Out of CharacterDieser Thread ist für alle Beschaffungen und Umbauten für und in der Fabrik gedacht. Die Geschehnisse finden in verschiedenen, nicht genau festgelegten Nächten in der Domäne statt.
Richard und Esteban hatten einen Entschluss gefasst: Sie wollten die Ketten der Unterdrückung ein für allemal zerreißen und konstruktiv an einem gemeinsamen Lebensraum arbeiten. Es gab viele Ideen, die es nun umzusetzen galt. Während Richard sich im Inneren der Fabrik tummelte, fuhr Esteban durch das nächtliche Finstertal um Ausschau nach Dingen zu halten, die ihnen bei dem Ausbau ihres neuen Zuhauses helfen konnten. Es ging schon nächtelang so, dass Esteban alles Brauchbare vom Straßenrand einsammelte, was in der Wegwerfgesellschaft dort als Sperrmüll entsorgt wurde. Auf diese Weise kamen sie an Sofas, Stühle, Schränke, Regale, Tische und sonstiges Mobiliar. Auch Rohmaterial wie Spanholzplatten, Bleche und Eisenstangen wurden eingesammelt und in einem extra dafür ausgesuchten Lagerraum innerhalb der Fabrik untergebracht.
Doch es fehlte an elementaren Dingen wie Werkzeug und Baumaterial. Aus genau diesem Grund schlich ein dunkles Fahrzeug durch die Gassen des Industriegebietes. Esteban hielt nach einer Großbaustelle Ausschau und nachdem er rund eine halbe Stunde erfolglos umher fuhr, erblickten seine Augen endlich das passende Objekt seiner Begierde: Es handelte sich dabei um eine Großbaustelle, die sich noch im Rohbaustadium befand. Das Gelände war weitläufig, jedoch von einem großen Bauzaun mit Stacheldraht umgeben. Der Spanier hatte sich für diesen Fall gerüstet. Nachdem er den Wagen abseits des Grundstücks geparkt hatte, entnahm er dem Kofferraum eine alte, zusammen gefaltete Decke. Er schüttelte sie auf, packte das obere Ende fest mit beiden Händen und nahm Anlauf. Estebans trainierter Körper sprintete mit hoher Geschwindigkeit auf den Zaun zu und sprang in die Luft. Mit einem Rasseln und Scheppern landete die Decke auf dem Stacheldraht, doch seine Hände waren geschützt. Es war schwierig, hier einen rechten Halt zu finden, aber nach einigen Klimmversuchen schaffte es Esteban doch noch, sich sicher auf den Zaun zu stemmen und auf die andere Seite zu springen. Als er mit beiden Füßen und einer Hand auf dem Boden landete, war ein wässriges Geräusch zu vernehmen und dreckige Brühe aus einer Schlammpfütze spritzte umher.
Esteban schaute sich um. Irgendwo würde es sicher ein Lager für Werkzeuge geben, denn Baufirmen hatten grundsätzlich weder Zeit noch Lust, jeden Tag auf's neue ihre Gerätschaften zu einem ihrer Bauvorhaben zu fahren. Esteban konnte ausgehobene Erdräben erkennen. Scheinbar wurde bereits die Erdung für den späteren Blitzschutz der Gebäude installiert. In einem der längeren Gräben konnte er Bandeisen erkennen, was seine Vermutung bestätigte.
Esteban schlich zwischen Baucontainern und Betonrohren umher, bis er einen Komplex erkennen konnte, der als Lager genutzt werden konnte. Doch in diesem Augenblick sah er auch etwas, das ihm überhaupt nicht gefiel: Es war ein Wachmann, der mit einer Taschenlampe das Gelände kontrollierte. Dieser bewegte sich glücklicherweise zielstrebig auf eine der mobilen Bautoiletten zu. Esteban hatte eine Idee. Er konnte den Nachtwächter dort einsperren. Doch was war, wenn dieser mit einem Funkgerät Hilfe rufen konnte? Esteban durfte kein Risiko eingehen und sah sich gezwungen, rabiate Maßnahmen zu ergreifen.
