Rezension DSA Drachenchronik I: Drachenschatten (I) [B!-Rezi]

Skar

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Drachenchronik I: Drachenschatten (I)


DSA Abenteuer 170 [B!-Rezi]


Das schwarze Auge Die Drachenchronik Band I: Drachenschatten - Aus verborgenen Tiefen
So lautet der volle Titel des vor mit liegenden Buches. Es enthält drei Abenteuer von insgesamt 9 Abenteuern der Hauptlinie dieser Chronik. Aufgeteilt sollen diese in 4 Bände sein. Das vorliegende Drachenschatten, gefolgt von Drachenerbe, Drachenschwur und dem finalen Drachendämmerung. Die Titel der Abenteuer des vorliegenden Bandes lauten Im Sand verborgen, 24 Stunden in Kunchom und Aus Hass geboren.

Diese Kampagne, oder Chronik, wie es im Titel heißt war lange nur diffus als TNBT bekannt - The Next Big Thing. Aber doch sollte dieses next big thing nach allgemeinem Wunsch nicht so tief in die aventurischen Geschicke eingreifen, beziehungsweise nicht ganz so kataklysmische Kräfte mit sich bringen, die auf Aventurien einwirken. Ein Vorhaben, das sich nach einem nicht ganz leichtem Unterfangen anhört.

So ein dickes Ding aventurischer Geschichte sollte sich ganz pauschal gesagt natürlich kein DSA-Spieler entgehen lassen. Als besondere Gunst der Stunde kommt noch hinzu, dass das sehr erfolgreiche DSA-Computerspiel "Drakensang" quasi als Prequel zur Drachenchronik dienen kann.

Das Buch:

Aber wenden wir uns erstmal den physischen Daten zu: Ich weiß nicht, nach welchem Prinzip DSA-Abenteuer als Soft- bzw Hardcover herausgebracht werden, aber hier haben wir es - selbstverständlich möchte man meinen - mit einem Hardcover zu tun.
Das Frontcover enthält nicht nur ein übergroßes grünliches Drachenauge, das gefühlskalt auf den geneigten Leser blickt, sondern auch die Nummer 170 mit dem Zusatz "Erfahren". Das Backcover geht neben dem obligatorischen Text zu Aventurien und der Kurzbeschreibung tiefer auf die inneren Werte des Buches ein:
Ein Abenteuer für einen Meister und 3-5 Spielern / eine Komplexität für Meister hoch und für Spieler mittel / erfahrene Helden / Anforderungen an die Helden in Form von Kampf, Interaktion, Zauberei und Talenteinsatz / Ort und Zeit: Die Wüste Kohm, Kunchom, Tobrien und Drachensteine, 1033 BF.
Das Buch hat 160 Seiten ist vielfach illustriert, wenn auch vorwiegend lediglich in Form von Vignetten und in Graustufen.

Das Drumherum:

Auf die 160 Seiten verteilt sich der Inhalt wie folgt: Bis Seite 18 wird in die Kampagne eingeführt, dann läuft bis Seite 59 das erste Abenteuer. Auf der folgenden Seite findet sich ein "Zwischen den Abenteuern", dann geht es bis auf Seite 82 um das zweite Abenteuer, an das sich wieder ein "Zwischen den Abenteuern" anschließt. Das dritte Abenteuer läuft bis Seite 129 und hier schließt sich ein "Zwischen den Bänden I und II" an. Abgelöst wird dies auf den Seiten 131 bis 140 durch eine Dramatis Personae; auf Seite 141 und 142 durch Fuldigors Prophezeiung; auf den Seiten 143 bis 156 durch diverse Anhänge und schlußendlich ab Seite 157 durch Kopiervorlagen.

Insgesamt finden sich viele einführende beziehungsweise helfende Texte, Personen- und Ortsbeschreibungen sowie optionale Vorlese- und Nacherzähltexte. Aber gehen wir ruhig ein wenig in die Tiefe.

Ein Ausblick auf die Kampagne ist natürlich unerlässlich und er wird hier durch ein Vorwort von Stefan Küppers ergänzt, das die Entstehungsgeschichte der Drachenchronik enthält. Doch dann geht es auch schon ans Eingemachte - zuerst die Heldenauswahl, die auf viele Professionen und Geisteshaltungen der problemlos möglichen Helden eingeht. Hier werden Anregungen gegeben und es werden Lösungsansätze geboten. Letztlich finden sich allerdings auch ein paar Einschränkungen.
Erweiternd dazu findet sich ein eigenes Kapitel zu Drakensang-Helden in der Drachenchronik, inclusive der Konvertierungsregeln, denn Drakensang haben natürlich einen Haufen mehr Abenteuerpunkte als die hier empfohlenen 2000 angesammelt.

Und sagte ich vorhin jetzt geht es ans Eingemachte? Denn eigentlich folgt jetzt das Kapitel, das mich vor die größten Schwierigkeiten gestellt hat und das für mich auch den Ausschlag für die Anforderung an "erfahrene Meister" auf dem Backcover hervorgerufen hat.
Denn hier geht es um eine Verschwörung von Drachenkulten, in die die Charaktere hier hineinschlittern. Und das wird in den Kontext von aventurischen Persönlichkeiten und der aventurischen Geschichtsschreibung gesetzt. Hier offenbarte sich für mich ein sehr komplexes Geflecht, das ich aufgrund meiner längeren DSA-Spiel-Abstinenz kaum durchschauen konnte - erschwerend kommt da auch mein miserables Namensgedächtnis hinzu.
Ich habe es letzten Endes verstanden, aber verraten darf ich es hier ja eh nicht. Freut euch also auf eine tiefe Einbettung in die aventurische Geschichte und viele bekannte Personen im Hintergrund der Kampagne.

