23.04.06 - Allein gelassen

Ohne eine Antwort Lurkers tatsächlich abzuwarten antwortete Raphael Luci.

"Dich töten? Unerwünscht? Ich denke es gibt einfach einige Mißverständnisse die geklärt werden müssen, tu mir den Gefallen und warte da, wo du dein Zimmer hast hier im Haus, ich muss mich kurz mit Lurker unterhalten, sei dir gewiss, NIEMAND wird dir etwas tun!"
 
Danach wand sich Raphael wieder an Lurker.

"Es tut mir leid das ich dir vorgreife, doch es wäre denke ich nicht die beste Idee sie gehen zu lassen, sie weiß zuviel, und sie umzubringen wäre pure Verschwendung... wo wir bei Verschwendung sind... Dimitri ist weg? Wo ist er hin?"
 
Lurker nickte und machte eine abwiegelnde Handbewegung. Er hatte nicht vorgehabt sie zu töten, sonst hätte er sich die ganze Mühe gespart.
Als er Luci rufen hörte das sie sich sicher glaubte weil sie doch Dimitris Augapfel war teilte wieder ein Grinsen seine zersprungenen Lippen.

Keine Sorge... ich hatte nicht vor sie zu töten. Wenn du sie willst, nimm sie. Sie ist ein hübsches Püppchen nicht wahr ?

Sein Tonfall war in etwa so als würden sie über ein Liebgewonnenes Möbelstück sprechen, das man nicht an den Sperrmüll stellen wollte.

Ich hatte vor ein Auge auf sie zu haben. Immerhin gehört ihr Laden jetzt uns...

Er machte eine knappe Geste hinüber zu dem großem Umschlag der dort auf dem Schreibtisch lag. Dimitris `letzter Wille´.

Er schreibt nicht wo er hin muß, eine Clans interne Geschichte. Deswegen durfte er uns auch nicht mitnehmen. Ich glaube nicht das er selber damit rechnet zurück zu kommen. Sonst hätte er hier nicht alles geregelt.
 
Luci hatte tief geseufzt und war in ihr Zimmer gegangen, dass sie hier im Haus ... nein Schloss hatte. Sie fühlte sich einsam und allein. Warum hatte ihr Dimitri das nur angetan.
 
"Gut, gut..." antwortete Raphael, nahm Platz auf einem der Stühle und überschlug die Beine.
"Er hat uns also allein gelassen... naja... und was jetzt? Meinst du die anderen vampire werden usn ewig in Ruhe lassen? Was ist mit dem Keller? An den Wänden kleben etwas tausend tote Menschen! Hätte er nicht wenigstens aufräumen können? Was hat sie denn für einen Laden und wo kommt sie überhaupt her?"
 
Er war leidenschaftlich, das war er schon immer gewesen. Es war dieses brennen in seinem Innerem das Lurker verückt gemacht hatte und ihn noch immer bezauberte. Er fürchtete sich vor dem Tag an dem er selber alt werden und diese Leidenschaft als jugendlichen Ungestüm abwerten würde und er hoffte, das dieser Tag in weiter Ferne lag.
Im Augenblick hatte der Jungspund aber nicht ganz unrecht, es mochte durchaus sein das ihre Existenz auf dem Spiel stand, wenn die sogenannte Gegenseite erfuhr das der Sabbat hier entschieden geschwächt war.
Also konnten die Gedanken darüber wie er in 200 Jahren denken mochte getrost beiseite geschoben werden.
Er schob seine Kapuze von seinem Schädel, damit sie sich in die Augen schauen konnte. In der `Familie´ war das so üblich.

Beruhige dich, Dimitri hat doch alles aufgeräumt. Er hat alles hier geregelt. Sie war sein Ghul, er hat einen kleinen Laden gekauft für diese Tättowierungen und diese Ohrringe die die Menschen überall tragen. Sie arbeitet dort in Eigenverantwortung. Das mit dem Keller ist eine Kleinigkeit und um unsere Sicherheit werde ich mich kümmern, sei unbesorgt.

