AW: Krankheiten im Rollenspiel
Zornhau schrieb:
Ich nehme mal an, Dir ist nicht ein sehr nahestehendes Familienmitglied durch einen den ganzen Körper nach und nach zerstörenden Krebs übelst und unter kaum vorstellbaren Schmerzen verstorben. - Sonst hättest Du nämlich (vermutlich) mehr Sensibilität zur erkennen, daß auch das Thema Krankheit für manche sehr wohl ein "besonders sensibles" Thema ist.
Und ich glaube, dass man die "Gefahren" bei der Verwendung von Krankheiten mit Abstraktion ohne Umschweife umgehen kann. Sicher hat jeder Spieler irgendwelche Sachen auf die er besonders sensibel reagiert, allerdings stellt es sich für solche Spieler als hilfreich heraus immer vor Augen rufen, dass Spiel ungleich Realität ist.
Ohne Soulstripping begehen zu wollen, kann ich sagen, dass das Kapitel Drogen in meinem persönlichen Leben durchaus eine ganz üble Rolle gespielt hat. Ich würde jedoch einen Teufel tun und dieses Thema innerhalb des Spiels verbannt sehen wollen. "Belasten" tut es mich erst, wenn da jemand meint fachsimpeln zu müssen obwohl er keine Ahnung hat. Aber auch dann kann man das mit ein zwei Sätzen recht leicht aus der Welt räumen.
Meine Meinung:
Bei all diesem "darf nicht", "sollte nicht", "ist nicht richtig", "pietätlos" und wie es alles heißt stellt sich für mich immer die Frage:
Inwieweit sind solcherlei Themen dem Spiel zuträglich? Passt das "pietätlose" Thema ins Setting des Spiels?
Könnte es in Hunter oder Shadowrun Krebskranke geben?! Könnten da Vergewaltigungen passieren (ohne jetzt die Diskussion darüber starten zu wollen, sie dient lediglich als typisches pietätloses Beispiel)? Wie sieht es bei D&D mit Drogenmissbrauch aus? und so weiter und so fort....
Sollte sich ein Thema so gar nicht einfügen lassen, dann braucht man es auch nicht zu verwenden. Wer legt in einer epischen Fantasy Schlacht schon wert auf einen krebskranken und deswegen Morphium abhängigen Paladin? Spiele wie Shadowrun oder die komplette WoD verfügen aber über das Setting all das unterzubringen. Abbilder der Realität eben. Wo ohne Umschweife getötet werden darf (wegen des besonders großen Kampfkapitels im Regelbuch und der allgemeinen Gewaltbereitschaft tief verankert im Setting), da dürfen auch AIDS- und Krebskranke rumlaufen, dürfen Menschen (=SCs und NSCs) gedemütigt und gepeinigt werden und darf Abschaum als Abschaum dargestellt werden, ebenso wie ein Schwarzer nunmal kein Mensch, sondern ein Nigger ist. Punktum.
Wer damit ein Problem hat, der sollte lieber an seinen Selbsterhaltungstrieb denken und sich fragen: Wenn ich doch sooooooooooooo ein riesenproblem mit dargestelltem Krebs habe, wieso sollte ich dann ein Spiel wie Hunter spielen wollen, in dem ein krebskranker und obendrein dem Tode geweihten
Archetyp ebenfalls unter letalen Metastasen leidet (Märtyrerbuch IIRC).
Manche Settings, um den Gedanken abzuschließen, geben nun einmal mehr ,menschlichen "Abgrund" und "Tabu" her, als andere. Wer damit ein Problem hat möge sich vielleicht ein anderes Setting mit weniger "Abgrund" suchen.