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- 11. September 2003
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Ihre Hände packen heisses Metall und sie schiebt. Blaues Leuchten irrlichtert auf ihrem Gesicht mit den fast panisch aufgerissenen Augen, ausgesandt von dem Gegner, gegen den die Tremere gerade kämpfen und dem selbst Mentesses Präzisionsschüsse (sie weiß es nicht, aber mit einem von ihnen könnte er sogar ein Herzkranzgefäßblutgerinnsel wegoperieren, ohne das Herz zu verletzen) nicht das Geringste anhaben können. Nur eine Waffe gibt es gegen ihn, und sie wird mit dem Mut der Verzweifelten gegen ihn geführt. Schlimmer ist aber gerade das rote flackernde Leuchten vor ihr, in dem die Schreie längst erstorben sind. Trotzdem muss sie es versuchen. Der Wohnwagen.. muss.. in den See! Knirschend setzt sich das Gefährt in Bewegung, als sie mit aller Kraft anschiebt.
Kaum etwas hätte sie mehr überraschen können in dieser Nacht des 2. Mai, als der Name auf dem Display. "Viktor! Mann, bin ich froh von dir zu hören. Wo bist du? Wir müssen uns unbedingt treffen." ist daher auch ihre erste, aufgeregte Reaktion. Er wirkt verwirrt, bedrückt... vielleicht ahnt er es schon, aber Meyye muss ihn erstmal darüber informieren, dass die Garou, die sie kannten, nicht mehr da sind... und vor allem über einen von ihnen. Sie zögert und die Stille in der Leitung dauert viel zu lange. Sie muss es ihm sagen, es ihm schonend beibringen... aber geht das überhaupt? "Richard ist tot." sagt sie schließlich einfach. Und schon vor seiner erschreckend apathisch wirkenden Reaktion steht für sie fest: "Hör mal.. ich komm zu dir." Beinahe wie auf einer festgefahrenen Schiene wiederholt er: "Ich muss.. zum Gildehaus." Aber das kann sie auch: "Ich. Komm. Zu. Dir!"
Kurze Zeit später kommt sie an. Sie kennt Viktors Haus ja bereits, zumindest von aussen. Bisher hat sie nur seinen Garten betreten, nach dieser Sache mit den Magiern, wo sich ein Geist in ihr eingenistet hatte... wer weiß, was alles hätte passieren können, aber er hat ihr aus der Patsche geholfen. Sie hofft nur, dass sie wenigstens ein klein wenig auch für ihn tun kann. Jedenfalls wird sie es versuchen. Das sagt sie auch Tiger, der ihr die Tür öffnet, auf seine diesbezügliche Hoffnung hin.
Viktor sitzt im Garten am Teich. Als Meyye näherkommt, sieht sie schon seine blutigen Hände und sie gibt dem Impuls nach, ihn einfach von hinten zu umarmen. "Mann, du hast keine Ahnung, wie ich dich vermisst hab." sagt sie und blickt ihm in die blutige Tränen weinenden Augen. Sie weiß, was er durchmacht. Während sie Julian gesucht hat, war sie mehrmals der Überzeugung, dass er nicht überlebt haben kann. Oh ja, sie weiß es sehr genau. Auf seine Fragen hin berichtet sie ihm ein wenig von dem, was sie über die Geschehnisse weiß. Über das fremde Rudel, das Ende der ihnen bekannten Septe, Ziege und Zacharii, die drei Pakete.. und besonders von dem, in dem Richards Kopf war. Sie weiß ja sogar, dass irgendwer etwas mit Auspex herausgefunden hat (was sich später durch Kiera bestätigt). Viktor ruft Johardo an, der das Paket in der Burg weiß, aber ansonsten (angeblich) nichts weiter darüber. Er solle die Regentin fragen, wenn er es an sich nehmen möchte, denn Johardo ist derzeit nicht in der Stadt (der Prinz, seine frisch Angetraute und Alexander Stahl im übrigen auch nicht, was sie aber erst später erfahren). Daraufhin bittet Viktor sie, ihn zum Gildehaus zu begleiten. Aber davon hätte sie ohnehin kaum irgendwas abhalten können. So apathisch und depressiv wie Viktor wirkt, braucht er jede Hilfe, die er kriegen kann - sogar Meyye.
