Verlage/Händler Marketingkonzept um Rollenspiele in den Spielwarenhandel zu bringen

Da ich hauptberuflich Werber bin, melde ich mich mal da zu Wort: Werbung für Rollenspiele bringt (derzeit) nichts. Warum? Weil Rollenspiel ein Hobby oder eine Freizeitbeschäftigung ist und kein Produkt.

Und auch mit der besten Werbekampagne der Welt kann man jemand nicht zum Rollenspieler machen, weil der Interessent nach Kauf des Systems nicht weiß, was er damit machen kann. Rollenspiel verbreitet sich am besten durch Mund(Spiel?)Propaganda. Wenn ihr es spielt, werden sie kommen.

Eine gro0e Werbekampagne würde sich nicht rechnen, weil die Auflage von Rollenspielen (und damit der mögliche Profit) zu gering ist. Selbst wenn das Teil einschlägt, würde nur ein geringer Teil in Rollenspieler umgewandelt, die dann wiederum von sich aus Produkte kaufen. Außerdem: Für jeweils 5 Spieler, die ich mit einer Kampagne erreiche, braucht sich nur einer das Buch zu kaufen...

Und Werbung für Rollenspieler lohnt sich auch nicht, da man so nur den Kuchen anders aufteilt. Außerdem gibt es nicht mal kosteneffiziente Medien, mit denen man Rollenspieler direkt erreichen kann: Es gibt zwei professionelle Rollenspielmagazine (Mephisto und Nautilus) und das war's dann auch, wenn man von freien Magazinen oder Fanzeitschriften mal absieht. Und keines dieser Magazine hat eine Auflage, mit der man richtig viel Leute erreichen kann. Außerdem: Das sind Nischenmagazine, die nur Rollenspieler ansprechen, aber nicht mal da den Großteil der Rollenspieler erreichen...

Werbung ist nicht das richtige Mittel, um Rollenspiel bekannt zu machen. Eine Grasswurzelbewegung, eine Öffnung des Hobbys, ein Aus-des-Rollenspielkeller-Hinausgehen wäre das Richtige. Sowas wie die Aktivitäten des Projekt Odyssee und des Rollenspielvereins Leipzig zur Buchmesse sind das, was funktioniert.

Oder einfach coole, offene Veranstaltungen an Schulen, Jugendheimen, Kulturhäusern und Universitäten - das würde den Kids gefallen... Und neue Interessenten (auch unterschiedlichen Alters) für das Hobby generieren.
 
Jestocost schrieb:
Werbung ist nicht das richtige Mittel, um Rollenspiel bekannt zu machen. Eine Grasswurzelbewegung, eine Öffnung des Hobbys, ein Aus-des-Rollenspielkeller-Hinausgehen wäre das Richtige. Sowas wie die Aktivitäten des Projekt Odyssee und des Rollenspielvereins Leipzig zur Buchmesse sind das, was funktioniert.

Oder einfach coole, offene Veranstaltungen an Schulen, Jugendheimen, Kulturhäusern und Universitäten - das würde den Kids gefallen... Und neue Interessenten (auch unterschiedlichen Alters) für das Hobby generieren.
Da kann ich nur zustimmen.
Ich hatte mit ein paar anderen Rollenspielern ein "Pen&Paper Rollenspiel-Projekt" an einer Schuhle angeboten. Wir hatten mehrere Systeme angeboten (DSA, Shdaowrun, Magus und Werwolf) und die maximale Teilnehmer Zahl (5 je System/Spielleiter) war relativ schnell überschritten.
Sicherlich waren da auch einige Leute Dabei die schon Rollenspielerfahrungen hatten, allerdings waren auch viele dabei die das ganze noch nicht kannten und bei denen man den eindruck hatte daß zumindest ihre Neugier auf RPG im allgemeinen, als auch auf neue Systeme geweckt wurde.
Solche Werbung finde ich persönlich als Rollenspieler viel angemessener, interessanter und vor allem macht es mehr Spaß und Sinn.
(Und wir haben sogar etwas Geld bekommen :D)
 
Ich hatte das Glück damals, dort mein Abi zu machen, so daß der erste Schritt schonmal getan war ;)
Die Schule hatte vor, über das Jahr verteilt, diverse Projekte anzubieten, die teils von Lerhkräften, teils von außerschulischen Vereinen und Personen und auch von Schülern geleitet wurden.
Ich bin dann mit ein paar Leuten auf die Idee gekommen und wir haben mit den verantwortlichen Lehrern gesprochen und die fanden die Idee auch gut und interessant.

Es gab bei uns auch mal soetwas in der Richtung für Larp, daß allerdings außerhalb eines Rahmens wie solche "Projekttage" stattfand, was allerdings auch einigen Erfolg gehabt hatte (Von wem das ganze war und wie diese Leute an die Schule herangegangen sind weiß ich leider nicht.)
 
