15.04.04 - Die Nacht des Drachen

Dimitri stand ebenfalls langsam auf und strich sich die Haare nach hinten. "Ich jage eigentlich recht... nunja... brutal. Aber ich habe dir ein Versprechen gegeben, dass ich vorerst niemanden töten werde. Ich jage dort, wo es mir grade in den Kram passt. Ich gebe nichts auf Domänen anderer Clans. Alles was lebt und brauchbar ist wird als potentielles Opfer gesehen...", Dimitri stoppte kurz und setzte dann leise und mit einem verschwöreishem Blick nach "und wenn es ein anderer Vampir ist, umso besser."

Dimitri beäugte nochmals sein Hemd. Es war derbe verschmutzt und es wäre angebracht, wenn er sich wenigstens irgendwas von Lurker nahm. Er griff in die Truhe und zog ein schwarzes Hemd heraus. "Ich hoffe es macht dir nichts aus, wenn ich mir das mal eben zurecht mache." Dimitri riss die Ärmel ab und streifte sich das Ärmellose Hemd über. Es betonte seinen recht muskulösen Oberkörper nur noch mehr, da es eng anlag und ganz knapp über seiner Hose endete.

"Na siehst du... passt doch."
 
Lurkers Augen wurde groß als Dimitri von seiner Art der Jagd sprach. Natürlich hielt er sich nicht an Territorien, warum sollte er auch ?
Etwas in Lurker sprach das wilde, unzivilisierte durchaus an, vielleicht war Dimitri nur ehrlicher als er ? Aber das der Andere ihre eigene Art tötete ? Lurker keuschte auf.
Das war verboten, auf so etwas stand Verfolgung und der `Tod´, so abstrakt dieser Begriff mit dem Unleben auch war.
Lurker sagte jedoch nichts. Er hatte von Anfang an gewußt das Dimitri Dinge tat die er für fragwürdig hielt. Auch wenn er das die ganze Zeit verdrängt hatte, irgendwann holte es sie sicher wieder ein.
Auf der anderen Seite, die Gesetze verboten es andere von seinem Blut zu töten. Wenn man einen Menschen tötete, nun, das passierte. Dafür würde es keine Blutjagd geben. Allenfalls eine Mahnung des Erstgeborenen und der würde darüber stillschweigen bewahren, wenn man ihm einen kleinen Gefallen tat. Wie praktisch.
Seltsam verdreht mochte einem das schon vorkommen, wenn man es so herum betrachtete.
Er wurde allerdings aus seinen Gedanken gerissen, als Dimitri in dem Hemd vor ihm stand. Lurker hatte durchaus schon Menschen nur mit einer Weste, ohne Hemd darunter bekleidet herumlaufen sehen, besonders junge. Aber das war zu komisch. Lurker gackerte leise.

Nunja...eigenwillig. Aber es wird gehen. Ich denke das ich mir die Ansprache über angemeßene Kleidung für einen Vampir sparen kann ?

Lurker grinste über beide Ohren.

In Ordnung... laß mal überlegen... auf dem Weg zur Bibliothek kommen wir an einem Schuppen vorbei, der nennt sich `Black Hammer´. auf dem Parkplatz kann man sicher ein paar Halbstarke finden die ihren Rausch ausschlafen, oder die sich aus anderen Gründen dort verkriechen... was denkst Du ?
 
"Naja, vielleicht muss ich demnächst noch einen Laden ausrauben um mir passende Kleidung zu besorgen." Dimitri grinste breit. "Aber die Idee mit dem Black Hammer ist gut, ich denke dort sollten wir hingehen und uns an jungen Menschen laben." Ein funkeln war in Dimitris Augen zu erkennen.

"Aber davon mal ganz abgesehen, was meinst du denn würde mir stehen? Ich könnte auch die ganze Nacht in der Form rumlaufen, in der du mich in der Kirche gesehen hast, würde dir das besser passen?", er grinste. Niemandem würde das gefallen, und das wusste Dimitri auch.

"Also dann... lass uns Frühstücken gehen."

Dimitri kletterte langsam und bedächtig wieder den Schacht hinauf. Das Hemd spannte sich unter seinen Muskeln und drohte fasst zu reissen, doch selbst wenn das passieren sollte, dann würde es ihn auch nicht mehr stören.
 
