Rund um Bücher "Sprachzensur" und Rassismus in Literatur und der Umgang damit.

Der Bücherei in Südschweden wäre jedenfalls eine Menge negativer Berichterstattung erspart geblieben, wenn sie die alten Ausgaben einfach auf einen Stapel ausgeschiedener Bücher zum Mitnehmen gelegt hätten. Denn für "Kommune bringt Bücher mit rassistischen Inhalten in Umlauf" hätte es dem Investigativjournalisten bestimmt nicht gereicht. ;)
 
Klar - kann man machen.

Aber Schneewittchen wird auch seit Generationen erzählt und hierbei häufig das der Foltertod der bösen Stiefmutter weggelassen. Weil man gute traditionelle Geschichten halt gerne weitererzählt.
Der Unterschied ist natürlich, dass bei Märchen nur die allergrößten Vollidioten nach Respekt vor "dem Originaltext" schreien.

Dann muss man Pippi Langstrumpf halt ganz weglassen weil die Geschichte anachronistische Weltbilder transportiert.
Wenn eine Geschichte anfängt aus der Zeit zu fallen, dann ist das halt so.
Dann muss man Alternativgeschichten suchen oder sogar schreiben die eine ähnliche Botschaft für heute transportieren.
Jo. Ist ja nicht so, als gäbe es nicht heute schöne (und zeitgemäßere) Geschichten.
 
Ich hab als Kind auch schon sehr früh sehr viel selbst gelesen und wir hatten einige ältere Bücher bei uns rumstehen. Insbesondere zwei Sammelbänder, einmal mit Märchen, einmal mit Sagen; jeweils in ursprünglicher Brutalität und ohne nachträgliche Political Correctness.
Und? Hat es mir geschadet???0??1!!elf!!! ;)

Spaß beiseite:
Ein Kind wird nicht zum Rassisten mutieren, einzig weil es "Negerprinzessin" vorgelesen bekommen hat. Es wird auch nicht zum Anarcho-Revoluzzer nur, weil es den Rest von Pippi Langstrumpf vorgelesen bekommen hat. Und weder das eine noch das andere ist in drastisch verstörendem Ausmaß geschildert.
Alles halb so dramatisch. Kein Grund in anti-rassistische Panik zu verfallen und kein Grund über Umerziehung zu jammern.

Es ist halt einfach ein Buch, das seiner damaligen Zeit voraus war und der heutigen Zeit in einigen Punkten hinterherhinkt.

Vielleicht können wir ja auch einfach alle zusammen legen um für Kowalski ein altes Exemplar vor der Vernichtung zu retten, das er dann jeden Abend vor dem Einschlafen lesen kann, auf dass das Abendland nie untergehen möge. :p
Der Struwwelpeter hat seine besten Zeiten auch lang hinter sich - so what?

Hauptsache die Umerzieher lassen zukünftig die Finger von Star Wars...
 
Naja... du hast dich in mehreren Posts darüber beschwert, dass die böse PC-Verschwörung deine Redefreiheit unterdrückt und die ganze Angelegenheit sogar in die Nähe von NewSpeak gerückt. Wenn das nicht die erste Seite aus dem Breitbart-Playbook für verunsicherte Klemmrassisten ist, dann weiß ich auch nicht. Oder hab ich dich da falsch verstanden?
Ich hab das jetzt schon länger beobachtet, aber so langsam platzt mir da wirklich der Kragen. Immer wieder versuchen bestimmte Gruppen (und wir wissen alle, von welcher Seite dieser neue "Trend" aus Amerika importiert wurde), die Sprache von normalen Bürgern zu zensieren. Dieser Wahn an politischer Korrektheit muss endlich aufhören!

Ich weiß, das ist alles nichts neues, aber ein Erlebnis gestern hat das metaphorische Fass zum überlaufen gebracht. Ich war in der Stadt mit dem Auto unterwegs und wollte einen Freund beim Studierendenwerk abholen. Das Studierendenwerksbüro ist bei uns etwas versteckt und ich war da noch nie, also frage ich einfach einen Studenten, der da herumlief. Und was kommt mir da mit typischer politisch korrekter Feindlichkeit entgegen? "DAS HEIẞT STUDENTENWERK, DU LINKSGRÜNVERSIFFTER WICHSER!".

