[01.05.2008] Besuch aus der Fremde

AW: [01.05.2008] Besuch aus der Fremde

Nathan nannte Ferdinand die Zimmernummer und wartete dann auf das Ergebnis von dessen Anruf.

Evelina hatte inzwischen die Einladung gefunden auf der stand, daß die Feierlichkeiten bei Sonnenuntergang beginnen würden, in der Kunstakademie war niemand zu erreichen, Romero war wohl auch bei dem Fest. Heute würde sich wohl nicht rausfinden lassen, was er wissen wollte, höchstens dann, wenn er den Guhl auf der Hochzeit ansprechen würde.
 
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Ferdinand kam zurück zu seinem Erzeuger.

„Es war niemand zu erreichen. Ich sollte mich sputen, die Feierlichkeiten haben schon bei Sonnenuntergang angefangen, wie ich auf der Einladung gesehen habe.
Vielleicht sehe ich Herrn Romero auf der Feier, oder ich erhalte ich die Gelegenheit dem Prinzen persönlich mitzuteilen, dass du hier bist.
Wenn Prinz und Seneschall wissen, dass du hier bist, ich fürchte jedoch das wird nicht ausreichen. Evelina sagte, der Sekretär habe ihr gesagt, dass man hier von jedem Kainskind erwarte, dass es sich vorstelle, gleichgültig wie kurz der Aufenthalt sei.
Wenn du also wieder fährst ohne dich vorgestellt zu haben, dann sollte ich besser auch die Domäne verlassen, denn dann wäre mein Ruf ruiniert, und ich könnte es hier unmöglich zu etwas bringen.
Ich weiß nicht ob dieses Hotel dem Prinzen gehört, doch es scheint zumindest stark unter seinem Einfluss zu stehen, und es ist Elysium."

Versteckte Kameras in der Halle würden Ferdinand da nicht wundern.

"Und in diesem Hotel wohnen fast alle kainitischen Neuankömmlinge. Irgendjemand davon könnte dich gesehen haben. Solche ungünstigen Zufälle gibt es immer. Wer heimlich in die Domäne kommen will, so ist das Hotel wahrlich ein ungünstiger Ort dafür.
Und wenn du heimlich hier wärst, das würde mich erpressbar machen, und zumindest Nox hätte Bescheid gewusst, dass du hier warst.“

Hatte sein Erzeuger tatsächlich eigentlich heimlich hierher kommen wollen, ohne sich vorzustellen? Ferdinand wunderte sich wirklich über soviel Leichtsinn. Dachte Nathan denn im Ernst, sein Ahnenstatus würde ihn schützen falls der Traditionsbruch herauskam? Sicher nicht in dieser Domäne.
Und Ferdinand selbst konnte dann in der Tat gleich einpacken. Als Kind eines Traditionsbrechers würde er hier keine Karriere machen.

"Wenn du die Vorstellung möglichst schnell hinter dich bringen möchtest, dann wäre eigentlich die Hochzeit die beste Gelegenheit. Sie findet in der Villa des Prinzen statt. Vielleicht wäre es möglich, dass du dich in ein Nebenzimmer begibst, dann bräuchtest du den anderen Gästen nicht zu begegnen. Wer weiß wann ansonsten ein Termin möglich wäre.“
 
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Ferdinand machte es seinem Erzeuger wirklich nicht leicht und wäre er noch lebendig gewesen, hätte er bestimmt entnervt geseufzt. Immerhin konnte er auch nicht riechen in was für Schwierigkeiten sich der Ancilla gebracht hatte.

"Nun, wenn die das hier so sehen, dann muß auch jemand bereit sein, einem zu empfangen, findest du nicht?" fragte er. "Was für eine Farce - Hochzeit. Gut du mußt das Spiel mitspielen, aber sollte ich wirklich gezwungen sein, wegen einem unbesetzten Büro des Prinzen länger zu bleiben, dürfte dies ein Nachspiel geben. Ich kann nicht so ein idiotisches Gesetz erlassen, daß man sich für ein paar Stunden melden muß und dann niemand zum Melden bereit steht."

