[Mai 2008] - An der Pforte zu Zieges Hölle

Eldrige

Zombie-Survival Experte
Registriert
2. März 2004
Beiträge
5.858
Der wolkenverhangene Nachthimmel schluckte jedes Sternenfunkeln und filterte das bleiche Mondlicht in ein schwindsüchtiges Zerrbild. Möglich dass irgendwo am Horizont schon der erste, zögerliche Hauch des nächsten Tages wehen wollte. Die grünlich-graue Zeltdach mit seiner Weltuntergangsstimmung schluckte es mitsamt dem Zeitempfinden und die klebrige Schwere der Gedanken hatten die heutige Nacht unerträglich in die Länge gezogen. Obwohl es nicht regnete, stand der Nosferatu zusammen gekauert unter einem altem Abflussrohr, dass aus dem mit Büschen und Bewuchs gesäumten Abhang heraus stach. Über ihm lag eine der östlichen Autobanbrücken über die Finster in einer beunruhigenden Dunkelheit und Stille. Für gewöhnlich war die Straße auch mitten in der Nacht so frequentiert, dass doch spätestens alle paar Minuten ein Lichtkegel den Vorhang der Nacht auf riss und ein Fahrzeug hinaus spieh. Ohne die Menschen aber, lag die Brücke nur wie der tote, alte Rippenbogen eines verstorbenen Riesen aus. Er würde über die Jahre langsam weg erodieren, wie das Skelett einer vergangenen Zivilisation. Vergammelte Knochen aus Stahl, als verbleibende Zeugen der einstigen Menschheit. Die wilden Nachkommen der heutigen Menschen würden durch die Trümmer ihrer alten Welt huschen, wie Ratten. Sah so Zachariis Welt aus? Sein Glück, dass er ausgerechnet dies hier als Treffpunkt vorgeschlagen hatte. Aber es wäre einerlei gewesen. Egal wo sie sich getroffen hätten, überall hätte die mürbe machende Stille sie getroffen. Überall hätten sie sich andauernd hektisch umgesehen, weil sie glaubten plötzlich etwas gesehen zu haben. Jemand der sich blitzschnell aus dem Gesichtsfeld zurück zog. Eine verschwommene Bewegung oder auch schon alleine das Gefühl, das da etwas hinter einem war, es wäre ihm überall hin gefolgt.

Allerdings hatte er hier und jetzt ausführlich Zeit sich wirklich vor diesem Flüstern zu fürchten. Während er hier, am Einstieg in die Unterwelt, auf Enio Pareto wartete, war er unendlich alleine und müde. Er presste sich gegen den steilen, moosigen Hang in seinem Rücken, einfach um ganz sicher zu sein, dass dort niemand hinter ihm sein konnte und versuchte ruhig zu bleiben. Hoffentlich kam der Italiener bald. Es war ein jämmerlicher Anblick, wie Finstertals vorzeige Monster dort alleine im Dunkeln stand und sich vor den Schatten fürchtete.

Aber es war wichtig. Es musste getan werden. Es würde sich nach dieser Sache einiges grundlegend ändern in dieser Stadt. Mochten andere Mächte noch so sehr strampeln und zappeln um ihren alten Status Quo wieder herzustellen, für einige Dinge gab es kein Zurück mehr. Dieses hier gehörte dazu.

Lurker sah noch einmal hinauf zu der Brücke. Wo blieb denn der verdammte Vorsitzende vom Prügler Clan? Eigentlich sollte er den neuesten Dauergast von Clan Nosferatu abholen und dann hier her bringen. Zu Füßen des Verborgenen lag eine Rolle matte, feste Folie, in die die noch einige andere Dinge eingewickelt zu sein schienen. Zacharii und sein Sklave hatten sich mit dem falschen angelegt. Sicher war er in den Augen des Koldunen nur eine Laus, aber diese Laus war wirklich überaus sauer und wenn sie nun also sehen wollten wer hier der bessere, herzlose Bastard war, nun diese Frage durfte sich Martin Zieglowski den Rest seiner viel gepriesenen Unendlichkeit fragen, während er jeden Tag, schön dick eingepackt in verrottungsfester Teichfolie erwachte und dann ein paar wenige, zappelige, panische Minuten in der Dunkelheit damit zubringen durfte verzweifelt zu versuchen ein wenig Sauerstoff durch eine Zentimeter dick gewickelte Schicht PVC zu saugen. Vermutlich würde er sich die ersten ein oder zwei Tode noch einnässen und den Kot nicht halten können. Eine weitere, ekelige Zutat seiner neuesten Existenz. Sein Pech, dass Lurker nicht zu den netten, zuvorkommenden Hexern gehörte, die noch fachmännisch irgendwelche Zugänge legen wollten.