Und würde die Sprachpolizei von Rechts da schon aufhören, was wären wir ein glückliches Land! Nein, meinen Schaumkuss MUSS ich jetzt Mohrenkopf nennen, weil irgendein AfDist wohl beleidigt war, und Gott behüte ich wolle ein Schnitzel ohne Zigeuner, da fallen gleich alle Welten zusammen! Ist es wirklich zu viel verlangt, einfach wieder gutes altes Deutsch zu sprechen, ohne diese permanente Sprachzensur von Nazis und Neurechten ertragen zu müssen?!

Online ist das alles ja noch schlimmer! Da schreibe ich irgendeinen Kommentar über Polizeigewalt gegen Afro-Amerikaner in den USA, wird mir darunter von einem Skinhead doch nahegelegt, ich meine doch in Wirklichkeit "Neger" und ich solle gefälligst dieses Wort aus dem identitären Wortschatz gebrauchen! "Nein!", habe ich darauf natürlich prompt geantwortet! "Ich lasse mir nicht solche Trendbegriffe der Rechten in den Mund legen, habe ich doch schon immer von "Afro-Amerikanern" geredet! DAS WIRD MAN JA WOHL NOCH SAGEN DÜRFEN!"

Ich werde doch verstanden und meine es nicht böse, also warum MUSS ich mich mit meinem Vokabular plötzlich diesen Spinnern mit Reichskriegsflagge und 14/88-Tattoo unterwerfen?! Nur um keine Gefühle zu verletzen? So zerstört diese widerliche politische Korrektheit das Land von Goethe und Schiller! Armes Deutschland!
 
Ich hab als Kind auch schon sehr früh sehr viel selbst gelesen und wir hatten einige ältere Bücher bei uns rumstehen. Insbesondere zwei Sammelbänder, einmal mit Märchen, einmal mit Sagen; jeweils in ursprünglicher Brutalität und ohne nachträgliche Political Correctness.
Und? Hat es mir geschadet???0??1!!elf!!! ;)

Spaß beiseite:
Ein Kind wird nicht zum Rassisten mutieren, einzig weil es "Negerprinzessin" vorgelesen bekommen hat. Es wird auch nicht zum Anarcho-Revoluzzer nur, weil es den Rest von Pippi Langstrumpf vorgelesen bekommen hat. Und weder das eine noch das andere ist in drastisch verstörendem Ausmaß geschildert.
Alles halb so dramatisch. Kein Grund in anti-rassistische Panik zu verfallen und kein Grund über Umerziehung zu jammern.

Es geht nicht um die Milchbrötchen die dadurch zu Rassisten werden.
Es geht um die schokofarbenen die sich nicht respektiert fühlen.

Die Begründung kann ich verstehen, aber in dem Kontext ist sie seltsam.
In Zukunft muss man halt sagen
"Ey, Du Mensch mit Migrationshintergrund, hol uns mal ein Bier!"

Dieses Reinemachen in der "Schutzzone" der Kinderbücher wirkt seltsam schizophren wenn nebenan ein Asylantenheim vor sich hin schwelt und Neonazis mit erhobener Faust "Utlänningar ut!" skandieren.

Geht es nur mir so oder ist das ein Auseinanderdriften der Realitäten?

Es ist halt einfach ein Buch, das seiner damaligen Zeit voraus war und der heutigen Zeit in einigen Punkten hinterherhinkt.

Vielleicht können wir ja auch einfach alle zusammen legen um für Kowalski ein altes Exemplar vor der Vernichtung zu retten, das er dann jeden Abend vor dem Einschlafen lesen kann, auf dass das Abendland nie untergehen möge. :p
Der Struwwelpeter hat seine besten Zeiten auch lang hinter sich - so what?

Hauptsache die Umerzieher lassen zukünftig die Finger von Star Wars...

Du meinst vor dem reaktionistischen, gut/böse malenden, feudalen, elitären Dreck?
Leser muss man nur in Carbonit einlegen. Das hilft unheimlich.

Als Spielhintergrund taugt das super. So viel ekeliges und unzivilisiertes wo das Auge nur hinschaut.
Selbst ein Reaktionär von der Erde kann sich ausleben und noch der "gute" Held sein ohne sich verbiegen zu müssen.