Meistens brauchte man in den Städten nur dann eine Meldung, wenn man wirklich längerfristig bleiben wollte, aber vermutlich gingen in einer Stadt, in der ein aufgeblasener Pfau auf dem Thron saß, der sich lieber um seine selbsüchtigen Gelüste kümmerte, ein Paradies für Katastrophen und zog alles Böse magisch an.

"Ich denke, du informierst mich, wenn du zurück bist."
 
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Ferdinand war unbehaglich zumute. Die Hochzeit war einfach ein sehr ungünstiger Zeitpunkt für einen Besuch, aber was sollte man machen...

„Ja natürlich werde ich dich informieren. Ich bedaure, dass man hier so kleinlich ist…ich kann nur hoffen, dass du jetzt nicht deswegen länger als geplant bleiben musst. Ich werde mein Möglichstes tun um diese Angelegenheit zu regeln, doch wenn die Hoheiten sich querstellen…
Aber möglicherweise wäre es ausnahmsweise möglich, dass du dich bei der neuen Hüterin vorstellst…nun ja, falls dir das recht wäre. Sie würde wahrscheinlich sowieso erfahren, dass du hier warst.“

Zwar behagte es ihm ganz und gar nicht ausgerechnet ihr dann einen Gefallen zu schulden, aber wenn dieses Problem nicht anders zu lösen war…
Ferdinand nahm die zurechtgelegte Kleidung zur Hand.
 
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Nathan nickte.

"Wenn du meinst, daß das geht und anerkannt wird, soll mir das recht sein", meinte er. "Aber ist die nicht auch auf der Hochzeit und dann unabkömmlich? Immerhin ist sie vom selben Clan wie der Prinz."

Offenbar war in der Stadt wirklich alles umständlich.
 
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„Ob das geht werde ich erst noch herausfinden müssen. Es werden sicher nicht alle Leute bis kurz vor Sonnenaufgang bleiben, wenn die Feier schon bei Sonnenuntergang beginnt, vielleicht also hätte Frau O´Niell am Ende der Nacht noch Zeit. Wir werden sehen…“

Ferdinand seufzte. War in dieser Domäne irgendetwas unkompliziert?

„Ich hoffe du kannst dir hier gut die Zeit vertreiben? Wenn du möchtest zeigt dir Evelina ein wenig die Stadt. Viele Geschäfte haben hier auch nach Mitternacht noch geöffnet. In Werwolfgebiet sollte man sich allerdings besser nicht begeben…das Hotel ist übrigens vor Werwölfen geschützt. Es gibt kaum etwas was es in dieser Stadt nicht gibt – bösartige Werwölfe, einen eigentlich vernichteten Tzismisce Koldunen…inmitten von all dem Chaos eine Hochzeitsfeier abzuhalten, so etwas machen wirklich nur die Toreador…“
 
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"Ich werde mich schon umschauen, keine Sorge, aber Evelina brauche ich nicht, sie soll sich um ihren Ehemann kümmern, immerhin weiß man in unseren Kreisen nie, wie lange man den anderen hat", sagte Nathan. "Ich denke allerdings, daß ich ab ca. 3 oder 4 spätestens wieder im Hotel sein werde.

Wenn Frau O'Niell dann Zeit hat, kann ich mich bei ihr vorstellen. Es wäre nicht schlecht, wenn die Sache damit erledigt wäre."

Er ging dann in Richtung Tür und sein Guhl folgte ihm mit dem Kasten.

"Ich werde euch dann nicht weiter stören. Angenehmen Abend."
 
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„Danke für alles. Auch dir einen angenehmen Abend.“

Ferdinand ging ins Bad, duschte noch schnell und zog sich dann die festliche Kleidung an.

Bevor er die Suite verließ erfragte er noch bei Henry ob man Chezmoi gefunden hatte. Nein.
Und dann nahm Ferdinand das Festnetztelefon zur Hand und versuchte Helena zu erreichen.
Mal sehen ob sie dranging…wenn nicht, musste er eben in der Villa fragen, aber lieber wäre es ihm wenn nicht jemand evtl. mitbekam was er sagte.
 
