[Mai 2008] Die Götter müssen verrückt sein ...

Kalanni

Drachentochter
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15. Juni 2005
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Es kam schon selten vor, daß auf dem Tisch des Sprachtalents Alejsandr Crauli ein Schreiben in einer alten, fast ausgestorbenen Sprache landete. So war aber sicher gestellt, daß keiner außer ihm es lesen oder gar den Inhalt verstehen konnte.

Der Inhalt allerdings war fürs erste nicht so kompliziert, sondern es enthielt nur eine Einladung zu einer Besprechung am nächsten Abend in einer kleinen Stadt in der Nähe von Finstertal.

Wenn er an der Adresse dann ankommen würde, würde er vor einem kleinen unscheinbaren Gasthaus stehen, bei dem nur die Fenster der Gaststube beleuchtet sein, der Rest des Ortes hatte irgendwie etwas von einer Geisterstadt.
 
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Er hatte den Zettel gelesen und sich die Adresse eingeprägt. Danach hatte er ihn verbrannt. Nachdem er seine sieben Sachen zusammengepackt hatte, rief er ein Taxi und hatte sich hier her fahren lassen.

Verspürte er Vorfreude vor dem Kommenden oder eine gewisse Angst, was ihn erwartete. Nicht die geringste. Er hatte eine Einladung von ihm bekannten Quellen zu einer Aufgabe bekommen und deshalb war er hier. Angst oder ähnliche Erregungen hatte er lange hinter sich gelassen.

Er betrachtete das Haus, auch mit seinen besonderen Sinnen und befand es als richtig, so dass er den Gastraum betrat. Mit einem kurzen Rundumblick erfasste er alle Anwesenden, bevor er sich zur Theke begab.

„Guten Abend, Mein Name ist Dr. Alejandro Crauli. Ich werde hier erwartet.“

Das er mit seiner Kleidung und seiner Art hier in der Kneipe auffallen würde, wie ein bunter Hund, war ihm egal. Sollten sie doch über ihn erzählen. Er war heute Nacht wieder weg und würde voraussichtlich nicht mehr hier her zurückkehren.
 
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Hinter der Theke, die wohl auch schon bessere Zeiten gesehen hatte, stand ein Wirt, für den das selbe galt.

Etwas mißmutig musterte er den Mann vor sich. Der Vogel paßte so garnicht hier in die Gegend und noch weniger in die heruntergekommene Kneipe.

"Wenn sie nur den Abort benutzen wollen sagen sie es gleich, ansonsten da." Er deutete mit dem dreckigen Daumen auf eine kleine Tür, schräg hinter sich.
 
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Abort, auch Toilette, WC, Klosett, bedeutet auch Abtritt, sanitäre Vorrichtung zur Aufnahme von Körperausscheidungen insbesondere Kot und Urin, … ratterte es in seinem Kopf.

„Vielen Dank, ich werde nach hinten gehen.“
Crauli wollte nicht auf die Toilette, also war jeder Kommentar dazu überflüssig. Die alternative war der Weg, den er nehmen würde.

Er tippte sich kurz an die Mütze und verschwand durch die angewiesene Tür.
 
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Hinter der Tür befand sich ein größerer Raum, in dem es nur einen Tisch gab und einige Stühle drum herum.

Drei der Stühle waren von 2 Männern in grauen Anzügen und 1 Frau in einem grauen Kostüm besetzt.

Einer der Männer erhob sich.

"Schön, daß sie kommen konnten, ich hoffe, sie hatten eine angenehme Reise", sagte er und benutzte eine der üblichen Floskeln.
 
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"Danke der Nachfrage"

Crauli begab sich zum Tisch und wartete ab.
 
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"Haben sie sich schon Gedanken gemacht, weshalb wir sie zu uns gerufen haben?" fragte der Mann. "Mein Name ist übrigens Schmidt, ich denke, wir sind uns noch nie begegnet."

Gut wirklich wissen konnte man das nicht, denn Crauli konnte kaum davon ausgehen, daß der Mann wirklich so aussah.

"Sagt ihnen eine Stadt namens Finstertal etwas?"
 
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Bestimmt nicht seines Aussehens wegen. Nein, er vermutete wegen seines profunden Wissens über die vampirische Kultur, über Gehenna oder wegen seiner Kenntnisse der toten Sprachen. Letzeres wars ein Faforit, zumindest deutete die Art der Einladung darauf hin.

"Ja." war seine kurze Antwort.

Finstertal. Ja, das kannte man, wenn man sich in seine Kresien bewegte.

Finstertal die Stadt und das Reich des edlen Prinzen der Rose, Oliver Buchet.
Nur die mutigsten Kainiten wagen es die Stadt zu betreten, denn es heißt es liege ein uralter Fluch auf ihr. Viele kamen im Laufe der Jahre und belächelten die Abergläubischen und Dummen. Doch auch sie lernten was es heißt sich dem Grauen und dem Tod entgegenzustellen. So kommt es Freund, dass nur die härtesten und verrücktesten Kainiten es wagten sich dort für längere Zeiten niederzulassen.
Wer Finstertal sein Heim nennt klappt sich in Städten wie Bagdad oder Beirut lässig seinen Liegstuhl aus um in der friedlich anmutenden Umgebung dieser Krisengebiet einen köstlichen Drink zu genießen.

Diese Beschreibung hatte er einmal irgendwo gelesen.
 
