Status bzw. gesellschaftliche Interaktionen

Lloyd1991

Gott
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17. April 2017
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Hallo liebe Community,

ich selbst bin Leiter einer VtM-Runde. Ich bin leider noch nicht der erfahrenste und würde gerne wissen, wie ihr Status bzw. Interaktionen zwischen älteren und jüngeren Vampiren, insbesondere Ahnen (die nicht der Prinz sind) und Neugeborenen handhabt. Im Grundregelwerk wurde erwähnt, dass Neugeborene von Ahnen nicht ernst genommen werden. Aber wie sieht das konkret aus, wenn man beispielsweise einen Gefallen für diese erledigen möchte, um sich einen Namen zu machen und deren Gunst zu erlangen? Wird man von diesen grundsätzlich abgelehnt? Was kann ein junger Vampir einem Ahn anbieten, damit er Disziplinen, Einfluss etc. bekommt? Wie bekommt er Aufträge, wenn er von Ahnen nicht ernst genommen wird?

Bin schon jetzt auf eure Antworten gespannt.

Mfg
Lloyd1991
 
Neugeborene werden meines Erachtens erhalten Neugeborene eher von Ancillae als von Ahnen Aufträge.
 
Verständlich, aber wie läuft das ab, ab wann werden sie ernst genommen? Wie sieht da nicht Ernstnehmen aus? Ignoranz, Beleidigung, Spott?
 
Nach dem, was ich so gelesen habe (ich spiele nur selten Vampire), dürfen Neugeborene mit Ahnen nur dann Sprechen, wenn sie dazu aufgefordert wurden. Und Ahnen machen das nicht so oft, da es als unschicklich gilt.
 
Wie sehen die Konsequenzen aus, wenn ein Neugeborener trotzdem einen Ahn ansprechen würde? Ich meine mehr als eh schon am unteren Ende der Nahrungskette zu sein geht ja kaum, außer endgültiger Tod.
 
Auch ich bin leider kein regelmäßiger Vampire Spieler.
Noch dazu stammen meine Erfahrungen mit Vampire nicht von "Vampire: The Masquerade" sondern vor allem von "Vampire: The Requiem", sind also zudem mit besonderer Vorsicht zu genießen.

Die erste Schwierigkeit bei der Kontaktaufnahme mit einem besonders alten Vampir besteht bereits darin, ihn erst einmal zu lokalisieren.
In den gelben Seiten unter "V" zu finden ist er nicht!

Bereits in diesem Schritt kann es erforderlich sein, sich zunächst durch kleinere Gefälligkeiten so hoch in der Gunst "Wissender" nach oben zu arbeiten, dass diese die nötige Information erst einmal preis geben.
Und auch diese "Wissenden" wollen erst einmal ausfindig gemacht werden ...

Ist der besonders alte Vampire erst einmal gefunden, besteht die nächste Schwierigkeit darin, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht wach ist, sondern gerade schläft.
Je älter ein Vampir ist, desto häufiger und desto länger begibt er sich zumindest bei "Vampire: The Requiem" in einen langen Schlaf.
Haben die Spieler weder Zeit noch Lust einige Jahrzehnte bis Jahrhunderte zu warten, wird es schon wieder nichts mit der Kontaktaufnahme!

Vorsicht! Ich glaube bei "Vampire: The Masquerade" wird sowohl das, als auch der folgende Punkt ein wenig anders gehandhabt.

Ist der gewünschte Gesprächspartner erst einmal wach, besteht eine weitere Schwierigkeit darin, dass er, je länger sein Schlaf dauerte, umso unberechenbarer ist.
Während des Schlafes verschwimmen die Träume und Erinnerungen eines Vampirs zu einem phantastischen Zerrbild vergangener Zeiten, das er auch bei vollständiger Wachheit nicht mehr in reale und rein phantastische Komponenten zerlegen kann.
Bei "Vampire: The Requiem" geht dies soweit, dass nicht einmal die ältesten Vampire, eine widerspruchsfreie Aussage über die Herkunft von Vampiren treffen können.

Vorsicht! Erneut ein deutlicher Unterschied zu "Vampire: The Masquerade", bei dem Vampire ihre Ursprünge lückenlos bis in biblische Zeiten hinein zurück verfolgen können.
Hier müsstest Du dringend überprüfen, ob sich Lücken und Fehler in der Erinnerung auch mit Eurer Spielwelt decken!

