Rezension Langfinger

Taysal

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Langfinger


Des Nachts sind alle Katzen grau und schleichen die Einbrecher und internationalen Langfinger durch die Straßen der City. In die Rolle eines solchen Gauners schlüpfen zwei bis fünf Spieler ab acht Jahren, um die ganz großen Dinger zu drehen. Dabei ist es wichtig auf das genaue Timing zu achten und einen guten Plan zu haben. Leider gilt das auch für die lieben Kollegen, die ebenfalls an die wertvolle Beute wollen.

In „Langfinger“ sucht sich jeder Spieler erst einmal eine Spielfigur aus. Jede Figur kommt aus einem anderen Land und hat sich auf ein bestimmtes Werkzeug spezialisiert. Die zum ausgesuchten Langfinger farblich passende Holzfigur wird nun auf den kleinen Spielplan aus Pappe gestellt, und zwar auf die Null. Die Null markiert den Anfang einer Leiste, die bis zwanzig reicht und das Geld der einzelnen Spieler symbolisiert. Sobald einer der Spieler zwanzig oder mehr Punkte erreicht, wird nur noch die laufende Runde zu Ende gespielt, dann steht der Sieger fest. Klingt sehr einfach und ist es auch.

Zur Spielvorbereitung wird erst einmal das Spielfeld hergerichtet. Dazu müssen Werkzeugkarten, Beutekarten und Hehlerkarten verteilt werden. Je nach Spieleranzahl ist auch die Anzahl der ausgelegten Karten unterschiedlich. Auf dem Spielfeld sind die jeweils benötigten Zahlen jedoch aufgedruckt und so ist nach wenigen Sekunden alles vorbereitet. Die Spieler ziehen nun Werkzeugkarten auf die Hand, dann kann es losgehen. Die Spielerin oder der Spieler mit den längsten Fingern bekommt die Startspielerkarte und beginnt mit der Planung.

Jeder Spieler hat drei hölzerne Gaunersteine. Der Reihe nach wird jeweils einer der Steine auf einen beliebigen Ort in der Stadt ausgelegt. Es gibt erst einmal die City selbst. Hier können ausgelegte Werkzeuge eingesackt werden. Dann gibt es noch das Museum und die Villa. Beide Orte werden mit Beutekarten bestückt, die später zu Geld gemacht werden können. Ausnahme bilden Truhen, deren Geldwert wird sofort angewandt und die eigene Figur entsprechend vorgerückt.

In den Ruinen können die Spieler unnützes Werkzeug gegen neue Werkzeugkarten eintauschen, während im Hafen die Hehler der Stadt ein gutes Geschäft versprechen. Sie nehmen jedoch nur die Sachen an, die auf ihren Karten aufgedruckt sind. Manche zahlen etwas mehr als auf der Beutekarte steht, andere nehmen sogar mehr als ein Stück Ware an. Dabei gilt: Normalerweise akzeptiert ein Hehler immer nur eine Art von Beute, auch falls er nach unterschiedlichen Arten sucht.

Auf den Beutekarten sind die entsprechenden Stücke abgebildet. Da gibt es Bilder, Münzen, Gold, Schmuck und Statuetten. Ein Hehler sucht vielleicht nach Gold und Bildern, doch nimmt er nur eines von beiden an. Es ist also stets wichtig einen Blick auf die Hehlerkarten zu haben, um rechtzeitig ein gutes Geschäft abzuschließen.

Sobald alle Gaunersteine gesetzt wurden, werden die Orte in der Stadt der Reihe nach abgeklappert und die Gaunersteine ihrer Reihenfolge nach aktiviert. So beginnt eine Runde stets mit der City, dann kommt die Villa, die Ruinen, das Museum und am Ende der Hafen. Dabei wird bei jedem Durchgang jeweils die erste, die zweite, die dritte - und so weiter und so fort – Position abgeklappert. Das ist ein einfaches und leicht verständliches System, durch das Timing besonders wichtig wird.

