Brainstorming Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

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Ich war es nicht.
Ich habe nichts davon gewusst.
Ich habe nur meine Befehle ausgeführt.


Ich weiss, wo ich ankommen will, aber ich weiss noch nicht welchen Weg ich dahin nehmen werde.
Wo ich ankommen will, dass ist ein Spiel, dass sich um Mitläufer, um willentlich Blinde, um Rückgratlose und um kleine Zahnräder dreht. Um Menschen, die an staatlichen Verbrechen beteiligt sind, und versuchen das vor sich und anderen abzuleugnen.

mfG
fhf
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

du meinst den typischen nazi während des 2 WK., der das später vor seinen enkeln genuaso rechtfertigt?

alsox ich denke 2.WK wär da das naheliegenste, alternativ könnt ich mir auch zusammenbruch des ostblocks vorstellen (gulag-kommisare, stasi etc.)
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Ich will es eigentlich recht allgemein halten. Aber das Nazi Regime ist natürlich die offensichtlichste Grundlage.

mfG
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AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

ausserdem willst du doch endlich wieder ein nazi-rpg, wa?

was natürlich ne möglichkeit wäre, is ne runde history fiction oder sich gar ne eigene science fiction/cyberpunk-schiene zusammenzuschustern...

willst du, dass das zentrale thema mitläufer während der staatlichen barbarei waren oder sich danach so rechtfertigen müssen (nette plots mit flucht, verfolgung etc...)
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Über den Weg bin ich mir wie gesagt noch nicht im Klaren.

Meine erste spontane Idee war es im Alltag zu spielen, und dann einzelne Szenen vielleicht während einer späteren Gerichtsverhandlung stattfinden zu lassen, in der die vorherigen (Un-)Taten (und Untätigkeiten) dann noch einmal in ein neues Licht gesetzt werden.

mfG
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AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Hmm... ein Rollenspiel, welches in Rückblenden spielt.

Man beginnt mit dem Prozess, dann werden Szenen gespielt und anschliessend müssen sich die Charaktere dafür verteidigen...

Erfordert aber nen sehr guten SL!
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Ich bin mir gar nicht so sicher, ob es überhaupt eine klassische Spielleitung braucht.

mfG
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AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Ich bin mir gar nicht so sicher, ob es überhaupt eine klassische Spielleitung braucht.

Nö, aber nen fähigen Richter und Staatsanwalt!

Das wär ne nette Idee mal gegeneinander zu spielen...
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Auf einem Community-Treffen hatten wir eine ähnliche Spielszene.

Alle Charaktere waren LoneStar-Street-Patrol-Officers und einer mußte zu einer Gerichtsverhandlung, um dort gegen einen verdächtigen auszusagen. Der SL hat den Part des Richters übernommen, ein anderer Spieler den des Staatsanwalts und ein weiterer den des Anwalts.
Es war eher lustig, aber so etwas könnte man ohne Probleme auch "ernsthaft" ausspielen.

Eine klassische Spielleitung ist meines Erachtens nicht von Nöten.

Die Idee an sich halte ich für interessant, aber es nur auf Gerichtsverhandlungen einzuschränken, erscheint mir zu diesem Zeitpunkt eher unvorteilhaft.
Die Verteidigungslinie wäre ja immer gleich: "Sir, ich habe lediglich meine Befehle ausgeführt! Ich bin mir keiner Schuld bewußt. Ich bekenne mich: Nicht schuldig."

Interessanter wäre es, wenn man auch die Verteidigung auf alltägliche Situationen überträgt.
Beispiel:
Der Charakter ist Armeeangehöriger (Klischees sind deine Freunde, huh?) und wird zur "Befriedung" eines Landstriches eingesetzt. Später kommen Gerüchte zu Tage, daß die Soldaten Kriegsverbrechen begangen haben und die Medien stürzen sich, wie die Fliegen auf frische, dampfende Scheiße auf diese Story.
Die Frau und die Kinder sehen diese Berichte und stellen ihren Ehemann/ihren Vater zur Rede. Ein "Nein, Schatz. Da war nichts. Ich schwöre es." wird durch immer neue Berichte über grausame Taten entkräftet. Dann begeht ein guter Freund Selbstmord und die Witwe steht auch noch auf der Matte und will Antworten.
Die Berichte werden immer detailierter und ein "Häschen, ich hatte meine Befehle." wird wohl eine sehr fragwürdige Verteidigung vor seiner Frau/seinen Kindern sein.