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Nach zwiemal weiterschalten war eine Männerstimme am Apperat.

"Guten Abend, hier Jonathan Archer am Apperat von Miss O'Niell, wie kann ich ihnen weiterhelfen?" fragte diese. Sie war freundlich, nicht übermässig tief, aber wohl klingend.
 
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„Guten Abend, hier spricht Ferdinand von Rothschild. Ist Frau O´Niell zu sprechen, oder ist sie gerade zu beschäftigt?“
 
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"Oh, Herr von Rothschild, dann geht es ihnen wieder besser", antwortete Jonathan und es war kurz ein Erfeuen in der Stimme zu bemerken. "Da Frau O'Niell zum Clan des Prinzen gehört und Hüterin ist, mußte sie frühzeitig zum Empfang für die Hochzeit aufbrechen, allerdings werden sie sie dort bestimmt antreffen können.

Vielleicht kann ich ihnen auch weiterhelfen, abhängig davon, um was es sich handelt."
 
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Dann hatte die Toreador ihr Handy also nicht mitgenommen.

„Ja, es geht mir wieder besser, und ich kann leider erst jetzt aufbrechen zu der Villa des Prinzen. Nun gut, dann werde ich dort mit Frau O´Niell reden. Es handelt sich um eine Angelegenheit, bei der Sie mir nicht weiterhelfen können, trotzdem vielen Dank für ihr Angebot.“

Ferdinand verabschiedete sich und legte auf.
Dann musste das Gespräch eben noch eine Weile warten.

„Vater, das hier kannst du als Geschenk mitnehmen.“

Evelina brachte ihm ein kunstvoll verpacktes kleines Geschenk.

„Es sind zwei CDs von Kammerkonzerten darin, bei denen ich mitgewirkt habe. Denn ich erfuhr von Herrn Mentesse, dass der Prinz Kammermusik mag. Da ich nicht mitkommen darf, kann ich dort leider nicht persönlich spielen…“

„Ah – schön, dass du an ein Geschenk gedacht hast, Evelina. Kümmere dich gut um Henry. Bis später, meine Liebe.“

Der Malkavianer ging mitsamt dem Geschenk hinunter in die Hotelhalle, dann nach draußen und zu dem Taxistand.
Ungewohntes mochte er nicht, und es war sehr ungewohnt mit einem Taxi zu fahren. Aber es blieb ihm nun mal keine andere Wahl, Henry war noch nicht in der Verfassung um zu fahren.

Evelina wiederum ging zurück zu Henry ins Schlafzimmer.

„Kommst du zu mir ins Bett?“ fragte Henry, der plötzlich das Bedürfnis verspürte, seine Frau nah bei sich zu haben.

Evelina legte sich neben Henry und kuschelte sich an ihn, was sie überhaupt gern und oft tat, sie mochte es zu kuscheln.
 
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Henry hätte fast sein Leben verloren und somit auch Evelina. Es konnte so plötzlich alles zu Ende sein. Nicht zu altern täuschte einen oft darüber hinweg wie vergänglich ihr Leben dennoch sein konnte.