So ist es Unsinn sich mit seinem Gaunerstein die erste Position beim Hehler zu sichern, aber den Einbruch erst auf Position zwei oder drei durchzuführen. Besonders kniffelig wird die Sache vor allem dadurch, dass die Mitspieler ebenfalls versuchen die jeweils beste Position zu erreichen.

Um einen Bruch durchzuführen, muss der Spieler das erforderliche Werkzeug auf der Hand haben. Die benötigten Werkzeuge sind auf den Beutekarten aufgedruckt. Was schlussendlich als Beute zu finden ist, bleibt dem Zufall überlassen. Allerdings sind im Tresor Gold und Schmuck, in der Vitrine Statuetten und Münzen und auf dem Podest ein Gemälde. In Truhen steckt immer Bargeld. Jede der Figuren hat sich glücklicherweise auf ein bestimmtes Werkzeug spezialisiert und kann dieses Werkzeug mit seinen Fähigkeiten ersetzen. Das geht in jeder Runde pro Ort aber nur ein mal, ist aber äußerst hilfreich. So kennt sich der Engländer mit Blueprints aus, während die Asiatin ein Faible für Schweißgeräte hat.

Sobald alle Gaunersteine aktiviert wurden, ist die Runde beendet. Steht noch kein Sieger fest, geht es in die zweite Runde. Sämtliche Karten die weggenommen wurden, werden nun entsprechend der Vorgaben ersetzt. Das geht ebenfalls sehr schnell, so wie sich „Langfinger“ überhaupt flott spielt. Im Schnitt können dreißig Minuten für eine Partie angesetzt werden. Das ist vor allem für Kinder besonders gut, da diese selten die Konzentration für komplexe und lang anhaltende Spiele aufbringen. „Langfinger“ eignet sich hervorragend für junge Mitspieler. Und falls der Bedarf nach mehr besteht, dann ist eine weitere Runde blitzschnell aufgebaut.

Das Spiel ist leicht und schnell zu verstehen. Leider ist die Anleitung zwar schick aufgemacht, aber etwas konfus geschrieben. Anhand der Beispiele kommen die Spieler aber schnell dahinter, wie „Langfinger“ zu spielen ist. Kennt jemand am Tisch bereits die Regeln, dann sind diese innerhalb weniger Minuten erklärt. Dabei ist „Langfinger“ schnell zu erlernen, aber die Meisterschaft kommt erst nach ein paar Partien. Immerhin kann das richtige Timing manchmal an den Nerven zehren, denn das Spiel fängt den klischeehaften Einbruch und die dazugehörige Spannung hervorragend ein. Christian Fiore und Knut Happel haben mit ihrem Spiel tolle Arbeit geleistet. Super!

Das Spielmaterial lässt keine Wünsche offen. Die Spielsteine bestehen aus lackiertem Holz, Plan und Karten sind aus Pappe. „Langfinger“ ist recht kompakt und passt problemlos auch auf kleine Tische. Die Illustrationen von Claus Stephan sind sehr witzig und peppen das Spiel ordentlich auf. Die Anleitung kommt auf einer gefalteten DIN-A3-Seite daher, liegt in Deutsch und in Englisch vor. Also sehr international.

Interaktion unter den Spielern gibt es in „Langfinger“ keine. Immerhin will jeder die wertvolle Beute für sich. Taktik ist dagegen nötig, kann aber durch das dominierende Element Zufall über den Haufen geworfen werden. Die Spieler haben keinen Einfluss auf die Vergabe der Karten und müssen mit dem klar kommen, was auf dem Tisch ausliegt. Das ist aber wiederum Teil des Spiels und der Unvorhersehbarkeit eines Gaunerlebens, so dass das wiederum großen Spaß macht.

„Langfinger“ ist ein simples und flottes Gute-Laune-Spiel, das sich auch für Familien mit Kindern eignet. Genau das richtige für einen munteren Spielabend!

Copyright © 2010 by Günther Lietz

Diese Rezension erschien zum Zeitpunkt des Eintrags ebenfalls auf Taysal.net und Buchrezicenter.de.Den Artikel im Blog lesen
 
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