Vorlesen oder nicht?

AW: Vorlesen oder nicht?

@Georgios:
Letztlich geht es darum, dass man Informationen in einem Format präsentiert, das die Immersion so wenig wie möglich bricht.

Das mein ich. Und wenn der SL statt in die Runde zu schauen und frei von der Leber weg zu sprechen 5 Minuten mit der Nase in einem Buch hängt und sich auf einmal anhört wie Tolkien während er sonst eher wie Bushido redet, dann würde mich das ziemlich rausbringen. In der Sprache sollte mMn ein gewisser Grundstil erhalten bleiben - und das ist bei Vorlesetexten eher unwahrscheinlich bzw. wenns eh gleich klingt, sehe ich im Vorlesen keinen Sinn.

Das wäre so, als würde sich mitten während Schindlers Liste sich der KZ-Aufseher zur Kamera drehen und seine Schusseinlagen als Gangsta-Rap kommentieren.
 
AW: Vorlesen oder nicht?

Ich nehme nach diesen Ausführungen an, dass dir das Konzept, gezielt unterschiedliche sprachliche Mittel einzusetzen, um die Immersion zu steigern, bisher nicht vertraut war?

mfG
ggb
 
AW: Vorlesen oder nicht?


Naja. Einen Gummibegriff wie Immersion ins Spiel zu bringen, halte ich für wenig hilfreich. Dennoch, diese "Störung der Immersion" durch stilistische "Brüche" zwischen Gesprochenem und Vorgelesenem halte ich für in diesem Fall ziemlich überdramatisiert. Wer als Spieler ein ehrliches Interesse daran hat, der wird dem SL entgegenkommen und bis zu einem gewissen Punkt über "Brüche" und Ungereimtheiten hinwegschauen.

Ich bin der Meinung, dass Vorlesetexte in den Händen eines halbwegs fähigen SLs nicht schwerer wiegen, als das Greifen zu Würfeln während des Spiels, Regelentscheidungen am Tisch oder fehlende Verkleidungen.
 
AW: Vorlesen oder nicht?

Das kann ich so unterschreiben. Ich finde auch dass manche Genres mit bestimmten Stilen harmonieren. Bei Cthulhu in den roaring 20ies z.B. könnte ich mir durchaus einen Einleitungstext als förderlich vorstellen - auhc einen vorgetragenen.

Also ich muss mir da selber auf die Finger klopfen: Ich hab mich evtl. zu sehr an dem Vorlesetext aufgehängt, wo man mein Statement gewiss besser mit dem Immersionsargument zusammengefasst hätte.

AKA: Ja, Georgios hat recht. Ein fähiger Vorleser/Vorträger (^^) ruiniert die Immersion gewiss nicht, nur weil er etwas vorliest - und dann darf, ja, soll, er das auch.
Letztlich gewiss abhängig von Text, Vorleser und Setting.
 
AW: Vorlesen oder nicht?

this thread is officially hitlerised

Gebt mir ein Thema - und ich finde einen Hitlervergleich :cool:
Wobei... der wurde eigentlich noch garnicht genannt...

Cry schrieb:
Ich finde auch dass manche Genres mit bestimmten Stilen harmonieren.
Ich sagte ja auch nicht "das ist immer absolut schlecht" - meine gestrige Spielrunde habe ich mit dem Vorlesen eines Briefes aus der letzten Spielsitzung begonnen um dort besser anknüpfen zu können. Dieser Brief wurde von mir geschrieben und passt somit exakt auf die Stimmung, die ich beabsichtige.

Wie bereits erwähnt halte ich stellenweise Vorlesetexte zu Beginn oder bei bedeutenden Szenewechseln nicht grundsätzlich für schlecht - aber ich denke man neigt schnell dazu sich mit einem stimmngsvollen Text zufrieden zu geben ohne mit der selben Liebe zum Detail die Stimmung zu überprüfen, wie man es bei den Ausformulierungen der eigenen Notizen tun würde.

Also:
Wenn ich mir selbst überlege, wie ich das nächtliche Mailänder Opernhaus einer Gruppe von Vampiren beschreibe, dann gliedert sich das Ergebnis wohl nahezu nahtlos in das Abenteuer ein. Wenn ich diese Beschreibung aus Clansroman XY vorlese, kann das gut sein - es kann aber auch ziemlicher Mist sein.

Fazit:
Ich denke dass Vorlese-Texte nur dann einen Gewinn bringen, wenn sie
1) Wirklich passend und gut sind
2) Überlegt an den richtigen Stellen platziert werden
3) Das Vorlesen als solches sich gut eingliedert

Wenn das Vorlesen gegenüber dem selbst überlegen Arbeit einspart, wäre ich selbst der Meinung, dass ich den Text noch nicht gut genug kenne um seine Wirkung beurteilen zu können (wenn es sich nicht gerade um ein Zitat aus meinem Lieblingsbuch handelt).