(ich MAG SW, nur nicht als Vorlage für eine lebenswerte Gesellschaft)

Noch so ein Punkt
Vorlesetag 2017

Schaut man sich die Aufregung an fragt man sich wieso nicht Grüne PolitikerInnen früher von der CDU/CSU dem Scheiterhaufen überantwortet wurden....
Wieso füttert man die weiter mit der "Opferrolle"?

Für mich zeigt das das Verbohrtheit und Undemokratischer ausgrenzender Gestus einfach links wie rechts sitzt.
Und es ist noch nicht einmal politically correct....
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Es geht nicht um die Milchbrötchen die dadurch zu Rassisten werden.
Es geht um die schokofarbenen die sich nicht respektiert fühlen.

Die Begründung kann ich verstehen, aber in dem Kontext ist sie seltsam.
In Zukunft muss man halt sagen
"Ey, Du Mensch mit Migrationshintergrund, hol uns mal ein Bier!"

Dieses Reinemachen in der "Schutzzone" der Kinderbücher wirkt seltsam schizophren wenn nebenan ein Asylantenheim vor sich hin schwelt und Neonazis mit erhobener Faust "Utlänningar ut!" skandieren.

Geht es nur mir so oder ist das ein Auseinanderdriften der Realitäten?
Sind halt einfach zwei völlig verschiedene Kampfgebiete. Mikro- und Makroebene. Die schließen sich nicht aus. Man kann an beidem was machen.
 
Die Methode ist goldrichtig.
Nicht als Leser in die Welt des Autors einladen, sondern die Autoren vor die Tür der Gegenwart setzen.
Schließlich schleichen sie sich in unsere Gegenwart ein. Pfui!
 
Öh Leute ganz ehrlich. Einen Thread, der ganze 1129 Posts lang den Titel "Kein 'Negerkönig' mehr in Pippi Langstrumpf" oder so ähnlich trug und in dem sich folglich sämtliche Beiträge auch auf genau diesen Spezialfall konzentrierten mit Post Nummer 1130 einen komplett anderen Bezug zu geben, halte ich jetzt nicht gerade für besonders geschickt.

Da würde ich stattdessen lieber einen Thread starten.

Sry, aber den Thread nachträglich auf diese Weise zu ändern mag möglicherweise noch nicht in die Kategorie "Orwellsche Geschichtsfälschung" fallen.
Wirft aber ein komplett falsches Bild auf die komplette Diskussion, die hier bisher hier geführt wurde.

Bitte überdenkt Eure Wahl aus diesem Grund noch einmal.
Danke. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke, dass es generell um Texte aus früherer Zeit geht, die einen anderen Zeitgeist wiedergeben. Dieser Zeitgeist verändert sich und damit auch die Sprache. Die alten Texte sollten neu aufgearbeitet werden und die alten damit in den Magazinen lagern - da wird sich eh kein normaler Mensch mit beschäftigen, weil halt auch der "Biedermeierstaub" deutlich heraus zu lesen ist. Die Leute, die sich damit auseinander setzen, sind entweder sowieso Sexisten, Rassisten, Faschisten oder tun das, um die Zeit zu studieren und bringen eine dementsprechende Toleranz mit.

Ich würde auch nicht vom "Zensieren" sprechen, sondern vom "Genieren" von Genie stammend, im Sinne von "sich schämend". Genauso wie man Pornographie oder exzessive Gewalt nicht jedem gleich unter die Nase reibt.
 
Die Diskussion hatte ungefähr seit Seite zehn nichts mehr mit Astrid Lindgren zu tun. Dennoch war es eine ganz interessante und auch produktive Diskussion (hab sie mir vorhin nochmal in Auszügen angeschaut), so dass ich nicht wüsste, wo ich irgendwas abtrennen sollte. Daher trägt sie jetzt einen Titel, der zumindest einen größeren Teil der tatsächlichen Diskussion als vorher abdeckt. Auch noch nicht alles, aber ab einem bestimmten Punkt ist alles abzudecken schlicht unmöglich.
Und prinzipiell finde ich es auch schon besser, einen alten Thread mit etwas inhaltlich verwandtem zu reaktivieren, als zwanzig Threads aufzumachen, die sich nur in Details unterscheiden und in denen dann zwanzig Mal beinahe die selbe Diskussion geführt wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da ich selbst gehörig viel Zeit in das Schreiben von Posts in diesem Thread gesteckt habe, bin ich mir recht sicher, dass folgende Behauptung so nicht korrekt ist.