Irgendwann später wird die Verzweiflung stärker sein als die rote Furcht. Das Schuldgefühl, versagt zu haben. Die Ungewissheit, wie der Kampf ausging, wenn sie dann überhaupt noch existiert. Aber jetzt kann Meyye nur laufen, weg von dem Feuer, das nach ihr giert, das züngelnde Flammen in ihre Richtung geschickt hat.. sie konnte nicht mehr anders. Wie von der Tarantel gestochen ließ sie den brennenden Wohnwagen los und rannte. Erst jetzt, wo sie den Kampfeslärm, die Schreie, das Prasseln der Flammen, den roten und den blauen Lichtschein weit hinter sich gelassen hat, kommt sie wieder zu sich und bleibt stehen. Der Dämon! Sie muss verdammt nochmal Viktor helfen! Sie dreht sich um, aber sie ist ausser Sichtweite, und sie hört auch nichts. Stille.
Sie ist zum erstenmal in Gildehaus. Daher sieht sie sich auch durchaus neugierig um, als sie Viktor in etwas begleitet, was wohl ein großes Besprechungszimmer ist. Darin sind schon so ziemlich alle Tremere versammelt, die sie sonst noch kennt... Johanna und die Klonschwestern. Letztere sind neu für Viktor. "Eine von denen ist die Regentin, aber ich weiß nicht welche." flüstert sie ihm zu. Dann bekommen sie zu hören, dass Viktor das Paket erst morgen haben kann, was natürlich auf eine Anweisung von Johardo zurückgeht. Und anschließend sprechen alle über eine komische Explosion im Schwarzen Kamp und drei Überlebende, die mitten drin waren. Meyyes erste Vermutung geht in Richtung Garou. Die halten einiges aus, wenn sie wollen. Es wird beschlossen, zum Ort der Explosion zu fahren um vielleicht mehr herauszufinden, sich erst aber noch mit dem Ventrue Eduard Mentesse zu treffen, der irgendwas besorgen sollte. Eine Schallplatte, wie sich herausstellt, die aber inzwischen leider in zwei Teile zerbrochen ist. Das Gefasel von blauen Punkten in der Sicht mit Auspex sagt Meyye erstmal gar nichts. Der blaue Schein, der aus der Kanalisation kommt während es die Kanaldeckel aufsprengt, ist dafür auch für sie auffällig.
Sie ist als erste dort und auch unten, trotz des protestierenden Rufes von Viktor, um sich da unten umzusehen... aber es ist nichts mehr zu finden. Eine von den Tremerezwillingen berührt die Wand und hat den Eindruck einer Jagd.. es braucht den Ekel von Mentesse, mit dem er eine tote Ratte in die Abwässer kickt, um sie darauf zu bringen dass sie einen der vierbeinigen Bewohner des Kanals befragen könnte... welcher ihr erstaunlicherweise sagt, dass 'sowas wie sie' von einem anderen gejagt worden wäre. Bevor sie noch ihre Erkenntnisse mit den anderen teilen kann, wird sie durch den SMS ihres Handys überrascht. Bevage meldet, er habe den Mistkerl im Stadtpark gestellt und brauche Hilfe. Das sagt sie den anderen, bevor sie sich kurzerhand in einen Vogel verwandelt, durch den offenen Kanaldeckel nach oben und in Richtung Stadtpark fliegt (wobei sie u.a. einen Ventrue mit offenem Mund zurücklässt).
Ein blaues Leuchten ist das erste, was ihr beim Stadtpark auffällt, gleich darauf, dass Bevage mit dem blauleuchtenden Typen kämpft. Ein Adonis von einem Mann, völlig nackt... und mit übernatürlicher Geschwindigkeit in seinen Bewegungen. Kurzentschlossen setzt sie zum Landeanflug dicht hinter dem Typen an.. aber schon etwa 100 Meter davor verwandelt sie sich plötzlich zurück und rollt über den Boden. Die Überraschung überwindend rappelt sie sich auf und läuft weiter auf den Kampf zu.. auch wenn sich zu ihrem Erschrecken ihre Krallen nicht bilden. Nur nebenbei sieht sie Cat, die auch irgendwo am Rande da ist und sie wegen ihres Absturzes auslacht, anstatt einem Clansbruder in Not zu helfen - typisch! Aber auch sie kommt zu spät.. während sie noch auf den Kampf zustürmt, verliert Bevage und der Blauleuchtende flitzt schneller als jede Formel-1-Karre davon... Meyye bleibt nur noch, bestürzt auf die Knie zu fallen und Bevages "Azazel.." von den ersterbenden Lippen zu vernehmen, bevor er zu Asche zerfällt.