Es ist fraglich wie viel Einfluss die letzen beiden genannten Schwierigkeiten auch bei "Vampire: The Masquarade" haben. Um das zu beurteilen habe ich leider zu wenig Ahnung. :(

Unabhängig davon sollte zumindest die Schwierigkeit den gewünschten Gesprächspartner zu lokalisieren und eine Kommunikation mit ihm aufzubauen auch auf "Vampire: The Masquarade" übertragbar sein.

Gedankenexperiment: Wie reagieren VW-Chef Müller, Donald Trump oder Frau Merkel, wenn sie von Otto Normalverbraucher mit dem Wunsch nach Einfluss, Aufträgen, etc. angesprochen werden?
Die Frage ist nur dann beantwortbar, wenn es überhaupt gelingt den gewünschten Kontakt erst einmal herzustellen!

Wie sieht da nicht Ernstnehmen aus?
  • Eingezäunte Villen, professionelle Leibwächter und andere physische Barrieren, die eine Annäherung nicht ernst Genommener verhindern.
  • Geheime und damit nicht im Telefonbuch gelistete Telefonnummern.
  • Deutlich sichtbar automatisierte Schreiben, die als Antwort auf Audienzgesuche versendet werden.
... in diese Richtung würde ich suchen.

Wie sehen die Konsequenzen aus, wenn ein Neugeborener trotzdem einen Ahn ansprechen würde?
Sollte tatsächlich ein Kontakt in physischer Hörweite hergestellt werden können, würde ich vor allem auf ein Ignorieren setzen, das nicht den Anschein erweckt, als wäre die Frage überhaupt wahrgenommen worden. Den Rest sollten dann bereits bereit stehende Ordner erledigen können.

Die "schlimmste" Strafe, nämlich genau das nicht zu erreichen: Aufträge, Disziplinen oder Einfluss zu erlangen, das sie so gerne haben wollten, erhalten "vermessene" Neugeborene so in jedem Fall.
Als Spielleiter würde ich aus diesem Grund nicht noch mehr an "Bestrafung" oben drauf setzen wollen. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir haben VtM immer wie folgt gespielt. Das soll keine generelle Handlungsanweisung sein, aber das commitment unserer Spieler war dabei legendär und ich bilde mir ein, dass es eben an dieser Spielweise lag.

Die Stadt wurde vom SL geplant. Prinz, die Ahnen, alle weiteren Ämter, runter bis zu fast allen Kainiten. Dazu ggf die wichtigen Ghule.
Dazu wurde von ihm festgelegt, wie die Parteien zueinander stehen und welche Macht und welchen Einfluss sie haben.

Die Spieler konnten ihre Charaktere erschaffen und wurden dann nach Clan und Generation ihren Erschaffern zugeordnet.

Diese waren natürlich ihre ersten Ansprechpartner.
Auftragsabenteuer/Questen gab es eigentlich wenig. Zum einen lernten die Spieler das gesellschaftliche Leben der Kainiten kennen (machten ihre Fehler) und konnten selbstbestimmt agieren. Dazu zählte vor allem sich gegen andere Nachfahren ("Gegen-Klüngel") abzusetzen.
Sie mussten also selbst auf Ideen kommen, was sie tun könnten, um anderen zu gefallen.

Die verschiedenen Ränge der Kainiten wurden dabei als Aufhänger für Dilemmata genutzt (durchaus dann auch mal in Auftragsform). So wollte der Erschaffer vielleicht dies, der Erstgeborene was ganz anderes und der Prinz wieder etwas anderes. Hier mussten die SC ihren Weg machen. Mit all den Schwierigkeiten und natürlich auch Konsequenzen, denn die Ziele der Obrigkeit widersprachen sich natürlich auch.
Dazu wurden Mittel und Wege gesucht anderen Kainiten an den Karren zu fahren, ohne slebst dafür belangt zu werden. Das hat uns in ein sehr feines Netz aus Intrigenspielen verstrickt. Durchaus übrigens auch zwischen den Charakteren. (Der grundsätzliche Zusammenhalt als Klüngel war aber von oben so gesetzt.)

Bei uns stellte sich daher nicht unbedingt die Frage, wie die Interaktion mit höhergestellten Kainiten war, um an Aufträge zu kommen. Natürlich war die Interaktion, mal freundlich, mal herablassend, mal feindlich - oder natürlich gespielt freundlich.
Es musste aber nicht diese Hürde genommen werden, um an einen Auftrag zu kommen, sondern die SC haben sich vorwiegend eigeninitiiert ihren Weg gesucht.
Sie mussten liefern und nicht fragen, was sie liefern sollten.
 