Wo bleibt der verdammte Spaghetti mit dem Paket?
 
AW: [Mai 2008] - An der Pforte zu Zieges Hölle

Den Leichnahm achtlos auf die Straße geworfen, seine Kukrisklinge gezogen und in die Dunkelheit spähend lauerte Enio in einer Seitenstraße. Er war niemand seither begegnet. Keine Sau war weit und breit zu sehen gewesen und jeder Sterbliche dieser Stadt vegetierte entweder sabbernd und hirntot irgendwo rum oder lag schon in einer Art Koma. Aber warum hatte er gerade dann diesen Schrei gehört? Und was noch schlimmer war… hatte die Stimme gerade seinen Namen gerufen? Finstertal entwickelte sich langsam aber sicher zu einer ganz eigentümlichen Hölle. Das keine Menschen mehr unterwegs waren und die große Stadt wie ein einziges verlassenes Geisterhaus wirkte, machte die Sache erst richtig schlimm und nahm allen Illusionen den Faktor jeglicher Normalität. So mußte sich ein verdammter letzter Überlebender fühlen in einer dieser beschissenen Endzeitfilmen.

Enio stand erstarrt da und wartete. Sein Blick wanderte gehetzt hin und her in der Hoffnung doch noch eine Quelle für diesen Schrei eines gnadenlos Gepeiningten zu finden. Das war doch nicht nur in seinem Kopf gewesen oder? Nein nein… das konnte nicht sein. Er wußte ganz sicher, daß das nicht der Fall gewesen war. Der Laut hallte immer noch auf unheimliche Weise in seinen Ohren nach und bohrte auf unangenheme Art in Enios Gedächnis. Als wenn er die Stimme erkennen hätte sollen. Der Brujah-Ahn versuchte sich zu entspannen. Was sollte ihm hier schon schaden verflucht! Er war derjenige, der Nachts im Schatten lauerte und sich schon mehr als einmal auf Kosten anderer einen furchtbaren Scherz geleistet hatte. Er war derjenige, der vor nicht allzu langer Zeit einen Haufen Kids auf dem Friedhof fast zu Tode erschreckt hatte indem er ihnen eine grauenvolle Illusion auf den Hals gehetzt hatte. Warum in Teufels Namen sollte er an einer Straßenecke kauern und nach beängstigenden Dingen ausschau halten? Gab es etwas beängstigenderes als er selbst auf dieser Straße? Den Straßen der Großstadt, die er schon so oft als sein Pflaster bezeichnet hatte… lange bevor er nach Finstertal gekommen war? Pah! Enio hatte sich schon so vielem gestellt. Warum sollte er vor einem gequälten Schrei im Dunkeln Angst haben?

Der Italiener raffte sich auf und straffte seine Gestalt. Lächerlich! Er war Kriegsherr dieser verkackten Stadt und Brujah-Ahn obendrein. Und jetzt sah er wie ein verängstigtes Reh das im Scheinwerferlicht eines Autos stand in die Nacht und fürchtet sich. Das war ja albern! Und trotzdem… seine Klinge behielt er in der Hand und wagte es nicht sie wegzustecken, während er sich bückte um den leblosen Körper des Wiedergängers aufzuheben. Er schnappte sich Zieges Überreste mit nur einer Hand und warf ihn mit erfurchtgebietenden Leichtigkeit über die Schulter. Gerade als er den Weg fortsetzen wollte durchfuhr es ihn bis ins Mark. Ein erneuter Aufschrei, gefolgt von einem Schaben, das sich nicht anhörte als ob jemand gerade Dreck von der Straße fegte.
[FONT=&quot]„Bitte nicht! Nein![/FONT]
[FONT=&quot]Hab erbarmen… ich mache alles was du willst, wenn du mich nur verschonst. [/FONT]
[FONT=&quot]Wen muß ich verraten um endlich sterben zu können? Sag es mir doch. Ich tu alles… alles. Ich… nein geh weg… BITTE! NEIN! ... Neeeeeiiiiiiiiin!“[/FONT]
Ein Stöhnen folgte und wieder durchdrang ein Aufschrei die Nacht als wären die Straßen Finstertals zum persönlichen Spielplatz eines ausgefallenen und sehr einfallsreichen Folterknechts geworden. Dem langsam ins Röcheln übergehenden Schrei überlagerte sich ein Geräusch als wenn sich eine Stahlsaite zu sehr spannte und zu zerreissen drohte. Man konnte sich nur zu gut vorstellen wie einzelnen kleine Sehne rissen und Stück für Stück das Geflecht nachgab. „Tweng“. Enio warf wild den Kopf in alle Richtungen und blickte sich um wie ein gehetztes Tier aber blieb nicht mehr stehen. Im Gegenteil… er beschleunigte seinen Schritt und legte keinen Wert mehr darauf zu achten, daß es recht unnatürlich aussah wie schnell und unbehindert er sich bewegte, obwohl er doch eine recht schwere Last mit sich trug. Enio wollte nur noch weg hier. Diese Stimme! Er kannte sie… oder etwas nicht?
„Lilly!“ Er wollte es aussprechen aber die Stimme des Turiners brach ab bei dem Versuch zu reden. Aber nein… das konnte nicht sein. Warum sollte er die Stimme seiner Clansschwester im Kopf haben? Oder warum sollte sie durch die Straßen Finstertals hallen. Unmöglich. Er mußte sich getäuscht haben. Es war sowieso viel zu undeutlich gewesen um Enio davon zu überzeugen das es Flynn gewesen war. Diese gequälte Stimme hätte jedem gehören können. Es war vielleicht noch nicht einmal eine Frau. Irrsinn! Totaler Irrsinn.