Sie muss zurück! Dieser Tremereghulin kann sie nicht mehr helfen... aber Viktor! Er kämpft immer noch gegen diesen Dämon! Und sie ist davongelaufen, verdammter Mist! Sie läuft wieder los, zurück zum Ufer des Sees.. das Morgengrauen sticht in ihre Augen und lässt ihre Haut prickeln, ein Gefühl wie das Knistern der Flammen vorhin... aber sie muss zurück! Wenn es nötig ist, kann sie am Seeufer in der Erde versinken, aber erst muss sie sehen, was passiert ist oder gar.. ob der Dämon gewonnen hat. Dann wird sie die nächste Nacht vielleicht nicht mehr erleben.
Das Zusammentreffen mit der anderen Gruppe von Kainiten, die sich wohl auch um die Aufklärung der Geschehnisse bemüht, bekommt sie fast nur am Rande mit. Jetzt also auch noch Bevage, den sie schon kannte bevor sie überhaupt nach Finstertal kam. Die Asche wird eingesammelt und Viktor macht sich Sorgen, dass die Geissel sie bekommen könnte... aber da Cat sie in den Händen hat, macht sich Meyye da keine Sorgen, dass die jemand anderer bekommen könnte. Sie haben ohnehin andere Sorgen... Johannas große Stunde schlägt, als sie herausfindet, dass Azazel ein Dämon ist, der für die Vernichtung von Städten bekannt ist... Pompeji oder eine unbekannte Inka-Stadt werden genannt. Mit der Zeit kristallisiert sich heraus (das muss die Tremere wohl in irgendwelchen Büchern gefunden haben), dass sie bis zum Morgengrauen Zeit haben bevor die Stadt zerstört wird... und außerdem werden alle Dinge und Personen verschont, die einen blauen Punkt aufweisen können.. und anscheinend hängt es von der Schönheit dieser ab, ob sie einen haben (Meyye kommt da ein alter Reggae-Titel in den Sinn: "Only the pretty, yes the pretty shall survive...". Und umso verdächtiger ist es, dass der Prinz und seine Lieblingsschmusivampire nicht in der Stadt weilen).
Meyye kann in Wolfsform den Geruch des Dämons nur bis zum nächsten Kanaldeckel verfolgen, und auch ein Ritual von Kiera erbringt nur den Hinweis 'ganz weit unten', als sie versucht, Azazel zu lokalisieren. Als Johanna dann noch mehr gefunden hat, zum Beispiel dass drei Wesen von besonderer Hässlichkeit für das Ritual benötigt werden (na, wo sind wohl die Nossis hin? Und was wurde da wohl durch die Kanäle gejagt?) und was sie brauchen, um den Dämon aufzuhalten, stehen die Aufgaben fest. Die andere Gruppe kümmert sich darum, die Nosferatu zu suchen und das Ritual der Stadtzerstörung zu stören... die Tremere (mit Anhängsel Mentesse und Meyye, die sich auf der Fahrt vom Park an Mentesses mitgeführten Blutkonserven verköstigen darf und Luxus sowie Dekadenz des teuren Ventrue-Wagens bewundern kann) sollen den Dämon vernichten. Dazu braucht es allerdings auch ein Ritual, und als Zutaten unter anderem Weihwasser, einen halben Liter Blut einer Jungfrau und Haare eines Werwolfs... dazu den Unterarmknochen eines Kainiten, der damit zur Waffe werden soll, und dafür nur von Blutmagiern geführt werden kann. Meyye erklärt sich bereit, für die Werwolfhaare zu sorgen und ruft Silva an. Ein wenig störrisch lässt sie sich aber doch überreden, sie im Stadtpark zu treffen.
Es dauert eine Weile, bis sie sie überredet bekommt, aber nachdem sie ihr die Lage geschildert hat, bekommt sie doch ein paar Haare. Als sich Silva schon zum Gehen wendet, kommt Meyye noch ein Gedanke: "Sag mal.. nich dass du das jetz falsch verstehst, aber... biste eigentlich noch Jungfrau?"
Nach der Überraschungssekunde wird Silva spöttisch: "Natürlich nicht. Aber selbst wenn hätte ich ganz bestimmt nicht dir erlaubt, daran was zu ändern." Wie sie nur auf so eine blöde Idee kommt.. Meyye verdreht nur die Augen und macht, dass sie zurück ins Café de Troís kommt, das inzwischen zum Treffpunkt geworden ist. Das Weihwasser wurde ebenfalls besorgt, woher sie Jungfrauenblut bekommen aber immer noch Punkt hitziger Überlegungen.