Also: Begreift endlich das ich recht habe, sonst wird der nächste Post noch länger und ich verwende mehr GROSSBUCHSTABEN. ;)
 
AW: Vorlesen oder nicht?

Es gibt nichts besseres als Vorlesetexte in Abenteuern. Abgesehen von einigen Ausnahmen wo ich Schwierigkeiten habe das ganze noch ernst zu nehmen (DSA und die "Splitter wie Fledermäuse!") und folgerichtig mit dem Lachen kämpfen muss, werden die Dinger immer und gnadenlos vorgelesen.

Ich weiß ja das hier allgemein Leute die ihre Stimme vernünftig einsetzen können eher unter "Belustigungsobjekt" fallen, aber ich habe ÜBERHAUPT keine Schwierigkeiten damit etwas so vorzulesen das es zur Stimmung passt. Egal was für einen Text.

Und meine Märchenonkel Stimme für Einführungstexte in Fantasy Abenteuer wird allgemein von meinen Spielern geschätzt.

Man muss natürlich einige Vorraussetzungen mitbringen. Dinge wie Sprechen vor Publikum ohne sich zu bepinkeln oder vor Scham im Boden zu versinken, Modulationsfähigkeit der Stimme über Nerdkrächzen hinaus, Absolute Schmerzfreiheit was das Ausspielen von unangenehmen Rollen angeht - aber auch Basiswissen wie fucking Textverständnis. Es hilft wenn man kapiert wie der Text gemeint ist - ich kenne viele die schon erhebliche Schwierigkeiten damit haben in einem Text die vom Autor intendierten Emotionen zu SEHEN, geschweigedenn die mit der Stimme zusätzlich rüber zu bringen.

Und wer noch immer nicht glaubt das es nichts geileres als Vorlesetexte gibt, dem empfehle ich einen Blick in D&D Online zu werfen - nicht für das tolle MMORPG, das ist nämlich eher mäßig, sondern weil die einen "Erzähler" der mit einer unglaublich tollen Stimme "Einführungstexte" zu vielen Räumen vorliest haben. Oh, und in einem Dungeon macht das Gary Gygax - und DER hat es drauf.

Das bricht natürlich auch keine Immersion. Aber man muss es eben können. Fangt mal an damit Eurem Partner Märchen vorzulesen, das schult wirklich :)
 
AW: Vorlesen oder nicht?

Es gibt nichts besseres als Vorlesetexte in Abenteuern. Abgesehen von einigen Ausnahmen wo ich Schwierigkeiten habe das ganze noch ernst zu nehmen (DSA und die "Splitter wie Fledermäuse!") und folgerichtig mit dem Lachen kämpfen muss, werden die Dinger immer und gnadenlos vorgelesen.

Ich weiß ja das hier allgemein Leute die ihre Stimme vernünftig einsetzen können eher unter "Belustigungsobjekt" fallen, aber ich habe ÜBERHAUPT keine Schwierigkeiten damit etwas so vorzulesen das es zur Stimmung passt. Egal was für einen Text.

Und meine Märchenonkel Stimme für Einführungstexte in Fantasy Abenteuer wird allgemein von meinen Spielern geschätzt.

Man muss natürlich einige Vorraussetzungen mitbringen. Dinge wie Sprechen vor Publikum ohne sich zu bepinkeln oder vor Scham im Boden zu versinken, Modulationsfähigkeit der Stimme über Nerdkrächzen hinaus, Absolute Schmerzfreiheit was das Ausspielen von unangenehmen Rollen angeht - aber auch Basiswissen wie fucking Textverständnis. Es hilft wenn man kapiert wie der Text gemeint ist - ich kenne viele die schon erhebliche Schwierigkeiten damit haben in einem Text die vom Autor intendierten Emotionen zu SEHEN, geschweigedenn die mit der Stimme zusätzlich rüber zu bringen.

Und wer noch immer nicht glaubt das es nichts geileres als Vorlesetexte gibt, dem empfehle ich einen Blick in D&D Online zu werfen - nicht für das tolle MMORPG, das ist nämlich eher mäßig, sondern weil die einen "Erzähler" der mit einer unglaublich tollen Stimme "Einführungstexte" zu vielen Räumen vorliest haben. Oh, und in einem Dungeon macht das Gary Gygax - und DER hat es drauf.

Das bricht natürlich auch keine Immersion. Aber man muss es eben können. Fangt mal an damit Eurem Partner Märchen vorzulesen, das schult wirklich :)
 
AW: Vorlesen oder nicht?

Man muss natürlich einige Vorraussetzungen mitbringen. Dinge wie Sprechen vor Publikum ohne sich zu bepinkeln oder vor Scham im Boden zu versinken, Modulationsfähigkeit der Stimme über Nerdkrächzen hinaus, Absolute Schmerzfreiheit was das Ausspielen von unangenehmen Rollen angeht [...]
Komisch. Mir war so, als wären das keine Alleinstellungsmerkmale von vorlesenden Spielleitern, sondern sollten absolute Basiseigenschaften eines jedweden Spielteilnehmers sein.