Der Bruja-Primogen hatte eigentlich schon wieder genug für diese Nacht und dabei sollte er sich mit Lurker treffen. Um wohin zu gehen? In den Untergrund der Stadt? Dort wo es noch dunkler war und man die Hand nicht mehr vor Augen sehen konnte? Da wo irgendwo im geheimen ein Wächter seine Bahnen durch die Kanalisation ziehen sollte, dem Enio sowieso lieber nicht begegnen wollte? Er mußte vollkommen wahnsinnig sein. Einen Dreck würde er tun. Er würde Ziege einfach seinem Deputy vor die Füße knallen, ihm sagen das er ihn irgendwo verscharren sollte und sich dann auf schnellstem Weg wieder in die verdammte Akademie bewegen. Dort war es sicher… oder zumindest fühlte er sich dort besser.

Enio war alleine mit seinen Gedanken während er durch die Straßen rannte und hin und wieder einen Blick auf den Leichnahm warf um zu prüfen ob sich der auch wirklich nicht bewegte. Fast wäre es ihm entgangen, daß er bereits am Ziel war. Er wollte eigentlich nicht im Laufschritt zu dem Treffpunkt kommen und nachdem er sich der Situation bewußt wurde, bremste er abrupt und stand für einen Moment wieder völlig still. Was für ein beschissener Platz für ein Treffen! Enio sah sich um… konnte aber Lurker nirgends sehen. Natürlich! Wie sollte er auch. Der verfluchte Nosferatu hatte sich bestimmt irgendwo in den Schatten verkrochen oder lauerte sontswo. Enio wollte nicht lange Verstecken spielen, deshalb griff er wie so oft zu völlig unsubtilen Mitteln. Er warf Ziege kurzerhand zu Boden und blöckte in die Nacht. „Lurker! Wo sind sie verdammt!“ Es war kein sonderlich vertrauenserweckender Anblick, den der Sheriff bot. Er sah angespannt aus und wirkte gehetzt. Auserdem hatte er immer noch dieses beschissene lange Messer in der Hand. Es sah gefährlich aus… keine Frage. Für Enio selbst erfüllte es im Moment keine andere Funktion als ein Schnuller für ein Neugeborenes.
 
AW: [Mai 2008] - An der Pforte zu Zieges Hölle

Er hätte Stein und Bein geschworen, dass seine Nerven so sehr zum zerreißen gespannt waren, dass ihm nichts entgehen konnte. Dummerweise konzentrierte er sich völlig auf die Autobahn über sich und rechnete daher überhaupt nicht damit, dass jemand sich einfach zu Fuß nähern würde. Als also der Kriegsherr aus dem Gebüsch brach, mit gewetzten Messern in der Hand und seiner grausigen Fracht auf der Schulter, zuckte Lurker nicht nur zusammen, er machte beinahe einen Satz und es entfuhr ihm ein sehr peinliches und höchst unwürdiges Quieken.
Sofort ging er in eine abgehockte Position und riss seinen unnatürlich weiten Schlund auf. Fauchend fuhren seine riesigen Schneidezähne aus und auch die dahinter liegenden Reihen aus schartigen Zahnruinen schienen sich angriffslustig aus dunklem, verdorrtem Zahnfleisch zu recken. Der Körper des Nosferatu vibrierte vor Schreck, aber auch vor aggressiver Wehrhaftigkeit. Was immer ihn da aus dem Dunkel angriff, er würde wie eine wütende Ratte in sein Gesicht explodieren.