Kaum jemand achtet auf Viktor, der teilnahmslos auf seinen Becher mit Blut starrt, den ihm Christine (die Barghulin des Cafes) hingestellt hat. Plötzlich ruckt sein Blick hoch. "Christine? Haben wir Blut von Jungfrauen hier?" So einfach kann es sein... für den exklusiven Geschmack der Ventrue gibt es auch spezielles Blut in den Lagern des Cafes, und so ist auch diese Hürde genommen. Bleibt noch der Knochen.. Meyye ist drauf und dran, sich selbst zu melden um einen Arm zu opfern, aber Mentesse ist schneller. Er hat das wohl schon lange beschlossen. Ihm werden die Augen verbunden, als es zurückgeht ins Gildehaus, um das Ritual durchzuführen.
Es dauert drei mittlere Ewigkeiten bis sie endlich wieder da ist, wo das Schicksal der Stadt entschieden werden sollte. Sie zittert.. sie glaubt spüren zu können, wie die Sonne jeden Moment ihre ersten Strahlen über den Berg schickt, während sie sich wild umsieht. Der Wohnwagen steht im See, irgendwer hat vollendet was sie anfangen wollte. Kein Dämon, keine Tremere, kein Mentesse. Als sie gedanklich bei dem angekommen ist, fällt ihr auf, dass sein Auto weg ist. Und das von Viktor auch! Das heisst, sie müssen es geschafft haben! Mit dieser erleichternden Erkenntnis sinkt sie in die Erde, bevor die Sonne sie wirklich noch überrascht. Wenn sie wieder da ist, findet sie die Stadt vielleicht noch vor!
Wie die einzelnen Zutaten verkocht werden, ist ja noch nicht spektakulär... aber dann muss Mentesse seinen Arm opfern.. nicht einfach so, sondern Haut und Fleisch müssen ihm vom Unterarm geschält werden, während er noch am restlichen Körper hängt! Meyye hält den Ventrue fest, welcher erstaunliche Selbstbeherrschung beweist. Sie will sich gar nicht vorstellen, welche Schmerzen er da ertragen muss. Dass es immer die als Bonzenclan bekannten Ventrue sind, die sie so positiv überraschen, ist schon erstaunlich.
Nach langer Zeit dieser Metzgerarbeit erhält Johanna, die das Ritual hauptsächlich durchführt, den Unterarmknochen, in den sie Runen einritzt und ihn dann in den kochenden Sud taucht. Die Runen leuchten dunkelrot, das Ritual ist vollbracht, die Waffe gegen Azazel fertig! Mentesse darf nun so lange seinen Arm nicht heilen, wie sie die Waffe brauchen.
Das nächste Problem ist es, den Dämon zu finden.. und wenn sie ihn gefunden haben, ihm bei seiner unheimlichen Geschwindigkeit auf den Fersen zu bleiben. Es stellt sich heraus, dass er sein Ritual gern bei Morgengrauen vollendet, an einem Ort, an dem der schönste Sonnenaufgang zu bewundern ist. Nur, wo ist das? Das Dach der Kunstakademie, die Burg der Tremere, die Berge zwischen Finsterburg und Rest-Finstertal, alle möglichen Orte werden diskutiert. Der Dämon wird verfolgt.. zu einem Gebäude, das er markiert, in die Tremere-Burg, wo er zwei Ghule tötet und einen weiteren namens Judith mitnimmt, aus unbekannten Gründen... aber er ist nie zu fassen. Zuguterletzt entscheiden sich alle, auf einem Campingplatz zu warten, am Rande des Sees an den auch die Burg grenzt, in der Hoffnung dass das der Ort sei.
Er ist es auch. Judith kann gefesselt in einem Wohnwagen gefunden werden, aber bevor sie jemand befreien kann, ist Azazel auch schon da. Der Kampf entbrennt, und Meyye tut ihr Bestes, den Dämon von Viktor, der die Knochenwaffe führt, abzulenken, genauso wie alle anderen Kämpfer (selbst Mentesse schießt aus einiger Entfernung nutzlose Kugeln gegen das Unwesen). Es gelingt ihr offenbar recht gut, denn Azazel setzt gegen sie schließlich einen größeren Kaliber ein als nur einen Hieb - was Meyye aber erst erkennt, als sie ausweicht und hinter ihr der Wohnwagen mit Judith drin zu brennen anfängt! Währenddessen werden vor allem die Regentin und Viktor von Wunden wie elektrischen Schlägen getroffen. Johanna will Judith heraushelfen, springt aber vom Rötschreck überwältigt in den See. Erst als sie das mitbekommt, wendet sich auch Meyye von dem Kampf ab und versucht, den brennenden Wagen in den See zu schieben, denn durch die Flammen käme sie nie...