Skar schrieb:
Und inwiefern habt ihr den Lehrinhalt verkauft?

Von Schülerseite her? Ich weiß nicht, ob da unbedingt soviel gegeben ist. Schätze eher, dass man da ein paar Sachen von Lehrerseite her als verwendbar hineininterpretiert hat.

*Nur mal so ein Schuss in die Luft*
 
Jestocost schrieb:
Und auch mit der besten Werbekampagne der Welt kann man jemand nicht zum Rollenspieler machen, weil der Interessent nach Kauf des Systems nicht weiß, was er damit machen kann.

Aber ist das tatsächlich grundlegend so, oder einfach nur eine Schwäche der aktuellen Systeme? Ist ein Rollenspiel, dass sich von Nicht-Rollenspielern direkt aus der Box heraus spielen lässt ein Ding der Unmöglichkeit?

mfG
jdw
 
blut_und_glas schrieb:
Aber ist das tatsächlich grundlegend so, oder einfach nur eine Schwäche der aktuellen Systeme? Ist ein Rollenspiel, dass sich von Nicht-Rollenspielern direkt aus der Box heraus spielen lässt ein Ding der Unmöglichkeit?
Mit der Einsteigerbox zu DSA3 hat es wunderbar geklappt - und ich bin mir sicher dass es noch viel, viel, viel mehr solcher Systeme gibt/gab.
 
Skyrock schrieb:
Mit der Einsteigerbox zu DSA3 hat es wunderbar geklappt - und ich bin mir sicher dass es noch viel, viel, viel mehr solcher Systeme gibt/gab.

Das ist der Punkt. ;)

Ich glaube schon, dass man Rollenspiel auch ohne die aktive Beihilfe erfahrener Spieler weiter verbreiten kann - nur eben nicht jedes Rollenspiel. ;)

mfG
jdw
 
Ich glaube schon, dass man Rollenspiel auch ohne die aktive Beihilfe erfahrener Spieler weiter verbreiten kann - nur eben nicht jedes Rollenspiel.

Schon richtig, immerhin wurden ja nicht alle "alten" Rollenspieler vom seligen Gygax persönlich angelernt. Aber die Hürde ist hoch, speziell eben WEIL es so ein schrecklich soziales Hobby ist. Einen zu überzeugen ist machbar, aber man braucht etwa 3-4 Leute, um überhaupt anfangen zu können...

Erschwerend kommt dazu, das Rollenspiele fürchterlich Medienunwirksam sind; alles was man im Normalfall von aussen sieht sind 2-6 Leute an einem Tisch, die Snacks wegputzen und miteinander Reden.
Nicht gerade eine "coole" Freizeitbeschäftigung wie Inlineskaten, bei der man knackige Mädels in engem Spandex präsentieren kann, die gerade akrobatische Sprünge über Parkbänke hinlegen.

Ich fürchte fast, das uns nur ein Wunder vom Schlage eines Harry Potters (für die Bücherindustrie) aus der Obskurität und in den Mainstream reißen könnte. Und dann ist da die Frage, ob daß das ist, was die Szene wirklich will...

"Heute in BILD: Vorabdruck des ersten Kapitels von RISUS EXTREME, dem neuen RPG von S. John Ross!"
"RollenspielBILD: Diese Woche mit 10 neuen Feats für den Krieger! Großer Vergleichstest DSA4/D&D3.5! 5 neue freie Rollenspiele auf CD-ROM!"
"Das literarische Quartett bespricht: Die neue Thorwal-Box. Zu Gast: Shub-Shuhmann"
"Im SPIEGEL: Eine Betrachtung klassischer Rollenspiele der frühen 80er Jahre!"
"MAXIM: Kettenhemdbikinis durch die Jahre: D&D-Coverbräute von 1960 bis heute!"

-Silver
 
Silvermane schrieb:
Erschwerend kommt dazu, das Rollenspiele fürchterlich Medienunwirksam sind; alles was man im Normalfall von aussen sieht sind 2-6 Leute an einem Tisch, die Snacks wegputzen und miteinander Reden.