Die Diskussion hatte ungefähr seit Seite zehn nichts mehr mit Astrid Lindgren zu tun.

Was mir bei der nächträglichen Änderung des Fokus besonders missfällt, ist der Umstand, dass sämtliche Beiträge, die ich einzig unter dem Gesichtspunkt des konkreten Falls "Der Negerkönig in Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf" verfasst hatte, unter dem neuen Titel nun als bedingungsloses "ja" zu einer Generalvollmacht verstanden werden kann, die ich um keinen Preis erteilen wollen würde.

Hier - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - zum Beleg noch einmal eine Sammlung von Zitaten meiner Posts, in denen der direkte Bezug zum ursprünglichen Titel explizit zum Ausdruck kommt.

Post #1080 (Seite 54)
Sehen wir die Behauptung: "Astrid Lindgren hat allerdings 1970 gesagt, dass sie das Wort "Neger" inzwischen nicht mehr verwenden würde." als gegeben an, so können wir zumindest in diesem Fall recht sicher davon ausgehen, in welcher Bedeutung das Wort "Negerkönig" gemeint war.

Post #1082 (Seite 55)
Wahlmöglichkeit A: Astrid Lindgren hat zu beginn des 20. Jahrhunderts in ihrem Werk "Pipi in Taka-Tuka Land" den Begriff "Negerkönig" verwendet.

Wahlmöglichkeit B: Pipis Vater (ich hoffe der war es - Pipi Langstrumpf ist schon eine ganze Weile her :)) kennt den "Negerkönig" in neuer Schreibweise.

Post #1084
Gerade den besonderen Umstand, dass die Autorin selbst geäußert haben soll, sie würde die Bezeichnung nicht mehr verwenden, oder es in Deinen Worten ".. bei Astrid Lindgren überhaupt nicht rassistisch gemeint war." habe ich als Hinweis darauf aufgefasst, dass es sich in diesem speziellen Fall nicht um einen Don-Quixote-artigen Schildbürgerstreich handelt, sondern um eine sinngemäße Überarbeitung.

Den konkreten Fall zu einer allgemein gültigen Angelegenheit oder gar zu einem generellen "Wortverbot" aufzubauschen halte ich für einen Fehler und gehe fest davon aus, dass er ganz und gar nicht in diesem Sinne gedacht war.

Post #1086
Der Begriff "Neger" hat seit der Erst- oder Wieviel-Auch-Immerten-Auflage eine bedeutende Änderung erfahren und wird daher ersetzt.

Genau das ist ist natürliche Alterung. Es widerspricht ihr nicht! Genau auf diesen Umstand versuche ich seit den genannten zwei Seiten hinzuweisen.
Wie es scheint nicht ganz umsonst, denn so langsam scheinen wir uns zu treffen. :)

In der Hoffnung auch Deine Zustimmung zu finden, versuche ich mich daher noch einmal an einer Neuformulierung.

Im gegebenen Kontext ist der Begriff "Neger" überaltert, da er nicht mehr mit seiner ursprünglichen Bedeutung übereinstimmt. (siehe Quellnachweis: https://de.wikipedia.org/wiki/Neger).

Post #1089
In meinen Augen ist die Anregung an die Phantasie "... ist König an einem besonders fernen und besonders exotischen Ort" auch mit dem "Südseekönig" recht treffend transportiert, vielleicht hätte es auch geeignetere Alternativen gegeben.

Die Rolle, aus der die vormals dunkelhäutigen Menschen "wegretuschiert" wurden, war ohnehin nicht gerade eine besonders rühmliche, nämlich die eines Untertans!

Eventuell hat man sich wegen historischer Parallele und symbolischer Bedeutung von ein weißer Mann ist Herrscher über alle Schwarzen bewusst für den "Südseekönig" entschieden, plausibler erscheint mir aber die Vermutung, dass den Verantwortlichen ganz einfach keine geeignetere Bezeichnung eingefallen ist.