Es ist beinahe ein Schrei, der aus Meyyes Kehle kommt, als sie aus der Erde bricht am nächsten Abend. Als wäre es anstrengend, als hätte sie sich ihre Wiedergeburt erst erkämpfen müssen. Der ausgebrannte Wohnwagen wurde inzwischen geborgen, es gibt Spuren von Kranketten auf dem Boden.. ansonsten wurde der Platz abgesperrt, was wohl Glück ist. Dass die Menschen keine anderen Sorgen hatten sagt Meyye allerdings genauso wie der Anblick der Stadt, dass noch (fast) alle Steine aufeinander stehen. Sie haben es geschafft...
Kaum etwas hätte sie mehr überraschen können in dieser Nacht des 2. Mai, als der Name auf dem Display. "Viktor! Mann, bin ich froh von dir zu hören. Wo bist du? Wir müssen uns unbedingt treffen." ist daher auch ihre erste, aufgeregte Reaktion. Er wirkt verwirrt, bedrückt... vielleicht ahnt er es schon, aber Meyye muss ihn erstmal darüber informieren, dass die Garou, die sie kannten, nicht mehr da sind... und vor allem über einen von ihnen. Sie zögert und die Stille in der Leitung dauert viel zu lange. Sie muss es ihm sagen, es ihm schonend beibringen... aber geht das überhaupt? "Richard ist tot." sagt sie schließlich einfach. Und schon vor seiner erschreckend apathisch wirkenden Reaktion steht für sie fest: "Hör mal.. ich komm zu dir." Beinahe wie auf einer festgefahrenen Schiene wiederholt er: "Ich muss.. zum Gildehaus." Aber das kann sie auch: "Ich. Komm. Zu. Dir!"
Kurze Zeit später kommt sie an. Sie kennt Viktors Haus ja bereits, zumindest von aussen. Bisher hat sie nur seinen Garten betreten, nach dieser Sache mit den Magiern, wo sich ein Geist in ihr eingenistet hatte... wer weiß, was alles hätte passieren können, aber er hat ihr aus der Patsche geholfen. Sie hofft nur, dass sie wenigstens ein klein wenig auch für ihn tun kann. Jedenfalls wird sie es versuchen. Das sagt sie auch Tiger, der ihr die Tür öffnet, auf seine diesbezügliche Hoffnung hin.
Viktor sitzt im Garten am Teich. Als Meyye näherkommt, sieht sie schon seine blutigen Hände und sie gibt dem Impuls nach, ihn einfach von hinten zu umarmen. "Mann, du hast keine Ahnung, wie ich dich vermisst hab." sagt sie und blickt ihm in die blutige Tränen weinenden Augen. Sie weiß, was er durchmacht. Während sie Julian gesucht hat, war sie mehrmals der Überzeugung, dass er nicht überlebt haben kann. Oh ja, sie weiß es sehr genau. Auf seine Fragen hin berichtet sie ihm ein wenig von dem, was sie über die Geschehnisse weiß. Über das fremde Rudel, das Ende der ihnen bekannten Septe, Ziege und Zacharii, die drei Pakete.. und besonders von dem, in dem Richards Kopf war. Sie weiß ja sogar, dass irgendwer etwas mit Auspex herausgefunden hat (was sich später durch Kiera bestätigt). Viktor ruft Johardo an, der das Paket in der Burg weiß, aber ansonsten (angeblich) nichts weiter darüber. Er solle die Regentin fragen, wenn er es an sich nehmen möchte, denn Johardo ist derzeit nicht in der Stadt (der Prinz, seine frisch Angetraute und Alexander Stahl im übrigen auch nicht, was sie aber erst später erfahren). Daraufhin bittet Viktor sie, ihn zum Gildehaus zu begleiten. Aber davon hätte sie ohnehin kaum irgendwas abhalten können. So apathisch und depressiv wie Viktor wirkt, braucht er jede Hilfe, die er kriegen kann - sogar Meyye.
Irgendwann später wird die Verzweiflung stärker sein als die rote Furcht. Das Schuldgefühl, versagt zu haben. Die Ungewissheit, wie der Kampf ausging, wenn sie dann überhaupt noch existiert. Aber jetzt kann Meyye nur laufen, weg von dem Feuer, das nach ihr giert, das züngelnde Flammen in ihre Richtung geschickt hat.. sie konnte nicht mehr anders. Wie von der Tarantel gestochen ließ sie den brennenden Wohnwagen los und rannte. Erst jetzt, wo sie den Kampfeslärm, die Schreie, das Prasseln der Flammen, den roten und den blauen Lichtschein weit hinter sich gelassen hat, kommt sie wieder zu sich und bleibt stehen. Der Dämon! Sie muss verdammt nochmal Viktor helfen! Sie dreht sich um, aber sie ist ausser Sichtweite, und sie hört auch nichts. Stille.