In seiner Stimme schwang wärme und er lächelte als gäbe es nichts um das sie sich Gedanken machen mußten.
Aber er war froh das er saß, denn er hatte das Gefühl das die Last die Dimitri ihm aufgebürdet hatte ihn ansonsten einfach zu Boden drücken würde.
Er versuchte sich also mit seinen eigenen Worten zu beruhigen. Das war seine Lösung ? Alles wird gut ? Innerlich tobte die Unruhe in ihm, aber er durfte es jene für die er verantwortlich war nicht merken lassen.
Fühlte es sich so an wenn man der Anführer war ? Ewige Unssicherheit ? Bei jedem Gedanken, jeder Entscheidung die Frage ob das was man tat sie in den Untergang reissen mochte ?
In diesem Moment wünschte sich Lurker nichts so sehnlich wie jemanden der hereinkommen und ihm sagen würde was er nun zu tun hatte.
Er wollte niemanden anführen, aber er konnte die Verantwortung die er für sein Junges und die Schwächeren, wie die junge Sarah, hatte nicht einfach abstreifen. Aber zuerst durften sie nicht in Panik geraten, er mußte Ruhe bewahren.
 
"Ein Keller voller Leichen ist also eine Kleinigkeit und du willst allein für unsere Sicherheit sorgen... wenn sie erstmal herausgefunden haben wo wir stecken, werden sie die Bude ausräuchern wie den Bau von ein paar Ratten, entweder wir laufen dann raus in ihre Arme oder wir verbrennen, da kannst du genausowenig dran machen wie Dimitri es hätte tun können."

Raphael schlug die Beine zurück und stand auf.

"Wir sollten uns lieber überlegen, wie wir mit dem wenigsten Schaden auf das andere Ufer kommen! Aber jetzt geh ich erstmal zu Luci, sie ist bestimmt ganz verstört, oder gab es sonst noch etwas was du sagen wolltest? Lass uns Morgen Abend bei einem gemütlichen Streifzug durch die Nacht klären, wie wir vorgehen wollen..."
 
Im Augenblick purzelten die Fragmente vieler Gedanken durch Lurkers Schädel, so das es immer schwerer für ihn war an dem Schleier aus Trauer und Verwirrung vorbei zu kommen und weiter so zu tun als wäre das alles nur eine Unannehmlichkeit und keine Katastrophe.

Ja mein Junge... genau das ist es. Eine Kleinigkeit. Es sind weit weniger als tausend. Keine Sorge. Wir schälen sie einfach dort herunter und schaffen sie in die Müllverbrennungsanlage. Ein großes Auto wird nicht so schwer zu besorgen sein. Ich weiß auch schon wer uns helfen wird. Außerdem dachte ich, das ich dir beigebracht hätte das die beste Verteidigung immer noch schwächer ist als eine schlechte Tarnung. Sie können uns nichts tun, solange sie nicht wissen wo wir sind. Und so wird es auch bleiben. Wir sind sicher weil wir verborgen sind. Und nun beruhige dich.

Als sein Junges aufstand winkte Lurker nur bestättigend.

Ja.. geh nur. Beschäftige dich mit dem Püppchen, das wird dich ablenken. Wir gehen morgen miteinander ein Stück durch den Park, dann werden wir weitersehen.

Immerhin hatte Lurker in dieser Nacht noch ein Treffen und er war gespannt was sich ergeben würde. Vielleicht würde Wolf bald wieder zu ihnen stoßen und hier Dimitris Aufgaben übernehmen ? Zwar würde Lurker ihm nicht so freundschaftlich verbunden sein wie seinem Tzimisce Bruder, aber immerhin war dieser Wolf stark und ein Anführer.
Er verstand das sein Junges Angst um die eigene Existenz hatte. Er selber war auch nicht darauf aus vernichted zu werden, aber andererseits hatte dieses Ende etwas verlockend einfaches an sich. Er schüttelte unwillig den Kopf und lehnte sich in dem Sessel zurück.
 
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