch dem setting selbst.

einer dieser werte wäre zum beispiel das Tec Level.

das geht von 0 steinzeit über 4 mittelalter 6 victorianisches zeitalter 10 heutige zeit bis hin zu 20 unendlicher unwahrscheinlichkeitsdrive.

habs lange nich mehr gespielt, aber ich meine mich dunkel zu erinnern dass es ähnliche werte für zum beispiel den Magie level gibt.

charaktäre aus anderen leveln haben dann entsprechend bezifferbare vor und nachteile.

und tja, regeln bietet das system eigentlich auch für alles und die ziemlich gut und klar verständlich.

von der bedienung eines dreimasters.
über die beschwörung von elementaren.
eine verfolgungsjagt mit dem auto zur rush hour
die benutzung von psi kräften
bis hin zur schlacht mit sternenzerstörern.

regeln die gerade im setting nicht gebraucht werden lässt man einfach außer acht.
 
AW: Multigenre mit Regeln bestücken

GURPS benutze ich bisher nur als Quellenbände. Dafür ist es wirklich gut geeignet.

Die Mechaniken von Torg kenne ich gar nicht.
 
AW: Multigenre mit Regeln bestücken

Skar schrieb:
Aber nein, ich will kein Rollenspiel erfinden und hier schon gar nicht ein Setting planen.
Gut.
Dann mal dazu...
Skar schrieb:
Ausgehend von den Punkten:
  1. Wir haben ein Multisettingrollenspiel sagen wir mit Viktorianik, Western und Science Fiction.
  2. Wir wollen Regeln, die das Setting stützen (dafür zugeschnitten sind).
  3. Wir wollen ein Regelsystem für alle der vorkommenden Settings. (Geringfügige Änderung sind vollkommen okay.)
will ich nur Ansätze sehen, wie man so etwas umsetzen könnte.
Du willst Traveller.

Skar schrieb:
Bevorzugen würde ich persönlich ein leichtes Regelwerk. Aber mir geht es hier hauptsächlich darum, mit welchen Regeländerungen eines Systems ich alle vorgenannten Setting besonders stützen kann.
Traveller ist ein ziemlich leichtgewichtiges Regelwerk (nur die Fahrzeugbastelregeln sind für Crunchophile).

Bei Traveller bräuchtest Du ÜBERHAUPT KEINE Regeländerungen, da das Regelwerk Multi-Genre ("multi"-genre, nicht etwa alle Genres (z.B. keine D&D-like Fantasy)) unterstützt.

Was macht Traveller, daß es in der Lage ist viktorianische Gesellschafts- und Technologie-Vorgaben ebenso abzudecken, wie Western (eigentlich auch viktorianisch (von der irdischen Historie gesehen), jedoch nur eine besondere Ausprägung derselben Zeit), und eben Science Fiction?

Die Lösung besteht in Attributen wie Education und Social Standing, die z.B. bei einer Welt mit viktorianisch geprägter Besiedelung andere Werte und anderen Stellenwert haben, als dies bei einer (Firefly-artigen) Western-geprägten Welt der Fall wäre. - Nebenbei: es muß noch nicht einmal eine andere Welt sein, sondern es könnte auch dieselbe Welt (Balkanized ist das Stichwort) sein, auf der unterschiedliche Regionen unterschiedliche Gesellschaftsformen aufweisen.

Weiters gehört zur Lösung der Law Level, Tech Level und Government Level. Damit beschreibt man das Rechtssystem (Law Level im Western z.b. ziemlich niedrig), Tech Level (bei Western und viktorianischem Umfeld gleich (und niedrig verglichen mit dem Durchschnitt des Imperiums)), Government Level (ähnlich, erlaubt aber Unterscheidungen wie z.B. eine Theokratie (Mormonen u.a. "auserwählte Völker"), Oligarchie (die amerikanische Form der "Demokratie"), und natürlich Monarchie (Hi, Vicky!)).

Ich beziehe mich dabei nur auf die Little Black Books des Classic Traveller. In späteren Werken wurden gerade diese Abstufungen und Einordnungen hinsichtliche Technologie, sozialen Aspekten, usw. noch verfeinert.

Als nächsten und für diese Schilderung letzten Punkt: die Skills.
- Sci-Fi benötigt und bekommt in Traveller solche Skills wie Pilot, Ships Boat, Computer, Gravitics, etc.
- Viktorianisch geprägtes Umfeld benötigt und bekommt Skills wie Carousing, Liaison, Streetwise, Admin, Mechanical, Vehicle (Dampfschiffe), usw.
- Western benötigt und bekommt Revolver, Rifle, Gambling, Survival, Equestrian, Brawling, Vehicle (Kutschen), uam.

Durch eine nicht zu spezielle, wohl aber speziell für typische Bewohner eines Sub-Settings auswählbare Skill-Palette, durch die out-of-the-box vorhandenen Mechanismen, die unterschiedliche Rechts-, Regierungs-, und Staats-Systeme, sowie unterschiedliches Technik-Niveau unterstützen, sowie durch die breite, und nicht nur kampffixierte Attributsstreuung mit Strength, Dexterity, Endurance, Intelligence, Education, Social Standing - die allesamt auch im Spiel tatsächlich von Bedeutung sind - hat Traveller alles Notwendige, um die geforderte Multi-Genre-Fähigkeit abzudecken.

Bei Traveller ist es ja NORMAL für SCs, daß sie heute auf einer Welt mit High Tech, morgen auf einem Backwater-Planet mit extensiver Weidewirtschaft (sag "Yeehaw!") und übermorgen auf einer Wasserwelt im Dampfzeitalter, mit schwimmenden, dampfbetriebenen Städten sind.

Und all das könnte man - falls man wollte - auf ein und derselben Welt plazieren.
 
AW: Multigenre mit Regeln bestücken

Ja, klingt gut. Ich suchte zwar nicht speziell was, für die exemplarisch vorgestellten Genres, sondern es sollte einfach ein Problemlösungsthread werden. Aber ich glaube mein Traveller müsste ich mir dan nochmal vornehmen.

Reicht denn das alte deutsche? Ich habe gehört ohne Megatraveller sei man alleine schon wegen der Charaktererschaffung (?) aufgeschmissen.
 
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