Sie ist zum erstenmal in Gildehaus. Daher sieht sie sich auch durchaus neugierig um, als sie Viktor in etwas begleitet, was wohl ein großes Besprechungszimmer ist. Darin sind schon so ziemlich alle Tremere versammelt, die sie sonst noch kennt... Johanna und die Klonschwestern. Letztere sind neu für Viktor. "Eine von denen ist die Regentin, aber ich weiß nicht welche." flüstert sie ihm zu. Dann bekommen sie zu hören, dass Viktor das Paket erst morgen haben kann, was natürlich auf eine Anweisung von Johardo zurückgeht. Und anschließend sprechen alle über eine komische Explosion im Schwarzen Kamp und drei Überlebende, die mitten drin waren. Meyyes erste Vermutung geht in Richtung Garou. Die halten einiges aus, wenn sie wollen. Es wird beschlossen, zum Ort der Explosion zu fahren um vielleicht mehr herauszufinden, sich erst aber noch mit dem Ventrue Eduard Mentesse zu treffen, der irgendwas besorgen sollte. Eine Schallplatte, wie sich herausstellt, die aber inzwischen leider in zwei Teile zerbrochen ist. Das Gefasel von blauen Punkten in der Sicht mit Auspex sagt Meyye erstmal gar nichts. Der blaue Schein, der aus der Kanalisation kommt während es die Kanaldeckel aufsprengt, ist dafür auch für sie auffällig.
Sie ist als erste dort und auch unten, trotz des protestierenden Rufes von Viktor, um sich da unten umzusehen... aber es ist nichts mehr zu finden. Eine von den Tremerezwillingen berührt die Wand und hat den Eindruck einer Jagd.. es braucht den Ekel von Mentesse, mit dem er eine tote Ratte in die Abwässer kickt, um sie darauf zu bringen dass sie einen der vierbeinigen Bewohner des Kanals befragen könnte... welcher ihr erstaunlicherweise sagt, dass 'sowas wie sie' von einem anderen gejagt worden wäre. Bevor sie noch ihre Erkenntnisse mit den anderen teilen kann, wird sie durch den SMS ihres Handys überrascht. Bevage meldet, er habe den Mistkerl im Stadtpark gestellt und brauche Hilfe. Das sagt sie den anderen, bevor sie sich kurzerhand in einen Vogel verwandelt, durch den offenen Kanaldeckel nach oben und in Richtung Stadtpark fliegt (wobei sie u.a. einen Ventrue mit offenem Mund zurücklässt).
Ein blaues Leuchten ist das erste, was ihr beim Stadtpark auffällt, gleich darauf, dass Bevage mit dem blauleuchtenden Typen kämpft. Ein Adonis von einem Mann, völlig nackt... und mit übernatürlicher Geschwindigkeit in seinen Bewegungen. Kurzentschlossen setzt sie zum Landeanflug dicht hinter dem Typen an.. aber schon etwa 100 Meter davor verwandelt sie sich plötzlich zurück und rollt über den Boden. Die Überraschung überwindend rappelt sie sich auf und läuft weiter auf den Kampf zu.. auch wenn sich zu ihrem Erschrecken ihre Krallen nicht bilden. Nur nebenbei sieht sie Cat, die auch irgendwo am Rande da ist und sie wegen ihres Absturzes auslacht, anstatt einem Clansbruder in Not zu helfen - typisch! Aber auch sie kommt zu spät.. während sie noch auf den Kampf zustürmt, verliert Bevage und der Blauleuchtende flitzt schneller als jede Formel-1-Karre davon... Meyye bleibt nur noch, bestürzt auf die Knie zu fallen und Bevages "Azazel.." von den ersterbenden Lippen zu vernehmen, bevor er zu Asche zerfällt.
Sie muss zurück! Dieser Tremereghulin kann sie nicht mehr helfen... aber Viktor! Er kämpft immer noch gegen diesen Dämon! Und sie ist davongelaufen, verdammter Mist! Sie läuft wieder los, zurück zum Ufer des Sees.. das Morgengrauen sticht in ihre Augen und lässt ihre Haut prickeln, ein Gefühl wie das Knistern der Flammen vorhin... aber sie muss zurück! Wenn es nötig ist, kann sie am Seeufer in der Erde versinken, aber erst muss sie sehen, was passiert ist oder gar.. ob der Dämon gewonnen hat. Dann wird sie die nächste Nacht vielleicht nicht mehr erleben.