Wie sieht den dieses gesellschaftliche Leben aus? Angenommen man ist ein Küken und wurde gerade zum Neugeborenen erklärt, wie äußert sich das? Ich mein außer dem Erzeuger gibt es ja so kaum Ansprechpartner. Wie sieht da so ein Tagesablauf aus und was macht man außer Jagen, wenn man Null Plan hat, was ältere Vampire wollen und man sich bei diesen keinen Namen machen kann, weil man diese erst gar nicht findet oder aufgrund seines Alters/Status ignoriert wird?
 
Wie sieht den dieses gesellschaftliche Leben aus?
Da nun mal alle Spieler gleichzeitig starten, wurde bei uns ein Event im Elysium des Prinzen gestartet. Hier wurden die Neugeborenen vorgestellt und sie konnten sich erste Eindrücken von anderen Kainiten verschaffen.

Hier wird dann vielleicht auch schon sichtbar, wer was gegen wen hat. Da beschwert sich dann ein Ahn von Clan A, dass der Clan B in der Stadt immer größer wird.
Oder es wird zur Debatte gestellt, ob einer der Neugeborenen überhaupt genehmigt war und daher vernichtet werden sollte.
Erstgeborene eines Clans könnten den Neugeborenen für sich und ihre Ziele einspannen, während der Erzeuger diese eigentlich für sich einsetzen wollte. Schuld für beide Seiten sind natürlich immer die Neugeborenen.
Und schließlich werden die SC zu einem Klüngel zusammengefasst.

Angenommen man ist ein Küken und wurde gerade zum Neugeborenen erklärt, wie äußert sich das? Ich mein außer dem Erzeuger gibt es ja so kaum Ansprechpartner. Wie sieht da so ein Tagesablauf aus und was macht man außer Jagen, wenn man Null Plan hat
Der Erzeuger wird den Neugeborenen in sein Dasein und die Regeln einführen.
Natürlich können auch bei deren Umsetzung schnell Fehler passieren. Jagdgebiete nicht eingehalten, Maskeradebrüche.

was ältere Vampire wollen und man sich bei diesen keinen Namen machen kann, weil man diese erst gar nicht findet oder aufgrund seines Alters/Status ignoriert wird?
Die SC sind ja in einem Klüngel zusammengefasst und haben in dieser Form wahrscheinlich eine erste Aufgabe bekommen.
Zum einen kommen sie aus dem Klüngel nich raus, müssen also mit diesem zusammenarbeiten. Zum anderen laufen aber vielleicht die Aufgaben des Klüngels mit den Zielen eines Clans konträr zueinander. So wird schnell Zwietracht gesät.

Bei uns hatte jeder Clan ein Gebiet für sich und ein Clanelysium. Nach vorheriger Anmeldung konnte man dort vorstellig werden. Insofern waren andere Kainiten durchaus auffindbar oder zu kontaktieren. Die Zuflucht selbst war natürlich in der Regel unbekannt.

Was wir auch ganz viel in unseren Runden hatten, waren Informationen nur für einen Kainiten des Klüngels. Da wurden dann Informationen über den Tisch gereicht, die eben sensibel sein konnten, aber einem aus der Gruppe als Anknüpungspunkt dienen konnte. So hatten wir schnell das (bei uns) nötige bischen Zwietracht zwischen den Gruppenmitgliedern, was sich dann auf andere Kainiten weiter ausbreitete.
Unsere Spieler ergriffen dann auch schnell das Zepter und versuchten sich in Täuschungsmanövern. Mit unterschiedlichem Wissens-/Kenntnisstand in der Gruppe ist sowas sehr schön möglich.

Natürlich braucht es am Anfang ein paar Aufgaben oder Aufträge, bei uns hat sich das aber sehr schnell verselbstständigt und unsere Spielabende wurden zu einem sehr großen Anteil von den Spielern selbst getragen und nicht vom SL.
 
Wie sehen die Konsequenzen aus, wenn ein Neugeborener trotzdem einen Ahn ansprechen würde? Ich meine mehr als eh schon am unteren Ende der Nahrungskette zu sein geht ja kaum, außer endgültiger Tod.

