Henry [V: tM]

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7. Januar 2005
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Das Folgende ist ein Ausschnitt aus einem Forum und etwas, was ich für einen Char von mir geschrieben habe. Mich würde einfach mal interessieren, wie ihr das findet, konstruktive Kritik ist immer willkommen. :)

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[FONT=&quot]Die Scherben lagen noch auf dem Boden, als er zunächst einmal das Arbeitszimmer verließ, nachdem er den Rechner heruntergefahren hatte. Dennoch - er konnte dieses Zimmer nicht so schnell verlassen, wie er es vorhatte, sondern drehte sich um, warf einen Blick auf den Fußboden. Das Weinglas zu ersetzen, das war kein Problem, mit Sicherheit nicht. Aber es war auch nicht das Wichtigste, an das er gerade dachte. Er hatte es zerschmettert, mit einer Geste, wie er sie allnächtlich machte. Und es schmerzte ihn. "Why?" Schrie er - sich wieder umdrehend - seine Pein in den leeren Flur hinaus, und es war ihm egal, ob der Ghoul, der sich schon schlafen gelegt hatte, noch einmal wach wurde. Es tat so weh, und die Person, die vermutlich wußte, wie er sich fühlte, war nicht da. Niemand hatte ihn bis jetzt wütend gesehen, abgesehen von seinem treuen Ghoul, wohl aber deprimiert, traurig und sogar freundlich, lachend vor Freude. [/FONT][FONT=&quot]

Nein, diese Nacht war nicht das, was er sich unter einer angenehmen Nacht vorstellen würde und konnte, wenn man ihn danach befragte. Er gehörte weder dem Pack an, das er haßte, noch war er ein dummer Neonatus, der anfing seine ersten Schritte in der Gesellschaft der Nacht zu machen, nachdem er freigesprochen war. "Welches Spiel spielen Sie, Monsieur de Mortimer?" Und dann der Nachsatz. "Sagen Sie jetzt nicht Schach." Das edelste aller Spiele, und er wußte, warum er es liebte. Aber dieser Athanasius hatte vermutlich genau gewußt, daß er ihn - Henry - damit treffen konnte. Schließlich war es es nicht nur der Clan der Nacht, der dafür berühmt war. Es hatte ihm jedenfalls die Lust verdorben, noch einmal den Schachclub, den er sich gesucht hatte, heute nacht aufzusuchen. Aber dafür hätte er wohl mehr Antrieb haben müssen.

"Why?" Und mit einem Krachen donnerte er die Tür des Zimmers ins Schloß, ging dann ohne diese noch eines Blickes zu würdigen in Richtung der Treppe, nach unten. In den Salon? Nein. Oben rührte sich etwas, und er konnte Schritte hören. Thomas war wohl aufgewacht, aber es war ihm egal. Der Anruf der Brujah war das Letzte, was ihm in dieser Nacht noch gefehlt hatte. Woher wußte sie, daß Ellen und er sich nahegestanden hatten? Der Einzige, der es gewußt hatte, war der Ahn des Clans der Gelehrten gewesen. Aber auch die Furieux. Daß der Seneschall seinen Brief gehabt hatte, bewies ihm, daß der Ahn wieder in der Stadt war, wie hätte er sonst daran kommen sollen? Aber keine Nachricht? Was da wohl wieder Sache war; er wollte es gar nicht wissen. Es reichte ihm, daß man wußte, was er geschrieben hatte. Andererseits, vielleicht würde man nun endlich diesen 'Latino-Lover' hoffentlich finden.

Jetzt ging eine weitere Tür, und er beschloß, sich doch in den Salon zu setzen. Es galt, Haltung zu bewahren. Schließlich war er Ventrue und kein Zelot. [/FONT]
[FONT=&quot]'What about how I feel? [/FONT][FONT=&quot]Can you tell me how I feel?'[/FONT][FONT=&quot](1) Schon wieder diese zwei Zeilen eines Songs, den er vor einiger Zeit gehört hatte und der das beschrieb, wie es in ihm aussah, Wut und die Disziplin, die er gerade gar nicht so fühlen konnte. Fast schon teuflisch. Wäre er noch sterblich gewesen, hätte er wohl jetzt zur Flasche gegriffen, um sich einfach einen - wie sagten die Sethskinder in Deutschland - 'hinter die Binde zu kippen.' Aber das ziemte sich nicht, auch wenn er wußte, wie man den Rausch auch für ein Kainskind erreichen konnte. Verdammt, er hatte vor einiger Zeit auch erst seine Sterbenacht gefeiert, auch wenn das nicht so gewesen war, wie er es sich gewünscht hätte, und er sah wieder das Gesicht seines Ahnen vor sich, in der nächsten Nacht, die er in London verbracht hatte. Und er hatte eine gewisse Spur Enttäuschung gesehen, auch wenn der Ahn das wohl niemals zugeben würde, die Geschenke, die er von ihm erhalten hatte, nein, er wollte nicht darüber nachdenken. [/FONT][FONT=&quot]