Das Zusammentreffen mit der anderen Gruppe von Kainiten, die sich wohl auch um die Aufklärung der Geschehnisse bemüht, bekommt sie fast nur am Rande mit. Jetzt also auch noch Bevage, den sie schon kannte bevor sie überhaupt nach Finstertal kam. Die Asche wird eingesammelt und Viktor macht sich Sorgen, dass die Geissel sie bekommen könnte... aber da Cat sie in den Händen hat, macht sich Meyye da keine Sorgen, dass die jemand anderer bekommen könnte. Sie haben ohnehin andere Sorgen... Johannas große Stunde schlägt, als sie herausfindet, dass Azazel ein Dämon ist, der für die Vernichtung von Städten bekannt ist... Pompeji oder eine unbekannte Inka-Stadt werden genannt. Mit der Zeit kristallisiert sich heraus (das muss die Tremere wohl in irgendwelchen Büchern gefunden haben), dass sie bis zum Morgengrauen Zeit haben bevor die Stadt zerstört wird... und außerdem werden alle Dinge und Personen verschont, die einen blauen Punkt aufweisen können.. und anscheinend hängt es von der Schönheit dieser ab, ob sie einen haben (Meyye kommt da ein alter Reggae-Titel in den Sinn: "Only the pretty, yes the pretty shall survive...". Und umso verdächtiger ist es, dass der Prinz und seine Lieblingsschmusivampire nicht in der Stadt weilen).
Meyye kann in Wolfsform den Geruch des Dämons nur bis zum nächsten Kanaldeckel verfolgen, und auch ein Ritual von Kiera erbringt nur den Hinweis 'ganz weit unten', als sie versucht, Azazel zu lokalisieren. Als Johanna dann noch mehr gefunden hat, zum Beispiel dass drei Wesen von besonderer Hässlichkeit für das Ritual benötigt werden (na, wo sind wohl die Nossis hin? Und was wurde da wohl durch die Kanäle gejagt?) und was sie brauchen, um den Dämon aufzuhalten, stehen die Aufgaben fest. Die andere Gruppe kümmert sich darum, die Nosferatu zu suchen und das Ritual der Stadtzerstörung zu stören... die Tremere (mit Anhängsel Mentesse und Meyye, die sich auf der Fahrt vom Park an Mentesses mitgeführten Blutkonserven verköstigen darf und Luxus sowie Dekadenz des teuren Ventrue-Wagens bewundern kann) sollen den Dämon vernichten. Dazu braucht es allerdings auch ein Ritual, und als Zutaten unter anderem Weihwasser, einen halben Liter Blut einer Jungfrau und Haare eines Werwolfs... dazu den Unterarmknochen eines Kainiten, der damit zur Waffe werden soll, und dafür nur von Blutmagiern geführt werden kann. Meyye erklärt sich bereit, für die Werwolfhaare zu sorgen und ruft Silva an. Ein wenig störrisch lässt sie sich aber doch überreden, sie im Stadtpark zu treffen.
Es dauert eine Weile, bis sie sie überredet bekommt, aber nachdem sie ihr die Lage geschildert hat, bekommt sie doch ein paar Haare. Als sich Silva schon zum Gehen wendet, kommt Meyye noch ein Gedanke: "Sag mal.. nich dass du das jetz falsch verstehst, aber... biste eigentlich noch Jungfrau?"
Nach der Überraschungssekunde wird Silva spöttisch: "Natürlich nicht. Aber selbst wenn hätte ich ganz bestimmt nicht dir erlaubt, daran was zu ändern." Wie sie nur auf so eine blöde Idee kommt.. Meyye verdreht nur die Augen und macht, dass sie zurück ins Café de Troís kommt, das inzwischen zum Treffpunkt geworden ist. Das Weihwasser wurde ebenfalls besorgt, woher sie Jungfrauenblut bekommen aber immer noch Punkt hitziger Überlegungen.
Kaum jemand achtet auf Viktor, der teilnahmslos auf seinen Becher mit Blut starrt, den ihm Christine (die Barghulin des Cafes) hingestellt hat. Plötzlich ruckt sein Blick hoch. "Christine? Haben wir Blut von Jungfrauen hier?" So einfach kann es sein... für den exklusiven Geschmack der Ventrue gibt es auch spezielles Blut in den Lagern des Cafes, und so ist auch diese Hürde genommen. Bleibt noch der Knochen.. Meyye ist drauf und dran, sich selbst zu melden um einen Arm zu opfern, aber Mentesse ist schneller. Er hat das wohl schon lange beschlossen. Ihm werden die Augen verbunden, als es zurückgeht ins Gildehaus, um das Ritual durchzuführen.
