AW: Neues Star Trek?
Auch wenn man sich diese Hürden "theoretisch" vorstellen kann, sind sie meines Erachtens praktisch einfach nicht gegeben. Oder hast du andere praktische Erfahrungen gemacht?
Ja, habe ich. Ich hatte etwa 2 Jahre lang eine Star Trek-Runde am Laufen, in der einige Spielern über die Zeit gewechselt haben. Die Sache mit der Technik, dem für Sternenflotten-offiziere "richtigen" Verhalten und ähnliches kam immer wieder mal vor. Daran ist die Gruppe natürlich nicht zerbrochen (davon spricht ja auch niemand), aber es waren immer wieder Stellen an denen man von den Spielern verlangen musste "mal ein Auge zuzudrücken" oder bestimmte Entwicklungen einfach zu ignorieren, damit man weiter spielen konnte.
Das kann - je nach Persönlichkeit der Mitspieler - vernachlässigbar sein oder auch mit der Zeit zu einem Problem werden. In meiner Runde hatte ich die ganze Bandbreite an Reaktionen.
Unsere Runde hat nach plain vanilla DS9-System (Unicorn Games, IIRC) gespielt, ohne neumodischen Kram wie "Gruppenvertrag" - ganz altmodisch traditionelle Spieler und Spielleiter, ohne irgendwelche vorherigen Absprachen. Und weder Replikatoren, noch Teleporter, noch Technobabble haben jemals für irgendjemanden ein Problem dargestellt. Es war ein normales Rollenspiel, wie dutzende andere auch. Von daher kann ich diese Sonderstellung von Star Trek, die hier gerade fabriziert wird, nicht nachvollziehen.
am Rande: "Gruppenvertrag" heißt nicht das, was du denkst, das es heißt. Es ist alles andere als neumodisch und hat nichts mit vorherigen Absprachen zu tun.
Natürlich ist Star Trek ein ganz normales Rollenspiel (was auch immer das sein mag). Es geht hier um das Setting und das unterscheidet sich eben von anderen Rollenspiel-settings. Weil es einige Eigenheiten besitzt, die man bei den meisten anderen Rollenspielen eben nicht hat. Das muss man nicht nachvollziehen. Man muss nur die Augen aufmachen.
Das Verhalten der Sternenflottenoffiziere hat sauber zu sein. Die Technik ist übermächtig. Die Konsistenz der Spielwelt hat sich im Zweifelsfall hinter die Dramaturgie des Abenteuers zu stellen.
Das lässt sich in etwa damit vergleichen, dass man bei D&D eine Gruppe spielt, die nur aus Paladinen besteht, die allesamt epische Magie ohne Einschränkung walten lassen können und deren SL die Story über die Würfel legt, wenn es gerade passt. Wenn das für dich stinknormales Rollenspiel ist, dann stimmt es natürlich dass Star Trek stinknormales Rollenspiel ist.
Ich denke, dass das für viele Leute nicht gilt. Und wenn man mit einem davon spielt, kann sich bei einer Star Trek-Runde hier und da ein Stolperstein einschleichen.
P.S.: Was das moralische Dilemma angeht fällt DS9 natürlich etwas aus dem Rahmen, da es dort mitunter wesentlich "grauer" zuging.
Deshalb ist DS9 auch ein Streitfall für Star Trek. Denn Trek hatte noch nie viel mit "Grautönen" am Hut. Das ist ja eine der Besonderheiten des Settings. Der Grund weshalb die meisten Rollenspieler immer DS9 spielen wollen und nicht TNG oder TOS liegt darin verborgen. Statt Paladine kann man nämlich plötzlich ganz andere "Klassen" spielen. In einer typischen Star Trek-Runde ist das eher die Ausnahme, bei DS9 die Regel.