Ich denke da geht zum Beispiel die aktuelle Einstiegs-Version von D&D einen richtigen Weg, indem sie mit mehr "klassischem" Spielmaterial (sprich: Figuren und Spielplan) geliefert wird.
Das sind zwar keine Mädels in Spandex, aber es ist trotzdem etwas zum Anfassen, etwas Greifbares, und es ist wesentlich näher am bekannten Konzept des Brettspiels.

mfG
jdw
 
Gibt es (heute) Spiele die keine Rollenspiele sind, aber sinnvoll auf sie einstimmen/vorbereiten? Hat es jemand, der Rückkehr der Helden bereits kennt, leichter sich in ein Rollenspiel einzudenken? Oder ist diese Vorstellung illusionär? Bleibt Rollenspiel Rollenspiel und eine Rose eine Rose?

mfG
jdw
 
Der Weg über die Computerrollenspiele ist wohl der einfachste und der, der die meisten Leute erreicht. Schließlich kann man dort gigantische Welten haben, ohne daß sich der Spieler lange damit beschäftigen muss, ohne dabei Spaß zu haben bzw. wirklich zu spielen.
Sei es auch der Weg von Diablo 2 über Ultima9 und Baldur's Gate bis hin zu Planescape Tornment.

Das Interesse wird geweckt und selbst wenn das nicht er Fall ist hat man seinen Spaß. Man braucht auch keine ganze Partie zusammenbekommen, sondern man kann alleine spielen. Und im Dialog mit anderen darüber, findet man sicher jemanden der "richtige" Rollenspiele spielt und ihn so daran bringen kann.

Bei eben diesen PC-Spielen mehr auf die Regeln einzugehen, ist mE die beste Lösung. Selbst bei Munchkin sind die GURPS-Light-Regeln dabei...
 
Aber sind Computer-Rollenspiele wirklich zur "Vorbereitung" geeignet? Sind sie nicht doch etwas (völlig) anderes? Denn wenn es nur um Thematik und Spielwelten geht, dann wäre ja auch (Fantasy-)Literatur eine perfekte Vorbereitung - und das ist sie meiner Meinung nach nicht. Sie kann Interesse wecken, bestimmt. Aber weckt sie Interesse wirklich am Rollenspiel? Hilft sie wirklich dabei das erste Mal alleine zu spielen?

mfG
jdw
 
Ja, ich denke schon. Klar, Diablo2 hilft dabei nicht wirklich, außer daß man das Prinzip der Charakterentwicklung leichter versteht. Aber andere Spiele wie Baldur's Gate bringen einen dann etwas an die Entscheidungsfreiheit heran, an die Aufgaben, die ein Held/Abenteuer/Charakter zu erfüllen hat, erläutert einem Welten, die sich auch in normalen RPGs finden lassen.

Also es hilft sehr beim Verstehen, nur das Interesse wecken? Der neueste Zugang unserer Gruppe kannte als RPG-technische Höhepunkte lediglich NWN und Fallout, was ihm aber schon eine große Hilfe war. Alles erschien ihm schlüssig und gut war. Seine Scheibenwelt-Romansammlung war dabei eher weniger hilfreich. ;)
 
Silvermane schrieb:
"Das literarische Quartett bespricht: Die neue Thorwal-Box. Zu Gast: Shub-Shuhmann"
Da thtellt man thich doch die Frage: Itht dath überhaupt noch DThA?? Ich thage Nein!

(Und ein "c" sollte es schon noch sein - dafür aber ein "h" weniger.)
 
Ich weis nicht mehr wer hier der Werbe Fritze(ist netgemeint) war. Dir
gilt vorallem diese frage: Bietet Nicht gerade das auf allen Medien und in allene Formen als Produkt präsent zu sein die größte Chance das eine
Bewegung daraus wird (a la Pokemon)?(warum gabs das nicht auch als PaperPen RPG)

TV-Serie/Kino/Sammelkarten/Stofftiere/Windowcolor/KinderSpielzeug/Rollenspiele
wenn man all das anbietet bezahlt man nichts für die Werbung man
kriegt auch noch Geld dafür.

Ich denke das HarryPotter-Universum und Mers haben z.z. mit so einer Strategie die beste chance Vermarktet zu werden.

Obwohl früher hätte mir ein TKKG-Rollenspiel gereicht.
man braucht nicht mal seinen Charachter selbst zubauen.
 
Aber wer will das? Wer will das 08/15-Klientel das sich Pokemon-Sachen kauft? Mal ehrlich, die sind doch nicht ganz dicht. Gerade als Hersteller anspruchsvoller Produkte (wie es die meisten Rollenspiele verglichen mit dem restlichen Ramsch sind) sollte man nicht zur Hure der Kommerzialisierung werden und alles einfach nur so auf den Markt werfen, damit die Massen es konsumieren. Als Autor sind mir zehn intelligente, treue Fans lieber, die meine Qualitäten zu schätzen wissen als Hunderte von Pöbelkindern die ihr überzogenes Taschengeld für meinen letzten Schund hinauswerfen.

Was passiert wenn Autoren merken, daß alles von ihnen gekauft wird, egal wie schlecht kann man ja auch an Salvatore oder Hohlbein sehen. Waren mal gut, jetzt nur noch Kohle scheffeln mit miesen Werken...
 
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