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Kinderaugen
Deine Augen, mein Sohn, so blau,
sie sehen so viel und doch so wenig.
Sie sehen so wenig, und doch zu viel.
Zu viel Streit musst Du mitansehen,
Streit, den ich Dir gerne ersparen möchte.
Kinder sollten nie den Streit ihrer Eltern erleben.
Kinder sollten nie den Streit ihrer Eltern erleben.
Nicht so.
Nicht so oft.
Nicht so oft.
Zu wenig durchblickst Du den Grund dafür mit den Augen.
Und doch ein wenig mit Deiner Seele.
Der Seele, die ich vor jedem neuen Streit zu schützen versuche.
Der Seele, die ich vor jedem neuen Streit zu schützen versuche.
Zu wenig sehen wir voneinander.
Kurze Teilzeitvaterschaft,
in wohlportionierten Dosen.
Geborgte Zeit.
Rationiert vom gleichgültigen Stundenzeiger.
Und doch gerade deswegen:
Wertvoller Zeit.
Siehst Du, wie wertvoll sie mir ist?
Nicht nur das Kurze, das Besondere,
sondern gerade das Alltägliche.
Deine Augen sprechen.
Von Freude, von Glück.
Von kindischer Wut.
Von kindischer Wut.
Von seliger Unwissenheit
und belastendem Wissen.
Von antrainierter Gleichgültigkeit.
Erlernt, um zu ertragen.
Diese Deine Augen zum Lachen zu bringen,
ist der Grund immer wieder zu kommen.
Diese Deine Augen traurig zu sehen,
Diese Deine Augen traurig zu sehen,
ist der Grund nie aufzugeben.
Sieh' in meine Augen, mein Sohn, so blau.
Sie sahen so viel.
Zu viel.
Sie sahen so wenig.
Noch viel zu wenig.
Sei gewiss, dass sie immer auf Dir ruhen,
über dir wachen und für Dich da sind.
Schließ Deine Augen, mein Sohn, so blau.
Schlaf und erwache morgen.
Auf dass Deine Augen lachen und strahlen
Auf dass Deine Augen lachen und strahlen
und mich erneut erblicken.
(C) by Durro