In geduckter Haltung verfolgte er den Wachmann, der gerade dabei war, die Tür des Bauklos zu öffnen. Estebans Schritte wurden schneller und lauter. Der Mann drehte sich um - doch da war es schon zu spät. Esteban rammte dem ahnungslosen Geringverdiener mit voller Wucht seine Schulter gegen dessen Oberkörper. Ein verzerrtes Stöhnen entwich dem Mann, als er auf die Knie sackte und sich mit den Händen im Dreck abstützte. Esteban nutzte die Position seines Opfers, um ihm einen heftigen Fußtritt in den Magen zu verpassen. Der Wachmann wurde dadurch reichlich angeschlagen auf den Rücken geworfen. Esteban knüpfte dem Mann sein Funkgerät ab und warf es einige Meter weiter auf den schlammigen Untergrund. Mühelos packte er den Wachmann am Kragen, zog ihn empor, schleuderte ihn in durch die Tür und verschloss diese prompt. Nun blieb das Problem, dass man die Türen von außen nicht verschließen konnte. Esteban, der nun eh schon zu weit gegangen war, riss das gesamte Chemieklo mit aller Kraft in seine Richtung, woraufhin dieses mit der Tür auf den Boden knallte.
Der Spanier staubte zufrieden seine Hände ab - Problem gelöst! Zugegebenermaßen nicht elegant, aber effektiv.
Nun musste es schnell gehen. Esteban trat die Tür des vermeintlichen Lagers ein, nachdem er seine eigene Körperkraft durch den Einsatz seines Blutes bis auf das Maximum anhob. Die Suche nach einem Lichtschalter konnte er sich dank der Macht seines Blutes ebenfalls ersparen, da er schon die ganze Nacht über seine übernatürliche Nachtsicht aktiviert hatte. Doch auch wenn er dies nicht getan hätte, so wären seine fahl glühenden Augen auch eine mögliche und wahrscheinlich ausreichende Lichtquelle gewesen, wenn er seine dunkle Sonnenbrille abgenommen hätte.
Endlich war er am Ziel angekommen. Nach Firmen sortiert waren Lagerstellen angelegt worden. Esteban zog einen Notizzettel und einen Stift aus der Hosentasch und betrachtete die Liste, die er zuvor aufgeschrieben hatte:
-Schubkarre
-große Drahtschere
-Vorschlaghammer
-Mauererkelle
-Eimer (pl.)
-Zementsack
-Spitzhacke
Nach einigem Suchen fand er alles, was er sich notiert hatte, stapelte die Sachen auf eine große Schubkarre und machte hinter jede Notiz ein Häkchen. Zettel und Stift verschwanden wieder in der Hosentasche. Estebans Hände umschlossen fest die Griffe der Schubkarre und als wenn der Teufel selbst ihn verfolgen würde, sprintete er vollbeladen los. Während er rannte, hörte er ein dumpfes Hämmern seitlich hinter ihm. Er überlegte, was dies sein konnte, bis er sich daran erinnerte, dass er ja den bemitleidenswerten Wachmann auf dem umgekippten Chemieklo eingeschlossen hatte. Dieser begann mittlerweile auch damit, ausgiebig zu fluchen. Das gute daran war, dass Esteban somit wusste, dass der gute Herr nicht all zu viel abbekommen hatte. Er wusste sich in dem Moment einfach nicht anders zu helfen, als seine Ziele mit gewissem Nachdruck durchzusetzen.
Endlich am Bauzaun angekommen, griff sich Esteban die ganz oben auf der Schubkarre liegende Drahtschere und fing an, ein Loch in den Bauzaun zu schneiden. Als dieses groß genug war, bog er den Rest mit bloßen Händen auf, so dass er mitsamt den geklauten Utensilien den Wagen erreichte. Vorher zog er jedoch noch die Decke vom Stacheldraht hinunter und warf sie über die Schubkarre. Esteban öffnete den Kofferraum und verstaute jeglichen Kleinkram darin, welcher aufgrund der knapp bemessenen Trunk-Größe des Wagens nicht auf die zurückgeklappten Sitze verstaut werden musste. Diese schützte er vor Verschmutzung und Beschädigung, indem er bereits zuvor die Plastikplane, welche er zum Streichen seines Zimmers verwendete, darauf drapiert hatte. Darauf warf er zusätzlich die Decke und nun konnten auch die sperrigen Dinge im Wageninneren verstaut werden.
Esteban stieg ein und startete den Wagen. Trotz seiner Neigung zu hohen Geschwindigkeiten hielt er sich für diese Tour zur Fabrik äußerst penibel an jegliche Verkehrsvorschriften, um bloß nicht in eine Verkehrskontrolle zu geraten. Lediglich einige Bässe waberten als Schallwellen um den Wagen in die Nacht hinaus, doch dies sollte niemanden stören.
Endlich erreichte Esteban das Gelände der alten Fabrik, die nun den Stützpunkt ihrer Operationen darstellen sollte. Er parkte den Wagen vor dem Eingang und suchte im Inneren der Fabrik nach seinem Freund Richard. War dieser immer noch dabei, Zimmer in den oberen Stockwerken des Turmes zu streichen?