Dies wird sicherlich im Einzelfall unterschiedlich sein. Eine allgemeine Regel gibt es nicht. Es wird auch davon abhängen, von welchem Clan der Neonat und von welchem der Ahn stammt. Ventrue oder Toreador Ahnen könnten zum Beispiel durchaus anders reagieren als Gangrel oder Brujah Ahnen. Wo findet die Ansprache statt bzw. in welcher gesellschaftlichen Situation? Dies wird sicher Einfluss auf die Reaktionen haben, z.B. wenn andere Personen auf den Ahn schauen, wie er nun auf die Frechheit reagieren wird, dass ein Neonat ihm ins Wort fällt oder ein Gespräch stört.
Treffen mit Ahnen werden wohl am ehesten bei gesellschaftlichen Anlässen stattfinden. Dies kann eine Einladung einer Person oder eines Clanes sein. Oder ein zufälliges Treffen in einem Elysiums-Bereich. Aber ob sich ein Ahn dazu herablassen wird, überhaupt mit einem Neugeborenen zu sprechen, ist auch wieder fraglich - je nach Charakter, Absicht etc. Manche suchen vielleicht ein Publikum, manche wollen sich vielleicht wichtig machen, manche sind von den jungen Kainiten vielleicht einfach nur genervt, manche geben sich vielleicht sogar aufgeschlossen und interessiert.

Zu den Konsequenzen: Eine Zurschaustellung der Disziplinen wäre möglich, ist aber eher unwahrscheinlich. Ein Ahn, der sofort Beherrschung oder Präsenz einsetzen muss, nur weil eine Person mit geringerem Status irgendwas blödes gesagt hat, scheint es bitter nötig zu haben...;) Ein klares, öffentliches Zurechtweisen wird vermutlich eher die Regel sein. Da es viele Speichellecker gibt, werden dieses vielleicht sogar sofort andere Personen für den Ahnen erledigen. Ein Hinweis auf eine schlechte Erziehung zieht auch gleich noch den Erschaffer mit runter. Für das gesellschaftliche Ansehen sicher nicht gut; und dieses ist in der Welt der Kainiten extrem wichtig.
Andere Konsequenzen (Beschwerden bei der Harpyie oder öffentliche Anklagen mit Gerichtsverhandlungen etc. mal außen vor gelassen) werden wohl eher später und verdeckt stattfinden. Vieles ist möglich - der Neonat könnte von einer Rockergang überfallen werden oder -viel schlimmer- das Opfer einer hinterhältigen Intrige werden. Hier kann man sich nun seeehr vieles ausdenken... Manche Personen sollte man besser nicht verärgern...
 
Fällt mir gerade noch dazu ein:
Für einen kleinen Gefallen wird sich sicher jemand finden lassen, der eine offizielle Vorstellung beim Ahnen ermöglicht oder eine Audienz arrangiert. Ein paar Etikette-Regeln sollte man dann immer befolgen (selber die Hand ausstrecken oder respektlos zu nahe kommen, gehört sicher nicht dazu...). Also warten, bis der Ahn Blickkontakt herstellt, dann etwas näher kommen und sich verbeugen. "Seine Exzellenz, es ist mir eine große Ehre, mich vorstellen zu dürfen. Mein Name ist ... vom Clan ... Ich ...<blablabla>. Es wäre mir eine große Ehre, seine Exzellenz mit meinen bescheidenen Mitteln unterstützen zu dürfen."
 
Ich habe den Eindruck, dass viele Runden die kainitische Gesellschaftsstruktur ziemlich plump ausspielen.
Da sitzt dann gefühlt der Clanälteste den ganzen Tag nur in seinem Dungeon und wartet darauf dem Küken in der hart-verdienten Audienz seine volle Arroganz hinknallen zu können.

In meiner Runde ist solche Arroganz (wie mMn in der Realität) hingegen eher ein Zeichen dafür, dass ein unsicherer Emporkömmling (z.B. ein schlecht angesehener Ancilla) sich wichtig machen will, weil ihn die wirklich wichtigen nicht ernst nehmen.

Kurz:
Dieses ganze "die Ältesten reden nicht mit Küken"-Getue ist doch albern und diplomatisch dumm. Für wen reißt sich denn so ein Küken den Arsch auf? Für irgendnen mysteriösen halbanonymen Ahn, den er nie zu sehen bekommt?
Oder nicht vielleicht eher für den Brujah, der mit Sprüchen wie "du hast was drauf Kleiner - und ich hab das Gefühl, du durchschaust, wer hier das sagen hat" für sein Gefolge begeistert.
Oder der Torrie, der mal in einem intimen Moment seine "ganz ehrliche" *hüstel* liebenswerte Seite zeigt.
Oder der Ventrue, der dem Küken als Willkommensgruß eine Limousine vorbeischickt, die ihn zu ner Party auf ner Yacht fährt - um zu demonstrieren, welchen Lifstyle man teilen kann, wenn man sich unter den Reichen und Mächtigen bewegt (wozu man sich wiederrum mit den Ventrue gut stellen sollte).