Aber das sind alles Schüsse ins Blaue. Warum er nicht zum Zulu- Marsianer- oder Was-Auch-Immer-König wurde, sondern zum Südseekönig, kann ich Dir beim besten Willen nicht sagen. Bei der Entscheidung war ich nämlich gar nicht dabei. ;)

Post #1091
Alte Konvention: "Neger ist eine im 17. Jahrhundert in die deutsche Sprache eingeführte Bezeichnung, die auf eine dunkle Hautfarbe der Bezeichneten hinweist."

Neue Konvention: "Neger gilt heute allgemein als Schimpfwort und als abwertende, rassistische Bezeichnung für schwarze Menschen."

Post #1100
1.) Im gegebenen Kontext "der Negerkönig in Pipi Langstrumpf" stimmt der Begriff "Neger" nicht mehr mit seiner ursprünglichen Bedeutung überein.
Ob in ursprünglicher oder neuer Bedeutung "gut", "böse", "lila", "gelb" oder gar "blau kariert mit gelben Punkten", lassen wir für die weitere Betrachtung außer Acht.

Post #1113
Mein Eindruck ist jedoch der, dass im konkreten Fall keine der genannten Ängste eine reale Grundlage hat.
 
Für mich wesentlicher Punkt des Threads war eigentlich das umschreiben alter Texte und Pipi Langstrumpf war halt ein konkretes und auch in den Medien recht stark diskutiertes Beispiel.
Das Grundproblem des hier verlinkten Artikels und bei Pipi Langstrumpf sind aus meiner Sicht die gleichen (oder sehr ähnlich). Da ich noch wußte, daß es hierzu schon einen längeren Thread gab, habe ich ihn frecherweise genutzt ;)

Die folgenden Gedanken wollte ich eigentlich als Kommentar zu dem Link schreiben, hatte mich dann aber dagegen entschieden.

Sehr interessant fand ich den Vergleich mit einer Zeitmaschine und der Betrachtung, wie / in welche Richtung ein Buch als Zeitmaschine begriffen werden kann. Der andere interessante Punkt, um den ich mir bisher kaum Gedanken gemacht habe, ist, wie wir als Gesellschaft mit dem Problem für die Zukunft umgehen sollten und welches Vorbild wir für die Zukunft sind. Zukünftige Generationen werden auf uns genau so zurückblicken wie wir auf frühere Generationen: Damals waren die Leute halt ungebildete Barbaren und sie wußten es nicht besser.
Welches Vorbild ist man für zukünftige Generationen, wenn man anfängt, die Vergangenheit so umzuschreiben, daß sie dem eigenen Weltbild entspricht? Ohne eine Zeitmaschine können wir die Vergangenheit nicht ändern - wir müssen sie nehmen, wie sie ist. Wir können aber aus der Vergangenheit lehren ziehen und versuchen, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Das geht aber nur, wenn wir auch einen einigermaßen wirklichkeitsgetreuen Blick auf die Vergangenheit haben können. Dazu zählt nun mal auch die Unterhaltung(sliteratur) als Abbild der Gesellschaft. Ich glaube nicht, daß es der Gesellschaft langfristig hilft, wenn nur noch Forscher die unzensierten Originale lesen. In der Masse der Gesellschaft wird die Verklärung der Vergangenheit sonst noch einfacher als jetzt schon.
Kinderbücher sind da nochmal ein spezielles Thema und ich kann da auch keine gute Lösung anbieten, aber wenn die Leute jetzt auch schon anfangen historische Literatur für Erwachsene nach Maßstäben der Political Correctness zu bewerten, was passiert als nächstes? Kommen dann auch Forderungen nach einer zeitgenössischen inhaltlichen Überarbeitung historischer Werke? Verschwindet z.B. Rassismus, weil er aus der Literatur gestrichen wird? Verdrängung und Ignorieren von Problemen hat schon in der Vergangenheit nicht funktioniert - wieso sollte es jetzt plötzlich funktionieren? Ich denke, es gibt Werte, bei denen sich auch die Gesellschaft bewußt ist, das diese Werte nicht selbstverständlich sind und hart erarbeitet und erkämpft wurden. Dazu ist es aber auch wichtig, sich mit den unangenehmen Seiten der Vergangenheit auseinanderzusetzen.
 