Ellen. Ellen. Ellen. Allein der Name reichte schon aus, daß er nicht nur wieder wütend wurde. Sie würde über ihn lachen, über seine Wut, die in ihm herrschte. Sie war eine Schauspielerin. Und genau dieser Gedanke versetzte ihn noch mehr in Wut, aber gleichzeitig beschlich ihn eine Angst, die er nie zuvor gefühlt hatte, unbeschreiblich und deshalb so schrecklich lähmend. Seine Gefühle für sie waren ehrlich gewesen, und er hatte sich eigentlich darauf gefreut, sie wieder zu sehen. Aber diese Angst schnürte ihm den Hals zusammen, und er setzte sich auf dem Boden nieder, dort, wo er gestanden hatte. Sie hatte ihm den Kopf verdreht, und er hatte ihr damals noch in der Oper gesagt, daß sie die einzige sein würde, die er je lieben würde. Da hatte er ihr sein Wort gegeben, daß er auf sich acht geben wollte, während die Furieux und er diesen Auftrag von Von Stein erledigen sollten. Er hatte ihr das Wort gegeben, weil er sie liebte, allein deswegen.

Er war allein. Dessen wurde er sich erst jetzt bewußt. Die Schritte, die eilig die Treppe herunterkamen, nahm er schon gar nicht mehr wahr, denn er dachte nicht einmal mehr bewußt, viel mehr wollte er gar nicht denken. Es tat ihm überall weh. Sie hatte ihm vorgeworfen, ein Zombie zu sein, das zu tun, was man ihm sagte. Sicherlich, es stimmte in gewisser Weise, aber noch war da sein Stolz. Ein unbändiger Stolz, der sich gerade auch noch zu den widerstreitenden Gefühlen mischte, die in ihm jetzt tobten. Dennoch konnte er sich nicht erheben, sondern nahm mit einer unwirschen Geste die Fliege vom Hemd, das er gerade immer noch trug, weil er noch so gekleidet war wie zu Beginn der Nacht und warf sie in den Raum hinein. Achtungslos. Fast wie ein Stück verknülltes Papier einer Zeitung, die sein Mitarbeiter benutzte, um den Kamin zu befeuern, wenn es kalt war.

"Master?" Eine leise Frage, auch wenn es nur ein Wort gewesen war, und er sah sich um, die Augen flammend und funkelnd vor Zorn, Stolz und Angst. Eine Verbindung von Gefühlen, die er so niemals empfunden hatte. Dann auch noch die Liebe für Ellen, auch wenn er sich jetzt mehr Gedanken machte, als noch zu Beginn des Abends. [/FONT]
[FONT=&quot]"What do you want, Thomas?"[/FONT][FONT=&quot] [/FONT][FONT=&quot]Er mußte sich zwingen, ruhig zu bleiben, um dem Ghoul in die Augen sehen zu können. [/FONT][FONT=&quot]"I was worried about you, sir. I found the remains of the glass in your room, and I heard the door."[/FONT][FONT=&quot] [/FONT][FONT=&quot]Thomas wußte nichts. Gar nichts. Nicht einen Jota von dem, was gerade mit ihm los war, aber zumindest fragte er nicht, ob er - Henry - es gewesen war, der die Türe geworfen hatte. Es war ja auch offensichtlich und hätte er die Frage gestellt, so hätte er sich wohl die erste Ohrfeige eingefangen, die der Ventrue jemals hätte verteilen können. Aber das war etwas, was für ihn tatsächlich niemals in Frage kam. Denn Thomas hatte keinen Fehler begangen, sondern er verhielt sich so, wie der Viscount das erwartet hatte. [/FONT][FONT=&quot]

