[20.04.06.]Das Theater

Ih, was ist das denn für ein Geräusch? Es ist das Geräusch der Türklingel, aber ich hab schon so lange keines mehr gehört, daß ich das gar nicht einordnen kann. Zumindest nicht sofort.
Dann ertönt das Geräusch ein zweites Mal.
Da klingelt einer, an meiner Tür? Hoffentlich ist er hell.
Ich schau noch mal kurz in den Spiegel, schau nach Spuren meiner letzten Mahlzeit. Kein Blut im Gesicht oder anderswo.
Sehr leise schleiche aus meiner Wohnung hinaus, rauf zur Haustür.
Wieso hat das verdammte Ding kein Spion?
Ich meinen Arm so lang ich kann stelle mich eng an die Wand und öffne vorsichtig...
 
Als die Tür langsam geöffnet wird kuckt Mario etwas verwundert, da niemand zu sehen ist.
Hö?
Dann beugt er sich etwas nach vorne um in das Treppenhaus zu schauen und sieht eine leicht an die Wand gedrückte Frau.
"Oh, Entschuldigen sie wenn ich störe, aber ich müsste mit dem Besitzer des Theater sprechen, es geht um einen Job den ich hier antreten soll... und entschuldigen sie bitte die Störung zu dieser unchristlichen Zeit."
Er lächelt die Frau charmant an.
Vielleicht hätte ich bis morgen warten sollen... Aber so wie die aussieht hat sie eh nicht geschlafen, zumindest nicht absichtlich.
 
"Ja... äh.. der Besitzer, daß ist Herr Chezmoi, Leiter der hießigen Nervenheilanstalt."
Ich spüre, wie er neugierig und auch ein bißchen mißtrauisch ist.
"Wer sind Sie eigentlich? Und überhaupt, es ist schon ziehmlich spät. Ein bißchen zu spät um nach Theaterbesitzern zu fragen, oder?"
 
Chezmoi? Irrenanstalt? ...Verdammt...

"Oh, Verzeihung, mein Name ist Mario Tretoni."

Er deutet eine Verbeugung an und hält ihr die Hand entgegen.

"Ja, es ist leider etwas spät geworden. Ich hab es einfach nicht eher geschafft... Ich hoffe ich habe sie bei nichts wichtigem gestört oder gar um den wohlverdienten Schlaf gebracht?"
 
"McMillan, Brenda McMillan. Schlaf? Nein, um diese Zeit schlafe ich eigentlich eher selten."
Nach kurzer Pause dann
"Mondphasen, Sie verstehen?"
Ich nehme ergreife kurz seine Hand, nachdem ich meine vorsorglich leicht angewärmt habe.
Seine Hand ist eiskalt, zu kalt für einen Lebenden und ich spüre auch keinen Pulsschlag.
"Woher kommen Sie, Herr Tret.. Tretoni und was führt Sie hier her?
Nett, eine kleine Unterhaltung, warum auch nicht? Solange er seine Finsternis draußen läßt.
 
Mondphasen? Hmm... also vorsichtig sein...

"Ich bin aus Berlin angereist um hier einen Job als Maskenbildner anzutreten... Aber dazu ist es nötig das ich mich erstmal dem Chef des Theaters vorstelle."

Er zwinkerte leicht schelmisch.

Irgendwie seltsam, dieses Gespräch.

"Wissen sie wann und wo ich ihn antreffen kann? Also den Besitzer?"
 
"Abends empfängt er normalen Besuch, in der Nervenheilanstalt. Aber was das Theater angeht, in diesem hier finden keine Vorstellungen mehr statt. Zumindest nicht, seit ich hier wohne. Den Weg zur Nervenheilanstalt kennen finden Sie, oder?"

Als gegangen ist, husche ich zurück in meine Wohnung. Nur kurz muß ich kramen, dann hab ich das Handy in der Hand.

Rasch tippe ich eine SMS an meinen Vater.
 
"Oh, dankeschön, ich werde mich dann auch mal auf den Weg machen. Ich hab noch wichtige Termine... hat mich gefreut sie kennen zu lernen."

Wieder ein freundliches Lächeln und weg war er.
 
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