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"Nun, genau dorthin soll ihre Reise gehen, wenn sie sich das zutrauen, denn es gibt keine Garantie, daß man diese Stadt unversehrt verläßt, entweder man geht da garnicht hin, wird dort vernichtet oder man schafft es ganz einfach sich durch zu setzen", erklärte Schmidt. "So komisch, wie es sich anzuhören scheint, aber in dieser Stadt wird Geschichte geschrieben und vielleicht ist sie die Kulisse für den letzten Akt. Es gibt immerhin einiges, was darauf hindeutet."

Einen Moment sah Schmidt Crauli durchdringend an.

"Interesse?" Es lag etwas lauerndes in dieser Frage.
 
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Crauli trat an den Tisch und betrachtete die Anwesenden 3 Personen.

„Interesse? Ja.“

Er hob die Hand mit ausgestreckten Fingern.

„Aber vor einer endgültigen Aussage gilt es noch ein paar Dinge zu klären:
1. Das Was.“ Er klappte den Zeigerfinger um
„2. Das Wie.“ Er klappte den Mittelfinger um
„3. Das Wo?“ Er klappte den Ringfinger um
„Und 4. Das Wieviel?“ Nun war der kleine Finger an der Reihe.

Es war nur noch der Daumen übrig, für was würde sich zeigen.
 
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"Das Was ist ganz einfach, es geht um Artefakte und okkulte Schriftstücke, die im Laufe der Zeit in Finstertal angesammelt haben und teilweise verschollen, teilweise aber auch in den Händen von Personen sind, die nicht unbedingt zu ihrem Gebrauch zu gebrauchen sind", begann Schmidt.
"Das Wie, wir werden ihnen eine falsche Idenität verpassen bevor sie in die Stadt gehen.
Das Wo, die erste Anlaufstelle ist jemand aus dem Clan, der König, dort werden sie als Abgesandter des Clans den Verbleib gewisser Dinge überprüfen."

Dann ein undefinierbares Lächeln.

"Das Wieviel, im schlechtesten Fall Geld, im Erfolgsfall, das Überleben von Gehenna."
 
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Er legte den Daumen auch noch an und verzog dabei noch nicht einmal einen Gesichtsmuskel. Es wäre auch Verschwendung gewesen.

Keine Regung auf die Erwähnung von Gehenna oder auf Artefakte. Nichts.

Dann, nach längerem Überlegen, entfaltete er wieder zuerst den Zeigefinger, gefolgt vom Mittel- und Ringfinger und als letztes den kleinen. Wobei er mit letzterem ein wenig wackelte.
Das ganze hatte etwas von einer Mathestunde in der Grundschule in der die Kinder mit den Finger rechneten.

„Ich unterstelle ihnen, dass sie gut vorbereitet sind. Sie wissen um meine Fähigkeiten. Wenn sie also die Unterlagen übergeben, dann werde ich mich nach Finstertal aufmachen und mich mit dem Fall vertraut machen.
In den Unterlagen finde ich dann Kontakte, Ziel und so profane Dinge wie die von ihnen besorgte Unterkunft? Ja? Dann los. Zeit ist ein kostbares Gut! Nichts das man verschwenden sollte.“

Jetzt da sein Entschluss feststand, gab es nichts mehr, dass man besprechen musste. Was er über die Schmidt-Gruppe gehört hatte, würden sie solche Unterlagen haben und ihm übergeben können, also warum lange Reden schwingen und Floskeln austauschen. Wenn sie ihm ein Ziel nennen würden, würde er sich darum kümmern. Also bitte.
 
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"Natürlich haben wir alles vorbereitet, einschließlich einer falschen Ahnenreihe und falscher Papiere." Das Lächeln war klein und fein in dem grauen Gesicht. "Sie werden in Finstertal als Leopold von Hohentann auftreten, Ancilla vom Clan der Könige und ganz offiziell im Auftrag des Erzeugers und Großerzeugers von Melissa de l'Abricotier auftreten, um der Verbleib ihrer Hinterlassenschaft zu recherieren.

Das sollte ihnen in der Stadt einige Türen öffnen. Ihr erster Anlaufpunkt sollte dabei Herr Alexander Stahl sein."

Auf einen Wink hin, reichte er einen großen Umschlag an Crauli.

"Lernen sie die Unterlagen am besten gut auswendig, damit sie auch auf eventuelle Fragen Antwort geben können. Es ist dabei egal, daß auch einige Informationen über die Frau ans Licht kommen, die bisher nicht bekannt waren."

Wenn er den Umschlag öffnen würde, würde er einen Ausweis mit seinem Bild, etliche Auszeichnungen und ein Empfehlungsschreiben des Prinzen von Lausanne enthalten, der Stadt in der Hohentann vorher tätig gewesen war.

"Sie können auch gerne sagen, daß man sich über sie erkundigen kann, die Sache ist wasserdicht. Wenn sie in unserem Auftrag tätig werden, dann werden sie natürlich den Namen Schmidt führen, wie wir alle, doch das werden sie bei Bedarf noch erfahren. Zuerst melden sie sich ganz normal in der Stadt an und etablieren sich dort."
 
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"In Ordnung. Dann mach ich mich einmal auf den Weg. Meine Daten haben sie."

Er nahm den Ordner in die Hand und dreht sich um und verließ den Raum. Er machte sich auf den Weg nach Finstertal.
 
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