Wieviel anders wäre doch sein Leben verlaufen, wenn er damals im Spätherbst 1932 nicht seinen Sohn in Oxford besucht hätte. Dann hätte er nicht genau dann Evelina kennengelernt und sie hätte sich vielleicht in einen anderen verliebt. Doch sie hatte ihn gewollt, so sehr, dass sie nicht lockergelassen hatte bis sie ihn bekommen hatte.
Ob er es jemals bereut hatte? Es war nicht leicht für ihn gewesen seinen Sohn nicht mehr sehen zu dürfen nachdem dieser 30 Jahre alt war, und auch nicht seine Enkelkinder. Zweimal hatte Henry dennoch heimlich nach Robert geschaut, aber nur aus der Ferne. Einmal als Robert Ende 40 gewesen war und zum letzten Mal als er 80 gewesen war. Es war so seltsam gewesen seinen eigenen Sohn als alten Greis zu sehen und selbst nur halb so alt auszusehen. Robert war immerhin 85 Jahre alt geworden, war nun seit 9 Jahren tot.
Die Nachricht seines Todes hatte Henry sehr getroffen.
Immerhin lebten seine Enkel noch, aber Henry durfte niemals Kontakt mit ihnen aufnehmen, da sie sich möglicherweise noch an ihn erinnerten, zumindest von alten Fotos her. Das Leben als Ghul hatte eben auch seine Schattenseiten. Als normaler Mensch hätte er weiterhin am Leben seines Sohnes und seiner Enkel teilhaben können, aber andererseits wäre er dann jetzt schon längst tot.
Und Evelina, sie war eine wunderbare Frau, und sie war Ferdinands Tochter. Sie und ihr Vater brauchten Henry. Sie waren glücklich zu dritt…wenn da nur nicht dieser Spanier wäre. Evelina dachte doch wohl nicht immer noch an ihn? Wollte sie ihn immer noch?

„Du wirst mich doch niemals verlassen?“ fragte er.

„Aber nein, Henry, warum sollte ich?“

Durch die körperliche Schwäche fühlte sich Henry irgendwie auch seelisch verletzlicher als sonst.
Evelina würde doch nicht mit dem Spanier durchbrennen? Aber nein, sie würde doch nicht ihren Vater verlassen, beruhigte er sich. Und dennoch, ein Unbehagen blieb. Wenn die Bindung an den Vater nicht wäre, würde sie Henry dann verlassen? Diese Frage nagte schmerzhaft an ihm.

„Du lässt mich aber nicht wieder allein heute, so wie gestern?
Ich hatte mich so schrecklich um dich gesorgt…und dich vermisst.“

Evelina strich Henry übers Haar.

„Natürlich bleibe ich heute bei dir Henry. Außer Onkel Nathan hätte mich gebraucht, aber das ist offenbar nicht der Fall. Da fällt mir ein – ich hatte Herrn Reser versprochen ihm Bescheid zu sagen wenn Vater wieder wach ist. Einen Moment, ich schicke ihm eben eine SMS.“

Evelina stand auf und schrieb an den Brujah:

„Vater ist wieder wach, er kommt noch zu der Feier, dort können Sie ihn sprechen bzw. einen Termin ausmachen. MfG, Evelina v. Rothschild“

Ob es Evelina zu langweilig geworden war mit ihm, fragte sich Henry. Irgendetwas musste ihr doch fehlen, wenn sie so auf diesen Spanier abfuhr.
Dass Henry nie um Evelina geworben hatte, war es das? Er nahm sich vor dies nun nachzuholen. Er wollte den Nebenbuhler ausstechen.
Er wollte nicht, dass Evelina Miguel am Ende mehr liebte als ihren eigenen Mann.

Trug sie noch immer den Mondstein, den dieser schmierige Charmeur ihr geschenkt hatte? Tatsächlich. Wie konnte sie Henry das antun?
Ein Mondstein! Mit so einen billigen Halbedelstein kam der Typ bei ihr an, mehr war ihm diese Klassefrau also nicht wert?
Einer Frau wie Evelina kaufte man ein Collier mit Diamanten, Smaragden oder Rubinen, und nicht so einen 08/15 Anhänger aus einem drittklassigen Schmuckgeschäft.
Dieser Stümper, obwohl ursprünglich aus dem Clan der Künstler, hatte weder Stil noch Geschmack.
Henry würde ihr bald schönere Blumen besorgen und ein viel edleres Schmuckstück.
Eigentlich wünschte er es nicht einmal diesem Kerl bis in alle Ewigkeit auf dem Grund eines Flusses zu schmoren, aber wenn er nur weg von seiner Evelina blieb, das würde Henry ja schon reichen.
Allzu traurig hatte Evelina gestern gewirkt. Er hatte es schließlich doch noch aus ihr herausgekitzelt wo sie gewesen war - im Café, um sich die Bestrafung anzuschauen. Vermisste sie den Typen jetzt? Was fand sie bloß an ihm?