Lurker kroch hinter ihm her und sie stiegen aus dem Brunnenschacht in die Nacht hinaus. Bei dem Gedanken an Dimitris Gestalt in der Kirche wollte er lieber nicht denken, denn es erzeugte einen kalten Klumpen in seiner Magengegend und ließ seine Knie zu Gelee werden wenn er daran zurückdachte. Er schüttelte den Kopf, aber Dimitri wollte nur einen Scherz machen.

Nur wenn Du dann lernst dich entsprechend zu verderben. Weißt Du... es ist für mich schon schwer genug einen guten Tisch in einem Restaurant zu bekommen..

Er deutete auf seine migebildete Gestalt.

Aber ich denke damit würdest du es mir gründlich verderben.

Er zwinkerte ihm aus seiner wiederhergestellten Maskierung herraus zu.
Nur kurz blitzte in ihm der Gedanke auf, ob nicht das was er gerade von Dimitri sah die Metamorphose war und das Monster seine eigentliche Gestalt.

Vielleicht sollte das häßliche Monster nicht die ganze Zeit darauf rumhacken wie gemein das böse Monster immer ist..

Meldete sich eine triefende Stimme in seinem Kopf. Gemeinsam wanderten sie über den Friedhof und verschwanden in einer kleinen Gasse um über verborgene Pfade bis zum Parkplatz des Black Hammer zu gelangen.
Bevor sie außer sicht waren warf Lurker noch einen Blick auf Dimitris Schultern.

Machst du viel Fitness ?

Hörte man eine leise Frage in neckendem Tonfall, bevor sie außer Sicht waren.
 
Der Wind zog langsam an ihnen vorbei als sie ihren Weg gingen. Es war eine Wohltat im wahrsten Sinne des Wortes. Die kalte Nachtluft tat gut nach der Eskapade und dem kurzen Spaß mit der Sonne den sie gehabt hatten. Schritt für Schritt legte sich ein Mantel aus Wohlgefühl um Dimitri. Er war irgendwie zu Hause.

Als er Lurker Worte hörte drehte er sich kurz zu ihm um und flüsterte dann eiskalt in die Nacht. "Nein, ich breche nur oft Knochen und werfe Menschen durch die Gegend."

Mehr sagte er nicht. Es war ein Witz der trockener nicht sein konnte. Wenn Lurker gewusst hätte, dass Dimitri nicht wirklich scherzte sondern alles was er sagte ernst meinte, dann wäre ihm sicher anders geworden.

"Wann sind wir da? Ist es das Gebäude dort hinten?"

Er deutete auf einen Gebäudeklotz und schritt schnell weiter, Lurker an seiner Seite.
 
"Moment, mein Handy", Dimitri fingerte das Handy heraus und nahm den Anruf an. "Ja, bitte?"
 
Lurker wußte nicht recht ob er über die trockene Bemerkung mit den Menschen lachen sollte, oder ob ihm das Lachen im Halse stecken bleiben sollte.

Bevor er Dimitri verwirrt anblicken konnte hatte dieser sein Telefon am Ohr. Lurker ging ein paar Schritte in die dunkle Gasse und war alleine mit den kleinen glühenden Schlangen die mit peitschenden Schwänzen in seinen Adern krochen.
 
Valerius hier, Dimitri. Ich habe Informationen für Dich. Zacharii war damals - wann genau kann ich Dir nicht sagen, aber war allem Anschein nach vor der Spaltung der Sekten und der Gründung des Sabbats - bei dem damaligen Ventrue Prinzen in Ungnade gefallen und wurde aus der Stadt verjagd. Es soll dort etwas für die Ventrue zurückgelassen haben. Was das genau ist kann ich dir nicht sagen. Zacharii wurde jahre Später vernichtet und es gibt keine detallierten Informationen darüber. Ich konnte nicht einmal in Erfahrung bringen ob es sich um etwas materielles oder etwas anderes handelt. Das ist alles, leider. Ach ja, Deine Erde ist unterwegs und sollte in drei Tagen im Güterbahnhof bei Euch in Finstertal ankommen. Dort musst du sie selber abholen. Eine Stille im Telefon darauf deutet hin das er fertig ist und auf eine Reaktion wartet.
 
"Ich danke dir, Vater. Ich wusste doch dass ich mich auf dich verlassen kann. Wenn es hier Neuigkeiten gibt, dann werde ich mich mit dir in Verbindung setzen."

Ein kurzes Klacken und ein Piepen und Dimitri hatte das Gespräch beendet.
 
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