AW: Was ist Fate?
Wie funktioniert es den so im groben. Nutzt es auch alle Würfeltypen wie SW und was würde es nun davon abheben.
Ist es also eher pulpig wie SW, generisch oder richtig universal wie GURPS (und auch so ein Schwergewicht?). Will es realistisch oder cineastisch sein?
FATE funktioniert primär mal
anders. Nicht wirklich besser odern schlechter, aber mal der Reihe nach.
Grundlegend werden 4dF verwendet. Ein Fatewürfel hat 2x +, 2x - und 2x 0 (leere Seiten). Es gibt eine Skillleiter (die schöne Namen hat, aber im Prinzip einfach von -4 bis +8 rangiert).
Beispiel:
Du hast ein Skill auf "Good" (entspricht +3). Du würfelst nun 4dF und bekommst +,+,0,- raus (ergibt zusammengerechnet +1). Das Endergebnis ist dann "Great" (entspricht +4), und das wird dann mit dem Wurf des Gegners oder der vom SL festgelegten Schwierigkeit verglichen. So weit, so langweilig.
Der Kniff bei Fate kommt durch das Konzept der Aspekte und die Fatepunkte. Ein Charakter teils über seine Skills definiert, teils über seine Aspekte. Ein Aspekt ist eine Kreuzung aus Vorteil, Nachteil und Quirk; ein nettes Beispiel wäre zum Beispiel "rot glühendes Auge" (denk an den ersten Terminator-Film - genau SO).
Wenn ein Aspekt mir einen Nachteile bringt, bekomme ich dafür einen Fatepunkt; ebenso wenn er eine Handlungsweise vorgibt. (Jemand mit dem Aspekt "elender Feigling" z.B. bekommt einen Fatepunkt wenn er vor einer Konfrontation davonläuft). Wenn jemand diesen Nachteil ignorieren will, muss er einen Fatepunkt zahlen.
Möchte ich nun einen Aspekt dazu benutzen, mir einen Bonus von +2 zu verschaffen oder einen Wurf zu wiederholen, dann zahle ich einen Fatepunkt dafür.
So, und jetzt wieder ein Beispiel:
Hauptmann von Hardenberg (harter Weltraummarineinfanterist mit dem oben angesprochenen "rot glühenden Auge", einem Andenken an eine verlorene Schlacht) möchte den Soldaten Rames Jyan (der "elende Feigling") dazu bewegen, sich vom Acker zu machen. (Der Wurf wäre normalerweise Hardenbergs Einschüchterungsskill gegen Jyans Entschlossenheitsskill). Er investiert 2 Fatepunkte, einen um seinen Aspekt "glühendes rotes Auge" zu aktivieren, und einen zweiten um den Aspekt "elender Feigling" seines Gegners gegen ihn zu verwenden, für einen Bonus von +4.
Gute Aspekte können sowohl als Vorteil wie auch als Nachteil verwendet werden. Das "rote Auge" z.B. kann beim Verstecken ein Nachteil werden (es leuchtet im Dunkeln schön rot) oder es kann als Nachteil bei sozialen Würfen fungieren (schreiende Zivilisten beruhigen ist schwierig wenn man als martialischer Freak rüberkommt). Auch die Vielseitigkeit ist eine wichtige Angelegenheit bei der Aspektwahl: So kann das "rote Auge" einen Bonus auf Wahrnehmung geben (Infrarotoptik, Baby!), einen Schuss erleichtern (Zoom!) oder wie oben einen bleibenden Eindruck auf die Eingeborenen machen.
Es gibt einige Skills und Mechaniken, mit denen man temporäre Aspekte auf Szenerie oder Personen legen kann, ebenso wird "Schaden" in Form von Konsequenzen (im Prinzip etwas länger haltbare, eher negative Aspekte auf Personen) festgehalten. Im oben genannten Beispiel für eine soziale Auseinandersetzung wäre z.B. "nasser Fleck in der Hose" eine mögliche Konsequenz. Solche Konsequenzen können einmal(!) kostenlos gegen jemanden verwendet werden.
Fate an sich ist weder cinematisch (Hobby-Rant: Cineastisch hat was mit Kinoliebhaberei zu tun, NICHT mit "Darstellung wie im (Action)Film") noch sonst irgend etwas. Es integriert die Eigenschaften der Charaktere besser in den Narrativ am Spieltisch, und es gibt den Spielern einen mechanischen Anreiz ihre Charaktere "auszuspielen" anstatt sie als emotions- und fehlerfreie Problemlösungstools zu verwenden. (Man kann das durchaus versuchen, wird aber feststellen das die Fatepunkteökonomie gegen einen arbeitet).
Fate deckt inzwischen eine Reihe von Genres ab, Pulp (Spirit of the Century), Urbane Fantasy (Dresden Files RPG), Space Opera (Starblazer Adventures), Fantasy (Legends of Anglerre) und harte SF (Diaspora). Es gibt ein Superhelden-RPG das lose auf FATE basiert (ICONS), aber das ist mir persönlich zu weit vom Grundsystem weg.
Von den meisten oben genannten Spielen gibt es ein SRD, ergo kann man sich problemlos einlesen. IMHO die zwei besten Iterationen der FATE-Mechaniken liefern die Dresden Files (etliche Verbesserungen gegenüber dem Ur-Fate von SotC) und Diaspora (schlankste Version des Fate-Regelwerks, und hat einige sehr interessante Minigames basierend auf den Fate-Regeln).
-Silver