Vielleicht erhoffte sich von einem mutmaßlich feurigen Spanier sexuell etwas Besonderes? War es Evelina im Bett zu langweilig mit Henry? War er da vielleicht immer zu lieb gewesen, und sie wünschte sich aber jemanden, der „männlicher“ war? Ein spanischer Gockel, der die Frauen reihenweise flachlegte, so einer gefiel ihr?? Henry konnte es immer noch nicht fassen. So ein Macho, der doch Frauen nur benutzte.
Warum fuhren nur so viele Frauen auf solche verantwortungslosen Hallodris ab?
Weil die einfach soviel aufregender waren als der treue Schluffen zu Hause? Der immer lieb und nett war, aber offenbar nicht "männlich" genug.
Vielleicht war Henry immer zu sehr der Rücksichtsvolle gewesen im Bett, vielleicht wollte Evelina härter rangenommen bzw. stärker dominiert werden? War er stets zu vorsichtig gewesen?
Vielleicht fand sie also er sei zu lasch, und der Spanier hatte also mehr Feuer, oder zumindest hoffte sie das.
Sie wollte im Bett einen „männlicheren“ Mann? Ja, war es das? Nun, das würde er bald wissen…

„Zieh dich aus“, sagte Henry da unvermittelt zu Evelina und sah sie begehrlich an.

Oh ja, er begehrte sie auch nach all den Jahrzehnten noch, aber besonders deutlich hatte er ihr das eigentlich nie gezeigt, sondern nur auf sehr verhaltene Art. Vielleicht, weil er das Gefühl hatte dass es sonst zu ungehörig war? Weil er fürchtete, dass sie das widerlich finden könnte, wenn er sie zu heftig begehrte?

Evelina sah erstaunt zu Henry als sie seine Worte hörte, und umso überraschter war sie als sie sah wie er sie anschaute. Schon allein durch diesen Blick fühlte sie sich ausgezogen. Das war gar nicht der Henry, den sie kannte. Was käme als nächstes? Bei Henry war doch eigentlich alles so berechenbar, doch jetzt…
Sie tat wie geheißen und zog sich langsam aus. Sie spürte Henrys Blick auf sich ruhen und wurde auch erregt. Henry zog sich den Schlafanzug aus.
Evelina äußerte besorgt: „Aber bist du denn nicht noch zu schwach, um…“

„Aber nein“, erwiderte Henry und zog Evelina energisch an sich.

„Henry…“ seufzte Evelina verzückt.

Sie war äußerst erstaunt und entzückt, dass Henry so leidenschaftlich sein konnte und gab sich ihm lustvoll hin.
Zwischendurch hielt Henry inne, doch wieder besorgt.

„Wenn es dir zu heftig ist, bitte sag mir bescheid…ich will dir doch nicht wehtun.“

„Mach weiter, Henry, das ist gut so…“

Schon lange hatte sie den Sex mit ihn nicht mehr so sehr genossen.
Indem Henry sich anders verhielt, leidenschaftlicher, verhielt sich nun auch Evelina anders…

„Ich hätte gar nicht gedacht, dass soviel Leidenschaft in dir steckt“, sagte Evelina, als sie sich schließlich erschöpft in den Armen lagen.

„Das gleiche könnte ich über dich sagen. Ich habe dich im Bett wohl immer zu sehr behandelt wie ein rohes Ei? Aber du wirktest so zerbrechlich…“

„Bin ich aber nicht…!“

Was hatte nur bei Henry diesen Wandel verursacht, fragte sich Evelina.
Da sah sie, dass der Mondstein am Boden lag. Die Kette war zerrissen. Das war wohl im Eifer des Gefechts passiert. Oder vielleicht war es gar kein Zufall gewesen? Vielleicht verabscheute Henry es, dass sie diese Kette trug, die ja Miguel ihr geschenkt hatte?
Hatte er Angst Evelina an Miguel zu verlieren?
Vielleicht daher seine Frage nach dem Verlassenwerden.
Da bekam sie ein sehr schlechtes Gewissen. Sie hatte Henry sicher sehr weh getan, und er hatte es in sich hinein geschwiegen.
Vor Henrys Augen hatte Miguel ihr Blumen und das Schmuckstück überbracht.
Wie hatte sie ihrem Mann das nur antun können…
Sie hatte nur an sich und Miguel gedacht und Henry ganz vergessen.