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[FONT=&quot]"Right. You were worried. Is this all you wanted to say and tell me?"[/FONT][FONT=&quot] [/FONT][FONT=&quot]Langsam stand er wieder auf, doch er fühlte sich nicht wirklich stabil, ging einige Schritte zu einem der Sessel am Kamin herüber, um sich dort festzuhalten. Als er sich dann wieder umdrehte, sah er das Besorgnis nun auch in den Augen des Ghouls, aber auch diese Liebe, die durch das Blut jeden Monat noch verstärkt wurde. [/FONT][FONT=&quot]"I will clean up, sir."[/FONT][FONT=&quot] "Expected that, yes." [/FONT][FONT=&quot]Ein kurzes Nicken in die Richtung des Ghouls, mehr aber auch nicht. Verdammt. Thomas war sein Vertrauter, auch wenn er ihm ab und an einmal eine Erinnerung nehmen mußte, um nicht angreifbar zu werden. Warum hatte er ihn eigentlich nie bekehrt? Auch nicht als er die Erlaubnis dazu bekommen hatte? Sie wären - nein. Thomas war ein Diener, nicht mehr und nicht weniger. Aber auch irgendwie Familie. Jemand, um den er sich kümmern mußte, ansonsten verlor er ihn. Und das konnte er wohl nicht riskieren. [/FONT][FONT=&quot]

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[FONT=&quot]"Do you have any other orders for me, sir?"[/FONT][FONT=&quot] [/FONT][FONT=&quot]Hatte Thomas den Zettel nicht gefunden, den er geschrieben hatte? [/FONT][FONT=&quot]Seltsam. "Thought I had put them down?" [/FONT][FONT=&quot]Anscheinend tatsächlich nicht. So griff er in die rechte Jackettasche und zog zu seinem Unglauben, der von seinem Gesicht nicht gespiegelt wurde, das Stück Zettel heraus und entdeckte seine Anweisungen. [/FONT][FONT=&quot]"Ah, ok. Seems I took the scrap with me and didn't leave it back in the room when I had written it. Well, yes, Thomas, there is an order. An explicit order. You will wear a firearm during the day from now on. And you will tell everybody wishing to see me tomorrow during the day that I am ill, and that I do not wish to be disturbed. Is that understood? You will take the cars to a garage and have them checked. Checked for - well, you know. I do not have to tell you, do I? And you will return, as soon as possible."[/FONT][FONT=&quot] [/FONT][FONT=&quot]

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[FONT=&quot]Auch ohne daß er etwas gesagt hatte, hatte Thomas die Fliege aufgenommen und sie auf dem Tisch bei der Sitzgruppe abgelegt. [/FONT][FONT=&quot]"Yes, I will do that, master."[/FONT][FONT=&quot] [/FONT][FONT=&quot]Irgendwie waren sie wieder in die gewohnte Routine gerutscht, die ihm etwas Sicherheit gab. Aber irgendwie auch nicht. [/FONT][FONT=&quot]'I am vulnerable,'[/FONT][FONT=&quot] dachte er, 'and I am alone. Nobody cares for me. And I am angry. Who's to blame for all this mess? I do not know.' [/FONT][FONT=&quot]So setzte er sich nun auf den Sessel, schwieg zunächst erst einmal wieder. [/FONT][FONT=&quot]"Is there anything else I can do for you, sir?"[/FONT][FONT=&quot] [/FONT][FONT=&quot]Wieder fuhr er fast aus seinen Gedanken hoch, und er sah in die Richtung des Ghouls. [/FONT][FONT=&quot]"Prepare tea for me and bring me paper and my fountainpen. And don't forget the ink."[/FONT][FONT=&quot] [/FONT][FONT=&quot]Er würde viel zu schreiben haben, bis er sich zur Ruhe legen würde... [/FONT][FONT=&quot]

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[FONT=&quot]to be continued...[/FONT][FONT=&quot] [/FONT][FONT=&quot]

(1) Sunshine Blind, Cold from Fever[/FONT]



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Als Anmerkung noch: Henry hatte "Wahre Liebe" zu besagter Ellen, wie auch ein BB1 und sie zu ihm (aber keine "Wahre Liebe").
 
AW: Henry [V: tM]

Kann ich mir ungefähr vorstellen. Speziell die Zepterschwinger. Wie gut, daß sie es nie erfahren haben....

Aber ich meinte eigentlich stilistische Anmerkungen und ähnliches.
 
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