Das Grundproblem des hier verlinkten Artikels und bei Pipi Langstrumpf sind aus meiner Sicht die gleichen (oder sehr ähnlich).
Nein, das sind sie ganz sicher nicht. Und wenn Du Dir die Mühe machst die oben genannten Posts zu lesen, statt ohne jegliche Begründung eine Vergleichbarkeit zu unterstellen, der es m.E. an jeglicher Grundlage mangelt, wäre Dir das gewiss bereits aufgefallen.

Aber schön, nehmen wir es also noch einmal im Einzelnen auseinander.

Der einzige zum ursprünglichen Thema jetzt noch passende Teil des Titels ist "Zensur".

Bereits der Teil "Sprach-" ist komplett irreführend. Unterstellt er doch ein generelles Tilgen eines bestimmten Begriffs aus dem Wortschatz einer Sprache.
Der krasse Unterschied zwischen "Wir ersetzen ein Mal begründet einen Begriff in einem konkreten Werk." und "wir löschen jegliche Existenz eines Wortes restlos in allen Werken aus, die uns in die Finger geraten." sollte eigentlich offensichtlich sein.

Noch irrwitziger wird die ganze Sache, wenn ich plötzlich den Begriff "Rassimus" im Titel finde. Denn hiermit hat die vorgenommene Überarbeitung in "Pippi Langstrumpf" nicht im geringsten etwas zu tun.
Verschwindet z.B. Rassismus, weil er aus der Literatur gestrichen wird?
Ziel der Überarbeitung war es in diesem Fall gar nicht, wie von Dir befürchtet, einen in einem Werk bereits enthaltenen Rassismus nachträglich zu löschen, zu verschleiern oder zu verschönern. Sondern im Gegenteil dafür Sorge zu tragen, dass aufgrund der Änderung in der Verwendung eines bestimmten Begriffs im Sprachgebrauch, nicht künstlich Rassismus in ein Werk verpflanzt wird, in dem es nie enthalten war.

Es geht also nicht darum "Rassismus durch Streichung verschwinden zu lassen" sondern im Gegenteil darum Rassismus nicht plötzlich überall in der Literatur auftauchen zu lassen, auch dort wo er eigentlich nie enthalten war.
 
Es geht also nicht darum "Rassismus durch Streichung verschwinden zu lassen" sondern im Gegenteil darum Rassismus nicht plötzlich überall in der Literatur auftauchen zu lassen, auch dort wo er eigentlich nie enthalten war.

Das sehe ich ganz ähnlich, hab ich bestimmt irgendwann auch schon mal hier gepostet. Astrid war keine Rassistin. Die hat eigentlich nur Begriffe genutzt, die in der Zeit eben üblich waren. Gerade deshalb bin ich mir auch ziemlich sicher, dass sie mit einer überarbeiteten Version, die den Umstand zumindest im Vorwort hervorhebt, auch vollkommen einverstanden gewesen wäre, um das auch definitiv klarzustellen.
 
Ist die Problemstik nicht eher das man dem Leser durchaus zumuten kann das man um gewisse Änderungen im Sprachgebrauch weiß? Zumindest wenn man kein Kind ist?

Insofern kann eine Änderung im Wortlaut bei Kinderbüchern sinnvoll sein. Und bei Büchern für reifere Leser eben ein Vorwort?
 
Insofern kann eine Änderung im Wortlaut bei Kinderbüchern sinnvoll sein. Und bei Büchern für reifere Leser eben ein Vorwort?

Ich würde sogar soweit gehen, dass ein Vorwort als Kompromiss in allen literarischen Werken ausreichend sein könnte. Dann ändert man den originalen Wortlaut nicht und klärt trotzdem über das Vorwort auf. Nur für den Fall, dass man es eben mit jemandem zu tun hat, dem diese Information zuvor gefehlt hat. Davon auszugehen, dass alle vernünftig genug und alles wissen, halte ich jedenfalls für genauso utopisch, wie davon auszugehen, dass alle unvernünftig sind und keine Ahnung haben. Da macht so ein Kompromiss in jedem Fall Sinn.
 
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