Wenn sie Henry einfach gesagt hätte was ihr fehlte, dann hätte sie schon viel früher mit ihm mehr Erfüllung im Bett finden können. Aber das Dumme war nur, es war ihr selbst nicht einmal bewusst gewesen was ihr gefehlt hatte bevor ihr Miguel begegnet war.
Henry durfte niemals erfahren, dass sie Sex mit Miguel gehabt hatte, es würde ihn sicher sehr verletzen.
Es war besser, wenn sie Miguel nie wiedersah. Vielleicht kam er ja ohnehin niemals zurück, und dieser Gedanke schmerzte.
Und sie hatte auch Miguel gegenüber ein schlechtes Gewissen. Sie vergnügte sich während er litt. Der Gedanke an sie war vielleicht das einzige was ihn jetzt noch aufrecht erhielt und ein wenig Hoffnung gab. Und käme er zurück musste sie ihm diese Hoffnung zerstören. Sie hätte ihm niemals Hoffnungen machen und sich ihm nicht hingeben dürfen. Doch zu spät, es war bereits geschehen.
Sie versuchte den Gedanken an Miguel wegzudrängen. Henry durfte nicht merken, dass sie an jemand anders dachte. Das durfte sie ihm nicht antun.

„Ich liebe dich, Henry“, sagte sie und sah ihn zärtlich an.

„Ich dich auch, Evelina…ich kann dir gar nicht sagen wie sehr…und um ein Haar hätten wir uns nie wiedergesehen.“

Er zog Evelina näher zu sich heran.
 
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„Du wirst Vater sagen, dass du keinen Liebhaber mehr brauchst. Nicht wahr? Du brauchst doch keinen mehr? Weder den Spanier noch sonst jemanden?“

„Nein, Henry, brauche ich nicht…und ich werde es Vater sagen, ja. Ich brauche nur dich.“

Gut!

Wenn Evelina einen weiteren Mann brauchte weil ihr bei Henry etwas fehlte, da stand Henry doch als Versager da. Der seine Frau nicht vollauf befriedigen konnte. Das durfte einfach nicht sein!
Nur er war für Evelinas Befriedigung zuständig, da durfte ihm kein anderer hineinfunken! Er würde schon dafür sorgen, dass seine Frau vollauf zufrieden war.
Ihm würde nicht noch mal so ein dahergelaufener Niemand die Frau ausspannen.
Damals dieser Zeitungsfritze, der war wirklich unter Albertas Würde gewesen. Wie konnte sich eine Rothschild mit so jemandem einlassen und wegen ihm ihren eigenen Mann und ihr Kind verlassen? Da hatte sie es mehr als verdient gehabt, dass sie enterbt wurde. Wenn es wenigstens ein standesgemäßer Mann gewesen wäre, dann hätte es nur halb so weh getan. Für einen ungebildeten Fotografen verlassen zu werden, darüber war Henry nie hinweggekommen.

Evelina ging ins Bad.
Sie musste an Miguel denken. Er litt sicher fürchterlich. Sie musste weinen um ihn.
Doch sie durfte ihn nicht wiedersehen, das durfte einfach nicht sein. Das konnte sie Henry nicht antun, er war immer so gut zu ihr gewesen. Und dennoch, sie konnte nicht aufhören sich nach Miguel zu sehnen.

Mit schlechtem Gewissen kam sie zurück, schlüpfte ins Bett und schmiegte sich an Henry. Wie gut, dass es ihn noch gab.

„Ach Henry, ich bin so froh, dass diese Bestie dich nicht zerrissen hat…ich hatte solche Angst um euch.“
 
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