Ja, sowas zieht der Ahn natürlich nur bei Küken ab, die auf irgendeine Weise vielversprechend sind - aber das sollten SCs ja meist sein.

Und ja, natürlich ist das meiste davon lediglich geschickte Diplomatie und/oder Manipulation und nicht wirklich echte Wertschätzung. Aber es ist eben auch gerade Diplomatie und Manipulation.
1000 Jahre Training in Diplomatie sollten einen Ahn mMn schon mehr zustande bringen lassen, als nur mit stupider Arroganz plump Gefallen einzufordern. Ein Ahn hat in der Regel doch genug Macht, dass er nur dreimal mit dem Finger zu wedeln braucht und er hat dem Küken unaufgefordert einen solch großen Gefallen erfüllt, dass es verdammt doof aussehen würde, wenn das Küken diese nicht erwidert.
Denkt da an einen Mafia-Paten, der euch aus heiterem Himmel Geschenke überreicht.
Das ist natürlich auch wieder nur eine Art diplomatischen Geschicks. Ein anderer Ventrue lädt zur feierlichen Audienz in einem Thronsaal ein - aber eben auf diesen Facettenreichtum will ich hinaus.

Ja, man kann die WoD ausschließlich mit isolierten Fürsten der Finsternis spielen, die nur seltenst mal mit dem Pöbel interagieren - das ist eine Stimmungs-Design-Entscheidung, die vermutlich sogar recht weit verbreitet ist.
Persönlich bevorzuge ich die paranoide Stimmung, die entsteht, wenn der eine Ahn selbst die Etikette durchbricht und das verwirrte Küken nicht weiß, wie es drauf reagieren soll oder Ahnen "einfach mal so" nett sind, sich die Spieler aber ständig bewusst sind, dass sie diese Nettigkeit verdammt nochmal unbedingt erwidern sollten. Ich bevorzuge hier auch ein subtilen, selbstverständlichen Austausch von Gefallen, wo immer die Gefahr in der Luft schwebt, dass man dem Ahn nicht genug zurückgegeben hat.

Die SCs in meiner Runde knien nicht vor dem Prinzen, weil er dies irgendwann von ihnen verlangt hätte - sie knien vor ihm, weil das Verhältnis zwischen einem wohlwollenden Prinzen und seinem Untertan ihnen als die beste Form der diplomatischen Kommunikation erscheint, die die WoD ihnen bieten kann. Außerdem aus ehrlichem Respekt, Dankbarkeit und Wertschätzung.


Insgesamt muss das aber natürlich alles zum Spielstil der Gruppe passen. Ich les immer mal wieder von Gruppen, wo ein Ahn einem Küken erstmal (warum auch immer) irgendnen plump-beleidigenden Spruch hinknallt und Forderungen stellt; das Küken antwortet dann (warum auch immer) mit ner Beleidigung und wird im Gegenzug Opfer brutalster Gewaltanwendung - und SL und Spieler beklatschen sich dann gegenseitig im Internet dafür wie hart und konsequent in ihrer Runde gespielt wird.
Ja, auch in meiner Runde könnte sowas theoretisch mal passieren, wenn da die zwei größten Vollidioten an Charakteren aufeinander prallen, aber die Norm ist es da nicht, dass sich alle wie hirnlose Gangsta-Rapper aufführen, die sich gegenseitig ihre dicken Eier präsentieren - sondern die Norm ist eine stolze Oberschicht der kanitischen Gesellschaft, die mehrheitlich höfische (und somit auch höfliche) Umgangsformen praktiziert und einfordert.

Und dazu gehört es mMn auch, dass man nicht erst plump nen Gefallen einfordert, wenn das Küken um ein Treffen bittet.
Man ist ein verdammter Ahn. Man muss nichts fordern. Das Küken weiß, dass es mir einen Gefallen dafür schuldet, dass ich mit ihm spreche.
Vor dem Gespräch ne Gebührenansage? Mensch, wir reden hier von einem Ahn und nicht von einem Call-Center.