Erst nach und nach sickerte die Erkenntnis durch, dass es Enio war und das er zwar glutäugig mit einem bösartig aussehendem Messer in seine Richtung zeigte, aber keine Anstalten machte ihn aufzutrennen. So standen sie sich in der Dunkelheit gegenüber. Ein paar Schrecksekunden vergingen, bevor er sich wieder aufrichtete und in einer ziemlich sinnlosen Geste seine Kleidung richtete, als wäre sie vorher zu einem bestimmtem Muster angeordnet gewesen.

Verzeihung.

Murmelte er dann auch leise und blieb erst einmal wie ein ertappter Lausbube unschlüssig stehen. Wenn das nicht Pareto gewesen wäre, sondern irgendetwas anderes das durch die Nacht streifte und Vampire jagte, hätte es ihm jetzt mit Sicherheit den Garaus gemacht. Normalerweise hätte ihn nichts so überrumpeln dürfen, aber seine Gedanken fühlten sich an wie Dörrfleisch. Auch das war wohl eine Art wie man Zachariis Fluch zum Opfer fallen konnte. Noch dämlicher wäre es sicher gewesen, wenn er vor eine Straßenbahn gelaufen wäre.
 
AW: [Mai 2008] - An der Pforte zu Zieges Hölle

In einer anderen Nacht und mit einem anderen Gemütszustand hätte der Brujah höchstwarscheinlich anders reagiert. Die normale Reaktion eines Enio Pareto wäre wohl gewesen den Leichnahm augenblicklich fallen zu lassen und sofort auf Angriff zu schalten oder wenigstens eine vernünftige Verteidigungsposition einzunehmen um sich der Gefahr zu stellen, die ein fauchendes und Zähne bleckendes Kainksind eigentlich immer bot. Diese Nacht war aber alles anders. Finstertal war in Habacht-Stellung und nicht nur die Menschen dieser Stadt schienen davon befallen zu sein, sondern mitlerweile kam es einem so vor als ob jedes verdammte Gebäude den Kopf eingezogen hatte und sich am liebsten schnellst möglich aus dem Kaff verdrücken wollte. Grausame Stimmen hallten in der Nacht und die Straßen von Finstertal waren erfüllt von dem Geschrei gefolterter Seelen. Man bekam eine Gänsehaut obwohl man dazu nicht mehr in der Lage sein sollte. Womöglich ging es der Autobahnbrücke sogar genauso und sie hatte damit zu kämpfen aufgrund ihres angsterfüllten Zittern die Pfeiler nicht einstürzen zu lassen.

Heute war keine normale Nacht und deshalb reagierte Enio auch nicht normal. Anstatt sich der Gefahr würdevoll und mutig zu stellen stolperte er zwei Schritte nach hinten und wäre fast mitsamt dem Leichnahm von Ziege getürzt. Es war ihm noch nicht einmal gelungen die Zähne zu fletschen und ebenfalls zu fauchen. Es sah ungeschickt und überrascht aus und strafte den ersten Anblick des Kriegsherren mit seinem Messer und dem eiligen Schritt eigentlich Lügen. Ein ungehaltenes „Mann verdammt!“ hustete dem Nosferatu entgegen aber Enio wirkte nicht ernsthaft erbost, sonder fast ein wenig erleichtert.

So standen sie sich gegenüber die zwei Monster der Nacht. Voreinander erschrocken wie zwei kleine Kinder, die beide um ein Hauseck laufen und fast zusammenstoßen. Enio fasste sich schnell wieder und steckte endlich seine Kukris wieder weg. „Schon gut. Ist eine verdamme Scheißnacht. Die Straßen haben Augen und man könnte meinen, daß von irgendwo her immer jemand nach einem ruft. So still es in dieser Geisterstadt ist... so unruhig ist es auch.“ Enio sprach nicht sehr oft wie ein Geschichtenerzähleronkel und alleine diese Tatsache sollte Lurker wieder ein Stück mehr davon überzeugen, daß etwas ganz und gar nicht stimmte in dieser Stadt. Aber naja... wie sollte es das auch?