Und ich mag es nicht, wenn mir vorgelesen wird, denn irgendwie finde ich es viel spannender, wenn man miteinander interagiert und nicht (ständig, häufiger) Monologen einer Person lauschen muß - gilt übrigens nicht nur fürs Rollenspiel. Ab und an mag das sehr interessant und passend sein (die aufwiegelnde Rede eines Hetzers oder "Henry V." habe ich mir auch wegen der motivierenden Rede gekauft als Beispiele), aber auf Dauer kann ich meine Konzentration nicht aufrechterhalten.
 
AW: Vorlesen oder nicht?

ein klein wenig off-topic vielleicht:

Aber mir ist aufgefallen, dass ich sowas wie Briefe oder Dialoge nicht vorlesen wollen würde. Irgendwie stört mich das dann doch. Auch wenn ich nicht ganz sagen kann warum.
 
AW: Vorlesen oder nicht?

Fangt mal an damit Eurem Partner Märchen vorzulesen, das schult wirklich

Ich empfehle sehr Lothar Sauers Gruselanthologien. Die Geschichten sind aufs Vorlesen hin "optimiert" und daher hervorragender Stoff für eine solche Übung.

Zusammen mit einem guten Märchen- und Sagenband (und eventuell einem weiteren Band phantastischer Kurzgeschichten und/oder einem schönen Gedichtband (ein gutes Kinderbuch kann auch nicht schaden)) wird damit dann auch ein weites und auf viele mögliche Rollenspielsituationen abgestimmtes Repertoire abgedeckt.

(Vor allem Bechsteinsche Sagen halte ich persönlich in diesem Zusammenhang für hervorhebenswert, da die oft sehr kurzen Texte schon alleine der Länge wegen nah an Rollenspielvorlesetexten liegen.)

mfG
ggb
 
AW: Vorlesen oder nicht?

Komisch. Mir war so, als wären das keine Alleinstellungsmerkmale von vorlesenden Spielleitern, sondern sollten absolute Basiseigenschaften eines jedweden Spielteilnehmers sein.

Du würdest also sagen: "Nur wer vorlesen kann ist ein guter Rollenspieler"? ;)

Fine by me ;)

Und ich mag es nicht, wenn mir vorgelesen wird, denn irgendwie finde ich es viel spannender, wenn man miteinander interagiert und nicht (ständig, häufiger) Monologen einer Person lauschen muß - gilt übrigens nicht nur fürs Rollenspiel. Ab und an mag das sehr interessant und passend sein (die aufwiegelnde Rede eines Hetzers oder "Henry V." habe ich mir auch wegen der motivierenden Rede gekauft als Beispiele), aber auf Dauer kann ich meine Konzentration nicht aufrechterhalten.

Ahh, da machst du aber einen (üblichen) Rollenspielerfehler -> Aus "Vorlesetexten" wird bei dir "Rollenspiele werden immer und ausschließlich über Vorlesen gepielt" (Was ich übrigens auch so spontan irgendwie cool fände)

Man darf schon noch "ganz normales" Rollenspiel nebenbei betreiben. Dann können auch die Leute mit ADHS mal 2 Minuten ihren Rand halten und zuhören (letzteres ist BTW auch eine in Vergessenheit geratende Kunst)
 
AW: Vorlesen oder nicht?

"Rollenspiele werden immer und ausschließlich über Vorlesen gepielt" (Was ich übrigens auch so spontan irgendwie cool fände)

Greif dir Mitspieler und ein Spielbuch und fang an. ;)

(Ich empfehle beispielsweise die alte Endless Quest-Reihe (auch in solider Übersetzung vorliegend - auch wenn wohl antiquarische Suche angezeigt sein dürfte) mit ihrer Nähe zum Kinderbuch (speziell auffällig die jungen Protagonisten) und den fehlenden Regeleinlagen für ein solches unterfangen. Auch die Kürze dieser Bücher kommt dem Ansatz zu Gute.)

mfG
ggb
 
AW: Vorlesen oder nicht?

Ahh, da machst du aber einen (üblichen) Rollenspielerfehler -> Aus "Vorlesetexten" wird bei dir "Rollenspiele werden immer und ausschließlich über Vorlesen gepielt" (Was ich übrigens auch so spontan irgendwie cool fände)
Nein, da muß ich dich korrigieren. Zwar habe ich fälschlicherweise auch "ständig" geschrieben, aber eigentlich meinte ich vielmehr "häufig(er)". Ich habe ganz einfach die Angewohnheit, schnell abzuschweifen, wenn ich nicht selbst involviert bin. Das ist natürlich mein Problem, aber genau deshalb habe ich ja auch geschrieben, daß ICH keine "Vorlesetexte" mag - von einigen Ausnahmen abgesehen.
 
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