Es dauert drei mittlere Ewigkeiten bis sie endlich wieder da ist, wo das Schicksal der Stadt entschieden werden sollte. Sie zittert.. sie glaubt spüren zu können, wie die Sonne jeden Moment ihre ersten Strahlen über den Berg schickt, während sie sich wild umsieht. Der Wohnwagen steht im See, irgendwer hat vollendet was sie anfangen wollte. Kein Dämon, keine Tremere, kein Mentesse. Als sie gedanklich bei dem angekommen ist, fällt ihr auf, dass sein Auto weg ist. Und das von Viktor auch! Das heisst, sie müssen es geschafft haben! Mit dieser erleichternden Erkenntnis sinkt sie in die Erde, bevor die Sonne sie wirklich noch überrascht. Wenn sie wieder da ist, findet sie die Stadt vielleicht noch vor!
Wie die einzelnen Zutaten verkocht werden, ist ja noch nicht spektakulär... aber dann muss Mentesse seinen Arm opfern.. nicht einfach so, sondern Haut und Fleisch müssen ihm vom Unterarm geschält werden, während er noch am restlichen Körper hängt! Meyye hält den Ventrue fest, welcher erstaunliche Selbstbeherrschung beweist. Sie will sich gar nicht vorstellen, welche Schmerzen er da ertragen muss. Dass es immer die als Bonzenclan bekannten Ventrue sind, die sie so positiv überraschen, ist schon erstaunlich.
Nach langer Zeit dieser Metzgerarbeit erhält Johanna, die das Ritual hauptsächlich durchführt, den Unterarmknochen, in den sie Runen einritzt und ihn dann in den kochenden Sud taucht. Die Runen leuchten dunkelrot, das Ritual ist vollbracht, die Waffe gegen Azazel fertig! Mentesse darf nun so lange seinen Arm nicht heilen, wie sie die Waffe brauchen.
Das nächste Problem ist es, den Dämon zu finden.. und wenn sie ihn gefunden haben, ihm bei seiner unheimlichen Geschwindigkeit auf den Fersen zu bleiben. Es stellt sich heraus, dass er sein Ritual gern bei Morgengrauen vollendet, an einem Ort, an dem der schönste Sonnenaufgang zu bewundern ist. Nur, wo ist das? Das Dach der Kunstakademie, die Burg der Tremere, die Berge zwischen Finsterburg und Rest-Finstertal, alle möglichen Orte werden diskutiert. Der Dämon wird verfolgt.. zu einem Gebäude, das er markiert, in die Tremere-Burg, wo er zwei Ghule tötet und einen weiteren namens Judith mitnimmt, aus unbekannten Gründen... aber er ist nie zu fassen. Zuguterletzt entscheiden sich alle, auf einem Campingplatz zu warten, am Rande des Sees an den auch die Burg grenzt, in der Hoffnung dass das der Ort sei.
Er ist es auch. Judith kann gefesselt in einem Wohnwagen gefunden werden, aber bevor sie jemand befreien kann, ist Azazel auch schon da. Der Kampf entbrennt, und Meyye tut ihr Bestes, den Dämon von Viktor, der die Knochenwaffe führt, abzulenken, genauso wie alle anderen Kämpfer (selbst Mentesse schießt aus einiger Entfernung nutzlose Kugeln gegen das Unwesen). Es gelingt ihr offenbar recht gut, denn Azazel setzt gegen sie schließlich einen größeren Kaliber ein als nur einen Hieb - was Meyye aber erst erkennt, als sie ausweicht und hinter ihr der Wohnwagen mit Judith drin zu brennen anfängt! Währenddessen werden vor allem die Regentin und Viktor von Wunden wie elektrischen Schlägen getroffen. Johanna will Judith heraushelfen, springt aber vom Rötschreck überwältigt in den See. Erst als sie das mitbekommt, wendet sich auch Meyye von dem Kampf ab und versucht, den brennenden Wagen in den See zu schieben, denn durch die Flammen käme sie nie...
Es ist beinahe ein Schrei, der aus Meyyes Kehle kommt, als sie aus der Erde bricht am nächsten Abend. Als wäre es anstrengend, als hätte sie sich ihre Wiedergeburt erst erkämpfen müssen. Der ausgebrannte Wohnwagen wurde inzwischen geborgen, es gibt Spuren von Kranketten auf dem Boden.. ansonsten wurde der Platz abgesperrt, was wohl Glück ist. Dass die Menschen keine anderen Sorgen hatten sagt Meyye allerdings genauso wie der Anblick der Stadt, dass noch (fast) alle Steine aufeinander stehen. Sie haben es geschafft...