Enio versuchte wieder zurück zum Sachlichen zu kommen. „Also gut. Wohin jetzt? Wird Zeit, daß wir Zieglowsky weg bringen. Sie glauben gar nicht wie bereitwillig die Regentin ihn mir überlassen hat. Ich schätze mal sie ist froh wenn er weg kommt und vermutet selbst, daß ihr eigener Clan oder einfach nur Johardo selbst nicht einverstanden damit ist, wenn wir den Wichser dingfest machen. Aber egal... lassen sie und hier abhauen. So komisch das klingt... aber ich bin froh wenn wir weiter unten sind und die Straßen Finstertals über uns zurück lassen können.“ Es klang sogar für Enios eigenen Ohren etwas merkwürdig. Sicher... er war jemand, der schon so manche Nacht in der Kanalisation verbracht hatte und auch den einen doer anderen Schleichweg durch die Katakomben dieser Stadt kannte. Aber er war nunmal ein Kind der Oberfläche und hielt sich immer nur sehr nah an dieser auf. Weit nach unten zog es ihn eigentlich nie. Zumal er mitlerweile wußte, daß irgendwo da unten ein merkwürdiger, bizarrer Wächter seine Runden zog und das Reich der Verborgenen bewachte. Oder einfach nur sein eigenes. Enio war sich bewußt darüber, daß er ab einer gewissen Tiefe höchstwarschienlich ohne den Deputy nicht mehr da unten raus kommen würde oder zumindest eine halbe Ewigkeit dazu brauchen würde. Es war eine Mordslast die Enio auf sich nahm und endlich diesen wiederlichen Sack von einem Wiedergänger los zu werden. Zumindest solange bis man seinen verdammten Anker zu dieser Welt gefunden hatte und Ziege endlich ein für alle mal vom Antlitz dieser Erde fegen konnte. Enio war sich sicher, daß er in dieser Nacht dabei sein würde.
 
AW: [Mai 2008] - An der Pforte zu Zieges Hölle

Irgendwie war das eine von diesen Situationen, aus denen man ohnehin keinen wirklichen Ausweg finden konnte um noch irgendjemandes Gesicht zu wahren. Der Sheriff tat also was er vermutlich immer tat, wenn etwas nicht recht in das Schema passen wollte und überging die Angelegenheit mit einer markigen Bemerkung.
Ständen sie nicht in diesem Augenblick unter einem grau-grünem Himmel, der wie ein Vorbote der Apocalypse einen Festungsring aus Wolken nach dem Anderem aufeinander türmte, hätte es der Nosferatu sicher gebührender als angenehm empfinden können, das sie nicht so tun mussten als wenn sie keine abartigen Monster wären, indem sie höflich plauderten und sich mit Silberkelchen zuprosteten.
Paretos 'kann ja mal passieren' wurde also dankend aufgegriffen und Lurker tat seinerseits was er am besten konnte um von dem peinlichem Moment Abstand zu gewinnen. Anstatt ein Gespräch zu beginnen, lenkte er sich ab, indem er sich beschäftigte.

Mit einem raschem Griff hatte er ein Bündel zum Vorschein gebracht, das er nun auszupacken begann. Es bestand aus Komponenten die man in jedem Baumarkt finden konnte. Allerdings waren dies keine Produkte die nach dem geringstem Preis ausgewählt worden waren. Kunststück wenn man, wie der Nosferatu, niemals bezahlen musste, wenn man sich etwas nahm.
Lurker breitete eine durchsichtige Plane aus Folie aus. Es war Verpackungsmaterial, mit dem üblicherweise schweres Stückgut auf Paletten umwickelt wurde, damit es transportiert werden konnte. Sie war extrem zäh und wo es einem kräftigem Menschen durchaus noch möglich war eine einzelne Lage zu zerreißen, war dies bereits bei zwei Lagen übereinander nicht mehr machbar. Eigentlich brauchte man eine Verpackungsmaschine mit einem schwenkarm um die schwere Rolle mit dem Material zu bewegen, aber einem Vampir, zumindest einem mit den entsprechenden , körperlichen Attributen, war es durchaus möglich sie zu packen und etwas darin einzuschlagen.