Übrigens: "Ihr Gespräch könnte zu Spionagezwecken von einem Nosferatu aufgezeichnet werden... falls Sie hiermit nicht einverstanden sind, drücken sie jetzt bitte die 1."
 
Noch ein Nachtrag nach inspirierenden Gesprächen hierzu mit meiner Runde:

Ahnen haben gerne Zugriff auf möglichst viele Küken, die für sie arbeiten. Die Macht über andere Kainiten ist schließlich der Kern ihrer Machtbasis.
Klar haben sie auch Macht über Ghule und Menschen, aber diese könnte ihnen vermutlich jeder 10jährige Kainit entreißen (wenn er sich trauen würde), so wie ich meinem Nachbar jederzeit seinen Hamster klauen könnte.

Ahnen zeigen bei mir in der Runde somit von sich aus auf, dass sie einem Küken die Möglichkeit bieten würden, dass es sich seinem Gefolge anschließen kann (wobei die Gefolgschaften verschiedener Ahenn sich natürlich überschneiden und zu einem komplexen Diplomatie- und Intrigengeflecht werden). Das Küken kann dies annehmen (und steckt jetzt mittendrin in diesem Geflecht) oder es ausschlagen. Wenn es letzteres tut, steht es allerdings allein da und hat keinen Fürsprecher, wenn der Prinz das nächste Mal nach einem "Freiwilligen" sucht, der sich beim Kampf gegen den Sabbat in die erste Reihe stellt.

Und je nachdem, wie viel Wert ein Ahn individuell auf Etikette legt, kann dann eben auch schon eine undurchdachte Bemerkung des Kükens dazu führen, dass der Ahn einfach seine Unterstützung streicht. Da muss der Ahn nicht schimpfen oder Gewalt androhen - er schmunzelt einfach kurz. Dreht sich wortlos um und wenn das Küken das nächste Mal die Maskerade gefährdet, gibt es einen Ahn mehr, der eine harte Bestrafung fordert. Und womöglich gibt er seinem gesamten Clan und darüber hinausgehendem Gefolge, die Anweisung mit dem Küken nicht zu kooperieren.


Die WoD ist eine gefährliche Welt, in der man nur mit Verbündeten überleben kann - Isolation ist hier mMn eine der schlimmsten Sachen, die einem Kainiten passieren kann.

"Ob wir dem jungen Kevin gesagt haben, dass der Sabbat morgen unsere Stadt stürmen will? Kevin... wer war das nochmal? Wie bitte? Der junge Mann, der mich vor 12 Jahren beleidigt haben soll? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mich jemals irgendwer beleidigt hätte... Ach, ich bin mir sicher, dass den irgendwer gewarnt hat, diesen...ähm... wie war nochmal der Name?"
 
Aus meiner Perspektive dürfte der Kontakt zwischen Ahnen und Neugeborenen ähnlich rar sein, wie man als frisch Angestellter mit Junior in einem Unternehmen mit 500+ Leuten, in Kontakt mit dem Vorstand oder gar Geschäftsleiter gerät.

Normalerweise trifft man diesen nicht respektive sehr selten. Man interagiert innerhalb der Firmen natürlich gesellschaftlich, allerdings schließen diese Kreise in der Regel den Vorstand nicht unbedingt ein. Der wiederum auch andere Herausforderungen und Aufgaben hat als so alle seine Arbeiter zu mikromanagen. Wenn man dann hingeht und auf der Betriebsfeier den Boss ankumpelt oder auf die Schuhe reihert,... wenn man nicht gefeuert wird, kann es sein das es dies mit Beförderungen war, und der Vorgesetzte einem den derzeitigen "scheiß job" der Firma gibt.

Das heißt wenn ein Neonate an einen Ahnen heran kommt, wird sich dieser wohl nur sehr eingeschränkt für den Neonate interessieren. Vielleicht ein paar Höflichkeiten absondern, und dann mit dem normalen Angelegenheiten weiter machen. Wenn der Neonate unverschämt wird, kann der Ahn dafür sorgen das man etwaigen Status verliert, Rechte entzogen bekommt oder Aufgaben bekommt die man an überaus entbehrliche Untergebenen gibt. Neben der Option, wenn es ein wirklich frappierender Vorfall war, den Missetäter zu vernichten.

Allgemein führt der Weg vom Neonate zum Ahnen erstmal an den Ancillae vorbei, respektive mit diesen mit.
Die Darstellung Ancillae, also quasi so das mittlere Management der Gesellschaft, vollständig zu ignorieren befremdet mich ein wenig.
 
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