Das läßt sich natürlich noch endlos weiterstricken, auf andere alltägliche Lebenssituationen übertragen.
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Ich denke eine fundamentalistische 'Wir gegen Die' Gesellschaftsstruktur bildet solche Verhaltensweisen ziemlich leicht nach.

Ausserdem eine uebertriebene Autoritaetsglaeubigkeit und du hast den Mix.

Es muss ein Feind vorhanden sein, den es mit allen Mitteln zu 'neutralisieren' gilt. Ob dieser Fein von Aussen oder Innen kommt spielt keine Rolle.

Wenn die Charaktere in eine Umgebung gestellt werden, in denen sie versuchen, mit allen Mitteln das Gute fuer mein Volk, mein Vaterland, meine Gesellschaft, meine Staatsform, ..., etc. zu erreichten, dann sollte sich der gewuenschte Effekt fast von selbst einstellen.

Der Weg zur Hoelle ist mit guten Vorsaetzen gepflastert...
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

blut_und_glas schrieb:

Wo ich ankommen will, dass ist ein Spiel, dass sich um Mitläufer, um willentlich Blinde, um Rückgratlose und um kleine Zahnräder dreht. Um Menschen, die an staatlichen Verbrechen beteiligt sind, und versuchen das vor sich und anderen abzuleugnen.

Prinzipiell läßt sich das leicht mit vielen Rollenspielen machen. Der Abenteuer-/Kampagnenstil muss entsprechend angepasst werden. Wie man es macht ist einfach Geschmackssache. Besonders anbieten tun sich Settings in denen es mächtige Gruppierungen gibt. (Wie gesagt: mit vielen Rollenspielen leicht möglich.)
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Prisma schrieb:
Prinzipiell läßt sich das leicht mit vielen Rollenspielen machen.

Ich weiss. Aber ich will es nicht mit vielen Rollenspielen machen. Ich will es mit einem machen. Einem das von Anfang an exakt darauf zugeschnitten ist.

mfG
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AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Niedertracht schrieb:
Die Idee an sich halte ich für interessant, aber es nur auf Gerichtsverhandlungen einzuschränken, erscheint mir zu diesem Zeitpunkt eher unvorteilhaft.

Wie gesagt, das war auch nur ein erster Einfall, um die "Verteidigung" zu formalisieren. Man könnte genauso gut auch die Familie (sehr schönes Beispiel) - vielleicht sogar auch mit längerem Zeitabstand ("Was hast du eigentlich damals getan, Opa?"), das personifizierte eigene Gewissen, das jüngste Gericht, oder die Geister der Weihnacht verwenden. Vielleicht braucht man auch gar keine formalisierte und zeitlich nach den Greuel liegende Verteidigung. Ich weiss es noch nicht.

Was ich mir auch wünsche, das ist die Betrachtung von Menschen, die nicht direkt an Untaten beteiligt waren. Es geht mir nicht nur um die Männer der Erschießungskommandos, die nur ihre Befehle hatten, es geht mir auch um die Beamten, die nur Listen mit Namen abgetippt haben, oder die Nachbarn, die nur nichts gesehen haben.

Wie kann ein Mensch so etwas tun?
Wie kann ein Mensch so etwas nicht bemerken?


mfG
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AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Ich steh dem Ganzen skeptisch gegenüber. Es ist machbar, aber...betäubend langweilig.
Wo setzt man denn das Fundament zum Spielen? - ich sehe gerade einen alten Mann, der im zweiten Weltkrieg gedient hat, von 12 Polizisten abgeführt und später vor den Richter geführt, um seine Geschichte zu erzählen. Anschließend folgt eine Rückblende. Der Prozess geht weiter.

Eine Charaktererschaffung ist also überflüssig (oder nur eine Randerscheinung), die Rückblenden soetwas wie der rote Faden an dem sich der Spieler festhalten muss, sodass der Masterlpan vom SL nicht kaputt geht und der Prozess ist ein zähflüssiges Gebrabbel über einen, oder mehrere Charaktere.

Wo bleibt der Kick? - wie soll das Spiel auch für den Charakter etwas werden, wo er mitfühlt, lacht, sich ärgert, oder verzweifelt?
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Erinnert ein wenig an das, was ich von Ron Edwards Spione gelesen hab. :)
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Sieht nach einer Verzweiflungsrede seitens des Staatsanwalts aus, nicht nach den trauernden Worten der Frau des Angeklagten. :nixwissen:
 
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