Mit einer knappem Geste, bedeutete er dem Italiener den Menschen auf die Folie abzulegen. Dann begann der verborgene sehr methodisch zu arbeiten. Als erstes untersuchte er die Taschen der Leiche, mit der Routine von jemandem der es gewohnt war tote Körper ihrer Habseligkeiten zu entledigen. Vielleicht fragte sich Enio, was wohl die Haupteinahme Quelle einer Kanalratte sein mochte. Als die Taschen leer waren und er ihren Inhalt in eine Tüte gepackt hatte, die er anschließend dem Sheriff anbot, oder zur Seite legte, griff er unter seinen Mantel und hollte ein Messer mit einer rußgeschwärzten, langen, schmalen Klinge hervor. Für jemanden der etwas von diesen Dingen verstand, war schnell zu erkennen, dass diese Waffe keine Replik irgendeines historischen Vorbildes war, sondern einfach nur von einem modernem Schmied, mit den Mitteln ihres Jahrhunderts und modernen Materialen hergestellt worden war und zwar rein auf ihre Funktion ausgelegt. Alles von Reißers Waffen waren Sonderanfertigungen.
Lurker benötigte fünf lange Schnitte um die Kleidung vom Körper zu trennen. Dann nahm er die herunter geschnittenen Stoffe und tastete alles noch einmal durch, um eventuell in die Kleidung eingenähte, oder anderweitig versteckte Dinge zu finden und heraus zu trennen. Anschließend verschwanden auch diese eventuellen Fundsachen und die zerschnittene Kleidung in einem Plastikbeutel.

Hatte er bisher einen einen ruhigen und sicheren Eindruck gemacht, so machte man ihn bei dem nun folgendem eher für abgestumpft halten. Es war nicht einfach nur kalt und glatt, wie ein Stein, sondern steril und völlig unberührt, wie er die Haare des Menschen fest griff und dann mit ein paar schnellen Zügen den Schädel des Mannes mit dem Messer rasierte um dann anschließend die Kopfhaut zu untersuchen. Danach war der Rest des Körpers an der Reihe. Die Finger des Nosferatu flogen wie Fühler über das Leichenfleisch, tasteten, ob irgendwo etwas zu finden war, das dort nicht hin gehörte.
Nicht nur, dass Lurker einem Tzimiscen Diener ohne weiteres zutraute Dinge unter der Haut zu tragen, nein, er hatte mit eigenen Augen gesehen, wie manche von Ihnen Dinge in speziellen Taschen aus Fleisch in ihrem Körper trugen. Möglich das auch Zieglowskis Körper so eine abartige Hauttasche aufwies.

Sicherlich wünschte man sich, das die Untersuchung damit abgeschlossen war, aber noch war Lurker nicht am Ende. Wie zu befürchten gewesen war, ging es nun ans eingemachte. Eventueller Schmuck wurde abgenommen, wobei Ringe und Ketten genauso in einem Beutel verschwanden, wie Piercings oder Ohrringe. Wenig zimperlich riss der Verborgene Letzteren Körperschmuck, so er denn welchen fand, einfach mit einem hartem, schnellem Ruck ab. Dann waren die Körperöffnungen an der Reihe. Angefangen beim Mund, wobei er besonders darauf achtete, ob der Mann Füllungen in den Zähnen hatte. So alt wie er den Luden schätzte, durfte dieser keine modernen Zahnfüllungen haben. Vielleicht einen Goldzahn, aber keine Kronen, oder sonstigen Zahnprotesen. Wenn doch welche vorhanden waren, dann wäre das wohl verdächtig, weswegen der Nosferatu sie kurzerhand herausbräche und am Ende der Prozedur Haare, Schmuck und alles was er sonst noch finden mochte, eintütete und ebenfalls an Enio übergab, oder beiseite legte, falls dieser nicht wollte.

Der ganze Vorgang dauerte gnädigerweise nur etwa eine Viertelstunde und die Kanalratte arbeitete konzentiert, schnell und schweigend. Außerdem war man, wenn man Kriegsherr der Stadt Finstertal war sicherlich nicht übermäßig zimperlich und zu allem überfluss hatte der Turiner selber bereits beim Verhör des Mannes erlebt wie unangenehm sein Deputy werden konnte. Auch jetzt wirkte er leer wie ein eisig kalter Spiegel. Keine angenehme Sache, aber vernünftigerweise musste der Leichnam korrekt durchsucht und bearbeitet werden, bevor sie ihn einlagerten. Zwar würde es den Bluthexen auch nichts nützen einen magischen Peilsender im Rektum der Leiche zu schmuggeln, weil man auch dann nächtelang hilflos durch das Reich der Nosferatu irren konnte, wenn man wusste in welche Himmelsrichtung man wollte, aber schlamperei war unprofessionell und wer hatte schon einmal von einem Verborgenem gehört, der ein Geschäft unprofessionell abwickelte?