Das Abenteuer:

Und dann gehts ins Abenteuer. Spieler bitte weggeschaut, ich kann nicht komplett garantieren, dass manche Infos nicht zu Lasten des Spielwertes gehen.

Hilbert von Puspereiken, Adeptus Primus des Erzmagiers Rakorium heuert die Helden an, um im der Khom-Wüste nach Relikten des Gottdrachen Pyrdacor zu suchen. Doch das gestaltet sich weniger einfach, als es sich anhört, denn die Helden reisen voraus, um mit den örtlichen Novadis Verhandlungen zu führen. Vort Ort finden sie durchaus Verbündete, stoßen aber auch auf Ablehnung und müssen sich einigen Komplikationen stellen, bis sie die Erlaubnis für die Expedition erhalten können.

Sobald die übrigen Expeditionsmitglieder eintreffen, gilt es dann die Expedition zusammenzustellen und die Ausgrabungen zu beaufsichtigen. Trotz rivalisierender Mächte, lässt sich ein Artefakt sicherstellen, welches aber zur Entschlüsselung nach Kunchom, genauer gesagt in die Drachenei-Akademie, gebracht werden muss.

Doch angekommen in Kunchom eröffnen sich gewisse politische Ränkelspiele, die die Drachenei-Akademie betreffen. Für die Helden gibt es nur einen Weg und zwar die Unterstützung Rakoriums bei der Wahl zur Spektabilität. Doch Rakorium ist nunmal ein wenig unberechenbar und man kommt damit nicht wirklich weiter, denn die Akademie wird geschlossen.

Es muss also die eigentlich amtierende - aber abwesende - Spektabilität Khadil Okharum aufgesucht werden, um in die Akademie zu gelangen. Nachdem die Helden auch das schaffen, müssen sie feststellen, dass in der Zeit ihrer Abwesenheit der Karfunkelstein der Akademie von Hasrabal von Gorien entfernt wurde und an Prinzessin Madra übergeben hat. Das Hauptproblem ist dabei aber, dass sich ein Haufen virtueller Drachen Drachenträume manifestieren und die Stadt quasi (weil semi-virtuell) in Schutt und Asche legen. Die letzte Hoffnung ist folglich den Karfunkel von Madra zurückzuholen, was aber letztlich immer noch nicht zur Analyse des Artefakts aus der Khom führt. Aber immerhin wird durch die Geschehnisse wieder Interesse der rivalisierenden Macht geweckt.

Khadil Okharum sieht aber einen Weg über Llezean von Vallusa an den Kaiserdrachen Apep heranzukommen, der das Artefakt sicher entschlüsseln könne und so kommen die Helden auf den Weg nach Vallusa - ihr Rivale natürlich ebenfalls. Und dieser versucht auf verschiedene Art und Weise des Artefakts habhaft zu werden.
Apep selber ist durchaus konstruktiv, aber vor allem der perfekte Cliffhanger zur Drachenchronik II, denn er schickt die Helden zum Alten Drachen Fuldigor ins Eherne Schwert.

Die Abenteuer dieses Bandes sind starkt miteinander verwoben. Sie lassen sich zwar räumlich und zeitlich trennen, aber man kann sie auch als einen einheitlichen Kampagnenband verstehen, statt als drei separate Abenteuer aus einer Kampagne. Durch optionale Handlungsmöglichkeiten können die Charakteristika der Abenteuer sich durchaus verschieben, aber doch lassen sich ein paar Prioritäten ablesen lassen.

Das erste Abenteuer "Im Sand verborgen" spielt hauptsächlich in der Khom und erstreckt sich bis zur Abreise Richtung Kunchom. In diesem Abenteuer findet sich als prägendes Element die Interaktion mit NSC.
Das zweite Abenteuer "24 Stunden in Kunchom" läuft von der Rückankunft in Kunchom bis vor die erneute Abreise Richtung Apep. Dieses Abenteuer spielt trotzdem nicht nur in Kunchom, aber zu viel möchte ich hier dennoch nicht verraten. Man kann sich jedenfalls auf überschlagende Ereignisse und Nervenkitzel freuen.
Das dritte Abenteuer "Aus Hass geboren" läuft halt wie gesagt ab der Abreise aus Kunchom Richtung Apep. Hier wird man am stärksten von der rivalisierenden Macht in Bedrängnis gebracht. Konflikte stehen ebenso im Vordergrund, wie natürlich die überlebensgroße Suche und Begegnung mit dem Kaiserdrachen Apep.

Fazit:

Die Drachenchronik hält, was sie verspricht! Es ist ein Big Thing, um das es hier geht und ich sehe kaum Mängel bei diesem Kampagnenauftakt. Zwar ist die Handlungsfreiheit der Charaktere bisweilen ein wenig eingeschränkt, da einige Abenteuerschritte zwingend bereist werden müssen. Es gibt aber immer wieder Optionen oder Hinweise, wie man eine zu starre Abenteuerführung vermeiden kann.

Die kleinen Schwächen sind eher kosmetischer Natur. Es gibt gerade vom Anwerbungsschreiben der Helden kein (generisches) Handout im Anhang. In Abenteuer 1 wird ein für meinen Geschmack viel zu heftiger "Kolateralschaden" für Colorzwecke missbraucht und es finden sich einige Tippfehler im Buch.

Die Informationen, die in diesem Buch neben dem eigentlichen Abenteuer vermittelt werden sind enorm. Eine gewisse DSA-Erfahrung der Spielgruppe beflügelt das Spielerlebnis daher sicher gewaltig.

Vor allem gibt es hier aber vielseitige Konflikte und Handlungsangebote an die Spieler und das in einem Rahmen, der die Charaktere wirklich mitreißt.

Eine volle Kaufempfehlung meinerseits!Den Artikel im Blog lesen
 
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