Schließlich begann er damit den Körper in die Verpackungsfolie einzuschnüren. Der Kopf verschwand vorher in einem Plastikbeutel aus dickem, schwarzem Plastik, den man um den Hals zuschnüren konnte. Starkes Gewebeband zurrte alles zusammen und schloss den Kopf luftdicht ab. Der Nosferatu achtete darauf, dass so wenig Luft wie möglich in dem Beutel blieb. Es hatte persönlich nichts gegen diesen Zieglowski. Sicher, der Mann war ein Kotzbrocken, aber wenn man beschließen wollte jeden Kotzbrocken auf der Welt zu seinem persönlichem Feind zu machen, dann würde man wohl eine ziemliche Liste abzuarbeiten haben. Davon ab, gab es aber auch einen ganz simplen, logischen Grund so wenig Luft wie möglich in dem Kokon zu behalten. Das der Blutsklave sich nicht länger als nötig qäulen würde in seinem Todeskampf war eher ein Nebeneffekt. Je schneller er nach jedem erwachen wieder starb, desto weniger Scherereien konnte er versuchen. Mehr als ein oder zwei, panisch zappelnde Minuten würde Martin Zieglowski von nun an jeden Tag nicht mehr haben.

Dann ging alles ganz schnell. Wie eine riesige, schwarze Spinne, wickelte der Nosferatu die Überreste des Mannes komplett in die anschmiegsame Folie und garnierte das grausige Ding noch hier und dort mit Kabelbindern wo es nötig war. Der Trick an diesem Gefängnis war, dass Arme und Beine dicht und gerade an den Körper gepresst waren. In dieser Position war es kaum möglich ausreichend Kraft zu entwickeln um eine Fessel zu sprengen. Jedes Einwirken verteilte sich außerdem auf eine große Oberfläche, da es nicht möglich war nur partiell an Teilen der Folie zu zerren. In Kombination mit ausreichend metern an Plastikfolie, war es am Ende wohl nicht mehr möglich sich darin noch zu rühren. Selbst wenn man stark wie ein Traktor und im Todeskampf war.

Endlich zufrieden mit seinem grausigem Werk, würde entweder er den Körper nun schultern, oder dies wieder Pareto überlassen, und dann, mit einer einladenden Handbewegung, in Richtung des dunklen Schlundes marschieren, der sie in die Welt unterhalb der Stadt führen würde.
 
AW: [Mai 2008] - An der Pforte zu Zieges Hölle

So wie sich manchmal hühnerhaftes Gegacker zwischen anderen Kainkinder ausbreitete, die sich im Moment eigentlich nichts zu sagen hatten, weil es tatsächlich nichts zu sagen gab, so breitete sich die Stille zwiwschen Enio und Lurker aus und übernahm die Hauptaufmerksamkeit des nicht vorhandenen Regisseurs dieses Moments. Niemand sprach! Weil es einfach nichts zu sagen gab. Auch die angespannte Atmosphäre, der kränklich grüne Himmel, der wirkte als ob ein wirklich betrunkener Gott sich über das Firmament übergeben hätte oder die unheimliche Geräusche und huschenden Schatten in der Nacht konnten nicht erreichen, daß Lurker oder Enio redefreudig drauf losplapperten, nur weil man manchmal durch sinnloses Gequassel seine eigene Nervosität überspielen konnte oder den Schrecken der Nacht damit abmildern konnte. Das würde wohl nicht einmal Gehenna schaffen.

Demzufolge handelte Enio wie Lurker es angenommen hatte und vielleicht hin und wieder mit einem leichten, in der Kapuze kaum erkennbares Kopfnicken andeutete. Der Italiener legte den Wiedergänger auf die ausgebreitete Folie und trat dann wieder zwei Schritte zur Seite. Danach wurde er auf angenehme Weise zum Statisten degradiert. Lurker hatte wohl recht genaue Vorstellungen was mit Ziege passieren würde und vor allem… zu was der alte Wiedersacher fähig war. Die Taschen von Ziege hatte Enio natürlich schon selbst untersucht. Der Kriegsherr hatte nur einmal den Fehler gemacht Ziege nicht gründlich zu durchsuchen und danach hatte er eine Ladung Pohosphor im Gesicht gehabt. So eine Erfahrung mußte man nur einmal machen. Demnach brachte das Durchsuchen von Zieges Taschen und Kleidern keine überraschende Erkenntnisse für den Turiner. Es war vielmehr für Enio viel spannender zuzusehen wie der verborgene diese interessante Waffe hervorholte und Ziege damit die Klamotten vom Leib schnitt. Der Sheriff hatte nunmal ein ausgesprochenes fabel für Klingenwaffen und konnte kaum an einer vorbeischauen. Mehr als reges Interesse war es jedoch nicht und Enio begann weder zu hinterfragen wo Lurker das Schlitzermesser her hatte noch sich sogar danach zu erkundigen.

Enio begann eine Zigarette zu drehen und sah weiterhin dem Nosferatu aufmerksam bei seiner Arbeit zu. Die wurde zunehmend interessanter. Der Sheriff hatte leider in seiner Vergangenheit schon genügend mit den Unholden zu schaffen gehabt und er wurde auch schon Zeuge wie ein Kriegsghul der Tzmiscen aus irgendwelchen Hautfalten oder völlig verrückten Verstecken Dinge hervor holte, die dort eigentlich keinen Platz haben sollten. Trotzdem wäre er bei Ziege nicht unbedingt auf die Idee gekommen ihn zu rassieren und nach Verstecken an seiner Kopfhaut zu suchen. Aber sein Deputy war wohl gründlicher als er.

Sehr sehr viel gründlicher! Enio vergaß an seiner Zigarette zu ziehen während er Lurker dabei zusah wie er die Körperöffnungen des Wiedergängers leerräumte und dabei wirkte als ob er gerade die Zeitung nach einer freien Sttelle durchsuchen würde. Wobei man beim Zeitung blättern vielleicht sogar noch mehr emotionaler Regung zeigen konnte, da man ja vielleicht sogar etwas interessantes zu finden hoffte. Lurker aber stocherte und fingerte an Zieglowskie herum und wirkte dabei als ob es keine drögere und eintönigere Beschäftigung gab, die man aber nunmal machen mußte. Hut ab! Dabei nahm sich Enio vor niemals in die dumme und unglückliche Situation zu kommen in Starre zu liegen und von Lurker untersucht beziehungsweise abgepackt zu werden. Nein… darauf sollte man verzichten.

Es war fast eine Erleichterung als der Deputy damit begann Ziege wegzupacken. Enio begutachtete die Arbeit mit der Folie und hätte seinen Senft dazu gegeben, wenn der Verborgene einen Fehler dabei gemacht hätte. Der Brujah-Ahn hatte jedoch ähnliche Vorstellungen wie Lurker wie schnell der nervige Wiedergänger drauf gehen sollte nachdem er wieder ins Leben zurückgekehren würde. Ziege hatte schon mehr als einmal bewiesen wie nervig und einfallsreich er sein konnte. Je früher er tot war desto weniger Gefahr bestand, daß er es irgendwie doch noch schaffen sollte sich aus seiner ausweglosen Situation zu befreien. Enio warf einen letzten Blick auf den Platikkokon und war sich sicher, daß selbst der Italiener Probleme haben würde sich aus der Verpackung zu befreien. Selbst mit roher Gewalt würde man sicher nur erreichen, daß sich das verdammte Plastik lediglich ein bißchen dehnte, nur um sich danach wieder genauso eng um einen zu legen wie schon zuvor. Ziege würde da nicht rauskommen. Und wenn doch? War da nicht noch die Rede davon gewesen ihm einen Wächter zur Seite zu stellen?

Enio wollte es sich nicht nehmen lassen den Wiedergänger selbst zu tragen. Also warf er sich das Päckchen erneut über die Schulter und folgte Lurker. Zunächst nur hinterher… und dann ging es hinunter. Enio und Lurker hatten sich soweit abgesprochen, daß selbst Enio nicht wissen wollte wo Ziege versteckt wurde. Es war also ein Akt des Vertrauens von Seiten des Brujahs dem Nosferatu überhaupt zu folgen. Er könnte ihn da unten ohne Probleme in die Irre führen und der Italiener würde warscheinlich zwei Tage in die falsche Richtung laufen ehe er überhaupt bemerken würde, daß er die Orientierung verloren hatte. Ohne Zweifel würde das bestimmt ein interessanter Ausflug werden. Enio hasste eigentlich interessante Ausflüge. Aber er folgte dem Nosferatu und verlies die Oberfläche. Hinab! Dort wo sich kein Kainskind aufhalten sollte, das nicht selbst zu den Verborgenen gehörte. Dort von wo so mancher nicht wiederkehrte. Dort wo Zieglowskie seine ganz persönliche Hölle finden sollte. Hinab!
 
Zurück
Oben Unten